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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Didaktische und organisatorische Informationen rund um das Praktische Jahr für Studierende und Lehrende – Projektbericht über die Entwicklung und Implementierung der standortübergreifenden Website PJ-input

Artikel Praktisches Jahr

  • corresponding author Angelika Homberg - Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Abteilung Medizinische Ausbildungsforschung, Geschäftsbereich Studium und Lehrentwicklung, Mannheim, Deutschland
  • Elisabeth Narciß - Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Kompetenzzentrum Praktisches Jahr Baden-Württemberg, Geschäftsbereich Studium und Lehrentwicklung, Mannheim, Deutschland
  • Julia Thiesbonenkamp-Maag - Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Geschäftsbereich Studium und Lehrentwicklung, Mannheim, Deutschland
  • Felix Heindl - Medizinische Fakultät Ulm, Kompetenzzentrum eEducation in der Medizin BW, Ulm, Deutschland
  • Katrin Schüttpelz-Brauns - Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Abteilung Medizinische Ausbildungsforschung, Geschäftsbereich Studium und Lehrentwicklung, Mannheim, Deutschland

GMS J Med Educ 2023;40(1):Doc6

doi: 10.3205/zma001588, urn:nbn:de:0183-zma0015882

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2023-40/zma001588.shtml

Eingereicht: 22. November 2021
Überarbeitet: 12. Juli 2022
Angenommen: 31. Oktober 2022
Veröffentlicht: 15. Februar 2023

© 2023 Homberg et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Zielsetzung: Die Ausbildung im Praktischen Jahr (PJ) gewinnt im Medizinstudium an Bedeutung und verlangt von Studierenden ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Ausbildende Ärztinnen und Ärzte haben die Aufgabe, informelle Lernmöglichkeiten bei der Arbeit mit und an Patientinnen und Patienten für Studierende nutzbar zu machen und ihnen schrittweise Verantwortung zu übertragen. Sowohl Studierende als auch Ärztinnen und Ärzte haben einen hohen Informationsbedarf in Bezug auf Rahmenbedingungen oder zur didaktischen Umsetzung der Verantwortungsübergabe. Entsprechende Informationen und Unterstützungsangebote wurden bislang seitens der Fakultäten nur punktuell und wenig standardisiert bereitgestellt. Im Verbundprojekt MERLIN des „Kompetenznetzes Lehre in der Medizin Baden-Württemberg“ wurde eine Plattform für das PJ entwickelt und im Web freigeschaltet. Ziel war die Bündelung von Informationen, um Studierende und Lehrende in ihrem Lehr-Lernprozess zu unterstützen und die Qualität der Lehre im PJ zu verbessern.

Projektbeschreibung: Der Entwicklungsprozess dieser Plattform verlief standortübergreifend in mehreren Schritten. Ausgehend von einer Bedarfsanalyse wurden Inhalte und Materialien zusammengestellt und strukturiert. Dieser Entwurf wurde mittels einer Simulation durch Studierende evaluiert und anschließend überarbeitet. Für die technische Umsetzung wurde eine professionelle Internetagentur eingebunden. Die neu konzipierte Website PJ-input enthält Bereiche für Studierende und ausbildende Ärztinnen und Ärzte sowie fakultätsspezifische und übergreifende Informationen rund um das PJ. Die fakultätsspezifischen Inhalte können hierbei über eine Eingabemaske direkt von den jeweiligen Standorten eingegeben und jederzeit aktualisiert werden. Durch die Bereitstellung didaktischer Materialien kann das kompetenzorientierte Lehren und Lernen im PJ unterstützt werden. Hierbei wurde beispielsweise das Konzept der Anvertraubaren Professionellen Tätigkeiten (APT) aufgegriffen, welches Studierenden und Lehrenden Orientierung für die schrittweise Übernahme bzw. Übergabe von Verantwortung gibt. Die Plattform wurde im Frühjahr 2021 freigeschaltet. Das Nutzungsverhalten wird kontinuierlich über die Webanwendung erfasst.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Evaluationsergebnisse zeigen, dass die Website gut besucht und als unterstützend wahrgenommen wird. Steigende Nutzungszahlen und die starke Frequentierung durch Studierende in den Bereichen „im PJ“ und „nach dem PJ“ der im MERLIN-Projekt beteiligten Fakultäten bestätigen die zielgruppenorientierte Ausgestaltung und Nutzung. Die Seite sollte noch stärker für Studierende vor dem PJ beworben werden, sowie über die Landesgrenze hinweg und bei der Zielgruppe der Lehrenden. Es wird erwartet, dass eine deutschlandweite Einbindung der Fakultäten vor dem Hintergrund der neuen Approbationsordnung zur kompetenzorientierten Umgestaltung der Lehre und Standardisierung der Ausbildung im PJ einen wesentlichen Beitrag leistet.

Schlüsselwörter: Praktisches Jahr, Internet, medizinische Ausbildung, Zugang zu Informationen, klinische Ausbildung, klinische Kompetenz


Einleitung

Verschiedene gesellschaftliche und politische Entwicklungen beeinflussen die Gesundheitsversorgung und wirken sich mittelbar auch auf die Ausbildung in den Gesundheitsberufen aus. So wurden beispielsweise die neue Approbationsordnung für Zahnärzte und Zahnärztinnen sowie die für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten am 22. September 2021 verabschiedet. Auch das Praktische Jahr (PJ) als letzter Ausbildungsabschnitt des Medizinstudiums ist kontinuierlichen Veränderungs- und Anpassungsprozessen unterworfen, beispielsweise durch die in der Novellierung der Approbationsordnung für Ärzte (ÄApprO) 2013 eingeführte bundesweite Mobilität im Praktischen Jahr und die Verpflichtung nach dem Logbuch auszubilden (Änderungsnovelle zur ÄApprO 2002 vom 17.07.2012). Schon vor Jahren wurde die Entwicklung von übertragbaren und gehaltvollen Lernzielen sowie einer besseren Strukturierung und Standardisierung des PJ eingefordert [1], [2]. 2018 erarbeitete eine Expertenkommission zum Masterplan Medizinstudium 2020 Empfehlungen für die Neustrukturierung des Medizinstudiums. Diese sehen bundesweit eine Umstrukturierung des PJ vor. Beispielsweise soll künftig ein Quartal für ambulante Medizin implementiert und verstärkt das Ziel der eigenständigen Versorgung von Patientinnen und Patienten durch PJ-Studierende verfolgt werden [3]. Während in der aktuellen ÄAppro zwei Paragraphen für die Regulierung des PJ vorgesehen sind (ÄApprO 2002, zuletzt geändert durch Art. 3 G v. 16.3.2020 I 497, Abs.1 §§ 3, 4), widmen sich im Referentenentwurf für die neue Approbationsordnung 29 Paragraphen diesem Studienabschnitt (ÄApprO vom 17. November 2020, Kapitel 1 Abs.3 §§ 43 ff). Auch wenn diese sehr detaillierte Regulierung des PJ zu kritisieren ist, muss man doch festhalten, dass das Potential der PJ-Ausbildung aktuell nicht ausgeschöpft wird [4]. Das Lehr-Lern-Setting im PJ ist durch die Arbeit direkt an Patientinnen und Patienten in Universitätskliniken, Lehrkrankenhäusern oder Lehrpraxen geprägt und unterscheidet sich wesentlich von dem des vorangegangenen Studiums. Die Lehre findet größtenteils dezentral am jeweiligen Einsatzort statt. Das Lernen ist wenig planbar, da die Arbeitsorte, Ansprechpersonen, das medizinische Personal und die Patientinnen und Patienten stetig wechseln. Dies bedarf seitens der Studierenden ein hohes Maß an Eigeninitiative, um von den überwiegend informellen Lernmöglichkeiten profitieren zu können [5], [6], [7].

Auch ausbildende Ärztinnen und Ärzte stehen vor der Herausforderung, neben der Bewältigung der eigenen Aufgaben in der Patientenversorgung, Studierende auf ihren späteren Beruf vorzubereiten. Dies gilt für den Studienabschnitt des PJ in besonderem Maße, da die Ausbildung auch an Lehrkrankenhäusern und Lehrpraxen stattfindet, die anderweitig nicht oder kaum an der studentischen Lehre beteiligt sind. Mit der geplanten Einführung eines Pflicht-Abschnitts in einem ambulanten Setting wird der Anteil dieser Einrichtungen noch zunehmen. Der Ausbildungsauftrag geht über die reine Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten hinaus. Vielmehr geht es um die Unterstützung von Studierenden beim Hineinwachsen in die ärztliche Rolle und bei der Übernahme von Verantwortung und letztendlich auch um die Förderung einer entsprechenden Identitätsentwicklung [8], [9]. Sowohl Studierende als auch ausbildende Ärztinnen und Ärzte stehen vor der Herausforderung, sich adäquat zu informieren und passende Lernumgebungen und Strategien auszuwählen. Studierende brauchen Übungsmöglichkeiten, die ihrem Kenntnisstand entsprechen und das richtige Maß an Herausforderung bieten [10]. Darüber hinaus bedarf es auch einer Kontinuität, eines Beziehungsaufbaus und der Herstellung von Vertrauen [6]. Nicht zuletzt müssen die vorgegebenen Lernziele im Blick behalten und die formellen und rechtlichen Regelungen erfüllt werden.

Aktuell werden in Deutschland die für das PJ geltenden Standards in der Lehre weitgehend uneinheitlich umgesetzt [11]. Zwar ist jede Fakultät verpflichtet, Logbücher mit den zu erreichenden Ausbildungszielen bereitzustellen. Diese wurden jedoch sehr heterogen ausgestaltet und verfolgen unterschiedliche Ziele [12], [13], [14], [15], [16]. In der Regel konzentrierten sich die bisherigen Logbücher auf isolierte Tätigkeiten, wie beispielsweise Blutabnehmen, das Durchführen einer Anamnese oder einer bestimmten Untersuchungstechnik, die die Studierenden am Ende des PJ beherrschen sollten. Hierfür wurde der didaktische Dreischritt: Demonstration, mehrmalige supervidierte Ausführung, Routine festgelegt. Künftig soll der Schwerpunkt auf das zunehmend eigenständige Arbeiten der Studierenden und die Übernahme von Verantwortung für ganze Tätigkeitspakete liegen. Die Zuweisung dieser Tätigkeiten wird sich an den sogenannten Anvertraubaren Professionellen Tätigkeiten (APT) orientieren [17], [18], [19]. Dies sind Ausschnitte aus authentischen ärztlichen Tätigkeiten, die der Beobachtung zugänglich sind und Studierenden schrittweise anvertraut werden können [20]. Durch eine Arbeitsgruppe des Medizinischen Fakultätentags (MFT) wurden Leitfäden für die Umsetzung der APT in den Fächern Chirurgie, Innere Medizin und Allgemeinmedizin erstellt [https://medizinische-fakultaeten.de/themen/studium/neue-konzepte-fuer-die-ausbildung-im-praktischen-jahr/]. Auch in der am 27.04.2021 durch den MFT veröffentlichten Neufassung des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin (NKLM 2.0) definiert ein Set von APT das Absolventenprofil des Medizinstudiums [https://www.nklm.de]. Laut dem Referentenentwurf für die neue ÄApprO 2025 kommt ausbildenden Ärztinnen und Ärzten künftig die Funktion einer Mentorin oder eines Mentors zu (Referentenentwurf ÄApprO 2020, § 50).

MERLIN-Verbundprojekt: PJ-Informationsplattform

Diese Entwicklungen und Einflüsse wurden im Rahmen des MERLIN-Verbundprojektes „Kompetenzorientiert lernen, lehren und prüfen in der Medizin“ des „Kompetenznetzes Lehre in der Medizin Baden-Württemberg“ aufgegriffen. Ein Schwerpunkt wurde auf die kompetenzorientierte Weiterentwicklung des PJ gelegt. Im Zuge der Weiterentwicklung dieses Ausbildungsabschnittes wurden Instrumente entwickelt, die zu einer besseren Standardisierung und Strukturierung der PJ-Ausbildung führen und über die Standorte in Baden-Württemberg hinaus bundesweit eingesetzt werden können. Ziel war es, in der Phase der PJ-Ausbildung den Transfer der im Studium erworbenen Kompetenzen in den ärztlichen Berufsalltag zu unterstützen. Begleitend wurde untersucht, welche Rahmenbedingungen lernförderlich sind und die Umsetzung kompetenzorientierter Lehre begünstigen [21], [22]. Hier zeigte sich, dass insbesondere durch die zeitlich begrenzten Ressourcen der in die Klinik eingebundenen Lehrenden, flexible Unterstützungsangebote und eine klare Kommunikation der rechtlichen Strukturen und didaktischen Möglichkeiten maßgeblich sind. In der ersten Projektphase wurde unter anderem ein Manual für ausbildende Ärztinnen und Ärzte entwickelt, das Informationen zu Ablauf, Organisation, Rechten und Pflichten und zu Lehrgelegenheiten des PJ beinhaltet [23]. In der zweiten Projektphase (2017 bis 2021) sollten diese und weitere Informationen über eine standortübergreifende Website Lehrenden und Studierenden zur Verfügung gestellt werden. Die Bereitstellung von Informationen und Lernmaterialien ohne Zugangsbeschränkungen über das Internet kann positive Effekte auf das Lernverhalten haben [24] und bietet eine langfristige, kostengünstige und niederschwellige Möglichkeit, um eine breite Leserschaft zu erreichen [25].

Aus diesen Überlegungen heraus wurde die Entwicklung und Implementierung einer nicht-kommerziellen PJ-Plattform als ein Arbeitspaket des MERLIN-Projektes definiert. Die Website soll eine hohe Nutzer- und Praxisorientierung aufweisen und sowohl den PJ-Studierenden als auch ausbildenden Ärztinnen und Ärzten umfassend, niedrigschwellig und standortübergreifend Informations- und Lernmaterialien über den gesamten Verlauf des PJ zur Verfügung stellen. PJ-Studierende sollen durch die Website eine Hilfestellung bei der eigenverantwortlichen Planung und praktischen Ausgestaltung des PJ und der Selbstlernphasen erhalten. Dabei sollen Rahmenbedingungen des PJ, wie beispielsweise die bundesweite Mobilität, Rechnung getragen werden. Die Website soll auch zur Professionalisierung der ausbildenden Ärztinnen und Ärzten beitragen und diese über aktuelle Rahmenbedingungen informieren und bei der kompetenzorientierten Umsetzung der Lehre unterstützen.

Im Folgenden werden die Entwicklung, Implementation und Evaluation der Informationsplattform nachgezeichnet und reflektiert.


Projektbeschreibung

Die Planung, Entwicklung, Implementierung und Evaluation der Informationsplattform erfolgte in einem vierstufigen Prozess, der sich an bereits bekannte Modelle der Bildungsbedarfsanalyse im Bereich der Hochschuldidaktik und der Erwachsenenbildung anlehnt [26], [27], [28]. Die einzelnen Schritte sind in Abbildung 1 [Abb. 1] dargestellt und werden im Folgenden beschrieben.

Bedarfsanalyse

Um die Website zielgruppengerecht auszurichten, wurden in der Planungsphase Informationen zu bestimmten Fragestellungen gesammelt, analysiert und reflektiert.

Für die Ermittlung der Bedarfe kamen quantitative und qualitative Methoden zum Einsatz. Diese unterschiedlichen Verfahren bieten den Vorteil, dass sowohl bestehende Materialien wie das PJ-Manual evaluiert, als auch neue Inhalte generiert werden können [29]. Für die Erhebung wurden unterschiedliche Zugänge gewählt (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Ausbildende Ärztinnen und Ärzte wurden nach dem Besuch der durch die Fakultät angebotenen didaktischen Schulungen nach weiterem Unterstützungsbedarf in Bezug auf die Lehre im PJ befragt. Durch offene Fragen wurden folgende Themenschwerpunkte ermittelt: Lehre im klinischen Alltag, rechtliche Fragestellungen und Führen des Logbuchs. Die Ergebnisse einer Umfrage zur Nutzung des PJ-Manuals ergab, dass dieses insgesamt als nützlich und hilfreich bewertet wurde [30]. Darüber hinaus wurden sowohl mit ausbildenden Ärztinnen und Ärzten als auch mit Studierenden Einzel- und Gruppeninterviews durchgeführt, mit der Fragestellung: „Welche Informationen wünschen Sie sich auf einer Website über das PJ?“. Die Interviews wurden inhaltsanalytisch ausgewertet [31]. Die Ärztinnen und Ärzte nannten hier insbesondere Informationen zum Einsatz der PJ-Studierenden auf der Station wie beispielsweise Arbeitszeit, Aufgliederung der Tertiale, Checklisten für Gespräche und rechtliche Informationen. Die Studierenden äußerten den Wunsch nach standortübergreifenden Informationen, beispielsweise zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen, Hygiene- und Strahlenschutzvorschriften, Regelungen von Fehltagen und Auslandsaufenthalten sowie Hilfestellung für Bewerbungen. Darüber hinaus kam der Wunsch nach Nachschlagewerken für PJ-spezifisches Wissen, die Einbindung von Videos und Tutorials und nach standortspezifischen Informationen, wie Abläufe des PJ an den jeweiligen Fakultäten. Um dies aufzugreifen und dem Umstand Rechnung zu tragen, dass viele Regelungen und Formulare fakultätsspezifisch sind, sollte auch die Möglichkeit gegeben sein, diese Informationen seitens der einzelnen Fakultäten an den passenden Stellen auf der Website einzubinden.

Bestandsaufnahme

Die Bestandsaufnahme diente zur Identifikation bereits vorhandener Themenbereiche im Internet. Darüber hinaus wurde abgeglichen, inwieweit die in der Bedarfsanalyse ermittelten Inhalte über das bisherige Informationsangebot hinaus gehen und die zu entwickelnde Website einen Mehrwert bieten kann [29]. Hierfür wurden deutschsprachige Plattformen zum Themenbereich PJ unter folgenden Fragestellungen aufgesucht und analysiert:

  • An welche Zielgruppen richtet sich die Website?
  • Was ist die Zielsetzung der Website?
  • Was sind die Inhalte der Website?
  • Ist die Website frei zugänglich?

Es stellte sich heraus, dass sich das bestehende Angebot primär auf die Organisation des PJ bezieht und sich auf die Zielgruppe der PJ-Studierenden beschränkt. Für ausbildende Ärztinnen und Ärzte wurden bislang keine Informationen bereitgestellt und es konnten große Lücken im Bereich der Unterstützung von Lehr-Lernprozessen festgestellt werden.

Zusammenstellung der Inhalte

Bei der Zusammenstellung der Inhalte wurde der Fokus auf die Verwendungssituation PJ und die ermittelten Bedarfe der Zielgruppe gelegt [27]. Zunächst wurden wichtige Inhalte identifiziert und mit den an MERLIN beteiligten medizinischen Fakultäten (Freiburg, Heidelberg, Mannheim, Tübingen, Ulm) in Planungssitzungen, auch unter Einbindung von Studierenden, abgestimmt. Die Inhalte wurden entsprechend der Handlungsanforderungen der PJ-Studierenden und ausbildenden Ärztinnen und Ärzte gegliedert. Beide Personenkreise sollten Zugang zu Grundlagen- und Handlungswissen erhalten, welches sie jeweils für das praxisbezogene Lehren bzw. Lernen benötigen. Bei den Inhalten für die Studierenden zeigte sich eine Untergliederung in die drei Bereiche: „vor dem PJ“, „im PJ“ und „nach dem PJ“ sinnvoll. Weiterhin wurde unterschieden zwischen standortspezifischen Informationen, beispielsweise lokale Ansprechpersonen oder Anmeldetermine und standortübergreifenden Informationen, wie zum Beispiel Termine für die ärztlichen Prüfungen. Für die Lehrenden standen Bereiche wie Organisation, rechtliche Rahmenbedingungen und didaktische Tools im Fokus. Die Zusammenstellung der rechtlichen Aspekte wurde vom Kompetenzzentrum Praktisches Jahr auf Grundlage der aktuellen Gesetzgebung (z.B. § 3 und § 4 ÄApprO 2002, § 276 BGB, § 3 StGB, MuSchuG 2017; StrlSchV 2018) unter Einbindung der jeweiligen Fachvertretung (z.B. Strahlenschutzbevollmächtigte, Hygienebeauftragte) und Berücksichtigung der aktuellen Literatur vorgenommen [32], [33], [34].

Testphase

Die Inhalte und Struktur wurden zunächst in eine Präsentationssoftware (Microsoft PowerPoint) übertragen, um die Anwendung zu simulieren. Auf diese Weise wurde durch eine Prä-Evaluation die Navigation und Nutzerfreundlichkeit inhaltlich und formal überprüft [35].

In Abbildung 2 [Abb. 2] ist ein erster Entwurf für die Struktur der Startseite für die PJ-Studierenden zu sehen. Die einzelnen Bausteine enthalten organisatorische Informationen, aber auch Materialien, die einen direkten Bezug zur Lehr-Lern-Situation haben.

An der Prä-Evaluation nahmen zwei mal zwei PJ-Studierende an einem Think-Aloud-Test [36], [37] teil, bei dem diese durch die Simulation navigierten und hierbei vorgegebene und selbstformulierten Fragestellungen nachgingen. Der Test dauerte jeweils etwa 90 Minuten. Die Klickpfade und die Audiospur wurden mit einem Video-Content-Management-System (Panopto) aufgezeichnet. Zudem wurden die Studierenden hinsichtlich der Attraktivität, Verständlichkeit und Struktur der Simulation sowie zur Relevanz der Inhalte und dem erwarteten Nutzen schriftlich befragt [38]. Die Ergebnisse der Erhebung zeigten, dass der Aufbau der Seite gelungen und entsprechende Informationen leicht auffindbar waren. Die Studierenden begrüßten vor allem die Inhalte, die sich dem Lernen im PJ widmeten, den Abschnitt „nach dem PJ“ und die Qualität und Verlässlichkeit der Informationen. Kritisiert wurden Textblöcke mit viel Fließtext sowie die nicht ausreichend prominente Einbindung wichtiger Dokumente. Einige in den Überschriften verwendeten Begriffe wurden als nicht eindeutig bewertet und erschwerten die Navigation. Zudem wurden Inhalte vermisst, beispielsweise für den Umgang mit Schwangerschaft im PJ. Die Studierenden wünschten sich die Einbindung weiterer Videos und verbesserte Navigationsmöglichkeiten. Ein weiterer Prätest mit ausbildenden Ärztinnen und Ärzten war geplant, entfiel aber aufgrund mangelnder zeitlicher und personeller Ressourcen. Zudem wurde bereits bei der Bedarfsanalyse die Nutzergruppe in Bezug auf die inhaltliche Gestaltung gut eingebunden.

Technische Umsetzung

Die Gestaltung und Umsetzung fand in Zusammenarbeit mit einer professionellen Internetagentur statt. Die Website wurde mit dem freien und im deutschen Sprachraum weitverbreiteten Content-Management-System (CMS) TYPO3 als responsive Website eingerichtet, wodurch die optimale Nutzung auf unterschiedlichen Endgeräten sichergestellt wurde. Wie andere CMS-Systeme besteht auch TYPO3-CMS aus einem Backend, das der Konfiguration, Entwicklung und Inhaltspflege der Website dient, und einem Frontend, das die Website selbst darstellt.

Der Seitenbaum der Website wurde anhand der Rückmeldungen der Prä-Evaluation und der professionellen Beratung gestaltet und angelegt. Zur Darstellung des Contents wurden anhand der bereits festgelegten Inhalte, spezifische Inhaltselemente als Template angelegt. Zur Wahrung eines einheitlichen Erscheinungsbildes wurde nur eine geringe Anzahl an Templates genutzt. Besondere Elemente waren zum einen eine interaktive Karte auf Basis des freien Projektes OpenStreetMap.org zur Anzeige möglicher PJ Einsatzorte, wobei beispielsweise nach Fachrichtung oder nach Einrichtungsart gefiltert werden kann. Zum anderen wurde zur Darstellung der für jede Fakultät spezifischen Inhalte ein spezielles Inhaltsmodul entwickelt, das eine gezielte Bereitstellung der häufigsten Informationen (z. B. Ansprechpersonen, Formulare, Links) unterstützt.

Durch ein spezifisches Rechtesystem und die Verlinkung von Inhalten wurde das Backend so gestaltet, dass ein Zugriff auf die standortspezifischen Anteile und deren Bearbeitung intuitiv und ohne lange Einarbeitung für die verantwortlichen Personen an den Fakultäten möglich ist. Die niederschwellige und einfache Handhabung wird dadurch gewährleistet, dass Inhalte in eine zentrale Maske eingegeben werden können und so beispielsweise Ansprechpersonen an den Fakultäten, die im Frontend mehrfach auftauchen, nur einmalig im Backend eingegeben werden müssen.

Design und Befüllung der Website

Die Gestaltung der Texte und der Aufbau der Bildschirmseiten orientierte sich an den Gestaltungsregeln für Internetplattformen. So wurde beispielsweise auf die visuelle Gestaltung des Screendesigns großen Wert gelegt, da das Erscheinungsbild sich darauf auswirkt, ob die Nutzer sich überhaupt tiefer gehend mit einer Website beschäftigen [39]. Es wurde ein Logo entwickelt und ein Name für die Website vergeben, um ein Wiedererkennungseffekt zu erzielen, eine entsprechende URL generieren zu können und für rechtliche Fragestellungen eine eindeutige Bezeichnung zu haben. Der Name PJ-input wurde ausgewählt, da dieser leicht einprägsam ist und als Akronym aus den Wörtern Informationen praktisch und transparent zusammengesetzt ist. Hierdurch wird die Prämisse hervorgehoben, Informationen anwendungsorientiert anzubieten und kommerzielle oder politische Interessen offenzulegen. Standortübergreifend wurde ansprechendes Bildmaterial zusammengetragen und in die Titelleisten der einzelnen Seiten eingepflegt. Die Texte für die Website wurden so aufbereitet, dass sie möglichst kurz und gut auf einem Bildschirm zu lesen sind. Längere Texte, wie beispielsweis Informationen zum Strahlenschutz, wurden als Broschüre erstellt und als ausdruckbare PDF-Datei eingebunden. Um eine schnelle und problemlose Orientierung und Navigation auf der Website zu ermöglichen, wurden die Bereiche für die Studierenden und die Lehrenden farblich voneinander abgesetzt (siehe Abbildung 3 [Abb. 3]). Zudem wurden die standortspezifischen Informationen visuell kenntlich gemacht. Die Website wurde so eingerichtet, dass der jeweils gewünschte Standort auf der Startseite angeben werden kann. Diese Eingabe wird als Cookie für sechs Monate auf den Rechnern der nutzenden Personen gespeichert. Bei Nutzung in diesem Zeitraum oder bis zur Wahl eines anderen Standortes werden dann jeweils nur die für diesen Standort gültigen Informationen eingeblendet.

Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Um Inhalte und Medien auf die Website einbinden und eigenständig aktualisieren und pflegen zu können, wurden die verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beteiligten fünf Fakultäten in Baden-Württemberg geschult. Diese sollten in der Lage sein, Inhalte auf den standortspezifischen Seiten wie Ansprechpersonen und Anmeldefristen sowie die jeweiligen Einsatzorte eigenständig initial einzugeben und fortlaufend aktualisieren zu können. Der Zugang zum Backend erfolgt zudem über eine spezielle Einstiegsseite mit zusätzlichen Hilfsmaterialien.

Validierung und Launch

Alle Inhalte, Verknüpfungen und eingebundenen Materialien wurden von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Projektteams formal und hinsichtlich ihrer Relevanz, Stimmigkeit und Aktualität überprüft und gegebenenfalls überarbeitet und korrigiert. Die finale Version wurde von der Verantwortlichen des PJ-Kompetenzzentrums Baden-Württemberg freigegeben. Die Bereiche für die Studierenden wurden am 1. März 2020 freigeschaltet, die für die Lehrenden am 2. Mai 2020.

Distribution

Die Website wurde auf unterschiedlichen Kanälen beworben. Gezielt angesprochen wurden die PJ-Studierenden und ausbildenden Ärztinnen und Ärzte über E-Mails und Flyer an den Fakultäten in Baden-Württemberg. Beiträge in Klinikzeitschriften und Newsletter trugen weiterhin zur deutschlandweiten Verbreitung bei. Das entwickelte Logo wurde in die E-Mail-Signatur der Projektbeteiligten eingebunden. Aufgrund der pandemischen Situation konnte eine geplante Verbreitung auf Kongressen und Netzwerktreffen nicht wie geplant umgesetzt werden.

Evaluation

Ein auf der Startseite eingebundenes Evaluationstool ermöglichte im ersten Jahr (vom 15.03.2020 bis 14.03.2021) die gezielte Rückmeldung zur PJ-input anhand von folgenden offenen Fragen:

1.
Wie haben Sie sich bisher über das PJ informiert?
2.
Wie haben Sie von der PJ-Informationsplattform erfahren?
3.
Aus welchen Gründen bzw. mit welcher Motivation haben Sie die PJ-Informationsplattform aufgesucht?
4.
Wie könnte aus Ihrer Sicht die PJ-Informationsplattform verbessert werden?
5.
Welche Inhalte sollten aus Ihrer Sicht verändert, korrigiert oder ergänzt werden?
6.
Haben Sie noch weitere Anmerkungen?

Das Tool wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Team Qualitätsmanagement an der Medizinischen Fakultät Mannheim erarbeitet.

Darüber hinaus wird das Nutzungsverhalten kontinuierlich über die Webanwendungen Webalizer und seit dem 17. Juli 2021 zusätzlich über Matomo erfasst. Hierbei werden jeweils die IP-Adressen anonymisiert, so dass, konform zur Datenschutzverordnung, kein Rückschluss auf den tatsächlichen Anschluss möglich ist.


Ergebnisse der Evaluation und Nutzungsanalyse

An der auf der Startseite eingebundenen Evaluation nahmen im Untersuchungszeitraum 21 Personen teil (PJ-Studierende (n=17), ausbildende Ärztinnen/Ärzte (n=3), ohne Angabe (n=1)). Die geringe Rücklaufquote ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass aus datenschutzrechtlichen Gründen mehrere Schritte durchlaufen werden mussten, um an der Evaluation teilzunehmen. Die Auswertung zeigte, dass sich die Studierenden bisher hauptsächlich über Kommilitonen über das PJ informiert hatten (n=7). Weiterhin wurde das Internet (n=6), Moodle (n=4), offizielle Ansprechpartner der Fakultät (n=4) und Freunde (n=2) genannt. Alle Teilnehmenden gaben an, über offizielle Wege, wie E-Mail, Informationsveranstaltungen oder Moodle auf die PJ-input aufmerksam gemacht worden zu sein. Auf die Frage nach der Motivation wurde am häufigsten Interesse und Neugierde (n=4) genannt, aber auch Gründe wie: Wissensstand erweitern, sich auf den aktuellen Stand bringen, den nachfolgenden Studierenden etwas Nachhaltiges zu hinterlassen. Eine Person betonte, dass sich der Besuch der Seite gelohnt habe und er/sie sich gewünscht hätte, schon vor dem PJ von der Seite erfahren zu haben. Genannte Verbesserungsvorschläge bezogen sich vor allem auf eine stärkere Bewerbung der Seite. Weiterhin wurde die Einbindung weiterer Videos genannt sowie der Wunsch, dass auch die Lehrkrankenhäuser einen Auftritt erhalten. Es wurden keine auf die Website bezogenen Kritikpunkte angeführt. Angeregt durch diese Vorschläge wurden weitere Maßnahmen ergriffen, um die Seite zu bewerben (beispielsweise Aufruf an Partnerfakultäten, Informationsmails an Studierende und Lehrende zu schicken und die Seite auf ihren Lernplattformen zu verlinken). Zusätzlich wurden Videos zum Thema Strahlenschutz und Hygiene erstellt und eingebunden. Da in die Übersichtskarten der Einsatzorte bereits eine Verlinkung zu den Homepages der Lehrkrankenhäuser eingefügt wurde, obliegt es in deren Verantwortung, diese entsprechend zu gestalten.

Die Auswertung des Referrers zeigt, dass die Nutzer hauptsächlich über folgende drei Kanäle auf die Website gelangen: Suchmaschinen, die Homepage der Medizinischen Fakultäten sowie deren Moodle-Lernplattformen.

Die Analyse der Webalizer-Statistik zeigt einen kontinuierlichen Anstieg der Anzahl der Rechner (sites) und Seitenaufrufe (pages) (siehe Abbildung 4 [Abb. 4]).

Die Anzahl der Rechner gibt an, wie viele IP-Adressen die Anfragen an den Server gerichtet haben, identifiziert werden konnten. Damit ist zwar nicht exakt die Zahl der realen Benutzer gemeint, aber die Anzahl der Rechner stellt die zu ermittelnde Zahl dar, die dieser Anzahl am nächsten kommt [https://www.lf.net/support/techinfo/webserver/webalizer.php]. Aus der Statistik lässt sich daher schließen, dass pro Monat derzeit etwa 1.700 Personen auf die PJ-input zugreifen. Die Auswertung der Webanalytik zeigt, dass hauptsächlich Informationen zu organisatorischen Fragestellungen gesucht und schwerpunktmäßig standortübergreifende Seiten im Studierendenbereich aufgerufen wurden. Beispiele für die zumeist eingegebenen Suchbegriffe und Aufrufe sind die Aufwandsentschädigung im PJ und das dritte Staatsexamen.

Die bereichsspezifische Auswertung über Matomo zeigt, dass hauptsächlich die Bereiche „im PJ“ und „nach dem PJ“ genutzt werden und die Bereiche „vor dem PJ“ und „PJ für Lehrende“ seltener aufgerufen werden (siehe Abbildung 5 [Abb. 5]).

Die Auswertung der Verbreitung der Website zeigt, dass diese hauptsächlich innerhalb Deutschlands in Baden-Württemberg, aber auch in weiteren Bundesländern im Südwesten (Rheinland-Pfalz und Saarland) und Norden/Nordosten (Schleswig-Holstein, Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern) genutzt wird. Bei den weiteren Bundesländern ist keine Nutzung zu verzeichnen.

Die weitere Pflege der PJ-input obliegt dem Kompetenzzentrum Praktisches Jahr in der Medizin BW am Standort Mannheim. Hier werden regelmäßig die zur Verfügung gestellten Informationen und Links auf Aktualität überprüft und Verbesserungsvorschläge geprüft und ggf. umgesetzt. Die Einbindung weiterer Fakultäten zur Bereitstellung standortspezifischer Informationen und Open-Source-Materialien wird ausdrücklich begrüßt.


Diskussion

Die aufwändige und professionelle Entwicklung der PJ-input wurde aus Bundesmitteln finanziert, um einen deutschlandweiten Nutzen im Hinblick auf die kompetenzorientierte Ausbildung im Medizinstudium zu generieren. Die Informationsplattform bietet gesicherte Informationen in einem nicht-kommerziellen Rahmen an und orientiert sich an den Bedürfnissen der Zielgruppen. Durch die Einbindung von unterschiedlichen Expertisen (inhaltlich, fachlich und technisch) sowie der Abstimmung der Inhalte über mehrere Fakultäten reduzierten sich die Entwicklungskosten für die Erstellung der verwendeten Materialien, wie beispielsweise der auf der Website eingestellten Videos [40]. Auf diese Weise konnte auch eine Generalisierbarkeit der Inhalte erreicht werden, so dass die PJ-input deutschlandweit genutzt werden kann. Die standortübergreifende und niederschwellige Bereitstellung didaktischer Materialien und Informationen greifen aktuelle Entwicklungen im Medizinstudium auf und stellen ein Alleinstellungsmerkmal dieser Website dar. Die starke Nutzung des Bereichs „nach dem PJ“ zeigt, dass Studierende aktiv nach Informationen zum Übergang vom Studium in den Beruf suchen.

Um die Website bedarfsgerecht auszurichten, wurde eine Bedarfsanalyse durchgeführt. Hier besteht grundsätzlich die Gefahr, dass Bedürfnisse hineininterpretiert werden [41]. Ähnliches gilt auch für die Think-Aloud-Methode [35]. Wie die Auswertung der Webanalytik zeigt, wird die Website bisher gut angenommen, so dass davon auszugehen ist, dass die Bedürfnisse der Nutzer gut antizipiert wurden. Der Zeitpunkt der Freischaltung der Website fiel in den Zeitraum zu Beginn der pandemischen Situation. Hier erwies es sich als vorteilhaft, dass die Website leicht zu pflegen ist, so dass auf kurzfristig erforderliche Änderungen unmittelbar reagiert werden konnte und auch entsprechende standortspezifische Besonderheiten kommuniziert werden konnten.

Insgesamt erforderten die Entwicklung und Implementierung jedoch einen hohen personellen Aufwand, so dass wenig Ressourcen für die Distribution und für die Einbindung weiterer Fakultäten aus anderen Bundesländern, beispielsweise für die Einstellung von standortspezifischen Informationen, blieben. Auch die pandemische Situation zum Start der PJ-input verhinderte eine deutschlandweite Verbreitung, wie sie durch das Projekt intendiert war. Dies hat zur Folge, dass in einigen Bundesländern (noch) nicht auf die Website zugegriffen wird. Auch innerhalb der Projektpartner in Baden-Württemberg musste Überzeugungsarbeit geleistet werden, da in der Regel Informationen rund um das PJ auf der jeweiligen Homepage oder Lernplattformen der Fakultät zur Verfügung gestellt werden und somit der Nutzen einer weiteren Website zunächst nicht erkannt wurde. Daher müssen die Möglichkeiten der PJ-input in der Unterstützung und kompetenzorientierten Ausrichtung der Lehre verstärkt sichtbar gemacht werden. Insgesamt ist eine größere und flächendeckende Nutzung wünschenswert. Durch die Einbindung weiterer Fakultäten und deren Expertise könnte die Seite beispielsweise durch weitere Lehrvideos, Links und Informationsmaterialien angereichert werden, so dass aufwändig erarbeitete Materialien standortübergreifend genutzt werden können. Es wird erwartet, dass durch die Einführung der neuen Approbationsordnung der Informationsbedarf bei Lehrenden und Studierenden steigt. Insbesondere bei der Einführung der kompetenzorientierten Lehre im PJ könnte die PJ-input dazu beitragen, Informationslücken zu schließen und die Implementierung der APT zu vereinfachen und zu standardisieren.

Gleichzeitig besteht die Herausforderung, die PJ-input stetig aktuell zu halten und an sich verändernde Rahmenbedingungen anzupassen.

Die steigenden Besucherzahlen und die positiven Rückmeldungen zeigen, dass das Projektziel, Informationen zur Unterstützung des Lernens im PJ für alle Lehrenden und Studierenden zur Verfügung zu stellen, erreicht wurde. Die hohe Nutzungsrate durch Studierende weist darauf hin, dass entsprechender Unterstützungsbedarf besteht, welcher digital abrufbar ist. Unter Lehrenden muss die Seite noch weitere Verbreitung finden, damit sie zu deren Professionalisierung nachhaltig beitragen kann.


Förderung

Das Projekt wurde gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unter der Projektnummer 01PL17011C und 01PL17011D.


Danksagung

Wir bedanken uns bei den Kooperationspartnern für die gute Zusammenarbeit, bei allen medizinischen Fakultäten, die uns mit Informationsmaterialien und konstruktiver Kritik unterstützt haben, bei den Studierenden, die an der Prä-Evaluation teilnahmen sowie den Projektmitarbeitenden Mara Geißinger, Nicolas Krapp und Mareike Pieper, die wesentlich zur erfolgreichen Umsetzung beitrugen.


Interessenkonflikt

Die Autor*innen erklären, dass sie keinen Interessenkonflikt im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

1.
Nikendei C, Schultz JH, Jünger J. Medizinische Ausbildung innerhalb des Praktischen Jahres [Medical education during the practicum year]. Z Evid Fortbild Qual Gesundhwes. 2012;106(2):73-74. DOI: 10.1016/j.zefq.2012.02.001 Externer Link
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