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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Symposium "Methodik der medizinischen Ausbildungsforschung" des Ausschusses für Methodik der Ausbildungsforschung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung e.V. (GMA) 25./26. Mai 2013 im Lernzentrum der Charité Berlin

Artikel – Projektbericht Humanmedizin

  • corresponding author Katrin Schüttpelz-Brauns - Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, GB Studium und Lehrentwicklung, AG Lehrforschung, Mannheim, Deutschland
  • author Claudia Kiessling - Klinikum der Universität München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • author Olaf Ahlers - Charité - Univerrsitätsmedizin Berlin, Abteilung für Curriculumsorganisation und Klinik für Anästhesiologie m.S. operative Intensivmedizin CVK/CCM, Berlin, Deutschland
  • author Wolf E. Hautz - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Abteilung für Curriculumsorganisation, Lernzentrum und Klinik für Anästhesiologie m.S. operative Intensivmedizin CVK/CCM, Berlin, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2015;32(1):Doc3

doi: 10.3205/zma000945, urn:nbn:de:0183-zma0009452

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2015-32/zma000945.shtml

Eingereicht: 3. Dezember 2013
Überarbeitet: 14. Juni 2014
Angenommen: 30. Oktober 2014
Veröffentlicht: 11. Februar 2015

© 2015 Schüttpelz-Brauns et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Im Rahmen seiner Qualifizierungsarbeit hat der Ausschuss für Methodik der Ausbildungsforschung im Jahr 2013 direkt im Anschluss an die Konferenz „Research in Medical Education“ ein Symposium ausgerichtet, dessen Ziel eine Einführung in die Methoden der Bildungsforschung unter spezieller Berücksichtigung der medizinischen Ausbildungsforschung war. Insgesamt 35 Teilnehmer konnten über eineinhalb Tage aufeinander aufbauende Workshops zu den Themen „qualitative Methoden“, „quantitative Methoden“ oder „Veröffentlichungen“ besuchen. Die Evaluation des Symposiums zeigte große Zustimmung zu dem Format, aber auch Ansatzpunkte für Verbesserungen in der Zukunft. Als eine Konsequenz wird der Ausschuss das Symposium in modifizierter Form in zeitlicher Nähe zur nächsten Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung erneut anbieten.

Schlüsselwörter: Methoden der Bildungsforschung, methodische Qualifikation, Weiterbildung


Einleitung

Der Ausschuss für „Methodik der Ausbildungsforschung“ (MAF) der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) wurde 2005 mit dem Ziel gegründet, die Qualität der im Rahmen der medizinischen Ausbildungsforschung veröffentlichten Studien (Artikel und Kongressbeiträge) und gezielt die notwendigen Forschungskompetenzen zu verbessern [1]. Obwohl von Seiten vieler GMA-Mitglieder in persönlichen Anfragen an die Ausschussmitglieder immer wieder ein hoher Bedarf angemeldet wird, erbrachte eine Internetrecherche in Google zu Workshops / Weiterbildungen zu diesem Thema keine für die Medizin spezifischen Angebote. Eine Online-Umfrage unter Mitgliedern der Association for Medical Education in Europe (AMEE) zeigte ebenfalls einen Mangel an methodischen Werkzeugen für die Medizinische Ausbildungsforschung [2]. Lediglich im Rahmen des Masterstudiengangs MME (Master of Medical Education) werden Grundlagen für die medizinische Ausbildungsforschung vermittelt. Im Rahmen von GMA-Tagungen konnten durch den Ausschuss für Methodik der Ausbildungsforschung vereinzelt Workshops angeboten werden. Für diese standen allerdings aufgrund des jeweiligen Gesamtprogramms nur begrenzte Zeitfenster zur Verfügung. Zudem konkurrierten die Angebote zeitlich mit anderen Verpflichtungen der Mitglieder der GMA. Einen erheblichen Qualifikationsbedarf sahen die Mitglieder des Ausschusses insbesondere in spezifischen Besonderheiten der medizinischen Bildungsforschung wie der Auswahl und Operationalisierung geeigneter abhängiger Variablen, Rekrutierung und Berechnung von Stichproben, Erstellen von Ethikanträgen sowie der Erarbeitung methodischer Vorgehensweisen am konkreten Beispiel.

Der Ausschuss für MAF hat daher am 25./26.05.2013 im Lernzentrum der Charité – Universitätsmedizin Berlin ein Symposium zum Thema „Methodik der Medizinischen Ausbildungsforschung“ abgehalten. Die Veranstaltung richtete sich an alle Personen, die medizinische Ausbildungsforschung durchführen und die dazu nötige Methodenkompetenz in Theorie und Praxis erwerben wollen. Um möglichst vielen Interessent/-innen die Teilnahme an dem Symposium zu ermöglichen, wurde die Veranstaltung direkt im Anschluss an die Konferenz Research in Medical Education (RIME) in Berlin abgehalten.

Ziel des Symposiums war es, den Teilnehmer/-innen die Möglichkeit eines Einstiegs bzw. einer Vertiefung zur medizinischen Ausbildungsforschung im Kontext anderer Disziplinen der Bildungsforschung und der Erziehungswissenschaften zu bieten. Daneben sollte der Rahmen geschaffen werden, Kontakte zu schließen und Erfahrungen auszutauschen.


Bildungsforschung anderer Disziplinen

Das Symposium wurde durch drei Impulsvorträge von Bildungswissenschaftler/-innen verschiedener Disziplinen eröffnet. Im ersten Vortrag wurde am Beispiel von Risikokommunikation die Frage beantwortet, wie statistische Informationen so aufgearbeitet werden können, so dass diese sinnvoll verstanden werden können. Abgeleitet aus empirischen Untersuchungen wurden die Möglichkeiten dargestellt, wie im Prinzip jeder statistische Informationen verstehen und deuten kann [3]. Ursprünglich wurden diese allgemeinen Prinzipien der Risikokommunikation für die Weitergabe von Informationen an Patientinnen und Patienten konzipiert, können jedoch auch auf andere Kontexte, wie zum Beispiel das Erstellen von Unterrichtsmaterialien für Studierende oder Publikationen für eine breite Öffentlichkeit genutzt werden. Im zweiten Vortrag wurden grundlegende Prinzipien der didaktischen Oberfläche von E-Learning Programmen anhand der Cognitive-Load-Theorie (CLT) erklärt [4]. Diese Theorie kann nicht nur auf die Erstellung von elektronischen Lernplattformen angewendet werden, sondern hat auch ihre Relevanz bei der Erstellung von Power-Point-Präsentationen und anderen Unterrichtsmaterialien. Bei der Durchführung von instruktionalen Interventionen spielt daher die Qualität der verwendeten Materialien eine entscheidende Rolle und sollte immer sorgfältig auch unter Aspekten der CLT konzipiert und erstellt werden. Der dritte Vortrag gab einen umfassenden Überblick über Konzepte von Evaluationen [5], wobei der Begriff Evaluation weit über die routinemäßig stattfindenden Zufriedenheitsmessungen im Anschluss an Veranstaltungen hinausgeht. Umfassende Evaluationen beziehen sich auf die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität von Projekten und Programmen und sollten die gängigen Methoden der empirischen Sozialforschung berücksichtigen. Damit können auch Evaluationen oder Begleitforschung im Bereich der medizinischen Ausbildung von den allgemeinen Konzepten und Methoden der empirischen Sozialforschung profitieren.


Workshops zu Forschungsmethodik

Nach den Impulsvorträgen wurden drei verschiedene Workshop-Tracks angeboten, jeweils bestehend aus drei Mal zwei Zeitstunden. In Track 1 konnten die Teilnehmer/-innen an fiktiven Projektbeispielen quantitative Forschungsprojekte von der Entwicklung der Fragestellung über das Forschungsdesign und die Auswertung bis hin zur Erstellung eines wissenschaftlichen Posters selbst durchführen [6], [7] Workshop Track 2 beschäftige sich mit qualitativen Methoden. Der erste Teil dieses Tracks führte in die theoretischen Grundlagen dieser Forschungsrichtung ein. Im zweiten und dritten Teil lernten die Teilnehmer in praktischen Übungen das Leitfadeninterview kennen [8], [9]. Track drei („Veröffentlichungen“) trainierte sowohl kreative Schreibtechniken als auch das wissenschaftliche Schreiben. Im dritten Teil dieses Tracks wurde in Kooperation mit dem Herausgebergremium der GMS Zeitschrift für Medizinische Ausbildung in die Begutachtung von Manuskripten eingeführt [10], [11], [12].

Die Workshops waren zentral konzipiert und enthielten neben kurzen Impulsen viele praktische Übungen und Möglichkeiten zum Austausch praktischer Erfahrungen.


Diskussion von Best-Practice-Beispielen

Im Anschluss an die Workshops wurden im Plenum verschiedene Projekte der medizinischen Ausbildungsforschung durch Teilnehmer/ innen des Symposiums als best-practice-Beispiele vorgestellt und diskutiert. Abbildung 1 [Abb. 1] gibt einen Überblick über das Programm, das in detaillierter Form auch unter http://aco.charite.de/forschung_entwicklung/symposium_methodik_der_ausbildungsforschung einsehbar ist.


Abschlussbetrachtung

Neu an diesem Symposium ist, dass erstmalig ein Gesamtkonzept zur theoretischen und methodisch-praktischen Einbettung der medizinischen Ausbildungsforschung in die Bildungsforschung und die Erziehungswissenschaften vorgelegt wurde. Die 35 Teilnehmer/-innen konnten sich 1,5 Tage intensiv mit Ausbildungsforschung aus mehreren Blickwinkeln beschäftigen und hatten aufgrund der Struktur der angebotenen Workshops (Einsteiger und Fortgeschrittene) auch in den Pausen kompetente Ansprechpartner/-innen. Die praxisnahen Vorträge, Workshops und Projektvorstellungen sollten nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Ideen und Anregungen für eigene Projekte und Forschung geben.

Eine ausführliche Evaluation des Symposiums konnte zeigen, dass die Teilnehmer wie intendiert heterogen bzgl. ihres Hintergrundes waren und das angebotene Format gut annahmen. Vorträge, Workshops sowie die Vorstellung und Diskussion von Praxisbeispielen wurden insgesamt sehr gut evaluiert. Die Teilnehmer/-innen wünschten sich jedoch mehr Zeit für Diskussionen und Austausch. Es zeigte sich außerdem, dass auch zukünftig ein Bedarf für weitere Veranstaltungen dieser Art besteht. Aufgrund der positiven Erfahrungen mit der Kopplung an eine andere Veranstaltung mit großer Zielgruppenüberschneidung wird das nächste Symposium überschneidungsfrei direkt vor der Jahrestagung der GMA stattfinden. Die Impulsvorträge, welche theoretische Grundlagen der Ausbildungsforschung darlegen, werden näher an die Praxis angebunden, mit dem Ziel die Anwendung empirischer Erkenntnisse in der Praxis an Erfolgsmodellen in der Erwachsenenbildung aufzuzeigen. Die Workshops werden aufgrund der Evaluationen noch einmal überarbeitet und in ähnlicher Form, jedoch mit deutlich mehr Zeit angeboten. Die Projektvorstellungen werden zu einem Konzept von kollegialer Beratung umgewandelt. Dazu wird der GMA-Ausschuss für Methodik der Ausbildungsforschung ein Konzept entwickeln.

Die Rückmeldungen haben gezeigt, dass sich die Investitionen an Zeit, Geld und (Wo-)Men-Power gelohnt haben. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Format in der Zukunft in leicht abgewandelter Form noch weiteren medizinischen Ausbildungsforschern helfen wird.


Danksagung

Wir danken der Charité-Universitätsmedizin Berlin, dass Sie die Durchführung des Symposiums ermöglicht hat. Zudem möchten wir uns bei den hauptamtlichen und studentischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Lernzentrums für das große Engagement bedanken.


Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

1.
Brauns K, Marienhagen J, Eitel F, Schubert S, Hahn E, GMA-Ausschuss Methodik der Ausbildungsforschung. Ein Projektplan des GMA-Ausschusses Methodik der Ausbildungsforschung. GMS Z Med Ausbild. 2006;23(4):Doc74. Zugänglich unter/available from: http://www.egms.de/static/de/journals/zma/2006-23/zma000293.shtml Externer Link
2.
Huwendiek S, Mennin S, Dern P, Ben-David MF, van der Vleuten CP, Tönshoff B, Nikendei C. Expertise, needs and challenges of medical educators: Results of an international web survey. Med Teach. 2010;32(11):912-918. DOI: 10.3109/0142159X.2010.497822 Externer Link
3.
Gaissmaier W. Risikokommunikation: Umgang mit Unsicherheit in der Medizin. In: Jahressymposium des GMA Ausschuss für Methodik der Ausbildungsforschung. Berlin, 25.-26.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocID1. DOI: 10.3205/13maf01 Externer Link
4.
Zander S. Instructional Design – Systematische Konzeption medialer Lernangebote. In: Jahressymposium des GMA Ausschuss für Methodik der Ausbildungsforschung. Berlin, 25.-26.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocID2. DOI: 10.3205/13maf02 Externer Link
5.
Soellner R. Grundlagen und Anwendung von Evaluation am Beispiel von Modellstudiengängen. In: Jahressymposium des GMA Ausschuss für Methodik der Ausbildungsforschung. Berlin, 25.-26.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocID3. DOI: 10.3205/13maf03 Externer Link
6.
Schüttpelz-Brauns K, Himmelbauer M. Quantitative Methoden: Von der Fragestellung bis zur Interpretation von quantitativen Forschungsprojekten. In: Jahressymposium des GMA Ausschuss für Methodik der Ausbildungsforschung. Berlin, 25.-26.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocID4. DOI: 10.3205/13maf04 Externer Link
7.
Ahlers O. Quantitative Methoden: Ergebnisdarstellung quantitativer Forschungsprojekte in Form eines Posters. In: Jahressymposium des GMA Ausschuss für Methodik der Ausbildungsforschung. Berlin, 25.-26.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocID5. DOI: 10.3205/13maf05 Externer Link
8.
Schepler P. Qualitative Forschung: Theoretische Grundlagen. In: Jahressymposium des GMA Ausschuss für Methodik der Ausbildungsforschung. Berlin, 25.-26.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocID6. DOI: 10.3205/13maf06 Externer Link
9.
Wiedemann T. Das Leitfaden-Interview in der qualitativen Forschung. In: Jahressymposium des GMA Ausschuss für Methodik der Ausbildungsforschung. Berlin, 25.-26.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocID7. DOI: 10.3205/13maf07 Externer Link
10.
Görlitz A. Kreativitätstechniken beim wissenschaftlichen Schreiben. In: Jahressymposium des GMA Ausschuss für Methodik der Ausbildungsforschung. Berlin, 25.-26.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocID8. DOI: 10.3205/13maf08 Externer Link
11.
Baatz C. Wissenschaftliches Schreiben . In: Jahressymposium des GMA Ausschuss für Methodik der Ausbildungsforschung. Berlin, 25.-26.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocID9. DOI: 10.3205/13maf09 Externer Link
12.
Schüttpelz-Brauns K, Fabry G. Begutachtung von Artikeln bei der GMS Zeitschrift für Medizinische Ausbildung. In: Jahressymposium des GMA Ausschuss für Methodik der Ausbildungsforschung. Berlin, 25.-26.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocID10. DOI: 10.3205/13maf10 Externer Link