gms | German Medical Science

GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Ein Hidden Curriculum für Umweltthemen in der medizinischen Ausbildung: Auswirkungen auf Umweltwissen und Umweltbewusstsein der Studierenden?

Artikel Versteckter Lehrplan Umwelt

Suche in Medline nach

  • author Patrick Straßer - Universität Ulm, Institut für Biochemie und Molekulare Biologie, Ulm, Deutschland
  • author Michael Kühl - Universität Ulm, Institut für Biochemie und Molekulare Biologie, Ulm, Deutschland
  • corresponding author Susanne J. Kühl - Universität Ulm, Institut für Biochemie und Molekulare Biologie, Ulm, Deutschland

GMS J Med Educ 2023;40(3):Doc27

doi: 10.3205/zma001609, urn:nbn:de:0183-zma0016093

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2023-40/zma001609.shtml

Eingereicht: 15. Januar 2022
Überarbeitet: 15. Juli 2022
Angenommen: 4. August 2022
Veröffentlicht: 15. Mai 2023

© 2023 Straßer et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Zielsetzung: Der Klimawandel stellt eine große Herausforderung dar. Bei Klimaschutz und Anpassung an die Folgen des Klimawandels kommt dem Hochschulsektor eine bedeutende Rolle zu. Verschiedene Ansätze zur Integration von Umweltthemen in die universitäre Lehre sind bereits beschrieben, allerdings mangelt es an Daten zur Effektivität der Methoden hinsichtlich Veränderungen im Umweltwissen und Umweltbewusstsein bei den Studierenden. In der vorliegenden Studie wurde deswegen untersucht, ob sich die umweltbezogenen Haltungen von Studierenden durch die implizite Beschäftigung mit medizinisch relevanten Umweltthemen innerhalb eines Online-Seminars verändern lassen.

Methodik: Studierende der Molekularen Medizin im zweiten Fachsemester wurden in einem 14-stündigen Online-Pflichtseminar zum Erwerb additiver Schlüsselqualifikationen, welches selbstorganisierte Phasen sowie Online-Präsenz-Termine umfasste, in zwei Gruppen eingeteilt: die Interventionsgruppe (IG, n=27, davon 20 im Prätest und 21 im Posttest) sollte sich mit medizinisch relevanten Umweltthemen beschäftigen, die Vergleichsgruppe (VG, n=26, davon 22 im Prätest und 21 im Posttest) mit allgemeinmedizinischen Themen. Um Einflüsse auf Umweltwissen, Umweltbewusstsein sowie weitere persönliche Aspekte zu untersuchen, wurden vor und nach dem Seminar Befragungen mittels standardisierter Fragebögen durchgeführt.

Ergebnisse: Durch das Seminar wurde das Umweltbewusstsein in beiden Gruppen nicht signifikant verändert, wohingegen das Umweltwissen der IG durch die Beschäftigung mit Umweltthemen signifikant gesteigert werden konnte. Darüber hinaus schätzte die IG ihr Umweltbewusstsein zu nachhaltigem Arbeiten im Labor nach dem Seminar deutlich besser als die VG ein und das Interesse für Nachhaltigkeitsthemen wurde bei einigen Studierenden der IG geweckt.

Schlussfolgerung: Mit dem angewendeten Ansatz zur Umweltkommunikation konnte hauptsächlich das Umweltwissen der Studierenden erhöht und das Interesse einiger für Klima- und Umweltthemen geweckt werden. Tiefergreifende persönliche Haltungen bezogen auf das Umweltbewusstsein und insbesondere das Alltagsverhalten konnten nicht beeinflusst werden.

Schlüsselwörter: Umweltkommunikation, Klimakommunikation, medizinische Ausbildung, Umweltwissen, Umweltbewusstsein


1. Einleitung

Die Eindämmung des globalen Temperaturanstiegs und die Bewältigung der Folgen des Klimawandels zählen zu den größten Herausforderungen der kommenden Jahre und Jahrzehnte. Der Klimawandel hat globale und regionale Auswirkungen, was sich u.a. in Dürreperioden, Extremwetterereignissen oder einer veränderten Zusammensetzung des Ökosystems bemerkbar macht [1]. Darüber hinaus werden Folgen für den menschlichen Körper und die Psyche sichtbar [2], so dass die Weltgesundheitsorganisation den Klimawandel als die größte gesundheitliche Bedrohung des 21. Jahrhunderts bezeichnet [3]. Alles in allem birgt der Klimawandel enormes soziales Konfliktpotenzial [1].

Um die globale Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf deutlich unter 2°C zu begrenzen, wurde 2015 das Pariser Klimaabkommen beschlossen [4]. In Artikel 12 dieses Abkommens wird u.a. gefordert, die Ausbildung und den Zugang zu Informationen über den Klimawandel zu verbessern. Darunter fallen auch universitäre Lehrangebote, um zukünftigen Führungskräften und Entscheidungsträgern ein Problembewusstsein und das zur Problemlösung nötige Wissen zu vermitteln. Darüber hinaus ist der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Gesellschaft als eine Aufgabe der Wissenschaft anzusehen. Demnach kommt dem Hochschulsektor und der (Hochschul-) Bildung eine entscheidende Rolle beim Klimaschutz und der Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu.

Der Gesundheitssektor trägt mit einem jährlichen Treibhausgasausstoß von durchschnittlich 4,4% des globalen Gesamtausstoßes [5], in manchen Ländern bis zu 10% [6], beträchtlich zum Klimawandel bei. Weiterhin fallen in (medizinischen) Forschungslaboren jährlich mehrere Millionen Tonnen an gesundheits- und klimaschädlichem Plastik an [7]. Kunststoffe sind in ihrem Lebenszyklus so reich an Emissionen, dass hierauf etwa 4,5% der gesamten global ausgestoßenen Treibhausgase entfallen [8]. Gelangen sie darüber hinaus in die Umwelt, sind sie dort langfristig beständig, wodurch von negativen Auswirkungen auf einzelne Individuen, Populationen und die Biodiversität auszugehen ist [9]. Aktuelle Bemühungen zur Minimierung der Emissionen des Gesundheitssektors umfassen mitunter die klimafreundliche Umstrukturierung von Lieferketten und Mobilität, die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft anstelle von Einwegprodukten sowie die Umstellung auf ein nachhaltiges Energiemanagement in Gesundheitseinrichtungen [10]. Damit zukünftige praktizierende und forschende Medizinerinnen und Mediziner dem Ziel eines nachhaltigen Gesundheitssektors gerecht werden können, müssen sie durch eine zielgruppenspezifische Umweltkommunikation verstärkt u.a. zu den Themen Klimawandel und Umweltverschmutzung aufgeklärt und sensibilisiert werden.

Um den Integrationsbedarf an Umwelt- und Klimathemen in die Lehre, besonders die Aufnahme in Kurse und Curricula [11], zu decken, stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, über die diese Themen entweder in bestehende Lehrveranstaltungen eingebettet oder gänzlich neue Angebote geschaffen werden. Von der Integration von Umweltthemen in eine einzelne Lehrveranstaltung („Piggybacking“) oder in einen gesamten Kurs („Mainstreaming“) bis hin zur Konzeptionierung neuer Module („Specialising“) und neuer transdisziplinären Kurse („Connecting“) werden verschiedenste Ausgestaltungen umgesetzt. Das „Piggybacking“ kann einen zeit- und ressourceneffizienten Startpunkt für die Weiterentwicklung zu breit angelegten Lehrplänen und interdisziplinärer Umweltbildung darstellen [12].

Weiterhin zeigt eine aktuelle Studie aus Heidelberg, dass Studierende in ihrem letzten Studienjahr zwar um die Auswirkungen des Klimawandels wissen, sich aber ihrer sozialen Verantwortung zur Kommunikation und Prävention nicht ausreichend bewusst sind [13]. Diese Kluft zwischen Wissen und Handeln ist ein vielbeschriebenes Problem [14], [15], [16] und wie diese geschlossen werden kann, ist eine entscheidende Frage der Zukunft.

Zielsetzung: In der vorliegenden Studie sollte untersucht werden, ob sich das Umweltwissen und das Umweltbewusstsein inklusive dem Umweltverhalten von Studierenden der Molekularen Medizin der Medizinischen Fakultät Ulm durch die implizite Beschäftigung mit medizinisch relevanten Umweltthemen innerhalb des Pflichtseminars „Präsentations- und Moderationstechniken“ zum Erwerb additiver Schlüsselqualifikationen (ASQ) verändern lassen. Dazu wurde das bestehende Seminar inhaltlich angepasst ohne die ursprünglichen, für die Studierenden publizierten Lernziele zum Thema der Veranstaltung zu verändern. Der versteckte Ansatz mittels Hidden Curriculum wurde bewusst als Methode gewählt, um mögliche Haltungsänderungen bei den Studierenden ohne zeit- und kostenintensive Umstrukturierung einer bestehenden Lehrveranstaltung zu bewirken.


2. Methoden und Durchführung

2.1. Seminarbeschreibung

Die vorliegende Studie wurde im Seminar „Präsentations- und Moderationstechniken“ im Sommersemester (SS) 2021 an der Universität Ulm durchgeführt. Es handelt sich um eine Veranstaltung zur Vermittlung von überfachlichen und praxisnahen Kompetenzen (additive Schlüsselqualifikation, ASQ), was einen expliziten Bestandteil dieses Bachelorstudiengangs darstellt. Das Corona-bedingt Online-basierte Pflichtseminar für Studierende der Molekularen Medizin im zweiten Fachsemester mit insgesamt 14 Stunden erstreckte sich über den Zeitraum des gesamten Semesters (eine Semesterwochenstunde). In 11 Phasen, bestehend aus Aufgaben zur selbstorganisierten Bearbeitung (individuell und im Team) sowie Online-Präsenz-Terminen via Videokonferenzen, erlernten die Teilnehmenden in Theorie und Praxis das Ausarbeiten und Präsentieren wissenschaftlicher Vorträge. Auf Basis bereitgestellter Präsentationsfolien zu vorgegebenen Vortragsthemen erfolgte zunächst in Kleingruppenarbeit (5-6 Studierende pro Kleingruppe) die Vorbereitung eines Vortrags, welcher in einem Online-Präsenz-Termin von einer Person der Gruppe in einer ersten Vortragsrunde präsentiert wurde. Nach Feedback von Studierenden und Dozierenden und der Erarbeitung der Grundlagen eines wissenschaftlichen Vortrags erfolgte die Optimierung der Folien. Dazu durften die Studierenden die Präsentationen grafisch, strukturell sowie inhaltlich abändern, wobei eine thematische Nähe zur ersten Version gefordert war. Zum Abschluss fand deren Präsentation im Rahmen eines kurzen Fachvortrags (zweite Vortragsrunde) statt (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).

Die Lernziele bestanden darin, dass die Studierenden nach dem Besuch des Seminars in der Lage sein sollten,

1.
einen (wissenschaftlichen) Vortrag inhaltlich strukturiert und nachvollziehbar aufzubauen,
2.
Medien und Visualisierung gezielt einzusetzen,
3.
die Grundlagen des allgemeinen Präsentierens zu beherrschen und
4.
(wissenschaftliche) Vorträge, Arbeiten und Studien zu diskutieren.
2.2. Gruppeneinteilung und Inhalt der Studie

Alle 53 Seminarteilnehmenden konnten sich bei der Kurseinschreibung in eine von zwei Gruppe eintragen ohne den Kurs- und Studienaufbau, die Lernziele oder die behandelten Inhalte der jeweiligen Gruppen zu kennen. Die Dozierende nahm darauf keinen Einfluss. Die Verteilung der Vortragsthemen, mit denen sich die Studierenden in Teams zu je 5-6 Personen während des gesamten Seminars im intensiven Selbststudium befassten, erfolgte anhand der Teilnehmerliste in alphabetischer Reihenfolge.

Um zu untersuchen, ob sich Umweltwissen und Umweltbewusstsein durch Foliensätze mit medizinisch relevanten Umweltthemen beeinflussen lassen, sollte die Interventionsgruppe (IG) mit 27 Teilnehmenden und 5 Teams à 5-6 Personen Vorträge zu folgenden Themen aufbereiten:

1.
Plastik – gesundheitsschädlich, ja oder nein?
2.
Auswirkungen des Klimawandels auf die psychische und physische Gesundheit
3.
Einfluss des Gesundheitswesens auf die globale Erwärmung
4.
Plastikverbrauch in Forschungslaboren – alles nötig?
5.
Was hat die Corona Pandemie mit dem Artenschwund zu tun?

Dem Gegenüber wurden an die Vergleichsgruppe (VG) mit 26 Studierenden und 5 Teams à 5-6 Personen folgende allgemeinmedizinische Themen vergeben:

1.
Sollte jede/r automatisch Organspender/in sein?
2.
Impfpflicht – für und wieder?
3.
Sind alle eingesetzten Corona-Impfstoffe gut?
4.
Sprechstunden online: eine gute Alternative zum klassischen Arztbesuch?
5.
Der Einfluss der Pharmaindustrie auf das Gesundheitswesen.

Nicht alle Seminarteilnehmende nahmen an den beiden Befragungen teil, sodass die Auswertung im Prätest mit n=20 Studierenden (IG) und n=22 (VG) sowie n=21 im Posttest (beide Gruppen) durchgeführt wurde.

2.3. Datenerhebung und -auswertung

Die Datenerhebung erfolgte vor Beginn des Seminars und Bekanntgabe der Vortragsthemen (Prätest) sowie nach Beendigung des Seminars (Posttest) in je einem Zeitfenster von zwei Tagen mittels Online-Fragebögen (Tivian XI GmbH, EFS Survey, Version 21.2) auf freiwilliger und anonymer Basis. Für die Studie wurden die Teilnehmenden jeweils über die offizielle Universitäts-E-Mail-Adresse eingeladen. Hierfür erhielten alle Studierenden einen ihrer Gruppe entsprechenden Einladungslink von der Dozierenden. Als Anreiz für die Teilnahme wurde „eine kleine Überraschung“ (ein kleiner Snack) zugesagt, wofür zwei Lösungswörter auf der letzten Seite der beiden Umfragen aufgeführt waren. Dieses Vorgehen wurde zu Beginn des Seminars kommuniziert und die Studierenden gebeten, die Lösungswörter zur Abholung der Überraschung mitzubringen.

Aufgrund der Stichprobengröße von jeweils n<30 wurde als statistisches Verfahren der nichtparametrische Wilcoxon-Mann-Whitney-Rangsummentest verwendet. Unterschiede ab einem p-Value <0,05 wurden als signifikant eingestuft. Alle Analysen wurden mit der Software IBM SPSS Statistics for Macintosh Version 28.0.1.0 (IBM Corp.) durchgeführt.

2.4. Fragebogen

Um mögliche Veränderungen bei den Studierenden durch die umweltrelevante Intervention (Foliensätze mit medizinisch relevanten Umweltthemen) festzustellen, wurde eigens für die Studie ein Fragebogen entwickelt (siehe Anhang 1 [Anh. 1]).

Für einen Gruppenvergleich wurden im Prätest soziodemographische Daten der Teilnehmenden wie Alter, Geschlecht, Vorausbildung und Engagement im Umweltbereich erhoben.

Zur Erfassung umweltbezogener Haltungen der Studierenden wurden Unterkategorien des Umweltbewusstseins abgefragt: Umweltemotion (emotional behaftete Aussagen), Umweltwahrnehmung (sachliche Aussagen) und Umweltverhalten (Alltagsverhalten). Die Teilnehmenden sollten jeweils 8 Aussagen auf einer Antwortskala des Likert-Typs von 1 (=trifft überhaupt nicht) bis 6 (=trifft völlig zu) bewerten. Die mehrdimensionale Einteilung des Umweltbewusstseins und ein Teil der Fragen wurden aus Umfragen des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) [17], des Umweltbundesamtes (UBA) [18] und der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) [19] entnommen.

Hinzu kamen weitere seminar- und studierendenspezifische Fragen. Diese sollten Auskunft über persönliche und berufliche Themen geben.

Zur Erhebung des Umweltwissens wurden 20 Wissensfragen im Multiple-Choice-Format nach Typ Apos (eine korrekte Antwort aus fünf Antwortmöglichkeiten) gestellt. Zehn dieser Fragen entfielen auf Themenbereiche der allgemeinmedizinischen Vorträge, die übrigen zehn behandelten die Gebiete der medizinisch relevanten Umweltthemen. Zu jedem der Vortragsthemen gab es zwei Fragen, sodass jedes einzelne Vortragsthema sowie die Inhalte beider Gruppen gleichwertig abgebildet wurden.

Zur Validierung durchlief der standardisierte Fragebogen vier Feedbackschleifen. Dabei haben 10 Mitarbeitende und Promovierende des Instituts sowie 3 Experten auf dem Gebiet der Lehrforschung mitgewirkt. Eine Pilotierung erfolgte im Rahmen einer vorangegangenen Studie [20], auf Basis deren Ergebnisse Antwortformate vereinfacht, die Teilgebiete des Umweltbewusstseins ausgeglichener gestaltet und die Anzahl der Wissensfragen erhöht wurden.

2.5. Ethik

Das Vorhaben wurde der Ethikkommission der Universität Ulm zur Bewertung vorgelegt. Das beschriebene Lehrforschungsprojekt wurde als nicht beratungsbedürftig erachtet. Die Anonymität aller Daten wurde zu jedem Zeitpunkt gewährleistet.


3. Ergebnisse

3.1. Interventions- und Vergleichsgruppe sind soziodemographisch vergleichbar

Im Prätest zeigen sowohl das Durchschnittsalter (VG: 20,27; IG: 20,50) als auch die Geschlechterverteilung (VG: 81,8% weiblich; IG: 85,0% weiblich) und das Umweltengagement (VG: 4,50%; IG: 5,00%) keine signifikanten Unterschiede (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]). Auch bei der Betrachtung der übrigen 33 im Prätest erfragten Aussagen zu Umweltemotion, Umweltwahrnehmung, Umweltverhalten und seminar- und studierendenspezifischen Aspekten fällt im Vergleich der beiden Gruppen lediglich ein signifikanter Unterschied in der Aussage zum Fleischkonsum auf (VG: 1,68, IG: 2,50, p<0,05, siehe Tabelle 2 [Tab. 2]). Damit zeichnen sich die VG und IG durch übereinstimmende Grundvoraussetzungen aus und können soziodemographisch als vergleichbar erachtet werden.

3.2. Effekte auf das Umweltbewusstsein

Für Umweltverhalten, Umweltemotion und Umweltwahrnehmung sind weder in der VG noch in der IG signifikante Änderungen zwischen Prä- zu Posttest sichtbar (siehe Tabelle 2 [Tab. 2], Tabelle 3 [Tab. 3] und Tabelle 4 [Tab. 4]). Schon im Prätest haben beide Gruppen in den beiden letztgenannten Kategorien grundsätzlich umweltbewusst geantwortet. Diese hohen Zustimmungswerte zu den einzelnen Aussagen zeigen sich erneut im Posttest. Beispielhaft erwähnt seien folgende Aussagen mit durchschnittlichen Zustimmungswerten von mindestens 5,00 (von 6): „Es beunruhigt mich, wenn ich daran denke, in welchen Umweltverhältnissen zukünftige Generationen wahrscheinlich leben müssen.“ (Umweltemotion), „Der Klimawandel bedroht auch unsere Lebensgrundlagen hier in Deutschland.“ (Umweltemotion), „Durch unsere Lebensweise sind wir auch für viele Umweltprobleme in anderen Ländern verantwortlich (z.B. durch Ausbeutung von Rohstoffen oder Müllexport)“ (Umweltwahrnehmung), „Jeder und jede Einzelne trägt Verantwortung dafür, dass wir nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Umwelt hinterlassen“ (Umweltwahrnehmung).

3.3. Seminar- und studierendenspezifische Aussagen

Neben dem untersuchten Seminar bot die Dozierende im gleichen Zeitraum verschiedene Online-Workshops zum Thema Klimawandel an. Hatte vor der ersten Befragung keiner der Studierenden beider Gruppen einen der Workshops besucht, so gaben in der VG im Posttest nicht signifikant mehr Teilnehmende (1 von 21; p=0,306) an, dieses außeruniversitäre Angebot besucht zu haben. In der IG zeigt sich bei derselben Frage mit p<0,05 ein signifikanter Zuwachs (6 von 21 Teilnehmenden im Posttest besuchten einen der Workshops).

Die übrigen in beiden Befragungen untersuchten seminar- und studierendenspezifischen Aussagen zeigen in beiden Gruppen keine signifikanten Veränderungen von Prä- zu Posttest (siehe Tabelle 5 [Tab. 5]). Mit Durchschnittswerten zwischen 3,65 und 3,86 bezeichnen sich beide Gruppen in beiden Befragungen als nicht überdurchschnittlich umweltbewusst („Angehörige und Freunde würden mich als sehr umweltbewusst beschreiben“).

Die ausschließlich im Posttest erfragten Aussagen zeigen, dass die IG gegenüber der VG ihr Wissen zum Plastikkonsum im Labor („Ich weiß, wie ich den Plastikverbrauch im Laboralltag reduzieren kann.“, p≤0,001), zu Plastik als Problem für die Gesundheit („Mir ist bewusst, warum Plastik ein Problem für die Gesundheit und Umwelt darstellt.“, p≤0,001) und zu gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels („Ich fühle mich zu negativen gesundheitlichen Auswirkungen durch den Klimawandel gut informiert.“, p<0,05) signifikant besser einschätzt.

Dem Gegenüber zeigt sich bei einer Aussage, die auf die in der VG besprochenen Inhalte abzielt, eine signifikant höhere Zustimmung in der VG verglichen zur IG („Ich fühle mich zum Thema Organspende gut informiert.“ p<0,05) (siehe Tabelle 6 [Tab. 6]).

3.4. Effekte auf das Umweltwissen

VG und IG zeigen einen deutlichen Wissenszuwachs, der ausschließlich in den jeweiligen behandelten Themengebieten erfolgt ist. Die VG konnte sich im Bereich der Wissensfragen zu allgemeinmedizinischen Themen von durchschnittlich 4,50 (Prätest) auf 7,10 (Posttest) (von 10 möglichen korrekten Antworten) signifikant steigern (p≤0,001). Beim Faktenwissen zu Umweltthemen ist kein signifikanter Zuwachs von 3,14 zu 3,29 feststellbar (p=0,869).

Die IG erreichte bei den umweltbezogenen Wissensfragen einen signifikant höheren Durchschnittswert im Posttest (7,24) im Vergleich zum Prätest (3,30; p≤0,001). Bei den Fragen zu allgemeinmedizinischen Themen stellt sich kein signifikanter Zuwachs von 4,40 zu 5,14 dar (p=0,234) (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]).


4. Diskussion

4.1. Umweltaspekte zukünftiger Laborarbeit Molekularer Mediziner

Studierende der Molekularen Medizin werden im Rahmen ihrer universitären Ausbildung auf eine Berufslaufbahn in der forschenden Medizin vorbereitet. Als zukünftige medizinisch orientierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Tätigkeiten in Forschungseinrichtungen, Universitäten und Industrie werden Laborarbeiten essentiell sein. Umso wichtiger ist es, von Beginn an ein Bewusstsein für die Umweltbelastung durch den Gesundheitssektor [5], [6] und Forschungslabore [7] zu schaffen.

Entsprechend waren die Vortragsthemen im Seminar speziell auf die Zielgruppe und ihre berufliche Zukunft zugeschnitten, sodass die stattgefundene Umweltkommunikation möglichst nachhaltig wirken kann. Durch die Beschäftigung mit den medizinisch relevanten Umweltthemen wussten die Studierenden der IG im Posttest laut eigener Angabe deutlich besser als die VG, wie sie diesen Problemen begegnen können. Damit fällt es leichter, umweltschonende Arbeitsweisen einzupflegen und auch im Berufsleben auf ökologische Auswirkungen zu achten.

4.2. Erhöhtes Interesse an Klima und Umwelt durch die Bearbeitung von Umweltthemen

Trotz ausbleibender signifikanter Effekte in den Kategorien Umweltemotion, Umweltwahrnehmung und Umweltverhalten konnte durch die Intervention das Interesse einiger Studierenden für Umweltthemen geweckt werden. Dies belegt die Teilnahme an weiterführende Online-Workshop zum Thema von mehreren Befragten aus der IG.

Dass das Wissen zu Umweltthemen in der IG deutlicher gesteigert wurde als das Wissen zu allgemeinmedizinischen Themen in der VG spricht für ein grundsätzlich hohes Interesse der Studierenden der Molekularen Medizin an medizinisch relevanten Umweltthemen. Der Bedarf an Wissensvermittlung hierzu ergibt sich aus den signifikant niedrigeren Ausgangswerten verglichen zu allgemeinmedizinischen Themen. Trotz größeren Vorwissens im allgemeinmedizinischen Bereich in beiden Gruppen konnte die IG ihr Wissen zu Umweltthemen deutlicher steigern als die VG zu allgemeinmedizinischen Themen. Beim Faktenwissen der in der jeweiligen Gruppe behandelten Themen übertrifft die IG mit durchschnittlich 7,24 korrekten Angaben sogar die VG mit 7,10 im Posttest. Die Steigerung des Umweltwissens der IG über das allgemeinmedizinische Wissen der VG verdeutlicht das große Interesse für umweltrelevante Inhalte.

Diese Beobachtung wird bestätigt durch eine größere Anzahl signifikanter Unterschiede bei den seminar- und studierendenspezifischen Aussagen zu besprochenen Inhalten der IG als zu Inhalten der VG (siehe Tabelle 6 [Tab. 6]). Im Einklang hiermit stehen Ergebnisse, die gezeigt haben, dass die ausbaufähige Umsetzung von Klimakommunikation an Hochschulen nicht am fehlenden Interesse der Studierenden scheitert, sondern an der mangelnden Expertise der Dozierenden und fehlenden Unterstützung der Institute [11]. Aus diesen Gründen sollten weiterhin Ansätze der Umweltkommunikation im universitären Rahmen verfolgt und unterstützt werden.

4.3. Einfluss auf die Reduktion des „value-action-gap“

Ein bekanntes Problem ist die Diskrepanz zwischen dem Wissen zu Ursachen und Folgen des Klimawandels und den tatsächlichen Handlungen der Menschen („value-action-gap“ [14], [15], [16]). Dieses Phänomen zeigt sich auf global-politischer [12] sowie individueller Ebene [21]. In unserer Studie wollten wir herausfinden, ob diese Lücke durch einen versteckten Ansatz der Umwelt- und Klimakommunikation im Rahmen eines bestehenden Seminars geschlossen werden kann.

Einerseits verdeutlicht das niedrigere Vorwissen zu Umweltthemen verglichen zu allgemeinmedizinischen Themen den Bedarf an einer Wissensvermittlung. Das deutlich gesteigerte Faktenwissen zu umweltrelevanten Inhalten bestätigt das große Interesse in diesem Bereich. Andererseits sind in den Teilbereichen des Umweltbewusstseins keine signifikanten Veränderungen beobachtbar. Insbesondere das umweltbezogene Alltagsverhalten spiegelt das verbesserte Wissen zu Umweltproblemen und die hohen Zustimmungsraten bei Umweltemotion und Umweltwahrnehmung nicht wider. Somit konnte mit der impliziten Vermittlung von medizinisch relevanten Umweltthemen im Hidden Curriculum zumindest in unserem Seminar diese Kluft zwischen Wissen und Handeln nicht überwunden werden.

Klimapsychologisch stellt sich die Frage, wieso ein Bewusstsein für den Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft und Gesundheit nicht in entsprechendem umweltbewusstem Verhalten mündet. Als Erklärungsansatz werden „kognitive Verzerrungen“ beschrieben [22]. Dabei werden Informationen zum Klimawandel so gefiltert oder nicht anerkannt, dass persönliche Konsequenzen und Gefährdungen ausgeblendet werden. Außerdem wird die Bedrohung durch den Klimawandel als nicht unmittelbar und zu wenig konkret empfunden, sodass sofortiges Handeln nicht notwendig erscheint.

Einen weiteren Ansatz beschreiben Bamberg und Möser, die zeigen, dass umweltbewusstes Verhalten mit Eigeninteressen, pro-sozialen Motiven und moralischen Normen korreliert [23]. Dabei ist das Problembewusstsein als eine Vorbedingung zu betrachten. Auch wenn, wie bei den befragten Studierenden in der vorliegenden Studie, das Wissen um die negativen Folgen der Erderwärmung vorhanden ist, sind weitere Faktoren wie die persönliche Einstellung, Normen und Schuldgefühle Teil des Entscheidungsprozesses zum nachhaltigen Verhalten. In unserem Ansatz der Umweltkommunikation konnten diese Aspekte offensichtlich nicht ausreichend adressiert werden, um nachhaltig Einfluss auf das Umweltverhalten der Studierenden zu nehmen.

Verglichen mit Studienergebnissen des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) [17] und des Umweltbundesamtes (UBA) [21] zeigen die Ergebnisse zum Umweltbewusstsein der in der vorliegenden Studie untersuchten Gruppen keine nennenswerten Abweichungen. Bei den Teilbereichen Umweltemotion, Umweltwahrnehmung und Umweltverhalten liegen die Angaben der befragten Studierenden im Bereich der repräsentativen Angaben der Umweltbewusstseinsstudien von 2018 und 2020. Der hohe Anteil an weiblichen Teilnehmenden, die tendenziell umweltbewusstere Haltungen zeigen [17], verzerrt das Bild der Ergebnisse nicht, da die Geschlechterverteilung der Studienteilnehmenden auch näherungsweise der Verteilung in der IG und VG entspricht. Durch die hohe Rücklaufquote und die große Übereinstimmung aller Seminarteilnehmenden mit den freiwilligen Studienteilnehmenden bezogen auf soziodemographische Merkmale ist außerdem davon auszugehen, dass die untersuchte Kohorte an Molekularen Medizinern adäquat abgebildet ist.

Aufgrund der Seminardurchführung im Online-Format stellt sich die Frage, wie sich die Ergebnisse bei einem Präsenzseminar darstellen würden. Durch weniger direkten Kontakt und Interaktion zwischen Dozierenden und Studierenden und Studierenden untereinander lässt der Online-Unterricht den offenen Austausch – auch abseits der Lehrplaninhalte – vermissen [24], [25], [26]. Dabei gibt es deutliche Hinweise, dass soziale Interaktion eng mit dem Lernerfolg vergesellschaftet ist [27]. Möglicherweise lassen sich tiefergreifende Haltungen der Studierenden bezüglich Umwelt und Klima mittels Präsenzlehre nachhaltiger beeinflussen.

4.4. Hidden Curriculum zur Vermittlung von Umweltthemen

Ein versteckter Ansatz (Hidden Curriculum) wurde bewusst gewählt, um möglichst mit einer zeit- und ressourceneffizienten Anpassung des bestehenden Seminars Veränderungen im Umweltbewusstsein zu bewirken. Die Integration der Umweltthemen erfolgte dabei gezielt in einer Veranstaltung, welche additive Schlüsselkompetenzen vermittelt, da hier vermehrt freie Kapazitäten für eine Auseinandersetzung mit Themen neben den eigentlichen Lehrplaninhalten vermutet wurden. Die Neueinführung eines zusätzlichen Lernziels oder einer zusätzlichen Lehrveranstaltung in das bestehende Curriculum des Studiengangs, welches derzeit keine Thematisierung von Umwelt- und Klimaschutz vorsieht, lag außerhalb unserer Möglichkeiten.

Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass eine implizite Beschäftigung mit Umweltthemen für grundlegende Veränderungen im Umweltbewusstsein der Studierenden nicht ausreichend ist. Weitere Untersuchungen müssen zeigen, ob größere Effekte mit anderen Lehrmethoden wie Diskussionen in Kleingruppen oder dem aktiven Erarbeiten der Inhalte erzielt werden können. Es wird deutlich, dass „Piggybacking“ als Ausgangspunkt zur Weiterentwicklung breiter angelegter Lehrpläne und Angebote zur interdisziplinären Umweltbildung sowie zur Wissensvermittlung von Umweltinhalten geeignet erscheint, als alleinige Maßnahme zur Steigerung des Umweltbewusstseins allerdings unzureichend ist. Um den Folgen des Klimawandels mit Verhaltensänderungen hin zu mehr Nachhaltigkeit zu begegnen, sind möglicherweise intensivere Lehrmethoden notwendig.

4.5. Limitationen der Studie

Bei der vorliegenden Studie stellt die geringe absolute Teilnehmerzahl in beiden Gruppen eine Limitation hinsichtlich der statistischen Power und der Aussagekraft der Daten dar. Um eine größere Datenbasis zu bekommen, könnte die Erhebung unter identischen Voraussetzungen wiederholt werden.

In der Studie konnten nur wenig statistisch signifikante Veränderungen nachgewiesen werden. Eine Erklärung neben der zu geringen Interventionsdosis ist möglicherweise, dass die Fragen nicht genügend auf die Zielgruppe angepasst waren, sodass kleinere Veränderungen im Umweltbewusstsein übersehen wurden. Auch der Zeitpunkt des Posttests direkt im Anschluss an die Abschlussvorträge kann das Gesamtbild beeinflussen. Erwartungsgemäß ist das Faktenwissen im Zeitraum nach der Intervention maximal, wohingegen mögliche Einflüsse auf umweltbezogene Haltungen und Handlungen erst im weiteren Verlauf sichtbar werden könnten. Veränderte Ergebnisse in Bezug auf den Wissensverlust, Steigerung des Umweltbewusstseins und Verhaltensänderungen sind in einer zeitlichen Verzögerung zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema nicht auszuschließen.

Außerdem muss im Zusammenhang mit den hohen Zustimmungswerten zu den Unterkategorien des Umweltbewusstseins in Teilen von einem self-reporting Bias ausgegangen werden, der in der Methodik der Datenerhebung mittels Fragebogen und Selbsteinschätzung begründet liegt. Hier neigen Studienteilnehmende dazu, Selbstauskünfte im Sinne der sozialen Erwünschtheit zu verzerren [28]. In der Annahme, dass die Dozierende ein höheres Maß an Umweltbewusstsein befürwortet und personenbezogenen Zugang zu den Antworten erhalten könnte, beschreiben sich die Teilnehmenden als umweltbewusster als es ihr Alltagsverhalten widerspiegelt.

Eine weitere Überlegung betrifft die Lernmotivation der IG. Bei mehreren Aussagen (siehe 2. in Tabelle 5 [Tab. 5] und 1.-6. in Tabelle 6 [Tab. 6]) zeigte sie durchschnittlich niedrigere Zustimmungswerte verglichen zur VG und damit weniger Interesse am Seminar, den Lerninhalten und am Umweltschutz allgemein. Auch wenn die Angaben keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen aufweisen, so bestätigt das den Eindruck der Dozierenden.

4.6. Lessons Learned

Die vorliegende Studie zeigt, dass die Umwelt- und Klimakommunikation im Hidden Curriculum im universitären Rahmen nicht ausreichend ist, um tiefergreifende umweltbezogene Haltungen und alltägliche Verhaltensweisen von Studierenden merkbar zu beeinflussen. Um das Umweltbewusstsein und -verhalten der Studierenden nachhaltig zu verändern, könnte in zukünftigen Seminaren neben dem reinen Ausarbeiten und Präsentieren der Vortragsfolien auch Wert auf eine inhaltliche Diskussion gelegt und über eine eigenständige Gestaltung der Vorträge durch die Studierenden nachgedacht werden. Ausbleibende Effekte auf das Umweltbewusstsein sind möglicherweise auf das reine Optimieren der Vorträge und Präsentationsfolien zurückzuführen. Im beschriebenen Seminar stellte dies allerdings eines der ursprünglichen Lernziele dar, welche nicht verändert werden sollten.

Weiterhin sollte die Formulierung eines expliziten Lernziels für Umweltthemen bei zukünftigen Lehrveranstaltungen mitbedacht werden, damit diese Inhalte ausführlich aufgegriffen werden können. Um das Umweltbewusstsein weiter zu stärken und tiefergreifende Veränderungen auch in nachhaltigen Verhaltensweisen zu bewirken, müssen Umwelt- und Klimathemen wahrscheinlich ausführlicher und breiter in das Curriculum integriert werden. Wie Molthan-Hill et al. fordern, sollen dazu unabhängig vom Studiengang neu konzeptualisierte Lehrpläne, Module und transdisziplinäre Veranstaltungen auf universitärer Ebene geschaffen werden [12].


5. Schlussfolgerungen

Trotz einer niedrigen Interventionsdosis in dieser Studie konnte das Umweltwissen der befragten Studierenden signifikant gesteigert werden. Obwohl messbare Auswirkungen auf die Reduktion der Kluft zwischen Wissen und Handeln ausblieben, wurden durch die Beschäftigung mit Umweltthemen Denkanstöße zur nachhaltigen Gestaltung im Forschungsalltag vermittelt. Darüber hinaus wurde das Interesse einiger Studierenden geweckt, so dass sie an weiteren Klimaworkshops teilnahmen.

Der gezeigte Ansatz der Umweltkommunikation im universitären Rahmen soll als Good Practice Beispiel dienen und weitere Dozierende dazu anregen, ähnliche und auf ihre Lehrinhalte abgestimmte Konzepte umzusetzen. Insbesondere in Veranstaltungen, die vordergründig additive Schlüsselkompetenzen vermitteln sollen, lassen sich Umwelt- und Klimathemen mit vergleichsweise einfachen Mitteln integrieren.


Danksagung

Wir möchten uns bei allen Beteiligten, insbesondere bei Dr. Achim Schneider, für die Unterstützung bei der Fragebogenentwicklung, beim Studiendekanat für die Einteilung der Gruppen und bei den Studierenden für die Teilnahme an den Umfragen bedanken.

Weiterhin danken wir Ute von Wietersheim (MBA , VW Translation Services) für die englische Übersetzung des Manuskripts.


Interessenkonflikt

Die Autor*innen erklären, dass sie keinen Interessenkonflikt im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

1.
Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). Global warming of 1.5°C. An IPCC Special Report on the impacts of global warming of 1.5°C above pre-industrial levels and related global greenhouse gas emission pathways, in the context of strengthening the global response to the threat of climate change, sustainable development, and efforts to eradicate poverty. Geneva: IPCC; 2018. Zugänglich unter/available from: https://www.ipcc.ch/sr15/ Externer Link
2.
Romanello M, McGushin A, Di Napoli C, Drummond P, Hughes N, Jamart L, Kennard H, Lampard P, Rodriguez BS, Arnell N, Ayeb-Karlsson S, Belesova K, Cai W, Campbell-Lendrum D, Capstick S, Chambers J, Chu L, Ciampi L, Dalin C, Dasandi N, Dasgupta S, Davies M, Dominguez-Salas P, Dubrow R, Ebi KL, Eckelman M, Ekins P, Escobar LE, Georgeson L, Grace D, Graham H, Gunther SH, Hartinger S, He K, Heaviside C, Hess J, Hsu SC, Jankin S, Jimenez MP, Kelman I, Kiesewetter G, Kinney PL, Kjellstrom T, Kniveton D, Lee JK, Lemke B, Liu Y, Liu Z, Lott M, Lowe R, Martinez-Urtaza J, Maslin M, McAllister L, McMichael C, Mi Z, Milner J, Minor K, Mohajeri N, Moradi-Lakeh M, Morrissey K, Munzert S, Murray KA, Neville T, Nilsson M, Obradovich N, Odhiambo Sewe M, Oreszczyn T, Otto M, Owfi F, Pearman O, Pencheon D, Rabbaniha M, Robinson E, Rocklöv J, Salas RN, Semenza JC, Sherman J, Shi L, Springmann M, Tabatabaei M, Taylor J, Trinanes J, Shumake-Guillemot J, Yu B, Wagner F, Wilkinson P, Winning M, Yglesias M, Zhang S, Gong P, Montgomery H, Costello A, Hamilton I. The 2021 report of the Lancet Countdown on health and climate change: code red for a healthy future. Lancet. 2021;398(10311):1619-1162. DOI: 10.1016/S0140-6736(21)01787-6 Externer Link
3.
World Health Organisation (WHO). WHO calls for urgent action to protect health from climate change – Sign the call. Geneva: WHO; 2015. Zugänglich unter/available from: https://www.who.int/news/item/06-10-2015-who-calls-for-urgent-action-to-protect-health-from-climate-change-sign-the-call Externer Link
4.
United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC). The Paris Agreement. What ist the Paris Agreement? Paris: UNFCCC; 2015. Zugänglich unter/available from: https://unfccc.int/process-and-meetings/the-paris-agreement/the-paris-agreement Externer Link
5.
Karliner J, Slotterback S, Boyd R, Ashby B, Steele K. Health care's climate footprint: How the health sector contributes to the global climate crisis and opportunities for action. Health Care Without Harm. Climate-smart health care series. Green Paper Number One. Reston (VA): Health Care Without Harm US; 2019. Zugänglich unter/available from: https://noharm-uscanada.org/content/global/health-care-climate-footprint-report Externer Link
6.
Malik A, Lenzen M, McAlister S, McGain F. The carbon footprint of Australian health care. Lancet Planet Health. 2018;2(1):e27-35. DOI: 10.1016/S2542-5196(17)30180-8 Externer Link
7.
Urbina M, Watts A, Reardon E. Labs should cut plastic waste too. Nature. 2015;528:479. DOI: 10.1038/528479c Externer Link
8.
Cabernard L, Pfister S, Oberschelp C, Hellweg S. Growing environmental footprint of plastics driven by coal combustion. Nat Sustain. 2022;5:139-148. DOI: 10.1038/s41893-021-00807-2 Externer Link
9.
Kraas C, Bauske B. Mikroplastik in der Umwelt. Hintergrundpapier. Berlin: WWF Deutschland; 2020. Zugänglich unter/available from: https://www.wwf.de/2021/januar/mythos-mikroplastik Externer Link
10.
National Health Service England (NHS England). Delivering a ‘Net Zero’ National Health Service. London: NHS England; 2020. Zugänglich unter/available from: https://www.england.nhs.uk/greenernhs/publication/delivering-a-net-zero-national-health-service/ Externer Link
11.
Leal Filho W, Sima M, Sharifi A, Luetz JM, Salvia AL, Mifsud M, Olooto FM, Djekic I, Anholon R, Rampasso I, Donkor FK, Dinis MA, Klavins M, Finnveden G, Chari MM, Molthan-Hill P, Mifsud A, Sen SK, Lokupitiya E. Handling climate change education at universities: An overview. Environ Sci Eur. 2021;33(1):109. DOI: 10.1186/s12302-021-00552-5 Externer Link
12.
Molthan-Hill P, Worsfold N, Nagy GJ, Leal Filho W, Mifsud M. Climate change education for universities: A conceptual framework from an international study. J Clean Prod. 2019;226:1092-1101. DOI: 10.1016/j.jclepro.2019.04.053 Externer Link
13.
Bugaj TJ, Heilborn M, Terhoeven V, Kaisinger S, Nagy E, Friederich HC, Nikendei C. What do Final Year Medical Students in Germany know and think about Climate Change? - The ClimAttitude Study. Med Educ Online. 2021;26(1):1917037. DOI: 10.1080/10872981.2021.1917037 Externer Link
14.
Blake J. Overcoming the 'value-action gap' in environmental policy: Tensions between national policy and local experience. Local Environ. 1999;4(3):257-78. DOI: 10.1080/13549839908725599 Externer Link
15.
Whitmarsh L, Seyfang G, O’Neill S. Public engagement with carbon and climate change: To what extent is the public ‘carbon capable’? Glob Environ Change. 2011;21:56-65. DOI: 10.1016/j.gloenvcha.2010.07.011 Externer Link
16.
Chung S, Leung MM. The Value-Action Gap in Waste Recycling: The Case of Undergraduates in Hong Kong. Environ Manage. 2007;40(4):603-612. DOI: 10.1007/s00267-006-0363-y Externer Link
17.
Rubik F, Müller R, Harnisch R, Holzhauer B, Schipperges M, Geiger S. Umweltbewusstsein in Deutschland 2018. Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit; 2019.
18.
Scholl G, Gossen M, Holzhauer B, Schipperges M. Mit welchen Kenngrößen kann Umweltbewusstsein heute erfasst werden? Eine Machbarkeitsstudie. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit; 2016.
19.
Bundeszentrale für politische Bildung (Bpb). M 04.04 Musterfragebogen "Umweltbewusstsein und Klimaschutz in ...". Berlin: Bpb; 2007. Zugänglich unter/available from: https://www.bpb.de/lernen/grafstat/134897/m-03-04-musterfragebogen-umweltbewusstsein-und-klimaschutz-in- Externer Link
20.
Straßer P, Nikendei C, Bugaj TJ, Kühl M, Kühl SJ. Environmental issues hidden in medical education: What are the effects on students’ environmental awareness and knowledge? Z Evid Fortbild Qual Gesundhwes. 2022;174: 97-102. DOI: 10.1016/j.zefq.2022.07.006 Externer Link
21.
Gellrich A. Umweltbewusstsein in Deutschland 2020. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit; 2021.
22.
Nikendei C, Bugaj TJ, Nikendei F, Kühl SJ, Kühl M. Klimawandel: Ursachen, Folgen, Lösungsansätze und Implikationen für das Gesundheitswesen [Climate change: Causes, consequences, solutions and public health care implications]. Z Evid Fortbild Qual Gesundhwes. 2020;156-157:59-67. DOI: 10.1016/j.zefq.2020.07.008 Externer Link
23.
Bamberg S, Moser G. Twenty years after Hines, Hungerford, and Tomera: A new meta-analysis of psycho-social determinants of pro-environmental behaviour. J Environ Psychol. 2007;27:14-25. DOI: 10.1016/j.jenvp.2006.12.002 Externer Link
24.
Kamin A, Walden T, Karsch P. Distance learning an der Uni Bielefeld in Zeiten der Corona-Pandemie - Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie mit ausgewählten Lehrenden. Abschlussbericht. Bielefeld: Universität Bielefeld, Fakultät für Erziehungswissenschaften; 2021.
25.
Lörz M, Marczuk A, Zimmer L, Multrus F, Buchholz S. Studieren unter Corona- Bedingungen: Studierende bewerten das erste Digitalsemester. DZHW Brief. 2020;5. DOI: 10.34878/2020.05.dzhw_brief Externer Link
26.
Malewski S, Engelmann S, Peppel L. Erleben, Herausforderungen und zukünftige Lehrszenarien in der Online-Lehre. Eine Mixed-Method-Studie zum Covid-19 Sommersemester aus Sicht von Lehrenden. MedienPädagogik. 2021;40(CoViD-19):97-117. DOI: 10.21240/mpaed/40/2021.11.12.X Externer Link
27.
Schneider M, Preckel F. Variables Associated With Achievement in Higher Education: A Systematic Review of Meta-Analyses. Psychol Bull. 2017;143(6):565-600. DOI: 10.1037/bul0000098 Externer Link
28.
Donaldsons SI, Grant-Vallone EJ. Understanding Self-Report Bias in Organizational Behavior Research. J Bus Psychol. 2002;17(2):245-260. DOI: 10.1023/A:1019637632584 Externer Link