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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Patientengespräche im interprofessionellen und interkulturellen Kontext (PinKo) – Projektbericht zur fachübergreifenden Kompetenzentwicklung bei Studierenden der Medizin, der Pharmazie und des Fachdolmetschens

Artikel Interprofessionelle Kommunikation

  • corresponding author Kai-Uwe R. Strelow - Universität Mainz, Universitätsmedizin, Rudolf Frey Lernklinik, Mainz, Deutschland
  • Şebnem Bahadır - Universität Mainz, Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft, Arbeitsbereich interkulturelle Germanistik, Germersheim, Deutschland; Universität Graz, Translationswissenschaft, Graz, Österreich
  • Bettina Stollhof - Universität Mainz, Institut für Pharmazie und Biochemie, Klinische Pharmazie, Trainingsapotheke, Mainz, Deutschland
  • Rita M. Heeb - Universität Mainz, Institut für Pharmazie und Biochemie, Klinische Pharmazie, Trainingsapotheke, Mainz, Deutschland
  • Holger Buggenhagen - Universität Mainz, Universitätsmedizin, Rudolf Frey Lernklinik, Mainz, Deutschland

GMS J Med Educ 2021;38(3):Doc67

doi: 10.3205/zma001463, urn:nbn:de:0183-zma0014635

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2021-38/zma001463.shtml

Eingereicht: 31. März 2020
Überarbeitet: 30. November 2020
Angenommen: 20. Januar 2021
Veröffentlicht: 15. März 2021

© 2021 Strelow et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Hintergrund: Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen müssen sich auf eine weitere Zunahme von Zugewanderten und Deutschen mit Migrationshintergrund als Patienten einstellen. Trotz der außer Frage stehenden bildungs- und gesellschaftspolitischen Relevanz gibt es an den meisten deutschen Universitäten jedoch kein übergreifendes curriculares Angebot in der Ausbildung von Medizin- und Pharmaziestudierenden für eine interkulturelle Sensibilisierung und deren Umsetzung in praktisches Handeln. Vor diesem Hintergrund stellt dieser Beitrag das innovative Lehrprojekt „Die Triade“ vor, das gemeinsam von den Fachbereichen Medizin, Pharmazie und Translationswissenschaft der Universität Mainz realisiert wurde.

Ziel: Das Ziel ist es, einen Überblick über die Entwicklung, Durchführung, Implementierung und Verstetigung der Lehrveranstaltung Patientengespräche im interprofessionellen und interkulturellen Kontext (PinKo) zu geben, die im Rahmen des Projekts „Die Triade“ konzipiert wurde.

Projektbeschreibung: Entwickelt wurde eine zweitägige Veranstaltung, beginnend mit einer Blockveranstaltung für alle teilnehmenden Studierenden zur Vermittlung von Grundlagen zur interprofessionellen und interkulturellen Kompetenzentwicklung. Am zweiten sogenannten Praxistag erlernen und üben die Studierenden anhand von vorbereiteten Rollenskripten die triadische Gesprächsführung in verschiedenen Sprachengruppen. Während die angehenden Ärzt*innen und Pharmazeut*innen ihre Professionen in den vorbereiteten Gesprächssituationen vertreten, übernehmen die Dolmetschstudierenden die Dolmetscher- und Patientenrollen. Die Veranstaltung wird gemeinschaftlich von Dozierenden der beteiligten Professionen und Sprachengruppen begleitet.

Ergebnisse: Im Sommersemester 2016 und dem folgenden Wintersemester wurde die Veranstaltung für insgesamt 112 Studierende durchgeführt. Dabei wurde die Gesamtveranstaltung mittels Fragebogen von den Studierenden der beteiligten Fachbereiche (Medizin (M) n=8, Pharmazie (P) N=60; Translation (T) N=44) bewertet. Insgesamt wurde die Veranstaltung mit gut (1=sehr gut, 6=ungenügend) beurteilt ((M) 1.67/2.00; (P) 2.29/3.33; (T) 1.50/1.86). Die Veranstaltung wurde von den Pharmaziestudierenden tendenziell schlechter bewertet, was auch für die Bewertung der interprofessionellen Kompetenzentwicklung ((M) 1.33/2.00, (P) 2.00/2.93, (T) 1.82/2.25) gilt.

Diskussion: Die Lehrveranstaltung ist als Lehrangebot sowohl für den Erwerb interprofessioneller als auch interkultureller Kompetenzen geeignet. Um die Veranstaltung teilnehmerzentriert zu verbessern, größere Teilnehmerzahlen zu schulen und weitere Gesundheitsberufe wie die Pflege oder medizinische Assistenzberufe miteinzubeziehen, wären allerdings Anpassungen des Konzepts notwendig. Hierbei erscheint insbesondere die Digitalisierung der Lerninhalte sinnvoll, um so eine Anpassung der Veranstaltung an heterogene Teilnehmergruppen zu gewährleisten sowie die Präsenzzeit für weitere Übungsmöglichkeiten zu optimieren.

Schlüsselwörter: Interdisziplinäre Lehre, interprofessionelle Lehrveranstaltung, interkulturelle Kompetenz, Kultur, Migration, Dolmetscher, Patientengespräche, Behandlungs- und Patientensicherheit


1. Einleitung

Laut Migrationsbericht des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) aus dem Jahre 2018 hat ca. 1/4 (25,5%) der in Deutschland lebenden Menschen einen Migrationshintergrund [1]. Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen müssen sich auf eine weitere Zunahme von Patienten mit keinen oder geringen Deutschkenntnissen einstellen [2], [3]. Krankenhäuser und Praxen in Deutschland sind aufgrund dieser Entwicklung mit einem Zuwachs an Interkulturalität, Mehrsprachigkeit und einem höheren Aufwand für die Verständigung konfrontiert. Zwar ist diese Entwicklung nicht neu, aber sie hat besonders durch die zunehmende Anzahl an Schutzbedürftigen und Migrant*innen in den zurückliegenden Jahren an Dynamik gewonnen. Damit gehen entsprechende Herausforderungen für das Gesundheitswesen einher, um das gesundheitspolitische Ziel zu gewährleisten, eine gleichberechtigte Versorgung aller Patientengruppen sicherzustellen [2], [3], [4]. Trotz der außer Frage stehenden bildungs- und gesellschaftspolitischen Relevanz gibt es an deutschen Universitäten jedoch kein übergreifendes curriculares Angebot in der Ausbildung von Medizin- und Pharmaziestudierenden für eine interkulturelle Sensibilisierung und deren Umsetzung in praktisches Handeln. Lehrveranstaltungen in Modellstudiengängen wie an der Universitätsmedizin Mannheim (Modellstudiengang „MaReCuM“) oder an den medizinischen Fakultäten in Hamburg (Modellstudiengang „iMED“) oder der Charité Berlin (Reformstudiengang Medizin) bleiben bisher eine Ausnahme [5].

Zur Erreichung eines gemeinsamen diagnostisch-therapeutischen Verständnisses besteht in der medizinischen Versorgung in Deutschland ein erhöhter Beratungsbedarf unter Beachtung von sprachlich-kulturellen Schwierigkeiten. Neben soziographischen und medizinischen Faktoren, wie Alter, Geschlecht, sozialer und familiärer Situation sowie dem Gesundheitszustand der Patient*innen, kommen bei Migrant*innen oft sprachliche Probleme in der medizinischen Beratung und Versorgung hinzu [2], [3], [4], [6]. Dabei gelten Sprachprobleme häufig als Ursache von Unzufriedenheit bei allen Gesprächsbeteiligten, die dazu führen können, die Wahrnehmung nicht oder falsch verstandener kultureller Unterschiede entweder zu verhindern oder unnötig zu verstärken. Zudem können sie Missverständnisse und Fehler in der medizinisch-pharmazeutischen Beratung begünstigen und sich somit nachteilig auf eine sichere Patientenversorgung auswirken. Insofern kommt der kultursensiblen Kommunikation eine besondere Bedeutung zu. Es gibt inzwischen eine beträchtliche Anzahl an Berichten, Handlungsempfehlungen und Handreichungen, die betonen, dass Maßnahmen zur Verbesserung der interkulturellen Kompetenzen große Vorteile für die medizinische Beratungs- und Behandlungspraxis bringen [7], [8]. Dazu zählen u.a. die

  • Optimierung der Interaktion mit Patient*innen und Angehörigen,
  • größere Zufriedenheit aller Beteiligten im Umgang mit interkulturellen Situationen,
  • Vermeidung von Fehlhandlungen,
  • patientenorientiertere Beratung und Behandlung und
  • ein Zugewinn an Behandlungsqualität und -sicherheit.

Da die Möglichkeiten für eine interkulturelle Qualifizierung in den Gesundheitsberufen in Deutschland noch lange nicht ausreichend sind, kommt der Entwicklung von Schulungen und Weiterbildungen eine bedeutende Rolle in der Förderung interkultureller Kompetenz im medizinischen Alltag und in der Etablierung einer kultursensiblen Gesundheitsversorgung zu.

Dieser Beitrag stellt die ersten Ergebnisse der Entwicklung und Durchführung einer innovativen und interprofessionellen Lehrveranstaltung in den Studiengängen Medizin, Pharmazie und Translationswissenschaft dar. Die Lehrveranstaltung wurde im Rahmen eines innovativen und inneruniversitär geförderten Lehrprojekts („Die Triade“) [9] gemeinsam von den Fachbereichen Medizin, Pharmazie und Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft (FTSK) der Johannes Gutenberg Universität Mainz (JGU) konzipiert.


2. Lehre im interprofessionellen und interkulturellen Kontext

2.1. Interprofessionelle Lehre

Die Vorstellung, Professionen, die in einem medizinischen Berufsfeld eng miteinander zusammenarbeiten, auch in der Aus-, Fort- und Weiterbildung zusammenzubringen, wurde schon in der 1960er Jahren thematisiert und in den Folgejahren von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgegriffen [10]. Unter dem Schlagwort Interpersonal Education (IPE) wurden seitdem zahlreiche Studien und Metaanalysen zur interprofessionell ausgerichteten Lehre initiiert. IPE-Konzepte werden dabei definiert als “… shared learning experiences among health profession students across disciplines, with the goals of professional identification, the edification of strong clinical teams and the improvement of health outcomes” [11] (S.144).

Im Mittelpunkt steht dabei das Ziel, durch gemeinsame und berufsbegleitende Ausbildungsanteile die kollaborative Praxis einer patientenzentrierten Gesundheitsversorgung zu kultivieren, um gleichsam Mängel in der Zusammenarbeit auszugleichen [12]. Neben dem Arztberuf und der Pflege werden auch die Pharmazie und andere Gesundheitsberufe genannt, welche aber nur eine untergeordnete Rolle spielen, was auch für beteiligte soziale Berufe in der Gesundheitsversorgung gilt [11], [13], [14]. Hinsichtlich der Wirkung von IPE werden in den Studien grundsätzlich Verbesserungen in den Bereichen der professionsübergreifenden Kommunikation und Zusammenarbeit genannt [11], [12], [13], [15]. Darüber hinaus führen gemeinsame Schulungen dazu, ein tieferes Verständnis von Verantwortlichkeit und Rollenklarheit im gemeinsamen Berufsfeld zu erlangen.

Da durch den Einsatz interprofessioneller Schulungen Defizite in der Zusammenarbeit verringert werden, kommt es neben der Reduzierung von Fehlern auch zu besseren Ergebnissen bei der Patientenaufklärung. Daraus ergibt sich ein Zusammenhang zwischen dem Einsatz von IPE und dem Behandlungserfolg, der Patientensicherheit und einer Erhöhung der Gesamtkompetenz des Teams [11], [12], [16], [17]. Hier werden neben dem Wissen und den bereits genannten Wirkungen in den Bereichen Kommunikation und Teamarbeit auch die Entwicklung gemeinsamer ethischer Grundhaltungen und Einstellungen [10], [12] sowie die Stärkung von Vertrauen und Respekt [15] genannt.

Diese Ergebnisse untermauern die Forderung, verpflichtenden interprofessionellen Unterricht in der Ausbildung von Gesundheitsberufen zu etablieren [18]. Dem stehen jedoch zahlreiche Hemmnisse gegenüber. Neben einer ungenügenden Finanzierung und der oft mangelnden geographischen Nähe der beteiligten Professionen werden hier der fehlende Wille der Fakultäten und Defizite in der institutionellen Führung, Probleme beim Abgleich der Lehrpläne und der Anrechenbarkeit von Leistungen sowie Unterschiede bei den pädagogischen Ansätzen genannt [11]. Insofern gilt es über die Bereitschaft der beteiligten Professionen hinaus seitens der Hochschule eine programmatische und interprofessionell ausgerichtete Infrastruktur zu schaffen, um IPE als zukunftsträchtigen Schlüsselfaktor in der Ausbildung erfolgreich zu etablieren [14], [15], [19].

Auch der Wissenschaftsrat (WR) kritisiert 2014 in seinem Bericht den fehlenden Spielraum für didaktische Innovation in der Medizin. Gleichzeitig stellt er im Zusammenhang mit der Reformierung und Kompetenzorientierung der medizinischen Lehre in Deutschland die Forderung nach mehr interprofessioneller Zusammenarbeit in Lehre und Praxis auf [5]. Auch der „Runde Tisch Medizin“ und Gesundheitswissenschaftler*innen des Projekts „nexus – Übergänge gestalten, Studienerfolg verbessern“ der Hochschulrektorenkonferenz rückten 2017 das interprofessionelle Lehren und Lernen an den Hochschulen für die qualifizierten Gesundheitsfachberufe und die Medizin ins Zentrum [20].

Das hier vorgestellte Lehrprojekt geht noch einen Schritt weiter: Die interprofessionelle Kooperation umfasst nicht nur die Gesundheits-, Pflege- und sozialen Berufe (wie es im kürzlich veröffentlichen Pflege-Report 2019 mehrfach betont wird, vgl. hierfür besonders den Beitrag von Behrend et al. 2020) [21], sondern inkludiert auch den Dolmetscherberuf. Diese Ausweitung der interprofessionellen Lehre mit der Vision einer verbesserten kultursensiblen medizinischen Praxis ist im deutschsprachigen Raum einzigartig. Auf internationaler Ebene kann hier lediglich das Forschungsprojekt „EmpathicCare4All“ an den Universitäten Leuven und Ghent in Belgien erwähnt werden, das vergleichbare Lehrveranstaltungen gemäß IPE für Medizin- und Dolmetschstudierende entwickelt [22].

2.2. Interkulturelle Kompetenz in den Gesundheitsberufen

In der Forschung ist man sich weitgehend einig darüber, dass die Förderung der interkulturellen Kompetenz die entscheidendste Maßnahme ist, um den genannten Herausforderungen im Gesundheitswesen zu begegnen [23], [24], [25], [26]. Ausgehend von einem prozessualen Modell, das interkulturelle Kompetenz nicht als abgesonderten Kompetenzbereich ansieht, sondern als eine kontextbezogene Variante der allgemeinen Handlungskompetenz, kann sie als "synergetisches" Produkt bestehender Teilkompetenzen verstanden werden, d.h. der fachlichen, methodischen und sozialen bzw. interpersonellen Kompetenz [27]. Im Unterschied zum Rollenprofil von Fachdolmetscher*innen [28], [29], [30] zählt die interkulturelle Kompetenz bei Mediziner*innen und Pharmazeut*innen nicht zu den Schlüsselqualifikationen, auch wenn den Studierenden die Thematik durch die bereits vermittelten (kommunikativen) Handlungskompetenzen nicht unbekannt ist. Allerdings erfordert die Entwicklung interkultureller Kompetenzen eine stärkere Fokussierung auf den Beratungs- und Behandlungsprozess von Nichtdeutschsprachigen. Untersuchungen und gesundheitspolitische Berichte wie z.B. der Schwerpunktbericht der Gesundheitsberichterstattung des Bundes Migration und Gesundheit (2008) zeigen, dass sich Migrant*innen besonders beim Zugang zur Gesundheitsversorgung und beim Erstkontakt anders verhalten als Einheimische, die die Sprache beherrschen und das Gesundheitssystem kennen. In diesem Zusammenhang werden in dem Bericht die Rolle und Verfügbarkeit von Weiterbildungen für das Gesundheitspersonal, Dolmetschdienstleistungen und mehrsprachigen Informationsmöglichkeiten hervorgehoben [31], [32]. Dass Auffassungen von Krankheit, Gesundheit, Leid und Schmerz sowie Vorstellungen von der Rolle medizinischen Personals und therapeutischer Maßnahmen kulturbedingt variieren können, ist für die Forschung in der Medizinethnologie, -anthropologie und Transkulturellen Medizin keine neue Erkenntnis. Sie gewinnt im Migrationskontext eine neue Bedeutung für die kultursensible Regelversorgung innerhalb Deutschlands. Im Sinne einer differenzsensiblen Gesundheitsversorgung werden Maßnahmen benötigt, um Zugangsbarrieren für anderskulturelle Patientengruppen abzubauen und kulturelle Diversität und Mehrsprachigkeit bei medizinischen Beratungs- und Behandlungsgesprächen verstärkt zu beachten. Oft wird davon ausgegangen, dass die nonverbale Artikulation von Krankheiten oder krankheitsspezifischem Leiden leichter zu verstehen sei und als Kommunikationsgrundlage dienen könne. Das Gesundheitspersonal neigt allerdings dazu, anderskulturelle Ausdrucksweisen von Schmerz und Leiden nicht hinreichend wahrzunehmen, als übertrieben zu empfinden oder zu bagatellisieren. Empathie und genuines Interesse sowie Zugang zu und Verständnis für kulturspezifische Artikulationsweisen, Vorstellungen und Bewältigungsstrategien sind deswegen Grundpfeiler einer transkulturellen Kompetenz [4], [32]. Die Fähigkeit des medizinischen Personals, eigene ethnozentrische oder kulturalisierende Vorgehensweisen zu erkennen und zu reflektieren, wird erheblich durch den Einbezug von Fachdolmetscher*innen unterstützt. Diese Erkenntnis spielt in dem Lehrprojekt „Die Triade“ eine zentrale Rolle [28], [30].

2.3. Einsatz von Sprachmittler*innen in der Gesundheitsversorgung

Bisher gibt es lediglich Schätzungen darüber, dass ca. 1/3 der Patient*innen mit Migrationshintergrund einen Bedarf an professionellen Dolmetschleistungen haben [4]. In diesem Zusammenhang gewinnt die Einstellung von Personal mit einem Migrationshintergrund und die Inanspruchnahme von Dolmetscher*innen eine besondere Brisanz. In der Translationswissenschaft wird in den letzten Jahren die Bedeutung der speziell für diesen Einsatzbereich geschulten Fachdolmetscher*innen sowie Potentiale und Gefahren des Einsatzes von Familienmitgliedern, nichtgeschultem Gesundheitspersonal und anderen Laien als Sprachmittler*innen erforscht [28], [33], [34], [35]. Untersuchungen mit Laiendolmetscher*innen zeigen, dass oft aufgrund von fehlenden Fachkenntnissen, aber auch aus Betroffenheit nicht richtig oder unvollständig gedolmetscht wird. Fachdolmetscher*innen dagegen agieren mit Verantwortung und gemäß einer Berufsethik, in der Allparteilichkeit im Zentrum steht. Sie haben neben der sozialen Interaktion zwischen dem medizinischen Personal und dem Patienten auch die für den Einzelfall relevanten soziokulturellen Aspekte von Krankheit und medizinisch-therapeutischen Maßnahmen im Blick. Während Patient*innen die Verpflichtung haben, auf Verständigungsprobleme hinzuweisen [36], hat der/die Arzt*in insbesondere beim Aufklärungsgespräch sicherzustellen, dass der/die Patient*in mit seiner/ihrer Einwilligung die wesentlichen Informationen zu seiner Erkrankung, den Behandlungsmöglichkeiten und deren Risiken verstanden hat. Zwar hat nach einem Urteil des Bundessozialgerichts aus dem Jahr 2006 der Patient grundsätzlich keinen Anspruch auf eine muttersprachliche Behandlung oder Beratung [37]. Das Patientenrechtegesetz von 2013 schreibt allerdings die Verständlichkeit der medizinischen Informierung auch für Patient*innen mit keinen oder wenig Deutschkenntnissen vor. Laut einer Studie über Wirkungen des Patientenrechtegesetzes wird diese vulnerable Patientengruppe allerdings größtenteils alleine gelassen, da oft keine professionellen Dolmetscher*innen herangezogen und Dolmetscherkosten nicht übernommen werden [38]. In der Praxis bedient man sich einer Vielzahl von Ersatzmaßnahmen, um Sprachdefizite zu kompensieren. So wird neben einer anderen Sprache, wie zum Beispiel Englisch, auch oft der Versuch unternommen, langsamer oder lauter zu sprechen, Gesagtes einfacher zu formulieren und stärker zu betonen. Derartige Strategien werden mitunter aber als unpassend oder abwertend empfunden und können bei Patient*innen zu Gegenreaktionen und Verhaltensweisen führen, die der Aufklärung nicht dienlich sind [4]. Weitere Möglichkeiten zur Unterstützung der Verständigung ergeben sich im nicht-sprachlichen und visuellen Bereich. Neben dem Zeigen und Berühren von untersuchungs- oder behandlungsrelevanten Körperteilen, erscheinen auch Abbildungen und visualisierte Untersuchungsbefunde hilfreich. Das gilt in weiten Teilen auch für Aufklärungsbögen, die in anderen Sprachen verfügbar und mit visuellen Erläuterungen versehen sind. Ob ein/e Fachdolmetscher*in benötigt wird, ist also von Fall zu Fall zu entscheiden und obliegt nach dem aktuellen Patientenrechtegesetz dem/der behandelnden Mediziner*in. Hierfür ist jedoch eine Sensibilisierung des Gesundheitspersonals für kulturbedingte Differenzen und für den Umgang mit Dolmetscher*innen eine nötige Voraussetzung.


3. Projektbeschreibung und Methodik

3.1. Rahmenbedingungen

Für das interdisziplinäre Lehrprojekt standen schon in der Antragsstellung die kultursensible interprofessionelle Kooperation und die Entwicklung interkultureller Kompetenzen als wesentliche Eckpunkte für die Entwicklung und Durchführung der Lehrveranstaltung fest. Trotz der unterschiedlichen Ausbildungsbedingungen der beteiligten Fächer konnten Lehrveranstaltungen und Formate identifiziert werden, in welche die Schulung PinKo integriert werden konnte. So wird PinKo im Fach Translationswissenschaft im Masterstudienschwerpunkt Fachdolmetschen entweder als Übung oder als Praxisanteil eines Seminars angeboten. Für die Pharmaziestudierenden ist PinKo Bestandteil eines Seminars der Trainingsapotheke im 6. Fachsemester. Für die Medizinstudierenden wurde die Lehrveranstaltung zunächst als Wahlpflichtfach im 7. bis 9. Semester angeboten, ergänzt um Studierende des Praktischen Jahres (PJ). Während der erste Veranstaltungstag auf dem Campus des FTSK in Germersheim mit allen teilnehmenden Studierenden stattfand, wurden die Praxistage an der Universitätsmedizin Mainz durchgeführt.

Geplant wurde mit einer Studierendenzahl von ca. 40 Dolmetschstudierenden und ca. je 20 Studierenden aus den Fächern Medizin und Pharmazie. Nach der gemeinsamen Blockveranstaltung wurde im Vorfeld die Gesamtgruppe in Proportion zur Teilnehmerzahl der Fachbereiche auf zwei Gruppen für je zwei Praxistage mit identischem Ablauf verteilt.

3.2. Lernziele

Die Lernziele wurden in Erweiterung der fächerspezifischen Lernzielkataloge zur Gesprächsführung konzipiert, um Erfahrungen und Besonderheiten im Bereich der triadischen Gesprächsführung zu integrieren und zu vertiefen. Insofern erfolgte zunächst die Verständigung auf nachfolgende, übergeordnete Lernziele:

  • Entwicklung eines gegenseitigen Verständnisses in der triadischen Zusammenarbeit der Professionen und eines gemeinsamen Verständnisses von den Bedürfnissen der Patienten,
  • Stärkung einer für die interprofessionelle Zusammenarbeit notwendigen kollegialen Haltung,
  • Sensibilisierung für die interkulturellen Aspekte in der Gesprächsführung mit nichtdeutschsprachigen Patienten und
  • Erweiterung allgemeiner Kommunikations- und Gesprächsführungskompetenzen.

Die Abfolge der übergeordneten Lernziele spiegelt dann auch die Struktur der entwickelten Lehrveranstaltung wider. In der gemeinsamen Blockveranstaltung werden in intra- und interprofessionellen Arbeitsgruppen kulturrelevante Fragestellungen bearbeitet, bei denen die eigenen Vorstellungen über die Patientengruppe und den anderen am Gespräch beteiligten Professionen reflektiert und diskutiert werden. Ziel ist es, eine gemeinsame Sichtweise auf die kulturellen Hintergründe der nichtdeutschsprachigen Patienten sowie ein gemeinsames Vorgehen hinsichtlich der Zielsetzungen des interkulturellen Patientengesprächs zu entwickeln. Das Üben der verdolmetschten Beratungs- und Behandlungsgespräche am Praxistag markiert den Wechsel von vornehmlich kognitiven und affektiven Lernzielen hin zur kultursensiblen Ausweitung der vorhandenen Gesprächsführungskompetenzen.

3.3. Lehrveranstaltungsablauf

Im Rahmen der Projektdauer vom 10/2015 bis 09/2017 wurde die Lehrveranstaltung PinKo im Sommersemester 2016 und dem darauffolgenden Wintersemester 2016/17durchgeführt. Tabelle 1 [Tab. 1] zeigt den Ablauf, der einen gemeinsamen Veranstaltungstag für alle Studierenden sowie die zwei aufeinanderfolgenden Praxistage umfasst.

Am gemeinsamen Vorbereitungstag finden für die Studierenden aller Fächer Impulsvorträge, intra- und interprofessionelle Kleingruppenarbeiten, Ergebnispräsentationen und Diskussionsrunden im Plenum statt. Zwei zuvor in der Projektgruppe festgelegte Aufklärungs- bzw. Beratungsgespräche (zu den Themen Diabetes und akutem Koronarsyndrom) dienen als gemeinsame Grundlage für die Gesprächsführung, sowohl im medizinischen als auch im pharmazeutischen Sinne. Beide Fälle sind als Fallvignetten aufbereitet, anhand derer die Studierenden aller drei Fächer sich auf die Gespräche vorbereiten. Zudem erhalten die Fachdolmetschstudierenden Anweisungen für die kulturspezifischen Patientenrollen. Neben persönlichen Daten umfassen diese auch Angaben zu familiärem Hintergrund, Ausbildung, Beruf und Freizeitverhalten sowie das Wissen um den gesundheitlichen Zustand und Erwartungen an das Gespräch. Die Fachdolmetschstudierenden werden damit beauftragt, die Patientenrolle durch kulturbedingte Verhaltensweisen anzureichern. An den Praxistagen werden in Kleingruppen Vorgespräche und triadische Aufklärungs- und Beratungsgespräche geübt. Die Anzahl der sprachenspezifischen Kleingruppen hängt dabei von der Verfügbarkeit der Fachdolmetschstudierenden und Lehrenden aus unterschiedlichen Sprachengruppen ab (Türkisch, Arabisch, Griechisch, Chinesisch, Russisch, Polnisch, Italienisch und Spanisch). Als teilnehmende Beobachter*innen stellen die Lehrenden sicher, dass es in den Kleingruppen neben der praktischen Übung ausreichend Zeit zur Reflexion gibt und somit die Lernziele bestmöglich erreicht werden. Soweit nötig steuern die Lehrenden den Feedbackprozess und bringen an gegebener Stelle ihre fachliche Expertise ein. Nach den Probenphasen in den Kleingruppen finden „Dolmetschinszenierungen“ ausgewählter Sprachengruppen im Plenum statt. Diese werden nach dem Fish-Bowl-Prinzip durchgeführt, d.h. das Beratungs- bzw. Aufklärungsgespräch wird inmitten der teilnehmenden Beobachter*innen ohne Unterbrechung aufgeführt. Die Darstellenden bekommen im Anschluss ein detailliertes Feedback, sowohl von den beobachtenden Studierenden als auch von den Lehrenden der unterschiedlichen Professionen [39], [40], [41].

3.4. Methode

Die Evaluation der Lehrveranstaltung erfolgte durch eine schriftliche Befragung.

Neben soziodemographischen Angaben wurden mit Blick auf die Thematik die bisherigen Studienerfahrungen im Bereich der Gesprächsführung erfragt, deren Anwendungsbereich im interprofessionellen und interkulturellen Kontext sowie eine Einschätzung zu ihrer beruflichen Relevanz. Für die zukünftigen Fachdolmetschstudierenden schließt dies auch die Betrachtung der jeweiligen medizinischen bzw. pharmazeutischen Berufskultur ein.

Zur Einschätzung der Kompetenzentwicklung in diesen Bereichen, wurde eine Vorher/Nachher-Befragung durchgeführt. Im Mittelpunkt standen dabei

ausgewählte Fragen zum interkulturellen Wissenserwerb, das Erreichen professionsspezifischer Lernziele und deren Umsetzung in gemeinsamem Handeln in der triadischen Gesprächsführung.

Befragt wurde auch die Zufriedenheit mit der Lehrveranstaltung, insbesondere dem interprofessionellen Unterricht und den Übungsangeboten im Kleingruppenformat sowie den damit im Zusammenhang stehenden Einstellungen und Haltungen zur Zusammenarbeit. Auf Grund der unterschiedlichen Perspektiven der Professionen und der sich daraus ergebenden Lernziele, wurden trotz der vielen Gemeinsamkeiten für jeden Fachbereich eigene Fragbögen erstellt.


4. Ergebnisse

Insgesamt wurden 112 Studierende aus den beteiligten Fachbereichen (Medizin (M) N=8, Pharmazie (P) N=60; Translation (T) N=44) geschult und zur Veranstaltung befragt. Der Rücklauf der Befragung konnte mit annähernd 90% beziffert werden.

Allgemein wurde die Veranstaltung mit gut (1=sehr gut, 6=ungenügend) bewertet ((M) 1.67/2.00; (P) 2,29/3.33; (T) 1.50/1.86). Auffällig dabei war die schlechtere Beurteilung durch die Pharmaziestudierenden im WiSe 2016/17 mit 2.93 (siehe Tabelle 2 [Tab. 2] und Anhang 1 [Anh. 1]), die sich im Vergleich auch in anderen Teilbefragungen zeigte. Ausschlaggebend dafür war die von den Teilnehmenden als ungünstig empfundene Terminsituation der Veranstaltung PinKo sowie die große Teilnehmerzahl (N=46), die sich im Verhältnis zu den verfügbaren Sprachengruppen einschränkend auf die Übungsmöglichkeiten auswirkte. Auch von den Medizinstudierenden wurde gewünscht, bereits in der Blockveranstaltung mit Übungen zu beginnen und die Veranstaltung insgesamt kompakter zu gestalten.

Die Unterstützung der interprofessionellen Kompetenzentwicklung durch PinKo wurde von allen Studierenden durch die Nachbefragung bestätigt. So ergaben sich zu ausgewählten Problemstellungen der interprofessionellen Gesprächsführung (siehe Tabelle 3 [Tab. 3] und Anhang 1 [Anh. 1]) durchschnittlich gute Kompetenzeinschätzungen ((M) 1.33-2.00, (P) 2.00-2.93; (T) 1.82-2.25). Im Vergleich zur Vorbefragung ergaben sich Differenzen von 3 oder mehr Punkten auf einer siebenstufigen Likert-Skala (1=trifft voll und ganz zu, 7=trifft überhaupt nicht zu). zur Kompetenzeinschätzung vor der Lehrveranstaltung.

Im Bereich der Entwicklung interkultureller Kompetenzen hat sich gezeigt (siehe Tabelle 4 [Tab. 4] und Anhang 1 [Anh. 1]), dass die Fachdolmetschstudierenden hinsichtlich der Einschätzung ihres Lernfortschritts am ehesten profitieren konnten. Hierbei ist anzumerken, dass sich das Bewusstsein der angehenden Fachdolmetscher*innen durch ihre Fokussierung auf Kultursensibilität als Basiskompetenz in ihrem Studienschwerpunkt nicht mit dem der angehenden Ärzt*innen und Pharmazeut*innen vergleichen lassen. Während eine Begegnung mit fremdsprachigen Patient*innen zu den Alltagserfahrungen klinischer Semester gehört, zeigt sich durch die Befragung, dass es im Vorwege keine Lehrveranstaltungen zur kulturellen Sensibilisierung gab oder ein Angebot, um praktische Erfahrungen im Umgang mit Dolmetscher*innen machen zu können.


5. Diskussion

Die Resultate des Triade-Projekts haben gezeigt, dass die Lehrveranstaltung PinKo zum Aufbau interprofessioneller und interkultureller Kompetenzen beiträgt. So konnte durch die Befragung der Studierenden aller beteiligten Fachbereiche wesentliche Ergebnisse aus IPE-Studien [10], [11], [12], [13], [14], [15], [16], [17] bestätigt werden. Neben Verbesserungen im Bereich der interprofessionellen Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Medizin-, Pharmazie- und den Fachdolmetschstudierenden gab es auch einen deutlichen Lernzuwachs im Bereich der triadischen Gesprächsführung im Beisein der Patient*innen. So gelang es im Rahmen von Aufklärungsgesprächen zum Ende der Veranstaltung deutlich besser und mit einem klareren Rollenverständnis, gemeinsam kommunikative Störungen zu managen, schlechte Nachrichten zu überbringen, kritische Aspekte zu thematisieren oder die Zustimmung für eine Therapieentscheidung einzuholen. Der Einsatz von Dolmetscher*innen und das Zusammenwirken der Gesundheitsberufe trägt damit wesentlich dazu bei, Quellen von Unbestimmtheit für alle Beteiligten in der Handlungssituation zu reduzieren [42] und somit einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Behandlungs- und Patientensicherheit zu leisten.

Das gilt auch für den (inter-)kulturellen Umgang, der als erweiterte Handlungskompetenz dabei hilft, die beruflichen Anforderungen im Umgang mit Patienten besser zu bewältigen [42]. Hier bestätigen die Studierenden die berufliche Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit den kulturellen Gegebenheiten für erfolgreiches Handeln und bescheinigen einen im Sinne der beabsichtigten kulturellen Sensibilisierung beachtenswerten Lernfortschritt.

Trotz des Modellcharakters und der Förderung des Projekts zur Entwicklung der Lehrveranstaltung PinKo gab es auch Probleme und Einschränkungen, die mit den oben beschriebenen Hemmnissen zur interprofessionellen Lehre (IPE) vergleichbar sind [11], [14], [15], [19]. So zeigte sich, dass, mit Blick auf die Nachhaltigkeit, diese nur bedingt durch das Engagement der Projektbeteiligten zu lösen sind. Die Berücksichtigung beider Studienstandorte für die Durchführung war nicht nur ein Problem der zu finanzierenden Reisekosten, sondern auch eine fehlende institutionelle Verankerung interprofessioneller Lehre und der didaktischen Konzepte an den Fachbereichen. Dies hat auch Auswirkungen auf die Erwartungen, Haltungen und das Lernverhalten von Studierenden und ist mit Blick auf eine studierendenzentrierte Lehre bei interprofessionellen Veranstaltungen stärker zu berücksichtigen. So sind Studierende der Medizin und Pharmazie deutlich kritischer als Fachdolmetschstudierende, wenn es darum geht, zwischen dem Zugewinn an interprofessionellen und interkulturellen Kompetenzen und dem dafür benötigten Reiseaufwand abzuwägen und einen fächerübergreifenden Kompromiss bei der Darstellung von Inhalten und dem Einsatz von alternativen Methoden in der Lehrveranstaltung einzugehen.

In diesem Sinne wird die Lehrveranstaltung aktuell weiterentwickelt, zumal sich die Lernziele im Umgang mit schwierigen Gesprächssituationen inklusive der Einbindung eines/r Dolmetschers*in mit der Einführung nationaler Lernzielkataloge in der Medizin (NKLM) [http://www.nklm.de] und Pharmazie (KLP-P) [42] ausweiten werden. Hierzu sind bereits erste Schritte unternommen worden, um Lerninhalte und entwickelte Lehrvideos in interaktiven Lernumgebungen als Blended-Learning Konzept anzubieten. Mit den damit einhergehenden kürzeren Präsenzzeiten ist damit auch der Weg bereitet, um weitere Gesundheitsberufe in dieses interprofessionelle Ausbildungsformat zu integrieren.


Danksagung

Wir danken der Übersetzerin Elspeth Noelani Kaiko Lenhard.


Steckbrief

Name des Standorts: Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg Universität Mainz (JGU)

Studienfach/Berufsgruppe: Medizin

Anzahl der Lernenden pro Jahr bzw. Semester: ca. 140-220 Studierende pro Semester

Ist ein longitudinales Kommunikationscurriculum implementiert? Ja

In welchen Semestern werden kommunikative und soziale Kompetenzen unterrichtet? 1., 2., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10. Semester

Welche Unterrichtsformate kommen zum Einsatz? Seminar, Kurs, Praktikum, Vorlesung, e-Learning

In welchen Semestern werden kommunikative und soziale Kompetenzen geprüft (formativ oder bestehensrelevant und/oder benotet)? 1., 2., 4., 5., 7., 8., 9., 10. Semester

Welche Prüfungsformate kommen zum Einsatz? Essay, Key Feature, Postererstellung, mündlich-praktisch, OSCE, Patientenbericht, Open Book Exam, MC- Klausur

Wer (z.B. Klinik, Institution) ist mit der Entwicklung und Umsetzung betraut? dezentral: jede Einrichtung für sich


Aktuelle berufliche Rolle der Autor*innen

  • Kai-Uwe R. Strelow, Dipl.-Psych. & Volksw., Mitarbeiter der Rudolf Frey Lernklinik (RFLK) der Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg Universität (JGU), Unterrichtsbeauftragter, Leiter des Teilbereichs Human Factors, Interpersonelle Kompetenzen, Behandlungs- und Patientensicherheit
  • Dr. phil. Şebnem Bahadır, Dipl.-Übersetzerin/Dolmetscherin, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Modulverantwortliche für "Fachdolmetschen in medizinischen, sozialen und behördlichen Einsatzbereichen", Arbeitsbereich Interkulturelle Germanistik, Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), seit Dezember 2020: Professorin für Translationswissenschaft mit Forschungsschwerpunkt Translation, Migration und Minderheiten, ITAT, Universität Graz
  • Dr. rer. nat. Bettina Stollhof, Leitende Apothekerin der kreuznacher diakonie Bad Kreuznach, Fachapothekerin für Klinische Pharmazie und theoretische und praktische Ausbildung, Lehrbeauftragte für das Fach Klinische Pharmazie an der Johannes Gutenberg Universität Mainz (JGU)
  • Dr. rer. nat. Rita Marina Heeb, Fachapothekerin für klinische Pharmazie, Leitung der Qualitätskontrolle, stellvertretende QP und Hygienebeauftragte der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg Universität (JGU) und Lehrbeauftragte für Pharmakoepidemiologie und -Ökonomie
  • Dr. med. Holger Buggenhagen MME, Einrichtungsleiter der Rudolf Frey Lernklinik (RFLK) der Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg Universität (JGU), Facharzt für Anästhesie mit Zusatzbezeichnung Notfallmedizin und spezielle anästhesiologische Intensivmedizin

Interessenkonflikt

Die Autor*innen erklären, dass sie keinen Interessenkonflikt im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

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