gms | German Medical Science

GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Peer-teaching International: die „Erasmus-Woche“ der LernKlinik Leipzig für Erasmus-Incomings

Artikel PAL-Programm

  • corresponding author Daisy Rotzoll - Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, LernKlinik Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • author Stefanie Wiemer - Universität Leipzig, Prorektorat Bildung und Internationales, Tutoring-Kolleg, Leipzig, Deutschland
  • author Anja Zimmermann - Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, LernKlinik Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • author Philipp Alex - Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, LernKlinik Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • author Jürgen Meixensberger - Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Leipzig, Deutschland; Universitätsklinikum Leipzig, Department für Operative Medizin, Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, Leipzig, Deutschland

GMS J Med Educ 2018;35(5):Doc56

doi: 10.3205/zma001202, urn:nbn:de:0183-zma0012026

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2018-35/zma001202.shtml

Eingereicht: 8. Mai 2018
Überarbeitet: 1. Oktober 2018
Angenommen: 26. Oktober 2018
Veröffentlicht: 30. November 2018

© 2018 Rotzoll et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Einleitung: Der vorgelegte Projektbericht beschreibt die Entwicklung, Pilotierung, Evaluation und Durchführung einer vorbereitenden Kurswoche für Erasmus-Studierende der Humanmedizin in der LernKlinik Leipzig, dem Skills- und Simulationszentrum der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig.

Projektbeschreibung: Ziel des vorgestellten Lehrprojektes ist es, im geschützten Rahmen mittels Peer-teaching Methode Erasmus-Studierende auf ihr Auslandsjahr vorzubereiten. Das Augenmerk liegt dabei sowohl auf der sprachlichen als auch auf der klinisch-praktischen Ausbildung, aber auch auf der Integrationsförderung durch engen Kontakt mit deutschsprachigen studentischen Peer-Tutoren. Als methodischer Rahmen für die Planung der Erasmus-Woche diente die Zusammenstellung von Ross und Cameron [1]. Zur Planung des Pilotprojektes 2012 wurde eine Befragung der Erasmus-Kohorte des Jahrgangs 2011/12 durchgeführt. Die nachfolgenden Jahrgänge wurden gebeten, an einer Prä-Post-Befragung teilzunehmen; die Freitextangaben der Prä- und Post-Befragungen wurden quantitativ und qualitativ ausgewertet.

Ergebnisse: Insgesamt n=173 Erasmus-Studierende der Humanmedizin kamen im Zeitraum 2012-2017 nach Leipzig; von diesen nahmen n=148 (86%) an der Erasmus-Woche teil. Die meisten Erasmus-Studierenden kamen aus Rumänien (20,3%). Mit Abstand die häufigsten Nennungen zu den positiven Aspekten der Erasmus-Woche betrafen die aktive Auseinandersetzung mit der deutschen Fachsprache und die Wertschätzung des Peer-teaching Verfahrens, um grundlegende Untersuchungstechniken erlernen bzw. wiederholen zu können. Ein Ausbau und eine Intensivierung des Kursangebotes wurden gewünscht.

Schlussfolgerungen: Die Durchführung einer vorbereitenden Kurswoche für Erasmus-Studierende mit Fokus auf Erwerb von sprachlichen und klinisch-praktischen Fertigkeiten im Peer-teaching Verfahren kann den Einstieg und die Integration Erasmus-Studierender in den Studienablauf erleichtern. Inwieweit diese Erfahrungen auch Einfluss auf die spätere berufliche Ausrichtung oder den Tätigkeitsort der Erasmus-Studierenden haben, soll in weiteren Befragungen untersucht werden.

Schlüsselwörter: Intrenationale Medizinstudierende, peer teaching, peer-assited learning, medizinische Ausbildung, Tutorentraining, Skillslab, praktische klinische Kompetenzen


Einleitung

Das Erasmus-Programm der Europäischen Union (EU) ist eines der wichtigsten Austauschprogramme für Studierende in Europa und wird als eine „einzigartige europäische Erfolgsgeschichte“ [2] bezeichnet. Es ist das älteste Bildungsprogramm der EU (Erasmus: ursprünglich ein Akronym für EuRopean Community Action Scheme for the Mobility of University Students), wurde 1987 ins Leben gerufen und feierte 2017 sein 30-jähriges Bestehen. Zwischen 1987 und 2017 unterstützte Erasmus rund 4.400.000 Studierende. Bereits 1990 erfolgte die Integration der „neuen Bundesländer“ in das Erasmus Programm, und damit auch Beteiligung der Universität Leipzig an diesem Austauschprogramm. 1995/96 folgten institutionelle Hochschulverträge, so dass der Austausch zwischen europäischen Hochschulen weiter erleichtert wurde. Während 1987 die Erasmus Mobilität in 11 Mitgliedsstaaten begründet wurde (Belgien, Dänemark, Deutschland, Griechenland, Frankreich, Irland, Italien, Niederlande, Portugal, Spanien, Vereinigtes Königreich) und nach und nach weitere (west)europäische Länder folgten, kamen 1998/99 auch osteuropäische Staaten dazu (Polen, Rumänien, Slowakei, Tschechien, Ungarn, Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen und Slowenien).

Das Erasmus-Programm trägt wesentlich zur Internationalisierung und Globalisierung im europäischen Bildungssektor bei. Damit verbunden ist auch ein nicht zu unterschätzender Einfluss des Programms auf die Gesundheitssysteme in Europa, mit Integration einer zunehmenden Zahl von internationalem Pflegepersonal und ÄrztInnen u.a. in Deutschland. Trotz dieses Trends einer erhöhten Mobilität im Gesundheitssektor bieten bisher nur wenige deutsche Medizinische Fakultäten strukturierte Programme zur Förderung des Studieneinstiegs für Erasmus-Studierende während ihres Auslandsaufenthaltes in Deutschland an. Dieser Strukturmangel kann dazu führen, dass Auslandsaufenthalte zu Gelegenheiten werden, zwar touristische Ziele zu verfolgen [3], aber das Erasmus-Programm nicht als solches zu nutzen, wofür es primär vorgesehen ist: ein unbekanntes Gesundheitssystem kennenzulernen, sich in das Medizinstudium vor Ort zu integrieren und eigene Erfahrungen in einem fremden Gesundheitssystem und Medizinstudium zu sammeln, um damit neue Impulse für die weitere ärztliche Laufbahn ins Heimatland mitzunehmen.

Eines der zentralen Ziele des Erasmus-Programms sind neben europäischer Identitätsfindung, Förderung internationaler Kooperation, Unterstützung kultureller Offenheit und Förderung der Mehrsprachigkeit auch die soziale Integration und Inklusion der Studierenden in ihrem Gastland bzw. an ihrer Gastuniversität [3]. Ein wesentlicher Faktor hierfür sind frühe und intensive Interaktionsmöglichkeiten mit deutschen Medizinstudierenden der Gastuniversität. Es gilt, interessierte und hochmotivierte Studierende der Fakultät zu akquirieren, die Interesse zeigen, sich für die Belange der Erasmus-Studierenden einzusetzen und diese zu unterstützen. Eine Bestandsaufnahme zu Unterstützungsangeboten an Medizinischen Fakultäten für internationale Studierende (also Studierende, die für ihr Studium nach Deutschland gekommen sind, über keine deutsche Hochschulzugangsberechtigung verfügen und das gesamte Studium in Deutschland absolvieren möchten) zeigt, dass teilweise Unterstützungsangebote wie etwa studentisch geleitete Tutorien in der Vorklinik oder Sprachkurse („Deutsch für Mediziner“) existieren [4]. Allerdings ist die Zielgruppe dieser Unterstützungsmaßnahmen nicht gleichzusetzen mit Erasmus-Studierenden; diese kommen mit Vorerfahrungen und Vorwissen aus dem Medizinstudium ihres Heimatlandes nach Deutschland mit der Perspektive, nach meist einem Jahr wieder in ihr Heimatland zurückzukehren um dort ihr Studium abzuschließen. Viele Fakultäten raten zudem ihren Studierenden, einen Auslandsaufenthalt frühestens mit Beginn ihres klinischen Ausbildungsabschnittes anzustreben. Auch hierin unterscheidet sich die Gruppe der Erasmusstudierenden deutlich von regulär immatrikulierten internationalen Studierenden.

Da Erasmus-Studierende im Gegensatz zu regulär immatrikulierten ausländischen Studierenden meist nach 12 Monaten wieder in ihr Heimatland zurückkehren und häufig von Seiten der deutschen Fakultät davon ausgegangen wird, dass die Studierenden von ihren Heimatinstitutionen vorbereitet an die deutsche Fakultät entsendet werden, wird die Notwendigkeit, Erasmus-Incomings auf ihr Studium an der deutschen Fakultät vor Ort vorzubereiten, eher nicht gesehen. Erasmus-Studierende werden häufig in den regulären studentischen Unterricht vor Ort mit eingegliedert, ohne dass auf spezielle Bedürfnisse oder Wünsche eingegangen werden kann. Auch wenn die organisatorischen Unterstützungsmaßnahmen an der deutschen Fakultät gegeben sein mögen, so könnte eine gezielte Vorbereitung der Erasmus-Incomings dazu führen, dass die Effektivität des Auslandsaufenthaltes sowie die Zufriedenheit der Studierenden nach Rückkehr in ihr Heimatland durch eine gezielte Vorbereitung auf das Auslandsjahr gesteigert werden könnte. Das hier vorgestellte Projekt wurde mit dem Ziel implementiert, eine strukturierte Vorbereitung des Erasmus-Jahres an der Medizinischen Fakultät Leipzig anzubieten.


Projektbeschreibung

An der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig werden jährlich zwischen 20 und 40 Medizinstudierende im Rahmen des Erasmus-Programms aufgenommen. Eine offizielle Begrüßung an der Fakultät sowie Möglichkeiten, mit Beginn des Aufenthaltes mit Leipziger Medizinstudierenden in Kontakt zu kommen, waren begrenzt. Ziel der folgenden Projektbeschreibung ist die Darstellung der Initiative der studentischen TutorInnen des Leipziger Skills- und Simulationszentrums (LernKlinik Leipzig), der ärztlichen Leitung der LernKlinik (DR) und der Verantwortlichen für die studentischen TutorInnenqualifizierung (SW). Beschrieben wird Etablierung und Weiterentwicklung, Umsetzung und Evaluation der Erasmus-Woche für ausländische Humanmedizin-Studierende im Erasmusjahr an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Beleuchtet wird das Pilotprojekt im Oktober 2012 und das daraus entwickelte Kurskonzept für die Jahre 2013 -2017.

Projektziel

Ziel des vorgestellten Lehrprojektes ist es, im geschützten Rahmen mittels Peer-teaching Methode internationale Erasmus-Studierende auf ihr Auslandsjahr vorzubereiten. Dabei wurde das Augenmerk sowohl auf die sprachliche als auch auf die Unterstützung in klinisch-praktischen Fertigkeiten, aber auch auf die Förderung der frühzeitigen Interaktion mit deutschsprachigen, studentischen Peer-TutorInnen der LernKlinik gelegt. Ziel des Projektes ist es weiterhin, peer-geleitete Skills-Kurse mit besonderem Augenmerk auf die begleitende Kommunikation anzubieten. Als Rahmenrichtwerk für die Planung der Erasmus-Woche im Peer-Teaching Verfahren dienten die Vorschläge von Ross und Cameron [1].

Studentische TutorInnenqualifizierung

Im Rahmen der Förderung „Fellowships für Innovationen in der Hochschullehre“ wurde durch ein Fellowship der Joachim-Herz-Stiftung des Stifterverbandes 2011 das personenbezogene Projekt „Train-the-Trainer – neue Wege in der medizinischen Ausbildung. Ein System zur nachhaltigen didaktisch-methodischen Qualifizierung von TutorInnen in der LernKlinik der Universität Leipzig“ (SW) gefördert [https://www.stifterverband.org/lehrfellowships/fellowships-hochschullehre-fellows-2011 (accessed Nov. 22, 2017)]. Zugrunde lag eine Kooperation zwischen der LernKlinik und der fakultätsübergreifenden TutorInnen-Qualifizierung der Universität Leipzig, wodurch ein strukturiertes TutorInnenqualifizierungsprogramm für studentische TutorInnen der LernKlinik entwickelt wurde. Durch Verknüpfung von Kompetenz- und Organisationsentwicklung wurde das TutorInnenteam der LernKlinik befähigt, Wissens- und Erfahrungstransfer von einer TutorInnengeneration zur nächsten zu gewährleisten. Die fachliche und didaktische Qualitätsentwicklung wurde durch dieses Konzept entscheidend gesichert und ist inzwischen Grundlage für sämtliche Tutoriumskonzepte und tutorielles Lehrhandeln im Peer-Teaching Verfahren der LernKlinik [5].

Studentisches TutorInnenprojektteam „Erasmus-Woche“

Aufbauend auf den Erfahrungen der oben beschriebenen allgemeinen TutorInnenqualifizierung der LernKlinik kam 2012 erstmalig ein Projektteam (n=6) zusammen, um gemeinsam ein Peer-teaching-Konzept zur Unterstützung ausländischer Erasmus-Studierender zu entwickeln. Das Projektteam bestand aus vier TutorInnen der LernKlinik, die bereits die allgemeine TutorInnenqualifizierung der LernKlinik durchlaufen hatten, mindestens ein Jahr Teil des TutorInnenteams der LernKlinik waren und bereits selbst Erfahrungen im Ausland (teils im SchülerInnenaustausch, teils selbst als Erasmus-Studierende) gesammelt hatten. Die ärztliche Leiterin der LernKlinik (DR) und die Verantwortliche für die TutorInnenqualifizierung (SW) unterstützten die strategische Planung und Ausrichtung des Projektes, während zwei LernKlinik-Mitarbeiterinnen die organisatorischen und administrativen Schritte des Projektes begleiteten.

Konzipierung und Vorbereitung

Als Grundlage für die Zusammenstellung der Kurse für die Erasmus-Woche diente ein Fragebogen, der an die Erasmus-Studierenden des Studienjahres 2011/12 (n=20, Rücklauf 100%) am Ende Ihres Studienaufenthaltes (31.08.2012) elektronisch verteilt und mittels EvaSys® ausgewertet wurde. Insgesamt wurden 24 Items erfasst, die Aufschluss über Geschlecht, Herkunftsland, Ausbildungsstand mit Fachsemester, Länge des Aufenthaltes in Deutschland bzw. in Leipzig, Deutsch- und Fachsprachenkenntnisse, Art der belegten obligatorischen Unterrichtseinheiten im Erasmusjahr sowie über Wünsche und Ideen zu möglichen Vorbereitungskursen eines Auslandsaufenthaltes nach ihren Erfahrungen in Leipzig gaben.

Die Ergebnisse dieses Fragebogens zusammen mit mündlichen Aussagen der ärztlichen KollegInnen der klinischen Fachbereiche dienten dazu, die Auswahl der (zu adaptierenden) LernKlinik-Kurse für die initiale Erasmus-Woche im Jahr 2012 zu wählen.

Die „24 Questions about Peer-Assisted Learning“ von Ross und Cameron [1] dienten als Grundlage für die Ausarbeitung der Erasmus-Woche im Peer-teaching Verfahren.

Lernziele und methodische Umsetzung

Im Kleingruppenunterricht mit n=4-6 TeilnehmerInnen (TN), unter Federführung eines/einer fachlich und didaktisch geschulten studentischen LernKlinik-Tutors/Tutorin wurden über 5 Tage zehn 90-minütige Kurseinheiten konzipiert. Jede Kurseinheit wurde in einem zeitlich fixierten Kursablauf zum Einlernen des/der jeweiligen Tutors/Tutorin dokumentiert, Lernziele und die zum Einsatz kommenden Lehr- und Lernmethoden festgelegt. Definierte Lernziele wurden hinterlegt (siehe Tabelle 1 [Tab. 1] und Tabelle 2 [Tab. 2]), ebenso pro Kurs ein Studierendenskript (für die TN des Kurses als Kursvorbereitung) und ein TutorInnenskript, in dem Besonderheiten und „Fallstricke“ des Kurses für die kursgebenden TutorInnen erläutert wurden. Grundlage für die erarbeiteten Erasmus-Kurse waren die für deutsche Studierende konzipierten LernKlinik-Kurse [6]: für den Zweck der Kursumsetzung für die Erasmus-Woche wurden alle Lehrmaterialien nochmals überarbeitet. Dabei wurde die Zahl der Lernziele eingeschränkt (max. 3), um den evtl. auftretenden sprachlichen Herausforderungen zeitlich Rechnung tragen zu können. Als zusätzliche Materialien wurden für alle Erasmus-Kurse Vokabel- bzw. Redewendungslisten erstellt (Englisch-Deutsch), die den Studierenden vorab zur Verfügung gestellt, aber auch als Poster in den Kursräumen ausgehängt wurden.

Planung

Als optimaler Zeitpunkt für die zu planende Erasmus-Woche wurde die Woche vor Beginn des Wintersemesters (jährlich Mitte Oktober) identifiziert. Alle aus dem Ausland anreisenden Erasmus-Studierenden sind zu diesem Zeitpunkt anwesend, und eine zeitliche Überschneidung mit den schon vorab im September angebotenen Sprachkursen der Universität wurde damit ausgeschlossen. Ein Team aus durchschnittlich 16 TutorInnen wurde im Juli des jeweiligen Jahres zusammengestellt, die in dem vorgesehenen Zeitraum verfügbar waren. Anhand der Einschreibungslisten der Erasmus-Studierenden für curriculare Kleingruppenunterrichte der Jahre 2010 und 2011 wurden 10 studentische Peer-TutorInnenkurse der LernKlinik zusammengestellt, die den von den Erasmus-Studierenden bevorzugt gewählten Fachbereichen entsprachen; die Auswahl der Kurse wurde ab 2012 anhand der in den Evaluationen erfragten fachlichen Bedürfnissen entsprechend angepasst. Folgende sieben Kurse wurden daher seit der Pilotierung im Oktober 2012 jedes Jahr in das Wochenprogramm aufgenommen: Anamnese-Erhebung, Herzauskultation, Lungenauskultation, Abdomenuntersuchung, neurologische Statuserhebung, die pädiatrische Vorsorgeuntersuchung U1/U2 und die gynäkologische Vorsorgeuntersuchung. Weitere drei Kurse wurden aus folgenden ausgewählt und wechselten bisher je nach TutorInnenverfügbarkeiten und kumulativen Evaluationsergebnissen der Vorjahre: allgemeine Statuserhebung, Thorax-Status-Erhebung, Untersuchung Kopf-Hals, Untersuchung Wirbelsäule-Becken, Knieuntersuchung, Geburtshilfe, venöse Punktion oder Basic Life Support. Seit 2017 wird der Kurs Abdomen-Untersuchung mit SimulationspatientInnen durchgeführt, so dass die sprachliche Herausforderung für die Teilnehmenden erhöht wurde. Die SimulationspatientInnen geben den Teilnehmenden ihr Feedback im Anschluss speziell zum Sprachverständnis.

Die Erasmus-Woche wurde jeweils eingeleitet durch eine Begrüßung des Studiendekans (JM) sowie der ärztlichen Leiterin der LernKlinik (DR), und wurde abgerundet durch ein „Get-together“ nach Beendigung der Erasmus-Woche, so dass sich informell LernKlinik-TutorInnen als Studien-AnsprechpartnerInnen für die Erasmus-Studierenden herauskristallisierten.

Gruppenzuteilung

Die Erasmus-Studierenden wurden in Gruppen à 4-6 TN aufgeteilt und rotierten während der Erasmus-Woche in ihrer Gruppe durch alle 10 Kurse. Bei der Gruppenzuteilung wurde darauf geachtet, dass Nationalitäten stets gemischt wurden, so dass die Gewährleistung der Unterrichtssprache Deutsch (unter möglicher Zuhilfenahme der Vokabel- und Redewendungslisten Deutsch-Englisch) gegeben war.

Evaluation

Vor und nach jeder Erasmus-Woche wurde ein Prä-Post-Evaluation mittels EvaSys® durchgeführt: vor Beginn der Kurswoche wurden insgesamt 18 Items in englischer Sprache abgefragt, und zwar zu den Bereichen „Personal Data“, „Pre-Qualifications“, „Choice of Stay“, und „Course Participation“, hiervon waren 2 Freitext Items. Nach Abschluss der Kurswoche erfolgte die Post-Erhebung mit insgesamt 25 Items zu den Bereichen “Language Ability“, „Course Structure and Quality“, „Course Materials“ und „Overall Comments“ (3 Freitext Items). Die Freitextangaben der Prä- und Post-Befragungen wurden qualitativ ausgewertet. Anhand der Auswertungen der Evaluationen wurden Anpassungen für die im Folgejahr stattfindende Erasmus-Woche vorgenommen.


Ergebnisse

Der folgende Abschnitt gibt einen Überblick über die wichtigsten Evaluationsergebnisse der Erasmus-Woche in Leipzig.

Voruntersuchung am Ende des Auslandsaufenthaltes: Erasmusjahrgang 2011/12

Die Genderverteilung unter den Erasmus-Studierenden des Jahrgangs 2011/12 in Leipzig (n=20) entsprach in etwa der Verteilung zwischen männlichen und weiblichen Leipziger Humanmedizinstudierenden: 65 % waren weiblich. Die Hälfte der Studierenden stammte aus osteuropäischen Ländern, die andere Hälfte aus westlichen EU-Staaten. 47% der TN waren im 4. Studienjahr, mit breiter Streuung der TN zwischen 2. und 5.Studienjahr. Für 85% der TN war dies der erste Studienaufenthalt an einer deutschen Medizinischen Fakultät. 80% der TN blieben 2 Semester in Leipzig, 20% nur ein Semester. Die Dauer des Sprachunterrichts Deutsch unter den TN variierte erheblich zwischen einem Monat und über 9 Jahren. Etwa die Hälfte der TN nahm am Intensivkurs Deutsch für ausländische Studierende der Universität Leipzig vor Beginn ihres Erasmus-Aufenthaltes an der Medizinischen Fakultät teil. Hauptbeweggründe für den Erasmus-Aufenthalt in Leipzig waren: Kennenlernen eines fremden Landes, Kennenlernen des deutschen Gesundheitswesens, Erlangen klinisch-praktischer Fertigkeiten, und das Erlernen der deutschen Sprache. Die Wahl auf Leipzig fiel überwiegend aus folgenden 3 Gründen: Empfehlungen ehemaliger Leipziger Erasmus-Studierenden, die Wahrnehmung Leipzigs als studentenfreundliche Stadt und der günstige Wohnraum. Die Studierenden wünschten sich noch intensiveren Kontakt zu deutschen Medizinstudierenden während ihres Aufenthaltes sowie eine spezifische Vorbereitung auf den Unterricht am Patientenbett.

Erasmus-Studierende in Leipzig (zwischen 2. und 5.Studienjahr) stellen sich nach Absprache mit dem Referat Lehre ihren eigenen Stundenplan zusammen und können dabei aus allen Bereichen Kurse wählen, die dann im Rahmen des ECTS-Systems an ihrer Heimatfakultät für das entsprechende Fach anerkannt werden können. Aus dem Leipziger Curriculum des 3.-5. Studienjahrs können sich somit Erasmus-Studierende ihren persönlichen Studienplan zusammenstellen, der ihren Bedürfnissen angepasst ist. Auf die Frage, aus welchen Fachbereichen v.a. praktische Kurse im Kleingruppenunterricht am Patientenbett gewählt wurden, gaben 80% der TN an, aus dem Bereich Innere Medizin, 70% Pädiatrie, 70% operative Fachbereiche, und 60% Gynäkologie und Geburtshilfe.

Studentische TeilnehmerInnen der Erasmus-Wochen 2012-2017

Insgesamt n=173 Erasmus-Studierende der Humanmedizin kamen im Zeitraum 2012-2017 nach Leipzig; von diesen nahmen n=148 (86%) an der Erasmus-Woche teil.

Die prozentuale Verteilung der Erasmuswochen-TN nach Nationalitäten zeigt Abbildung 1 [Abb. 1]: die größte Gruppe stammt aus Rumänien, gefolgt von Litauen, Frankreich und Polen. Von den zehn am häufigsten vertretenen Nationalitäten sind fünf osteuropäisch (Rumänien, Litauen, Polen, Tschechien, Slowenien) und fünf westeuropäisch (Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Norwegen).

Die Genderverteilung der Erasmuswochen-TN (n=148) zeigt bis auf das Studienjahr 2014 eine deutliche Verschiebung zugunsten der weiblichen Erasmusprogramm-TN: zwischen 71,4%-77,4% aller Erasmuswochen-TN waren Frauen.

Standardisiertes Evaluationstool – EvaSys®, qualitative Analyse der Freitextangaben

Das Ausfüllen des standardisierten Prä- und Postfragebogens vor und nach erfolgter Teilnahme an der Erasmus-Woche war freiwillig und anonym. Von den insgesamt n=148 TN nahmen n=143 (97%) an den Prä-Befragungen teil, sowie n=126 (85%) an den Post-Befragungen. Hauptanliegen der Prä-Evaluation war das Herausfiltern von Erwartungen und Wünschen an die Erasmus-Woche in der LernKlinik, während mit der Post-Evaluation die Zufriedenheit mit den Kursen erfasst werden sollte („If you had a wish open on what would make our courses even more useful for you, what would this be?“; „Do you think this course week should be repeated for future incoming Erasmus students in Leipzig, and if so, why?“; “Free comments: anything else you would like to tell us?”).

Tabelle 3 [Tab. 3] fasst die Ergebnisse der offenen Fragen aus der Prä- und Post-Befragung zusammen. Aus der Prä-Befragung ergaben sich v.a. drei wiederkehrende Themen (41 Nennungen ):

1.
Dank für und große Vorfreude / Neugier auf das bevorstehende Auslandsstudium generell und die Erasmus-Woche im Speziellen (29 Nennungen),
2.
Sorge, ob die eigenen sprachlichen Voraussetzungen für das Medizinstudium in Leipzig ausreichen (7 Nennungen), und
3.
Unsicherheit darüber, ob das bisherige „medizinische Wissen“ und die eigene Vorbereitung auf den Erasmus-Aufenthalt insgesamt „ausreichend“ seien (5 Nennungen).

Die Analyse der Post-Befragung ergab wiederkehrende Themen. Tabelle 3 [Tab. 3] fasst alle Themen, die mindestens zweimal genannt wurden, zusammen.

Mit Abstand die häufigsten Nennungen zu den positiven Aspekten der Erasmus-Woche betrafen die aktive Auseinandersetzung mit der deutschen Fachsprache, aber auch die Wertschätzung des Peer-teaching Verfahrens, um grundlegende Untersuchungstechniken erlernen bzw. wiederholen zu können. Die beiden am häufigsten genannten Verbesserungsvorschläge kreisten um den Wunsch, das Projekt weiter auszubauen und zu intensivieren.

Abbildung 2 [Abb. 2] zeigt die Ergebnisse der Bewertung der sieben in allen Erasmus-Wochen 2012-2017 angebotenen Peer-Teaching Kurse Anamnese-Erhebung, Herzauskultation, Lungenauskultation, Untersuchung des Abdomens, neurologische Statuserhebung, pädiatrische Vorsorgeuntersuchung U1/U2 und gynäkologische Vorsorgeuntersuchung (in Schulnoten). Die Schulnote 1 wurde in über 70% der Fälle für die Kurse Anamnese-Erhebung, Herzauskultation und Lungenauskultation vergeben.

Zusätzlich zu den regulär stattfindenden sieben Kursen (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]) wurden jährlich drei wechselnde Kurse angeboten, um eine Optimierung des Angebots, angepasst an die Bedürfnisse der Erasmus-Studierenden, zu erreichen. Abbildung 3 [Abb. 3] zeigt die Ergebnisse der Bewertung der intermittierend angebotenen Peer-Teaching Kurse zur allgemeinen Statuserhebung, Thoraxstatus-Erhebung, Untersuchung Kopf-Hals, Untersuchung des Beckens, Untersuchung des Kniegelenks, Geburtshilfe, venöse Punktion und Basic Life Support, in Schulnoten. Die Schulnote 1 wurde in knapp 70% der Fälle lediglich für den Kurs zur Geburtshilfe vergeben.


Diskussion

Die Auswertung der Erasmuswochen-TN-Befragungen der Jahre 2012-2017 gaben wichtige Hinweise zum Projekt selbst und dessen künftiger Ausrichtung, die im folgenden Abschnitt diskutiert werden sollen.

TeilnehmerInnen der Erasmus-Woche

An den bisher angebotenen Erasmus-Wochen nahmen insgesamt n=148 Studierende aus 13 europäischen Ländern teil; es ergab sich über den Erhebungszeitraum eine leichte Verschiebung von mehr osteuropäischen TN hin zu einer eher ausgeglichenen Verteilung zwischen ost- und westeuropäischen Studierenden. Die initial festgestellte Präferenz osteuropäischer Studierender, als Zielort für ihren Erasmusaufenthalt in Deutschland Leipzig zu wählen, ist inzwischen nicht mehr wahrnehmbar. Laut mündlichen Angaben des Studiendekanats scheint sich jedoch der Trend zu zeigen, dass sich aus westeuropäischen Ländern (v. a. Frankreich) eher Studierende des ersten klinischen Ausbildungsjahres (5.-6. Fachsemester) für einen Erasmus-Aufenthalt in Leipzig bewerben, während die Studierenden osteuropäischer Länder (v. a. Rumänien) im Studium bereits weiter fortgeschritten sind. Laut Angaben der studentischen TutorInnen divergieren auch die sprachlichen Voraussetzungen der Erasmus-Studierenden enorm, trotz der allgemeinen Vorgabe, ein B2-Niveau nach dem europäischen Referenzrahmen für Sprachen [http://www.europaeischer-referenzrahmen.de/ (accessed Nov. 22, 2017)] vorweisen zu müssen. Die osteuropäischen Studierenden scheinen bessere Deutschkenntnisse mitzubringen. Entsprechend stellte sich die Frage nach der Gruppenzuteilung für die Erasmus-Woche. Das studentische Projektgruppenteam hatte sich bewusst für die Vermischung der Nationalitäten bei der Gruppenzuteilung entschieden, da erwartet wurde, so Deutsch als Kommunikationssprache nicht umgehen zu können. Allerdings zeigte die Auswertung der Post-Befragung (siehe Tabelle 3 [Tab. 3]), dass einige wenige Erasmuswochen-TN sich eine Gruppeneinteilung nach Deutschkenntnissen und/oder nach Ausbildungsstand der Studierenden gewünscht hätten. Allerdings hätte die Berücksichtigung dieser Vorschläge die Einführung einer Sprach- und Wissensprüfung erforderlich gemacht. Da die Prä-Befragungs-Ergebnisse deutlich machten, dass die Erasmus-Studierenden auch Sorge äußerten, ob ihr sprachlicher und medizinischer Kenntnisstand für ihren Aufenthalt ausreichen würde, und ein Assessment als Einstieg in die Erasmus-Woche diese Unsicherheit noch steigern könnte, wurde von diesem Vorschlag Abstand genommen und der Durchmischung der Nationalitäten bei der Gruppenzuteilung Priorität gegeben.

Auffallend war auch die deutliche Geschlechterverschiebung zugunsten der weiblichen Erasmus-Studierenden. Fast 75% aller TN der Erasmus-Woche waren Studentinnen. Der Trend zur Feminisierung der Medizin zeigte sich überproportional deutlich am Anteil weiblicher Erasmus-Studierender. Es kann spekuliert werden, ob Studentinnen eher zu Auslandsaufenthalten bereit sind und dabei in Kauf nehmen, teilweise ihr Studium im Heimatland zu verlängern, und männliche Studierende diese „Auszeit“ an der Heimatuniversität eher als Karrierehindernis sehen.

Erkenntnisse aus den Prä-Post-Befragungen

Die Angaben zu den Freitextfragen der Prä-Befragung zeigten einerseits die große Vorfreude und Neugier, mit denen die Erasmus-Studierenden ihrem Auslandsaufenthalt entgegensahen, andererseits aber durchaus auch Bedenken hinsichtlich der eigenen sprachlichen und fachlichen Fähigkeiten. Obwohl das Erasmus-Programm einen einheitlichen Sprachnachweis verlangt, fühlen sich viele Erasmus-Studierende offensichtlich häufig nicht ausreichend sprachlich vorbereitet. Zwar werden fächerübergreifende Sprachkursangebote an der Universität Leipzig angeboten, die auch allen Erasmus-Studierenden der Medizin offenstehen, und die auch rege genutzt werden, jedoch den sprachlichen Einstieg im Medizinstudium scheinbar nicht ausreichend ermöglichen. Mehr Unterstützung im Ausbau der sprachlichen Fähigkeiten bereits vor Antritt des Auslandsaufenthaltes wird durchaus propagiert [7]; ob diese Maßnahmen aber zu einer Ausräumung der bestehenden Zweifel führen, ist fraglich. Um diese Bedenken und Vorbehalte bei Antritt des Erasmus-Jahres abzumildern, schien die Einführung einer speziell für Erasmus-Studierende konzipierte Orientierungswoche vor Beginn der curricularen Veranstaltungen gerechtfertigt.

Die Freitextfrage der Post-Befragung, ob eine Erasmus-Woche in der LernKlinik Leipzig auch für künftige Jahrgänge angeboten werden sollte, wurde ausnahmslos positiv beantwortet. Die Möglichkeit, sowohl Fachsprachenkenntnisse anzuwenden und auszubauen und gleichzeitig mit studentischen TutorInnen gemeinsam grundlegende Untersuchungstechniken zu erwerben bzw. zu wiederholen, wurde immer wieder als große Bereicherung und Motivation hervorgehoben.

Die ungezwungene Atmosphäre im geschützten Unterrichtsumfeld mit deutschen Medizinstudierenden wurde auch als Plattform genutzt, sich Unterstützung in allgemeinen Belangen zu holen und auch nach der Erasmus-Woche in Kontakt mit den studentischen TutorInnen der LernKlinik zu bleiben. In manchen Fällen entwickelten sich Tandem-Partnerschaften oder Mentorenverhältnisse, so dass künftige Befragungen darauf abzielen sollen, inwieweit formale Tandembildungen im Rahmen der Erasmus-Woche initiiert werden könnten. Zwar sind Unterstützungsangebote des Studiendekanats bzw. des akademischen Auslandsamtes vorhanden, die von Erasmus-Studierenden in Anspruch genommen werden können; ein strukturiertes Mentoring-Programm von Leipziger Studierenden für Erasmus-Studierende besteht jedoch bislang nicht und könnte, aufbauend auf der Erasmus-Woche, entwickelt werden.

Die Kurszusammenstellung für die Erasmus-Woche hatte zum Ziel, möglichst die Fachbereiche durch Hands-on Skills Kurse abzudecken, die von Erasmus-Studierenden häufig belegt werden, und andererseits möglichst fächerübergreifende klinisch relevante, praktische Basisfertigkeiten vermitteln. Aus diesen Kriterien ergab sich die Zusammenstellung der in Abbildung 2 [Abb. 2] aufgeführten sieben Kurse als Grundgerüst für die Erasmus-Woche, zu der aus den in Abbildung 3 [Abb. 3] aufgeführten Kurse jeweils 3 weitere hinzukamen, um auf eine Gesamtkurszahl von 10 Kursen zu kommen. Diese Kurszahl wurde festgelegt, da diese organisatorisch von Seiten der studentischen TutorInnen und TeilnehmerInnen der Erasmus-Woche am besten zu bewältigen war (keine Kollisionen mit parallel stattfindenden universitären Sprachkursen, ausreichend freie Zeit zur Klärung organisatorischer Fragen zu Leben und Studium während des Auslandsaufenthaltes).

Die Schulnotenverteilungen der einzelnen Kurse zeigen, dass letztlich alle jährlich angebotenen Kurse (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]) stets in über 70% der Antworten mit „sehr gut“ oder „gut“ bewertet wurden. Allerdings wurden auch die Kurse, die nicht jedes Jahr wieder in die Erasmus-Woche aufgenommen wurden (siehe Abbildung 3 [Abb. 3]), auch fast durchweg in über 70% mit der Note „sehr gut“ oder „gut“ bewertet; Ausnahme bildete lediglich der Kurs zur venösen Punktion. Es ergibt sich daher die Frage, inwieweit die Evaluationsergebnisse zur Optimierung der künftigen Kurszusammensetzung tatsächlich beitragen können; eine Befragung der Erasmus-Studierenden am Ende ihres Aufenthaltes scheint daher unabdingbar, um den Nutzen der Orientierungswoche für das stattgehabte Auslandsjahr zu erfragen.

Weitere Entwicklungen

Die Erasmus-Woche der LernKlinik Leipzig ist inzwischen fester Bestandteil des fakultativen Lehrangebotes der Einrichtung; Das Projekt wurde bereits in den Lehrberichten der Fakultät beschrieben [8], auf verschiedenen Kongressen vorgestellt [9], [10] und positiv aufgenommen. Als weiterer Schritt zur qualitativen Verbesserung des Projektes sind außer den jährlichen Prä-Post-Evaluationen durch die TN auch TutorInnenbefragungen geplant, um Ideen und Vorschläge zur Qualitätssteigerung des Projektes sammeln, ebenso eine Befragung der Erasmus-Studierenden am Ende ihres Auslandsaufenthaltes zur Relevanz der Erasmus-Woche für ihr weiteres Auslandsstudium. Eine Befragung nach Wünschen und Ideen der (wenigen) Erasmus-Studierenden, die nicht an der Vorbereitungswoche teilgenommen haben, wäre ebenfalls wünschenswert. Bereits in Durchführung befindet sich eine Befragung der ersten Kohorte des Jahrgangs 2012 in der erfragt wird, inwieweit sich der Auslandsaufenthalt auf den beruflichen Werdegang der ehemaligen Erasmus-Studierenden ausgewirkt hat. Die Ergebnisse dieser Befragung können letztlich auch der Weiterentwicklung des Erasmuswochen-Projektes dienen.


Schlussfolgerungen

Die Durchführung einer vorbereitenden Kurswoche für Erasmus-Studierende mit Fokus auf Erwerb von sprachlichen und klinisch-praktischen Fertigkeiten im Peer-teaching Verfahren kann den Studieneinstieg Erasmus-Studierender in den Studienablauf einer deutschsprachigen Medizinischen Fakultät erleichtern. Inwieweit diese Erfahrungen auch Einfluss auf die spätere berufliche Ausrichtung oder den Tätigkeitsort der Erasmus-Studierenden haben, soll in weiteren Befragungen nachuntersucht werden. Wir hoffen, dass das hier vorgelegte Projekt der im folgenden Zitat treffend formulierten Idee gerecht wird [2]:

„Erasmus hat die erste Generation junger Europäer hervorgebracht.“
(Umberto Eco, italienscher Schriftsteller)

Danksagung

Großer Dank gilt allen studentischen TutorInnen der LernKlinik, die durch hohe Motivation und großes Engagement die Kurse in diesem Projekt betreuen und an künftige TutorInnen-Generationen weitergeben.


Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

1.
Ross MT, Cameron HS. Peer assisted learning: a planning and implementation framework: AMEE Guide no. 30. Med Teach. 2007;29(6):527-545. DOI: 10.1080/01421590701665886 Externer Link
2.
Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. 8.Auflage. Basel: Beltz Verlag; 2003.
3.
Majoor GD. Internationalization of undergraduate medical studies: promoting clinical tourism or academic development? Med Educ. 2001;35(12):1162-1163. DOI: 10.1046/j.1365-2923.2001.01086.x Externer Link
4.
Huhn D, Junne F, Zipfel S, Duelli R, Resch F, Herzog W, Nikendei C. International medical students – a survey of perceived challenges and established support services at medical faculties. GMS Z Med Ausbild. 2015;32(1):Doc9. DOI: 10.3205/zma000951 Externer Link
5.
Wiemer S, Sekyra A, Hempel M. Kompetenz- und Organisationsentwicklung in der Tutorienarbeit verknüpfen - ein Praxisbeispiel aus der LernKlinik Leipzig. In: Hempel M, Sekyra A, Wiemer S, Hrsg. Vernetzt und eigenständig. Tutorienarbeit an sächsischen Hochschulen. Ulm: Klemm + Oelschläger; 2016. S.141-156.
6.
Rotzoll D. Das Skillslab ABC – praktischer Einsatz von Simulatorentraining im Medizinstudium. Berlin/Boston: Walter de Gruyter; 2016. DOI: 10.1515/9783110439205 Externer Link
7.
Sawir E. Language difficulties of international students in Australia: the effects of prior learning experience. IEJ. 2005;6(5):567-580.
8.
Universität Leipzig, Medizinische Fakultät. Jahresbericht Forschung und Lehre. Leipzig: Universität Leipzig; 2016. S.47-48. Zugänglich unter/available from: https://www.uniklinikum-leipzig.de/Seiten/mf-medizinische-fakultaet.aspx Externer Link
9.
Lindner F, Kürz P, Kronschnabl D, Wiemer S, Rotzoll D. Die Erasmus Woche – Ein Kursprogramm für internationale Studierende. XII. Skillslab Symposium Göttingen 2013. Vortrag V11. Göttingen: Skillslab Symposium; 2013.
10.
Rotzoll D, Lindner F, Kürz P, Wiemer S. International Dimensions: Erasmus Week at the LernKlinik Leipzig, Germany: a peer-teaching course program for international students. Association of Medical Education in Europe (AMEE) 2013. ePoster 2GG/1. Prag: AMEE; 2013. Zugänglich unter/available from: https://amee.org/conferences/amee-past-conferences/amee-conference-2013 Externer Link