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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Etablierung eines Skills Labs in der Tiermedizin in Deutschland

Projekt Tiermedizin

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  • corresponding author Marc Dilly - Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Zentrum für klinische Fertigkeiten, Clinical Skills Lab, Hannover, Deutschland
  • author Andrea Tipold - Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Klinik für Kleintiere, Hannover, Deutschland
  • author Elisabeth Schaper - Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Kompetenzzentrum für E-Learning, Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, Hannover, Deutschland
  • author Jan P. Ehlers - Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Kompetenzzentrum für E-Learning, Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, Hannover, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2014;31(2):Doc20

doi: 10.3205/zma000912, urn:nbn:de:0183-zma0009124

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2014-31/zma000912.shtml

Eingereicht: 16. Mai 2013
Überarbeitet: 8. Oktober 2013
Angenommen: 2. April 2014
Veröffentlicht: 15. Mai 2014

© 2014 Dilly et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Zusammenfassung

Mit Änderungen der Ausbildungsordnung der Tierärztlichen Approbationsordnung (TAppO) zur jetzigen Tierärztlichen Approbationsverordnung (TAppV) wurde der starken Kompetenzorientierung in einem Spannungsfeld zwischen akademischem Studium und der Vorbereitung auf ein breit gefächertes berufliches Aufgabengebiet Rechnung getragen. Um tierärztliche Fertigkeiten (Skills) zu verbessern und Basistechniken strukturiert und reproduzierbar zu vermitteln, wurde an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover das erste zentrale Skills Lab für Tiermedizinerinnen und Tiermediziner in Deutschland eingerichtet.

Die praktische Ausbildung erfolgt dort anhand eines dreistufigen Vermittlungskonzeptes. Unterstützt wird das Konzept von ca. 40 Simulatoren auf ca. 800m² unter Anleitung von 6-8 Mitarbeitenden und zusätzlichen Ressourcen wie Postern, Textanleitungen und Youtube-Videos. Seit der Eröffnung im März 2013 konnten 769 Besuche im Skills Lab und gut 30.734 Aufrufe des YouTube-Kanals verzeichnet werden.

Erste Ergebnisse zeigen, dass die Etablierung des Skills Labs einerseits dazu beiträgt, die Motivation der Studierenden zu erhalten durch frühes Erlernen von Fertigkeiten neben dem Wissenserwerb in den Grundlagenfächern und andererseits im Rahmen der kompetenzbasierten Lehre den Fertigkeitserwerb per se stärkt. Studierende der Tiermedizin können so tierschutzgerecht auf erste Untersuchungen und Behandlungen am lebenden Patienten vorbereitet werden.

Schlüsselwörter: Skills Lab, Tiermedizinische Ausbildung, Klinische Fertigkeiten, Praktische Fertigkeiten, Offene Bildungsressourcen, Simulation


Einleitung

Das Studium der Tiermedizin hat sich in den letzten Jahren mit den verschiedenen Änderungen der Ausbildungsordnung der Tierärztlichen Approbationsordnung (TAppO [1]) zur jetzigen Tierärztlichen Approbationsverordnung (TAppV [2]) stark verändert. Dabei wurde der starken Kompetenzorientierung in einem Spannungsfeld zwischen akademischem Studium und der Vorbereitung auf ein breit gefächertes berufliches Aufgabengebiet Rechnung getragen. Das Tiermedizinstudium ist ein wissenschaftliches Studium, das die Grundlage für eine Berufsausübung in vielen verschiedenen Bereichen vermittelt. Mehr als 58% der Studierenden führen nach Abschluss des Studiums ihren Beruf als praktizierende Tierärztinnen oder Tierärzte aus [3]. Die klinischen Fertigkeiten der Tiermedizinabsolventinnen und -absolventen in der ersten Anstellung werden von den arbeitgebenden praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzten oft als zu gering bewertet [4]. In der Vergangenheit wurde die Vermittlung von klinischen Fertigkeiten im letzten Drittel des Tiermedizinstudiums konzentriert, wobei der Unterricht geprägt war durch Demonstrationen und nur eine geringe Anzahl an Studierenden die Möglichkeit hatte zum „hands-on“ Unterricht am Patienten. Durch die Einführung des praktischen Jahres mit Integration extramuraler Praktika unter Anwendung einer Checkliste konnte ein erster erfolgreicher Schritt zur besseren Vermittlung der Fertigkeiten umgesetzt werden [5], [6]. Die Europäische Vereinigung der Tiermedizinischen Bildungsstätten (European Association of Establishments for Veterinary Education, EAEVE) evaluiert und akkreditiert veterinärmedizinische Bildungsstätten und definiert die Ziele des Tiermedizinstudiums in sogenannten „Day-One-Skills“. Diese Ziele umfassen als wesentliche Kompetenzen neben dem erforderlichen Wissen (Knowledge) und Einstellungen (Attitudes) zu einem erheblichen Anteil praktische Fertigkeiten (Skills) [http://www.eaeve.org/fileadmin/downloads/sop/SOP_Annex4.pdf]. Verschiedene Konzepte und Orientierungshilfen wurden dazu aufgestellt und evaluiert [7], [8] (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]).


Zielsetzung

Ziel dieses Projektes ist es, ein Skills Lab zu Ausbildungs- und Trainingszwecken von klinischen Fertigkeiten in der tiermedizinischen Lehre in Deutschland zu etablieren.


Projektbeschreibung

Das Tiermedizinstudium an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) umfasst nach den Vorgaben der TAppV insgesamt 3850 Stunden Lehre; 1100 Stunden werden zusätzlich in extramuralen Praktika (klinische Ausbildung, Lebensmittelfächer, Tierschutz etc.) abgeleistet. Der Anteil klinisch-praktischer Lehre am lebenden Tier beträgt insgesamt 382 Stunden. Zusätzlich zum „hands-on“ Unterricht kommen 460 Stunden des klinisch-praktischen Jahres hinzu, die die Studierenden in den Kliniken und Instituten ableisten. In diesen insgesamt 842 „praktischen“ Stunden werden die vielfältigen Tätigkeiten demonstriert und vor allem im praktischen Jahr soweit möglich von den Studierenden selbst durchgeführt [http://www.tiho-hannover.de/studium-lehre/studium-der-veterinaermedizin/downloads/]. Aufgrund des Verhältnisses der Studierendenzahl (1608 Studierende im Wintersemester 2011/2012) zu der Anzahl der zur Verfügung stehenden eigenen Tiere unter Berücksichtigung des Tierschutzes ist ein eigenständiges und wiederholtes Üben von praktischen Fertigkeiten an allen Tierarten nicht für alle Studierenden gleichermaßen möglich [9]. Zu Beginn des Studiums finden nur wenige klinisch-praktische und tierartübergreifende Lehrveranstaltungen statt und der praktische Unterricht konzentriert sich vornehmlich auf das 4.-11. Semester. Es hat sich jedoch gezeigt, dass ein frühzeitiges Heranführen an praktische Tätigkeiten und Fragen aus der tierärztlichen Praxis dabei helfen, die zu Studienbeginn hohe Motivation trotz eines beträchtlichen „Workloads“ während des gesamten Studiums hindurch aufrecht zu erhalten [10]. Die Einrichtung eines tiermedizinischen Trainingszentrums, eines sogenannten Skills Labs, würde diesen Prozess ermöglichen und unterstützen, des Weiteren würde eine frühzeitige Vorbereitung der Studierenden auf die extramuralen Praktika und des praktischen Jahres stattfinden.

Ziele des Skills Lab an der TiHo sind:

  • Früher und begleitender Praxisbezug während des Tiermedizinstudiums
  • Training von praktischen Fertigkeiten vor einer Intervention am lebenden Tier
  • Erweiterung/Ausbau von klinisch-praktischen Kompetenzen in der tiermedizinischen Ausbildung

In der Humanmedizin werden ärztliche Fertigkeiten bereits seit vielen Jahren in Skills Labs unterrichtet [11], [12], [13]. Deren Effektivität zur Vermittlung von praktischen Fertigkeiten und gleichzeitiger Möglichkeit zur Überprüfung der erlernten Kompetenzen konnten in mehreren Studien belegt werden [14], [15], [16], [17]. Neben der vielfältigen Möglichkeit des Trainings konnte ebenfalls belegt werden, dass ein Konzept zur studentischen Ausbildung in einem Skills Lab zur Verbesserung von Handlungskompetenzen beitragen kann [18]. Zusätzlich zur Vermittlung des erforderlichen theoretischen Fachwissens bedarf der Erwerb von praktischen Fertigkeiten einer intensiven Übung mit Wiederholungsmöglichkeiten. Um tierärztliche Basistechniken und Fertigkeiten strukturiert und reproduzierbar zu vermitteln, soll den Studierenden während des Studiums verstärkt die Möglichkeit geboten werden, praktische Tätigkeiten zu erwerben und zu trainieren. Hierzu wurde ein Trainingsprogramm in Anlehnung an die von der EAEVE vorgegeben „Day-One-Skills“ erarbeitet und in ein strukturiertes Konzept integriert (siehe Tabelle 2 [Tab. 2]) [http://www.eaeve.org/fileadmin/downloads/sop/SOP_Annex4.pdf]). In Absprache mit den einzelnen Klinken und Instituten wurden Lehrziele definiert und in ein dreistufiges Vermittlungskonzept zum Erwerb von Fertigkeiten eingeordnet. Das Ziel dieses Konzeptes ist die Entwicklung einer dynamischen Struktur zur Vermittlung und zum Erwerb von klinischen Skills. Dazu werden verschiedenste Fertigkeiten in einem dreistufigen System (Allgemeine klinische Fertigkeiten, Spezielle klinische Fertigkeiten, Professionelle klinische Fertigkeiten) eingeordnet und vermittelt. Eine methodisch-didaktische Anleitung des Fertigkeitserwerbs wird in Hinblick auf die entsprechenden Zielgruppen der Studierenden und deren Zeitpunkt im Studienverlauf bestimmt und fakultativ angeboten oder in bestehende obligatorische Lehrveranstaltungen implementiert.


Ergebnisse

Das Vermittlungskonzept vereinigt neben freiwilligen Kursen zu tiermedizinischen Basistechniken als Ergänzung- und Wiederholungsmöglichkeit ebenfalls obligatorische Lehrveranstaltungen in Kooperation mit Kliniken und Instituten der TiHo. Im Vordergrund stehen jedoch das fakultative Üben und Wiederholen von praktischen Fertigkeiten in Kleingruppen sowie die Möglichkeit der intensiven Vor- und Nachbereitung von Lehrinhalten im Selbststudium. Die Intensivierung von autodidaktischen Maßnahmen soll dabei verstärkt Einzug finden im Hinblick auf den Erwerb von praktischen Kompetenzen. Innerhalb des Konzeptes werden verschiedene Vermittlungsformen eingesetzt, wie das peer-assisted-teaching, cognitive-apprenticeship, Kleingruppenunterricht (max. 8 Personen/Gruppe) und Problem-orientiertes Lernen (POL). Hierzu werden in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Kliniken gezielt Lernmaterialien (Anleitungen, Bildertafeln, Poster, Fälle etc.) erstellt und mit Hilfe von open educational ressources (OERs) ergänzt. Hierzu wird beispielsweise auf Ressourcen aus WikiVet zurückgegriffen [19], [20]. Eigene Dokumente (Text, Bild und Video) sollen unter Creative-Commons (CC) Lizenzen anderen Hochschulen wieder über WikiVet, Vetipedia oder per ebook zur Verfügung gestellt werden. Den Schwerpunkt der OERs liefern dabei bereits eigene im Skills Lab produzierte Online-Videos (Videopodcast). Die Vermittlung von klinischen Fertigkeiten mittels Simulation am Modell (low-fidelity, medium-fidelity) wird somit durch Videos auf einem im April 2012 eingerichteten YouTube-Videokanal (http://www.youtube.com/user/TiHoVideos) begleitet und ergänzt. Es entstehen kontinuierlich Lernvideos für Lehrveranstaltungen und zur Demonstration der Durchführung einer Fertigkeit am Modell/Simulator sowie am lebenden Patienten. Bisher sind 52 Videos mit 116 Abonnenten und 30.734 Aufrufen erstellt worden (siehe Abbildung 1 [Abb. 1], Stand 30.09.2013). Dabei dienen die Videos nicht nur als Vorbereitung auf eine Übung im Skills Lab, sondern ebenfalls als Kontroll- und Wiederholungsmöglichkeit einer Fertigkeit.

Das Skills Lab wurde im Februar 2013 eröffnet und steht seither den Studierenden während des Semesters und in der semesterfreien Zeit zur Verfügung. Erste Auswertungen der Nutzung und der Besucherzahlen innerhalb der Monate März bis September 2013 zeigen mit 769 Besuchen der Lernstationen ein großes und semesterübergreifendes Interesse an einem fakultativen Lernangebot im Skills Lab an der TiHo Hannover (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]). Studierende des 7./8. Semesters bilden die größte Gruppe, da sie in den nächsten Semestern im praktischen Jahr (im 9./10. Semester) tätig werden.

In Deutschland besitzt nach eigenen Umfragen derzeit keine tiermedizinische Ausbildungsstätte ein zentrales Skills Lab, wohingegen im europäischen und außereuropäischen Ausland eine Vielzahl von Trainingszentren sowie der Einsatz von tiermedizinischen Simulatoren zur Ausbildung etabliert sind [21], [22], [23], [24], [25], [26], [27]. Bis heute existieren keine Berichte oder Erfahrungen zur Etablierung von Trainingszentren in Anlehnung an die tierärztliche Approbationsverordnung (TAppV). Über die Gründe dieser Situation kann nur spekuliert werden. Zu einem ist die TAppV und das damit verbundene Spektrum an Kompetenzanforderungen mannigfaltig und nicht alle geforderten „Day-One-Skills“ können in einem Skills Lab vermittelt werden [7], [28]. Zum anderen konzentrierte sich das Studium der Tiermedizin bisher fast ausschließlich auf die Wissensvermittlung. Die praktische Ausbildung und Vermittlung von Fertigkeiten fand vornehmlich dezentral in den Kliniken an eigenen Tieren bzw. Patienten statt [6], [29]. Entscheidende Punkte zur Errichtung eines Skills Lab sind die erforderlichen Ressourcen und standortspezifischen Strukturen. Neben der notwendigen räumlichen Unterbringung entstehen erhebliche Kosten bei der Ausstattung (Simulatoren, Geräte etc.) wie auch für den laufenden Betrieb (Personal, Verbrauchmaterial etc.) [11], [18]. Das Inventar des Skills Labs an der TiHo umfasst derzeit mehr als 40 Modelle. Zusätzlich wurden Instrumente und diagnostische Geräte (Ultraschall, Endoskopie etc.) sowie ein haptischer Trainer zur transrektalen Untersuchung angeschafft [24]. Die geschätzten Ausgaben beliefen sich dabei auf insgesamt ca. 480.000 €. Zur Betreuung und Koordination des Lehrangebotes sowie zur Erstellung von Lernmaterialien arbeiten derzeit 6-8 studentische/wissenschaftliche Hilfskräfte und ein wissenschaftlicher Mitarbeiter (100%) als tierärztliche Leitung im Skills Lab der TiHo. Diesen großen Aufwand in einem Anlauf zu bewältigen war der TiHo Hannover vor allem Dank einer Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Qualitätspaktes Lehre möglich. Durch den Umzug der Klinik für Kleintiere standen außerdem für das Skills Lab ca. 21 Räume mit einer Gesamtgröße von ungefähr 800 m² zur Verfügung, die bereits klinischen Standards entsprachen.


Diskussion

Die in diesem Projekt beschriebene Einbindung eines Skills Labs in die Ausbildung von Studierenden der Tiermedizin soll die Lehre und praktischen Fertigkeiten der Studierenden verbessern. Die Vorteile liegen zum einen in einem frühen Praxisbezug, in einem strukturierten Vermittlungskonzept sowie in der Supervision der Studierenden und zum anderen darin, dass alle Maßnahmen zum Erwerb der klinischen Fertigkeit in motivierender Atmosphäre stetig wiederholbar sind [17], [30]. Des Weiteren können Aspekte des Tierschutzes berücksichtigt werden, da Interventionen am Tier entweder reduziert werden können und/oder aufgrund der Wiederholungsmöglichkeiten der einzelnen Fertigkeiten von den Studierenden routinierter ausgeführt werden [31]. Durch das kontinuierliche und fakultative Trainingsangebot sowie durch den früheren Praxisbezug (ab dem 1. Semester) hat das Vermittlungskonzept keine festgelegten zeitlichen Dimensionen zum Fertigkeitserwerb in den verschiedenen Studienabschnitten. Die zukünftige Effektivität und der Kompetenzzuwachs bei Studierenden werden entscheidend in der Ableitung von einzelnen Lernzielen aus dem Day-One-Skills-Katalog der EAEVE liegen. Des Weiteren sollte, in Anlehnung an das Konsensusstatement "Praktische Fertigkeiten im Medizinstudium", über festgelegte Tiefendimensionen aller Lernziele von klinischen Fertigkeiten entschieden werden [32]. Die Vorteile eines Skills Lab-Konzeptes liegen in einer festgelegten Struktur und der Möglichkeit eines standardisierten praktischen Trainings mit Hilfe von Simulationen. Dabei hat die Einbindung von simulationsbasiertem Unterricht in die medizinische Ausbildung gleichzeitig Grenzen [30], [33]. Nicht alle Modelle und Simulatoren verfügen über eine vollständige Rückmeldung (feedback) und können etablierte Lehrveranstaltungen ersetzen. Die klinische Ausbildung am Patienten und der Zusammenhang komplexer klinischer Prozesse lassen sich nicht ausschließlich in einem Skills Lab oder mit Hilfe von Simulatoren abbilden [34], [35]. Der Einsatz von Modellen in strukturierte Lernkonzepte zum Erwerb von praktischer Kompetenz lassen sich hingegen gut in ein Skills Lab-Training eingliedern. In einer kürzlich erschienen Studie konnte belegt werden, dass ein Training in einem Skills Lab zu einer Reduktion der Ängstlichkeit bei Tiermedizinstudierenden in Zusammenhang mit chirurgischen Eingriffen führen kann [36]. Die weiteren Vorteile eines Skills Labs liegen in der Effizienz eines standardisierten praktischen Trainings und dessen positivem Einfluss auf die Handlungskompetenz und Lerneffekte bei Studierenden [12], [14], [15], [18], [27], [37]. In der Zukunft müssen evidenzbasierte Untersuchungen zeigen, ob vergleichbare Effekte in der Nutzung eines tiermedizinischen Skills Lab zu erreichen sind. Die Diskussion, in wieweit ein Skills Lab in das tiermedizinische Curriculum implementiert werden kann und sollte, werden zurzeit im nationalen und internationalen Rahmen geführt [38], [39].


Schlussfolgerungen

Mit den in diesem Projekt beschriebenen Maßnahmen soll die Lehre im Bereich der praktischen Fertigkeiten der Studierenden bei der Behandlung von Haus- und Nutztieren unter Berücksichtigung von Tierschutzaspekten verbessert werden. Die Einbindung autodidaktischer Elemente in die tiermedizinische Ausbildung bereitet Studierende frühzeitig auf das „lebenslange Lernen“ vor, zu dem Tierärzte/Tierärztinnen durch die Berufsordnungen in Form von Weiterbildung auch nach Erlangung der Approbation verpflichtet sind.


Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


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