gms | German Medical Science

GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Problem-orientiertes Lernen im virtuellen Raum: Erste Erfahrungen in der Nuklearmedizin

Forschungsarbeit Humanmedizin

Suche in Medline nach

  • corresponding author Lutz S. Freudenberg - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Nuklearmedizin, Essen, Deutschland
  • author Andreas Bockisch - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Nuklearmedizin, Essen, Deutschland
  • author Thomas Beyer - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Nuklearmedizin, Essen, Deutschland; cmi-experts GmbH, Zürich, Schweiz

GMS Z Med Ausbild 2010;27(5):Doc73

doi: 10.3205/zma000710, urn:nbn:de:0183-zma0007102

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2010-27/zma000710.shtml

Eingereicht: 15. Juli 2010
Überarbeitet: 20. August 2010
Angenommen: 7. September 2010
Veröffentlicht: 15. November 2010

© 2010 Freudenberg et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Zusammenfassung

Problem-orientiertes Lernen (POL) ist eine etablierte und effiziente Methode zur nachhaltigen Lehre. In dem beschriebenen Projekt wurde der Versuch unternommen, das POL-Konzept in den virtuellen Raum zu übertragen, um die Lehre in der Nuklearmedizin zu ergänzen und motivierte Studierende für das Fach zu interessieren. Das Lehrprojekt auf Basis der Lehrplattform „moodle“ besteht aus zwei Teilen: Seminar-begleitende Seiten zur Nachbereitung der Vorlesung und ein virtueller POL-Bereich, in dem über eine Internet-basierte Telefonkonferenz POL-Fälle bearbeitet werden können.

Insgesamt haben in vier Semestern 539 Studierende auf die Lehrplattform zugegriffen, von denen 21 an einem POL-Seminar teilgenommen haben. Nach anfänglichen – teils technischen – Schwierigkeiten, entwickelten sich die Seminare zu einem sehr intensiven Forum, in dem die Studierenden zunehmend mehr Selbstständigkeit entwickelten. Dies widerspiegelte sich auch im Ergebnis der Ausarbeitungen und der anschließenden Diskussion, die jeweils auf einem sehr hohen Niveau angesiedelt waren.

Die quantitative und qualitative Evaluation spricht für eine hohe Akzeptanz der Lehrveranstaltung von Seiten der Studierenden, und ermutigt uns dazu, das Konzept weiter auszubauen und in einem größeren intra-universitären Rahmen anzubieten.

Schlüsselwörter: Problem-orientiertes Lernen (POL), Nuklearmedizin, virtuelles Seminar, Lehrprojekt


Einleitung

Die Idee von Problem-orientiertem Lernen (POL) ist selbstbestimmtes, entdeckendes und fächerübergreifendes Lernen zu fördern und eine Selbstevaluation zu ermöglichen. Die Teilnehmenden sollen lernen, ein Thema zu analysieren, nach Literatur zu recherchieren, diese auszuwerten und schließlich Lösungen zu vergleichen, auszuwählen und umzusetzen. Diese Lehrmethode hat sich in den letzten Jahrzehnten als deutlich effektiver als die „klassische Frontallehre“ erwiesen [1], [2] und gewinnt gerade im Kontext der medizinischen Lehre – insbesondere in den ersten Phase der Ausbildung – an Bedeutung [3], [4], [5].

Die Nuklearmedizin ist ein so genanntes „kleines“ Fach und dementsprechend im medizinischen Lehralltag relativ wenig präsent. Dies führt dazu, dass viele Studierende nur geringen Kontakt zu Inhalten und Möglichkeiten des Faches haben. Mit einem multimedialen Seminar [6] kann dies geändert werden. Außerdem bietet sich die Nuklearmedizin als Bildgebendes Fach für ein mediengestütztes Lehr/Lernarrangements an [7], [8]. Dieser Ansatz ermöglicht quasi die Simulation der ärztlichen Tätigkeit. Der Studierende bekommt einen besseren Einblick in die Möglichkeiten und Grenzen der Verfahren. Darüber hinaus sind Mediengestützte Lehr/Lernarrangements, die vom methodischen Ansatz über den klassischen Vorlesungs- und Seminarkontext hinausgehen eine sinnvolle Ergänzung des Lernangebots [1], [9], [10], [11]. Vor diesem Hintergrund wurde von uns der Versuch unternommen, die „klassische“ nuklearmedizinische Lehre in einem Lehrprojekt um ein multimediales POL-Seminar zu ergänzen, in dem das POL-Konzept in den virtuellen Raum übertragen wird.

Übergeordnetes Lehrziel

Ziel des Kurses ist es, die Nuklearmedizin als klinisches Fach vorzustellen, die Grundprinzipien der nuklearmedizinischen Tätigkeit zu verdeutlichen und damit ein Bewusstsein für funktionelle Bildgebung und molekulare Therapien zu eröffnen. Dabei ist es uns ein besonderes Anliegen, die Faszination und die methodische Eleganz, die der Darstellung von Körperfunktionen ohne relevanten Eingriff in die Stoffwechselvorgänge innewohnt, zu vermitteln. Neben der Lehre dieses Fach-spezifischen Wissens ist es uns wichtig, das Fach auch im klinischen Alltag zu verorten, um so ein Bewusstsein für die spätere Berufsausübung der Studierenden – die in der Regel außerhalb der Nuklearmedizin liegen wird – zu schaffen.


Projektbeschreibung

Das Lehrprojekt auf Basis der an der Universität Duisburg-Essen verwendeten Lehrplattform „moodle“ (http://www.moodle.de/), (http://moodle.uni-duisburg-essen.de/course/category.php?id=101) besteht aus zwei Teilen:

  • den Seminar-begleitenden moodle-Seiten der Nuklearmedizin und
  • dem POL-Bereich der Nuklearmedizin.

Der erste Teil ermöglicht es den Studierenden, die nuklearmedizinischen Seminare nachzuarbeiten, indem die verwendeten Folien sowie weiterführende Literatur und Verweise zur Verfügung gestellt werden. In dem zweiten Teil können interessierte Studenten an einem freiwilligen online-POL Seminar teilnehmen und ihr Wissen vertiefen. Dieser Teil des Angebots wurde – da es sich um Lehrprojekt handelt – bewusst passiv angelegt; von einem Forum und Feedback-Tools abgesehen, ist eine interaktive Lehre auf dieser Stufe nicht geplant. Konzeptionell ist vorgesehen, dass die Seminarbegleitenden moodle-Seiten auf das „aktive“ Angebot – den POL-Bereich – aufmerksam machen sollen und somit als „Lockvogel“ dienen.

Daher wird am Ende der Seite die Methode des Problem-orientierten Lernens beschrieben und der erste POL-Fall auf dieser Seite zur Verfügung gestellt. Studierende, die Interesse an der Bearbeitung dieses POL-Falles in einem virtuellen Seminar haben, werden gebeten, sich per eMail anzumelden, um dann mehr Informationen zu erhalten. Sobald mindestens 4 Personen Interesse an der Bearbeitung eines POL-Falles haben, wird eine Kleingruppe gebildet. Um ein virtuelles POL Seminar durchführen zu können, sind bei den einzelnen Teilnehmern geringe technische Vorbereitungen bzw. Kenntnisse erforderlich. Auf die Nutzung eines virtuellen Klassenraumes oder einer ähnlichen Plattform wurde dabei aufgrund der Kosten bewusst verzichtet. In unserem Kontext werden das online-Kommunikationsprogramm Skype (http://www.skype.com) und die Textverarbeitung mit Google-Docs (http://www.google.com/google-d-s/intl/de/tour1.html) verwendet. Beide Programme stehen kostenlos zur Verfügung und werden von bereits vielen Menschen im Alltag genutzt. Während Skype die Basis für die online Sitzungen mit Konferenzschaltungen bietet, hat die Anwendung Google-Docs den Vorteil, das unterschiedlichste Dokumente von verschiedenen Personen gleichzeitig oder zeitversetzt bearbeiten werden können, so dass eine unkomplizierte synchrone und asynchrone online-Zusammenarbeit möglich ist. Hierzu wird durch die Dozenten ein Konto angelegt, dessen Zugangsdaten den Studierenden zur Verfügung gestellt werden. Der Verlauf der Bearbeitung hat sich an das klassische POL-Prinzip angelehnt, dass heißt Ausgangspunkt für die Studierenden ist ein Fallbeispiel aus der nuklearmedizinischen Berufspraxis. Bisher wurden drei Fälle mit den Themenkomplexen Schilddrüsendiagnostik, onkologische Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und Myokardszintigraphie bearbeitet. Exemplarisch ist das POL-Modul „Unter Strom“ zur Schilddrüsendiagnostik und -therapie inklusive der Hintergrundinformationen für Studierende und Dozenten, den intendierten Lehrzielen und den Leitfäden für die online Moderationen im Anhang [Anh. 1] dargestellt. Die Bearbeitung des Falles erfolgt – nach dem klassischen Modell des POL [12] – in sieben Schritten, die bei uns zum Großteil im virtuellen Raum durchgeführt werden (online):

Die Schritte zur Klärung grundsätzlicher Verständnisfragen, zur Definition des Problems, die Sammlung von Ideen und Lösungsansätzen, die systematische Ordnung der Ideen und Lösungsansätze erfolgen online in einer vom Tutor (Facharzt für Nuklearmedizin oder Medizinphysikexperte jeweils mit mindestens 5 Jahren Lehrerfahrung jedoch ohne dezidierte Schulung) moderierten Skype-Konferenz, die in der Formulierung von Lernzielen mündet. Anschließend erfolgen in Eigen- bzw. Gruppenarbeit der Studierenden die Erarbeitung der Lerninhalte und die Zusammenstellung der Ergebnisse in einem Dokument (Text oder Folien). In dieser auf maximal drei Wochen angelegten Phase steht der Tutor per eMail oder auch werktags telefonisch für Fragen und Probleme zur Verfügung und reagiert auf die Fragen/Anmerkungen innerhalb von 24 Stunden. Abschließend erfolgt die Synthese und Diskussion der Gruppenergebnisse anhand der erstellten Dokumente erneut online. Eine Feedback-Runde schließt die Fallbesprechung ab.


Erfahrungen und Evaluation

Das Lehrprojekt „Molekulare Bildgebung“ wurde im Sommersemester 2008 erstmals durchgeführt. Es zeigte sich dass der „passive Teil“ des Angebots in den letzten vier Semestern sehr gut angenommen wurde: Insgesamt haben 539 Studierende die Seiten zur Nachbereitung der Seminare genutzt. Der „aktive Teil“ – in dem viel Engagement von den Studierenden erwartet wird – wurde bisher von 21 Studierenden aus dem 2. (n=11), 3. (n=8) und 5. klinischen Semester (n=2), in insgesamt fünf POL-Gruppen mit je 4 bis 5 Studierenden genutzt. Bis auf zwei Studierende haben alle Teilnehmer den jeweiligen Kurs abgeschlossen. Die zwei Abbrecher gaben beide an, dass Ihnen der Kurs zu aufwendig sei, ein Studierender bemängelte, dass die technischen Voraussetzungen unzureichend seien. Die angesprochenen technischen Schwierigkeiten bestanden in anfänglichen Problemen mit der Skype-Konferenz, die den Beginn der ersten POL-Veranstaltung um 30 Minuten verzögerte. Mit den anderen 19 Teilnehmern entwickelten sich die Seminare zu einem sehr intensiven Forum in dem die Studierenden zunehmend mehr Selbstständigkeit entwickelten. Diese spiegelt sich unter anderem in der Tätigkeit des Tutors wider, der in nur einem Seminar zur Myokardszintigraphie inhaltlich eingreifen musste, als die Gruppe ihren inhaltlichen Schwerpunkt auf die Koronarangiographie und nicht auf die nuklearmedizinische Diagnostik legen wollte. Ansonsten war der Tutor in Wesentlichen moderierend tätig. Die Bearbeitung der Fälle betrug im Schnitt 6 bis 7 Wochen, die fachlichen Ergebnisse waren hinsichtlich der intendierten Lernergebnisse positiv, wobei aufgrund der (bisher) relativ kleinen Teilnehmerzahl kein valider Vergleich mit dem „klassischen“ Präsenz-POL-Seminaren durchgeführt werden kann. Aus Sicht der Tutoren lässt sich aber konstatieren, dass sowohl die Ergebnisse der Ausarbeitungen als auch der anschließenden Diskussion auf einem sehr hohen Niveau angesiedelt waren.

Das virtuelle POL-Seminar hatte den Charakter eines Lehrprojektes mit bisher nur relativ wenigen Teilnehmern. Dementsprechend lag unser Interessensschwerpunkt bei der Evaluation nicht nur auf einer quantitativen sondern auch auf einer qualitativen Beurteilung. Ausgangspunkt dieses Ansatze ist die sozialwissenschaftliche Kritik an der quantitativen Befragung mit Fragebögen, die zwar eine Mathematisierung der Ergebnisdarstellung und Reproduzierbarkeit ermöglichen, deren Resultate jedoch durch die Ausblendung zahlreicher Faktoren oft an der Oberfläche bleiben beziehungsweise ein Zerrbild darstellen können [13]. Im Kontext einer komplexen Lehr-Lernsituation können eine mangelnde Problemnähe und fehlende Praxisrelevanz die Folge sein. Mit einer qualitativen Befragung hingegen wird ein Ergebnis-offener Ansatz gewählt, der die Lehr-Lernsituation in ihrer inneren argumentativen und praktischen Struktur beleuchtet. Dies ist wichtig, weil die Sicht der jeweils Betroffenen systematisch reflektiert wird.

Vor diesem Hintergrund erfolgte die Evaluation des Kurses sowohl in einer Feedbackrunde jeweils am Ende des Kurses als auch mit einem kurz gefassten online-Fragebogen (moodle), in dem die Studierenden vier Aspekte der Lehrveranstaltung mit einer Schulnote (1 „sehr gut“ bis 6 „ungenügend“) bewerten konnten. 17 der 21 Studierenden haben die Veranstaltung evaluiert (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]) und ein vorwiegend positives Urteil abgegeben. Auffällig ist, dass die technische Umsetzung des Kurses insbesondere von den ersten POL-Gruppen die schlechteste Beurteilung bekommen hat, was den Startschwierigkeiten auch von Tutorenseite zuzuschreiben ist. In der Feedback-Runde gaben alle Teilnehmer an, von dem Seminar profitiert zu haben. Mit der Durchführung eines virtuellen Seminars wurde für die meisten Teilnehmer Neuland betreten – dies zeigt sich in Aussagen, dass die Form des Seminars gewöhnungsbedürftig ist. Auch herrschte Konsens, dass eine Beschränkung der Kommunikation auf das sprachliche Element schwierig ist, da non-verbalen Element insbesondere bei einer Gruppenarbeit wichtig sind. Insofern verwundert auch nicht, dass vier der fünf Kleingruppen sich in der Bearbeitungsphase persönlich getroffen haben, um den Fall zu diskutieren. Auch aus Sicht der Lehrenden und der Klinik ist das Seminar lehrreich, wenn auch mit einem durchschnittlichen Zeiteinsatz von 11 Stunden (online-Phasen insgesamt 6 Stunden, Begutachtung der Ergebnisse und Feedback an die Studierenden 3 Stunden und tutorielle Begleitung 2 Stunden) im Vergleich zum klassischen „Frontalunterricht“ arbeitsintensiv.


Diskussion und Ausblick

Zusammenfassend ist aus unserer Sicht die Übertragung des POL-Prinzips in den virtuellen Raum möglich und wir werten die ersten Ergebnisse insgesamt als Erfolg für die Studierenden, die Lehrenden und das Fach Nuklearmedizin. Obwohl insbesondere der POL-Ansatz für Dozenten und Studierende Zeit-intensiv ist und die technische Seite anfänglich Probleme bereitet hat, bietet das geschilderte Konzept doch die Möglichkeit der breiteren Vermittlung von nuklearmedizinischen Grundkenntnissen. Allerdings erscheint es insbesondere in der Gruppenphase schwierig, die Interaktion zwischen den Studierenden rein virtuell zu gestalten, da die Limitationen in der Kommunikationsform als schwierig empfunden wurden, so dass in vier von fünf Seminaren auch persönliche Treffen der Studierenden stattgefunden haben. Es bleibt abzuwarten, ob mit der zunehmenden online-Sozialisation der Studierenden dieses Hindernis überwunden werden kann, oder ob das Seminar in der Konsequenz auf den Studienort beschränkt bleiben wird, um weiterhin den persönlichen Kontakt zu ermöglichen. Dennoch erscheint uns das virtuelle POL Seminar als eine interessante Ergänzung der Lehre, die es darüber hinaus ermöglicht, motivierte Studierende für das Fach Nuklearmedizin zu interessieren und mittelfristig vielleicht auch zu gewinnen [14].

Um dieses zu erreichen, muss im weiteren Verlauf auch diskutiert werden, wie eine möglichst breite Einbindung der Studierenden zu erreichen ist. In den von uns durchgeführten Pilotkursen – in denen es primär um die Frage der Machbarkeit eines virtuellen POL und erste Erfahrungen ging – war das Seminar komplett freiwillig und wurde, im Vergleich zu der Anzahl von Studierenden die auf moodle-Seite zugegriffen haben, nur relativ wenig genutzt. Diese Erfahrung deckt sich mit denen der AG "Computerunterstützte Lehr- und Lernsysteme in der Medizin" in der Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS), die beschreibt, dass nur ca. 5% der Studierenden die verfügbaren e-Learning-Systeme im Rahmen ihres Selbststudiums nutzten [zitiert nach [15]. Eine Studie zum fallbasierten System CASUS gibt zu bedenken, dass ein wesentlicher Grund für die fehlende studentische Nutzung von e-Learning Ressourcen in der fehlenden Relevanz für die Studierenden zu suchen ist. In der Untersuchung aus München wurden die Fälle von fast allen Studierenden vollständig bearbeitet, sobald deren Bearbeitung mit der Vergabe von „Credit Points“ verbunden war und damit für die Studierenden prüfungsrelevant. Im Falle des Selbststudiums, bei dem keine „Credit Points“ vergeben wurden, traf dies nur noch auf ca. 10% der Studierenden zu [16]. Es ist davon auszugehen, dass diese Schlussfolgerung auch auf das virtuelle POL zutrifft.

In den kommenden Semestern soll vor diesem Hintergrund versucht werden, das POL Seminar stärker in der Lehre zu verankern, beispielsweise indem interessierte Studierende bereits in den Präsenzseminaren oder über den moodle-Kurs „Molekulare Bildgebung“ gezielter angesprochen werden. Längerfristig überlegen wir darüber hinaus strukturelle Änderungen vorzunehmen, indem wir den Kurs in das Curriculum integrieren und über das Fach Nuklearmedizin auf den gesamten Bereich der bildgebenden Diagnostik – insbesondere der Radiologie –- erweitern. So würde der Kurs nicht nur für die Studierenden an Attraktivität gewinnen, er könnte darüber hinaus auch für die jeweiligen Lehrenden ein Kristallisationspunkt neuer, über das eigene Fach hinaus gehender, Lehransätze sein.


Limitationen der Arbeit

Obwohl die geschilderten Erfahrungen mit dem virtuellen POL aus unserer Sicht insgesamt positiv sind, muss klar konstatiert werden, dass es sich bisher nur um ein Lehrprojekt handelt, das noch weiter optimiert werden muss. Dies gilt zum einen für das virtuelle POL an sich, indem das Seminar inhaltlich (Verbesserung der Fälle), technisch (reibungsloser Ablauf) als auch organisatorisch (aktivere Ansprache der Studierenden) weiterentwickelt oder auch mit anderen Lehrangeboten weiter vernetzt wird (z.B. mit einem studentischen Wiki [17]).

Mit der zunehmenden Erfahrung im Projekt und der steigenden Anzahl an Studierenden muss der Schwerpunkt des Projektes in der weitergehenden Evaluation liegen. Diese muss ausgeweitet und standardisiert werden, um so mittelfristig eine repräsentative Ausgangsbasis zu schaffen, die es uns ermöglicht, die intendierten Lernergebnisse des klassischen POL mit unserem virtuellen POL zu vergleichen. Nur wenn hier mindestens vergleichbare Erfolge erzielt werden, ist eine Implementierung des virtuellen POL langfristig sinnvoll.


Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

1.
Albanese MA, Mitchell S. Problem-based learning: a review of literature on its outcomes and implementation issues. Acad Med. 1993;68(1):52-81. DOI: 10.1097/00001888-199301000-00012 Externer Link
2.
Vernon DT, Blake RL. Does problem-based learning work? A meta-analysis of evaluative research. Acad Med. 1993;68(7):550-563. DOI: 10.1097/00001888-199307000-00015 Externer Link
3.
Barrows HS, Tamblyn RM. Problem-based learning: an approach to medical education. Springer Series on Medical Education. New York: Springer Publishing Company; 1980.
4.
Norman GR, Schmidt HG. The psychological basis of problem-based learning: a review of the evidence. Acad Med. 1992;67(9):5575-65. DOI: 10.1097/00001888-199209000-00002 Externer Link
5.
Woltering V, Herrler A, Spreckelsen C. Problemorientiertes Lernen (POL) als Blende Learning: erste Evaluationsergebnisse zu einem Pilotprojekt im Aachener Modellstudiengang Medizin. GMS Z Med Ausbild. 2008;25(1):Doc46. Zugänglich unter/available from: http://www.egms.de/static/de/journals/zma/2008-25/zma000530.shtml Externer Link
6.
Kerres M. Bunter, besser, billiger? Zum Mehrwert digitaler Medien in der Bildung. Informationstech Tech Inform. 2002;44:187-192.
7.
Zajaczek JE, Gotz F, Kupka T, Behrends M, Haubitz B, Donnerstag F, Rodt T, Walter GF, Matthies HK, Becker H. eLearning in education and advanced training in neuroradiology: introduction of a web-based teaching and learning application. Neuroradiology. 2006;48(9):640-646. DOI: 10.1007/s00234-006-0108-x Externer Link
8.
Gotthardt M, Siegert MJ, Schlieck A, Schneider S, Kohnert A, Gross MW, Schäfer C, Wagner R, Hörmann S, Behr TM, Engenhart-Cabillic R, Klose KJ, Jungclas H, Glowalla U. How to successfully implement E-learning for both students and teachers. Acad Radiol. 2006;13(3):379-390. DOI: 10.1016/j.acra.2005.12.006 Externer Link
9.
Smolle J. Virtual medical campus: the increasing importance of E-learning in medical education. GMS Z Med Ausbild. 2010;27(2):Doc29. DOI: 10.3205/zma000666. Zugänglich unter/available from: http://www.egms.de/static/de/journals/zma/2010-27/zma000666.shtml Externer Link
10.
Niewald, Hohenberg G, Ziegler R, Rübe C. Die Integration eines computerbasierten Anatomie-Lernprogramms im Curriculum der Ausbildung Medizinisch-technischer Assistenten in der Fachrichtung Radiologie. GMS Z Med Ausbild. 2009;26(4):Doc40. DOI: 10.3205/zma000633. Zugänglich unter/available from: http://www.egms.de/static/de/journals/zma/2009-26/zma000633.shtml Externer Link
11.
Stausberg J. van Loo A. Verfügbarkeit elektronischer Lehr- und Lernmodule für die Aus- und Weiterbildung in der Humanmedizin. GMS Z Med Ausbild. 2008; 25(4):Doc104. Zugänglich unte/available from: http://www.egms.de/static/de/journals/zma/2008-25/zma000589.shtml Externer Link
12.
Schmidt HG. Problem-based learning: Rationale and description. Med Educ. 1983;17(1):11-16. DOI: 10.1111/j.1365-2923.1983.tb01086.x Externer Link
13.
Alteslander P, Cromm J, Grabow B. Methoden der empirischen Sozialforschung. 10. Auflage. Berlin: Schmidt (Berich); 2006.
14.
Freudenberg LS, Nattland A, Jonas G, Beyer T, Bockisch A. eLearning in der Nuklearmedizin – Eine Erhebung der deutschen Universitäten. Nuklearmed. 2010;49. DOI: 10.3413/nukmed.-0305 Externer Link
15.
Leven FJ, Bauch M, Haag M. E-Learning in der Medizinerausbildung in Deutschland: Status und Perspektiven. GSM Med Inform Biom Epidemiol. 2006; 2(3):Doc28. Zugänglich unter/available from: http://www.egms.de/static/de/journals/mibe/2006-2/mibe000047.shtml Externer Link
16.
Riedel J. Integration studentenzentrierter fallbasierter Lehr- und Lernsysteme in reformierten Medizinstudiengängen [Dissertation]. Heidelberg: Universität Heidelberg; 2003.
17.
Berger M, Störmann S, Fischer MR: Eine studentische Wiki-Bibliothek für unterrichtsbegleitende Materialien: Konzeption, Implementierung und Evaluation für das Medizinische Curriculum München (MeCuM). GMS Z Med Ausbild. 2007; 24(4):Doc185. Zugänglich unter/available from: http://www.egms.de/static/de/journals/zma/2007-24/zma000479.shtml Externer Link