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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Das Gesundheitssystem praxisnah erklären – der Einsatz eines Planspiels in der medizinsoziologischen Lehre

Artikel Gesundheitssystem

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  • corresponding author Katja Götz - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland

GMS J Med Educ 2023;40(5):Doc57

doi: 10.3205/zma001639, urn:nbn:de:0183-zma0016390

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2023-40/zma001639.shtml

Eingereicht: 2. März 2023
Überarbeitet: 9. Juni 2023
Angenommen: 18. Juli 2023
Veröffentlicht: 15. September 2023

© 2023 Götz.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Zielsetzung: Eine wertvolle Methode, Lehrinhalte praxisnah zu vermitteln, ist ein Planspiel. Ziel war es, ein Unterrichtsmodul in der Medizinischen Soziologie zum Themengebiet „Das deutsche Gesundheitssystem“ zu gestalten, das den Studierenden praxisnah in einem Planspiel die Inhalte und Zusammenhänge vermittelt.

Projektbeschreibung: Neben der Entwicklung von Szenarien für das Planspiel mündeten verschiedene Institutionen aus dem Gesundheitssystem in Rollenkarten. Im Vorfeld erhielten die Studierenden die Möglichkeit, die theoretischen Inhalte zum deutschen Gesundheitssystem online (Methode Flipped Classroom) zu bearbeiten. In der 90-minütigen Präsenzveranstaltung erfolgte die Durchführung des Planspiels gefolgt von einer Feedbackrunde. Die ersten Erfahrungen der Studierenden wurden erhoben.

Ergebnisse: Im Sommersemester 2022 nahmen insgesamt 185 Studierende aus dem 4. vorklinischem Semester an dem Seminar teil. Die Studierenden verteilten sich auf zwölf Seminare. Pro Seminar erfolgte die Bearbeitung eines Szenarios. Das Planspiel trug zu einem besseren Verständnis des Gesundheitssystems bei. Die Studierenden waren allgemein sehr zufrieden mit dieser Art der Wissensvermittlung und es war für sie vorstellbar, dass diese Methode zukünftig in die Lehre integriert würde.

Schlussfolgerung: Das Gesundheitssystem in Form eines Planspiels zu vermitteln, kann als geeignet angesehen werden, um komplexe Sachverhalte anschaulich zu verdeutlichen sowie die verschiedenen Interessenslagen der einzelnen Institutionen darzustellen. Zudem regt ein Planspiel die kritische Auseinandersetzung an und kann in der medizinsoziologischen Lehre zur praxisnahen Vermittlung theoretischer Inhalte beitragen.

Schlüsselwörter: Curriculum, Gesundheitssystem, medizinische Soziologie, medizinische Ausbildung, Planspiel


1. Einleitung

Die Reformierung des Medizinstudiums insbesondere die damit verbundenen neuen Anforderungen im Rahmen des Z-Curriculums verdeutlichen, dass eine noch engere Verzahnung von Theorie und Praxis gewünscht ist [1], [2]. Innovative Lehrformate werden mehr denn je benötigt. Ein Planspiel stellt eine Erweiterung bzw. Ergänzung gängiger Methodenkoffer in der Hochschullehre dar und ist Teil einer konstruktivistischen Didaktik. Dabei erscheint insbesondere das Motto: „Selbst erfahren, ausprobieren, experimentieren, immer in eigene Konstruktionen ideeller oder materieller Art überführen und in den Bedeutungen für die individuellen Interessens-, Motivations- und Gefühlslagen thematisieren“ [3] als relevant für den Einsatz der Methode Planspiel.

Die Vermittlung komplexer theoretischer Sachverhalte sollte möglichst praxisnah stattfinden. In Simulationen von Entscheidungsprozessen können auf diese Art und Weise Zusammenhänge verständlich sichtbar gemacht und interaktives Lernen gefördert werden. Dabei werden verschiedene Kompetenzbereiche durch das Planspiel gefördert. Insbesondere Selbständigkeit, Verantwortungsbereitschaft, Team- und Kommunikationsfähigkeit zählen neben Kreativität und Flexibilität zu den Soft Skills [4]. Spiele können dabei unterstützen, kognitive Lernprozesse zu aktivieren und zählen zu einem wichtigen Tool in der medizinischen Ausbildung [5]. Zudem werden in der medizinischen Ausbildung Spiele als Ergänzung zur klassischen Lehre eingesetzt, einerseits um Prozesse bezüglich Entscheidungsfindung zu simulieren und andererseits um die Lehre zu bereichern [6]. Häufig finden „serious Games“ in der medizinischen Ausbildung Anwendung, indem Simulationstrainings oder Aspekte der Patientensicherheit als Spielinhalte integriert werden [7], [8]. Die unterschiedlich existierenden Spiele lassen sich in verschiedene Kategorien in Anlehnung an das Deutsche Spielearchiv der Universität Marburg aufteilen. Das Planspiel zählt zur Kategorie V und beinhaltet, dass mit dem Spiel ein hoher Grad an Komplexität und Kommunikation einhergeht [6].

Die Bundeszentrale für politische Bildung verfügt über eine Datenbank mit ca. 300 Planspielen zur politischen Bildung, welche vor allem in Schulen zum Einsatz kommen [9]. Planspiele finden in der Hochschullehre vor allem in wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen zunehmend Berücksichtigung [10], [11], [12]. Ein Planspiel zum deutschen Gesundheitssystem ist darin allerdings nicht enthalten. Aufgrund dessen, dass die Lehre zum Themengebiet „Das deutsche Gesundheitssystem“ im Fach Medizinische Soziologie an den Universitäten seit jeher eine zentrale Rolle einnimmt [13] und die Vermittlung dieser Lehrinhalte sich durch einen hohen Grad an Komplexität auszeichnet, scheint die Überführung in ein Planspiel angemessen.

Ziel war es also, eine Unterrichtsveranstaltung zum Themengebiet „Das deutsche Gesundheitssystem“ zu konzipieren und zu evaluieren, die den Studierenden praxisnah mit der Methode des Planspiels die Inhalte und Zusammenhänge vermittelt.


2. Projektbeschreibung

2.1. Entwicklung

Im vierten vorklinischen Semester findet das Seminar der Medizinischen Soziologie an der Universität zu Lübeck statt. Dieses besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil wird das deutsche Gesundheitssystem und im zweiten Teil das Thema Digitalisierung und deren Bedeutung für die Arzt-Patienten-Beziehung behandelt [14]. Bisher wurde das deutsche Gesundheitssystem im Rahmen von Kleingruppenarbeiten in Seminarform gelehrt. Um die Interaktion und kritische Reflektion der Studierenden gezielt zu fördern, wurde der Unterricht durch die Methode „Planspiel“ erweitert. Für das Planspiel wurden drei Szenarien exemplarisch entwickelt (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]). Die Szenarien wurden so gewählt, dass die verschiedenen Institutionen aus dem Gesundheitswesen sich widerspiegeln und sowohl das ambulante als auch das stationäre Setting berücksichtigt werden.

Zudem erfolgte die Entwicklung von sechs Rollenkarten, d.h. in jedem Szenario waren Akteure bzw. Institutionen aus dem Gesundheitswesen anwesend, die ihrerseits zu den einzelnen Szenarien bereits Stellungnahmen verfasst hatten. Die Inhaber der jeweilig zugeteilten Rolle diskutierten pro und contra aus Perspektive eben dieser Institution. Es wurden folgende sechs Institutionen, meist exemplarisch die Institutionen auf Bundesebene, jeweils in eine Rollenkarte überführt: der Gemeinsame Bundesausschuss, die Deutsche Krankenhausgesellschaft, die Bundesärztekammer, der GKV-Spitzenverband, die Kassenärztliche Bundesvereinigung sowie das Bundesministerium für Gesundheit. Die Rollenkarten beinhalteten allgemeine Hintergrundinformationen und wesentliche Aufgaben der Institution, deren Stellung im Gesundheitssystem sowie den Standpunkt zum jeweiligen Szenario. Beispielhaft kann die Rollenkarte der Deutschen Krankenhausgesellschaft zu Szenario 3 im Anhang 1 [Anh. 1] eingesehen werden. Die Rollenkarten wurden im Vorfeld namentlich den Teilnehmenden zugewiesen. Pro Rollenkarten waren es zwei bis drei Studierende. Insgesamt waren sechs Rollen pro Szenario im Planspiel vertreten.

2.2. Ablauf

Im Vorfeld erhielten die Studierenden die Möglichkeit, die theoretischen Inhalte zum deutschen Gesundheitssystem online (Methode Flipped Classroom) zu bearbeiten, damit alle den gleichen Wissensstand für das Planspiel hatten. Hierzu wurde die vom Bundesministerium für Gesundheit herausgegebene 60seitige Broschüre zum deutschen Gesundheitssystem zur Verfügung gestellt, welche neben dem historischen Aufbau des deutschen Gesundheitssystems das System der gesetzlichen Krankenversicherung sowie die relevanten Institutionen erläutert [15]. In der 90-minütigen Präsenzveranstaltung erfolgte eine kurze Einführung in das Planspiel, im Anschluss die Initiierung zweier Stellungnahmen (je 20min) anhand der Aufgabenstellung aus einem der Szenarien und anschließend eine Feedbackrunde. Die folgende Übersicht stellt den Ablauf des Planspiels dar (siehe Tabelle 2 [Tab. 2]).

2.3. Evaluation

Die ersten Erfahrungen der Studierenden wurden im Anschluss an das Spiel mittels kurzem Blitzlicht und mit einem eigens entwickelten Fragebogen erhoben. Dieser bestand aus neun Variablen. Hierbei kam eine vierstufige Likert-Skala (1=trifft voll und ganz zu bis 4=trifft gar nicht zu) zur Anwendung. Zusätzlich wurde der Fragebogen durch eine offene Frage, inwiefern die Studierenden noch etwas ergänzen möchten, abgerundet. Die Auswertung der Daten erfolgte deskriptiv mit SPSS 27.0©. Die Freitextangaben wurden kategorisiert und entsprechende Ankerbeispiele dienten als Beleg.

2.4. Ethik

Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden ausschließlich anonyme Daten mittels Fragebogen erhoben, sodass eine Zuordnung von Daten zu bestimmten Personen ausgeschlossen ist. Die TN wurden vor Beginn umfassend über den Zweck der Untersuchung aufgeklärt. Die Untersuchung wurde von der unabhängigen Ethik-Kommission der Universität zu Lübeck genehmigt (EK-Nummer 22-164).


3. Ergebnisse

3.1. Stichprobenbeschreibung

Im Sommersemester 2022 nahmen insgesamt 183 Studierende aus dem vierten vorklinischen Semester an dem Seminar „Struktur und Funktion des deutschen Gesundheitssystems“ teil. An der Evaluation zum Planspiel beteiligten sich 182 Studierende. Diese waren auf zwölf Seminare verteilt. Die Alterspanne der Studierenden lag zwischen 18 und 35 Jahren (M=22,5, SD=3,1). Knapp 70% der Teilnehmenden waren weiblich. Pro Seminar erfolgte die Bearbeitung eines Szenarios.

3.2. Evaluationsergebnisse

Gut die Hälfte der Studierenden beurteilte den Zeitaufwand für das Planspiel als angemessen (53%). Dass das Planspiel zu einem besseren Verständnis des Gesundheitssystems beigetragen und Spaß gemacht hat, bejahte jeweils knapp die Hälfte der Studierenden (45%). Der Lernzuwachs und die Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen auf Moodle wurde von den Studierenden als eher weniger hoch bzw. weniger hilfreich für die Vorbereitung eingeschätzt. Knapp 40% der Studierenden konnten sich vorstellen, dieses Planspiel fest in die Lehre zukünftiger Semester zu integrieren.

Eine detaillierte Übersicht über die Verteilungen der Antworthäufigkeiten hinsichtlich der abgefragten Variablen zeigt Abbildung 1 [Abb. 1] auf.

Die offene Frage hinsichtlich der Ergänzungen wurde von insgesamt 126 Studierenden beantwortet. Einige Studierende äußerten ihre generelle Zufriedenheit mit der Anwendung eines Planspiels für diese Thematik, wie z.B. „Danke, das hat Spaß gemacht.“ (TN 53) oder „definitiv besser als trockene Theorie“ (TN 128). Zudem wurde die Durchführung des Planspiels selbst von den Studierenden in dem Freitext noch einmal bewertet, wie folgende Aussage zeigte: Der „zeitliche Rahmen für die Durchführung war gut gewählt, die Rollenbesprechungen waren hilfreich zwischendurch“ (TN 2). Des Weiteren wurde der Mehrwert dieser Unterrichtsform hervorgeben, wie folgende Äußerungen demonstrierten. „Ich bin mir sicher, dass durch dieses Seminar mehr hängen bleibt als durch Frontalunterricht“ (TN 79) oder „endlich mal ein anderes didaktisches Konzept“ (TN 43). Das Planspiel führte dazu, so einige Aussagen der Teilnehmenden, dass dadurch die Zuständigkeiten der einzelnen Institutionen transparenter wurden. „Die Institutionen sind viel klarer geworden und man kann sich gut an die Fragen/ Diskussionen erinnern. Unbedingt beibehalten“ (TN 80). Neben einer generellen Zufriedenheit mit der Durchführung solch einer Unterrichtsmethode äußerten die Studierenden verschiedene Optimierungsmöglichkeiten für die Vorbereitung und das Planspiel selbst. Dies betraf die Broschüre, welche im Vorfeld zum Einlesen in die Thematik ausgelegt war, mit Äußerungen wie z.B. „ich hätte lieber mehr Material zu unserer Rolle gehabt und dafür einen knapperen Überblick über das Gesundheitssystem“ (TN 171). Ebenso wurde die Ausgestaltung der jeweiligen Rollen und die Durchführung der Diskussion im Rahmen des Planspiels als verbesserungswürdig gesehen, wie folgende Aussagen zeigten: „Die Rollenkarte war etwas kurz. Uns fehlten am Anfang Argumente. In der 2. Runde war das dann besser“ (TN 95) oder die „Rollenkarte genauer definieren“ (TN 31). Allerdings wurde auch von verschiedenen Studierenden der Wunsch nach mehr Hintergrundinformationen zur Vorbereitung geäußert: „Wenn es noch mehr Quellen gäbe zur Vorbereitung, wäre es toll“ (TN 22) oder „Hätte mehr Hintergrundinfos zum Standpunkt meiner Organisation gebraucht“ (TN 69).

In der mündlichen Feedbackrunde in Form eines Blitzlichts nach Ende des Planspiels äußerten die Teilnehmenden vor allem den Wunsch, die Rolle der Patientenvertretung aufzunehmen, um Patienten ebenso mitsprechen zu lassen. Weitere Optimierungsmöglichkeiten wurden nicht im direkten Feedback benannt. Die Studierenden waren allgemein sehr zufrieden mit dieser Art der Wissensvermittlung. Zudem merkten die Studierenden an, dass dadurch vor allem die Interaktion untereinander gefördert und die Fähigkeit zur Diskussion und zur Auseinandersetzung mit der Rolle/Institution und deren Stellenwert im deutschen Gesundheitssystem gestärkt wurde.


4. Diskussion

Wie die Erfahrungen aus dem durchgeführten Planspiel zeigen, kann es sich als wertvolle Methode eignen, um das Gesundheitssystems in der medizinsoziologischen Lehre interaktiv zu vermitteln. Dabei werden verschiedene Sachverhalte sehr anschaulich verdeutlicht und es können die verschiedenen Interessenslagen der einzelnen Akteure bzw. Institutionen sehr gut dargestellt werden. Gleichzeitig regt das Planspiel die kritische Auseinandersetzung mit den verschiedenen Institutionen und deren Zusammenwirken im deutschen Gesundheitssystem an und kann damit in der medizinsoziologischen Lehre zur praxisnahen Vermittlung theoretischer Inhalte beitragen. Möglicherweise kann damit der Stellenwert der Medizinischen Soziologie und vor allem deren Praxisbezug nochmals besser aufgezeigt werden, da dieser meist erst mit der Aufnahme der ärztlichen Tätigkeit erlebt wird [16]. Neben der Möglichkeit, Lehre durch ein Planspiel interaktiver zu gestalten und somit auch die Team- und Kommunikationsfähigkeit zu fördern, eignet sich das Planspiel auch als Online-Lehrtool. Ausgelöst durch die Regelungen während der COVID-19-Pandemie, den damit verbundenen Restriktionen und der Frage, inwiefern die Lehre im Sommersemester 2022 wieder als Präsenzlehre stattfinden kann, wurde eine didaktische Methode gewählt, welche sowohl komplexe Sachverhalte praxisnah vermittelt als auch digital in Kleingruppen möglich ist.

Der Einsatz der Methode „Flipped Classroom“ erlaubt es, theoretische Inhalte in einer Online-Selbstlernphase zu vermitteln. So konnte in einer Metaanalyse gezeigt werden, dass Blended Learning einen positiven Effekt auf den Wissenserwerb in der Ausbildung von Gesundheitsberufen hat [17]. Die Kombination von Online- und Präsenzlehre bietet eine wertvolle Lernerfahrung im medizinischen Curriculum [18].

Auf Basis der ersten Spielerfahrungen wird das Planspiel weiter optimiert. Die zugrundeliegende Broschüre [15] kann ggf. mit einem Wissensquiz ergänzt werden, um damit die relevanten Lerninhalte spielerisch zu überprüfen. Für die jeweiligen Rollenkarten werden weitere Hintergrundinformationen und Quellen abgelegt. Zudem wird die Rolle des Gemeinsamen Bundesausschusses durch die Rolle der Patientenvertretung im Gemeinsamen Bundesausschusses ersetzt.

Schließlich kann der Einsatz eines solchen Planspiels nicht nur in der Ausbildung eine wertvolle Ergänzung darstellen, sondern auch z.B. im Rahmen der Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin [19]. Die Schulungstage der Kompetenzzentren Weiterbildung Allgemeinmedizin orientieren sich an den kanadischen CanMEDS-Kompetenzen [20]. Dabei stellt eine Kernkompetenz der Bereich Management dar, zu dem auch das Wissen zum deutschen Gesundheitssystem zählt. Möglicherweise ist hier ein weiteres Einsatzgebiet des Planspiels anzudenken.

Zum ersten Mal wurde ein Planspiel zum deutschen Gesundheitssystem entwickelt und in der medizinsoziologischen Lehre angewendet. Das Lehrprojekt wurde im normalen Routinebetrieb ausprobiert. Bisher wurde das Spiel an einem Standort durchgeführt, so dass nur Daten bzw. Aussagen aus einer Kohorte vorlagen. Die Geschlechterverteilung der Teilnehmenden ist in etwa vergleichbar mit der Verteilung der Geschlechter im Fach Humanmedizin an deutschen Universitäten [21]. Eine Replikation an anderen Standorten, z.B. mit einer größeren Anzahl an Studierenden könnte Hinweise auf eine Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse geben.


5. Fazit

Mit der Konzeptionierung und Umsetzung der Methode des Planspiels erfolgt erstmalig die Vermittlung wesentlicher Inhalte zur Funktionsweise und Aufbau des deutschen Gesundheitssystems in der medizinsoziologischen Lehre. Denkbar wäre zudem eine Verzahnung mit dem Querschnittsbereich „Gesundheitsökonomie, Gesundheitssystem, Öffentliches Gesundheitswesen“, in dem die einzelnen Institutionen detailliert durch jeweilige Fachvertreter vorgestellt und ggf. anhand der Szenarien diskutiert werden. Die nächste Spielrunde für das vierte vorklinische Semester ist im Sommersemester 2023 geplant. Hierbei erfolgen im Vorfeld die aus den Evaluationen abgeleiteten Anpassungen. Zudem wäre es wünschenswert, wenn dieses Spiel an weiteren Standorten Anwendung findet und damit weiterentwickelt wird.


Interessenkonflikt

Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel hat.


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