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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Annegret F. Hannawa, Günther Jonitz: Neue Wege für die Patientensicherheit: Sichere Kommunikation – Evidenzbasierte Kernkompetenzen mit Fallbeispielen aus der medizinischen Praxis

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  • corresponding author Kai P. Schnabel - Universität Bern, Institut für Medizinische Lehre, Abteilung für Unterricht und Medien, Bern, Schweiz

GMS J Med Educ 2017;34(5):Doc51

doi: 10.3205/zma001128, urn:nbn:de:0183-zma0011280

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2017-34/zma001128.shtml

Eingereicht: 15. Oktober 2017
Überarbeitet: 15. Oktober 2017
Angenommen: 15. Oktober 2017
Veröffentlicht: 15. November 2017

© 2017 Schnabel.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Bibliographische Angaben

Annegret F. Hannawa, Günther Jonitz

Neue Wege für die Patientensicherheit: Sichere Kommunikation – Evidenzbasierte Kernkompetenzen mit Fallbeispielen aus der medizinischen Praxis

Verlag: de Gruyter, Berlin

Erscheinungsjahr: 2017, Seite: 297


Rezension

Das von Annegret Hannawa und Günther Jonitz als beitragendem Co-Autor verfasste Werk ist für alle im Gesundheitswesen Schaffenden geschrieben und ist eine aus dem Englischen übersetzte und für die deutschsprachigen Leser/innen auch kulturell angepasste Version und erweiterte Einführung in die sichere Patientenkommunikation und Verständnisfindung unter den beteiligten Gesundheitsversorgern. Es adressiert das wachsende Problem der Kommunikationsfehler, welches neueren Untersuchungen nach besorgniserregende Ausmaße angenommen hat und erläutert die notwendigen Kernkompetenzen für eine sichere Kommunikation im Gesundheitswesen.

Dies wird unterstrichen durch die Vorworte von Gerd Gigerenzer und Sir Liam Donaldson, die allen, die sich mit Patientensicherheit beschäftigen, ein Begriff sein dürften.

Das Buch besteht aus zwei Teilen: Einem Teil zu den Grundlagen der Patientensicherheit und zwischenmenschlichen Kommunikation, welches ein von der Autorin entwickeltes Bezugssystem (Framework) von sechs kommunikativen Kernkompetenzen enthält („SACCIA“) und einem Teil aus 39 nach 6 Versorgungsphasen untergliederten Fallbeispielen.

Im Grundlagenteil zeigt Günther Jonitz gut nachvollziehbar die Notwendigkeit zu Handeln des im medizinischen Bereiches immer noch stigmatisiertem Tabuthemas auf.

Annegret Hannawa greift dies in einem anschaulichen Grundlagenteil der Kommunikation auf und rechnet dabei mit diversen Mythen der zwischenmenschlichen Verständnisfindung ab. Sie elaboriert die „sichere Kommunikation“ von den Prinzipien bis hin zu einem von ihr entwickelten Ansatz (SACCIA->Sufficency, Accuracy, Clarity, Contextualisation, Interpersonal Adaptation, im Deutschen: Suffizienz, Richtigkeit, Klarheit, Kontextualisierung und zwischenmenschliche Anpassung) der eine Analyse von Kommunikationsfehlern und eine Bestimmung von fünf Kernkompetenzen für eine „sichere Kommunikation“ möglich macht. Die Zielsetzung des Buches ist es, vermeidbare Fehler in Zukunft zu reduzieren.

Die im zweiten Teil geschilderten Fälle basieren auf realen Fällen und reichen von Beinaheschäden bis zu schwerwiegenden Ereignissen. Der Fokus der exemplarischen Fallsammlung liegt auf der stationären Betreuung (28 Fallbeispiele), umfasst aber auch 11 ambulante Fälle, auf die konsequent das Framework angewandt wird und die es dadurch anschaulich begreifbar machen.

Das Buch eignet sich hervorragend als Nachschlagewerk, für den fallbasierten – gerade auch interprofessionellen Unterricht -- und kann zusammen mit dem Framework ein hervorragendes Unterrichtskonzept bilden, indem man sich Schritt für Schritt explorierend und diskutierend einer sicheren Kommunikation annähert.

In der Aviatik und auch schon in Teilen der Medizin (z.B. Intensivmedizin) haben diese Ansätze dazu geführt, dass Fehler weniger als individuelle Fehlleistung, sondern eher als kollektives Ereignis gesehen werden, welches durch institutionelle Interventionen zukünftig unwahrscheinlicher gemacht, wenn nicht sogar ausgeschlossen werden kann.

Die Erkenntnisse dieses Buches tragen hoffentlich dazu bei, dass auch in der medizinischen Ausbildung die Bedeutung der Kommunikation ernster genommen wird und sich dadurch nicht nur das emotionale Verhältnis zu den PatientInnen verbessert, sondern auch die Sicherheit der Patientenversorgung steigt.


Interessenkonflikt

Der Autor erklärt, dass er keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel hat.