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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Die richtige Doktorarbeit finden – eine innovative Forschungsmesse für Medizinstudierende

Artikel Medizinische Doktorarbeiten

  • corresponding author Julius Steffen - Klinikum der Universität München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland; Klinikum der Universität München, Medizinische Klinik und Poliklinik I, München, Deutschland
  • author Markus Grabbert - Klinikum der Universität München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland; Klinikum der Universität München, Urologische Klinik und Poliklinik, München, Deutschland
  • author Tanja Pander - Klinikum der Universität München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • author Maximilian Gradel - Klinikum der Universität München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • author Lisa-Maria Köhler - Klinikum der Universität München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • author Martin R. Fischer - Klinikum der Universität München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • author Philip von der Borch - Klinikum der Universität München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland; Klinikum der Universität München, Medizinische Klinik und Poliklinik IV, München, Deutschland
  • author Konstantinos Dimitriadis - Klinikum der Universität München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland; Klinikum der Universität München, Neurologische Klinik und Poliklinik, München, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2015;32(3):Doc29

doi: 10.3205/zma000971, urn:nbn:de:0183-zma0009716

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2015-32/zma000971.shtml

Eingereicht: 7. November 2014
Überarbeitet: 26. April 2015
Angenommen: 18. Mai 2015
Veröffentlicht: 17. August 2015

© 2015 Steffen et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Einleitung: Die Forschung in der Medizin, wie sie auch im Rahmen des CanMEDS Modell beschrieben wird, genießt einen hohen Stellenwert. Viele Medizinstudierende in Deutschland beginnen schon während des Studiums mit der Arbeit an einem Promotionsprojekt. Eine große Anzahl dieser Projekte wird allerdings oft unvollendet abgebrochen, wodurch unnötig Ressourcen verschwendet werden. Ein Hauptgrund hierfür ist ein Mangel an Informationen über studentische Forschungsprojekte.

Projektbeschreibung: Um diesem Mangel entgegenzuwirken, haben wir an der LMU München die jährlich stattfindende Veranstaltung DoktaMed ins Leben gerufen. Die Kombination von medizinischem Fachkongress und Forschungsmesse mit Vorträgen, Poster-Präsentationen und Workshops sowie einer großen Ausstellung der verschiedenen Arbeitsgruppen und Institute der LMU zieht jedes Jahr mehr als 500 Besucher an. Organisiert wird die DoktaMed als Peer-to-Peer-Veranstaltung von einem Team aus etwa 40 Studierenden.

Ergebnisse: Eine Bedarfsanalyse vor der Einführung der DoktaMed identifizierte ein Informationsdefizit als eine wichtige Ursache für die hohe Rate abgebrochener Doktorarbeiten. In den jährlichen Evaluationen durch die Besucher der DoktaMed wird die Veranstaltung durchschnittlich mit der Note 2,1 auf einer sechsstufigen Likert-Skala bewertet (n=558, SD=1,06, 1=sehr gut, 6=sehr schlecht). Die Studierenden empfinden ihren Besuch auf der DoktaMed als sinnvoll investierte Zeit und fühlen sich anschließend besser zum Thema Doktorarbeit informiert.

Diskussion: Insgesamt sind die Studierenden mit der Veranstaltung zufrieden und fühlen sich besser auf die Doktorarbeitssuche vorbereitet. Dennoch besuchen viele Studierende die Messe aus unterschiedlichen Gründen nicht. Eine Möglichkeit zur weiteren Verbesserung besteht darin, zusätzlich zu den experimentellen Arbeiten, auf die sich die DoktaMed momentan konzentriert, ein breiteres Angebot an klinischen Projekten zu präsentieren..

Schlussfolgerung: Die Evaluation nach fünf Jahren DoktaMed sieht vielversprechend aus. Die Besucher scheinen tatsächlich besser zum Thema Doktorarbeit informiert zu sein. Trotzdem existieren Möglichkeiten zur weiteren Verbesserung, um die DoktaMed für Studierende und Fakultätsmitglieder attraktiver zu gestalten. Zur Beurteilung von Langzeiteffekten sind weitere Untersuchungen notwendig.

Schlüsselwörter: Doktorarbeit, studentische Forschung, Forschungsmesse, CanMEDS


Einleitung

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern ist es Ärzten in Deutschland erst nach Vollendung einer wissenschaftlichen Dissertation erlaubt, den Doktortitel (Dr. med.) zu führen [1]. Fast alle Medizinstudierenden beginnen schon während ihres Studiums mit der Arbeit an ihrer Promotion. Trotzdem sind zehn Jahre nach Ende des Studiums nur 75% der Ärzte in Deutschland promoviert [2].

Die Rolle des Forschers (scholar), wie sie im CanMEDS Rahmenmodell beschrieben wird, findet unter Ärzten verschiedener Richtungen breite Anerkennung [3]. Nach Boyer (1990) steht Innovation als wissenschaftliche Tätigkeit dabei im Mittelpunkt, die jeder Medizinstudierende einmal im Rahmen eines Forschungsprojekts erlebt haben sollte [4]. Nichtsdestotrotz hat die Lehre von wissenschaftlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten bislang keinen Einzug in die medizinischen Curricula an deutschen Universitäten gefunden [5].

Die wissenschaftliche Relevanz und die methodische Qualität von medizinischen Doktorarbeiten werden in Deutschland oft infrage gestellt und führen seit langem zu kontroversen Debatten [6], [7]. Etwa 15% der Promovenden brechen ihre Projekte noch vor Vollendung ihres Studiums ab [8], [9]. Zu den Hauptgründen dafür zählen mangelnde Hilfestellung und Abwesenheit des Betreuers, konzeptuelle Mängel, fehlende ersichtliche Fortschritte, unverhältnismäßiger zeitlicher Aufwand oder Zeitmangel [9], [10]. Mehr als die Hälfte der Studierenden, die an einem Promotionsprojekt forschen, sind nicht mit den Richtlinien ihrer Fakultät diesbezüglich vertraut. Ferner empfinden 76% der Studierenden, dass sie durch ihre Fakultät nicht zufriedenstellend auf wissenschaftliche Tätigkeiten vorbereitet werden [11]. Ausgehend von einem Informationsdefizit der Studierenden bei der Suche nach einer geeigneten Doktorarbeit als ein Hauptgrund für erfolglose oder beschwerliche Doktorarbeiten haben wir an der LMU München eine qualitative und quantitative Bedarfsanalyse durchgeführt. Auf Basis der Ergebnisse wurde eine jährliche Forschungsmesse, die DoktaMed, eingeführt. In diesem Artikel wird die Veranstaltung vorgestellt und eine Bewertung nach sechs Jahren DoktaMed diskutiert.


Projektbeschreibung

Die DoktaMed findet seit sechs Jahren jährlich an der LMU München statt und bietet den Besuchern eine Kombination von medizinischem Fachkongress und Forschungsmesse mit Podiumsdiskussionen, Vorträgen von ausgewählten Professoren und Studierenden zu ihren Forschungsgebieten, Poster-Präsentationen und einer Ausstellung der verschiedenen Arbeitsgruppen und Institute der medizinischen Fakultät der LMU.

Hauptziel ist es dabei, die Studierenden über Ablauf, Möglichkeiten und Fallstricke von Doktorarbeiten zu informieren, sodass sie sich auf der Suche nach einem geeigneten Projekt wohlüberlegt entscheiden können. Darüber hinaus ist die DoktaMed eine gute Gelegenheit für Studierende, das Präsentieren von wissenschaftlichen Daten zu üben. Als positiver Nebeneffekt soll die DoktaMed den Austausch zwischen den einzelnen Arbeitsgruppen fördern.

Bestandteile der DoktaMed

Auf der Forschungsmesse stellen sich etwa die Hälfte der rund 60 Kliniken und Institute der medizinischen Fakultät der LMU mit eigenen Messeständen vor. Professoren, wissenschaftliche Mitarbeiter sowie Doktoranden stehen hier den Besuchern Rede und Antwort. Dabei geht es weniger darum, den möglichen zukünftigen Doktoranden konkrete Angebote zu machen als ihnen vielmehr allgemeine Informationen zu geben und ihre persönlichen Eindrücke zu Promotionsprojekten zu vermitteln. Führungen zu den Ständen, sogenannte DoktaWalks, bauen Berührungsängste der Studierenden ab und erleichtern den Einstieg ins Gespräch mit potenziellen Doktorvätern. Parallel dazu finden Podiumsdiskussionen und Fachvorträge statt.

Die andere Komponente der DoktaMed ist ein medizinischer Fachkongress. Jedes Jahr werden hierzu die Medizinstudierenden der LMU aufgefordert, Abstracts zu ihren Forschungsprojekten einzureichen, die dann von einer Kommission aus Mitstudierenden und Fakultätsmitgliedern bewertet werden. Dadurch haben die Nachwuchswissenschaftlicher die Möglichkeit, das wissenschaftliche Schreiben und im Anschluss das Präsentieren von Daten in Vorträgen oder Postern-Vorstellungen auf der DoktaMed zu üben.

Darüberhinaus können interessierte DoktaMed-Besucher so Informationen aus erster Hand zu Arbeitsgruppen von ihren Mitstudierenden erhalten oder sich zu den Abläufen, die der Weg zum Doktortitel mit sich bringt, beraten lassen.

Aufbau der DoktaMed

Während die DoktaMed in den ersten beiden Jahren (2009 & 2010) noch an zwei aufeinanderfolgenden Wochentagen stattfand, wurde das Programm – entsprechend der Evaluationsdaten – komprimiert und auf einen Samstag verschoben. Ergänzend werden in den Wochen vor der DoktaMed Workshops zu Themen wie wissenschaftliches Schreiben, translationale Medizin, Nutzung gängiger wissenschaftlicher Computerprogramme oder Vortragstechniken angeboten. Ursprünglich wurden die Workshops am Tag der DoktaMed selbst angeboten. Nun dienen sie den Studierenden jedoch zur Vorbereitung ihrer Datenvorstellung auf dem Fachkongress. Zudem werden dadurch Terminkonflikte vermieden.

Kosten und Organisation der DoktaMed

Die Gesamtkosten für Messestände, kulinarische Verpflegung, Druck von Messeheften, Postern und Flyern belaufen sich jährlich auf rund 10.000€. Während die medizinische Fakultät der LMU in den Anfangsjahren nach großzügige finanzielle Unterstützung leistete, wird nun ein Großteil der Ausgaben durch Spenden und Sponsoren gedeckt.

Die DoktaMed ist eine Peer-to-Peer-Veranstaltung und wird von einem Team von rund 40 Studierenden organisiert. Sie werden etwa ein halbes Jahr vor der Veranstaltung per E-Mail-Einladung durch das Büro des Mentoren-Programms rekrutiert, welches das Team auch während der ersten Planungsphase koordiniert. Das Team erfährt ebenfalls stetigen Rückhalt und Unterstützung von Seiten des Studien- und des Forschungsdekans. Das Organisationsteam ist in Untergruppen gegliedert, wie beispielsweise Logistik, Marketing, Finanzen, IT, Abstract-Review, Forschungsgruppen-Betreuung und Workshops. Trotz beständiger schriftlicher Dokumentation der Organisationsschritte gehen jedes Jahr bereits gewonnene Erfahrung verloren und die Organisatoren stehen vor Problemen, die vielleicht in den Vorjahren schon erfolgreich gemeistert worden sind. Diesen Punkt wollen wir in Zukunft verbessern, jedoch wird dies durch ein jährlich wechselndes Organisationsteam erschwert. Die Besucher der DoktaMed haben die Möglichkeit, die Veranstaltung online zu evaluieren, wozu sie in einer E-Mail an die gesamte Studentenschaft direkt nach der DoktaMed eingeladen werden. Eine Papierform der Evaluation liegt auf der DoktaMed ebenfalls aus.

Das Programm der Messe, eine Liste aller teilnehmenden Arbeitsgruppen sowie viele weitere Informationen zum Thema Doktorarbeit sind auf der Website der DoktaMed zu finden (http://doktamed.de/).


Ergebnisse

Bedarfsanalyse

Vor der Einführung der DoktaMed führten wir 2008 eine qualitative und quantitative Bedarfsanalyse durch. In vier Fokusgruppen-Analysen mit je etwa acht Teilnehmern verglichen wir Studierende ohne Doktorarbeit mit Studierenden, die bereits ein Promotionsprojekt begonnen oder abgeschlossen hatten. Alle Teilnehmer waren sich über den hohen Stellenwert der Forschung und Wissenschaft in der Medizin einig. Einer der Befragten sagte: „Ein guter Arzt muss in der Lage sein, neue Forschungsergebnisse richtig zu interpretieren.“ Allerdings betonten die Studierenden auch, wie schwer es sei, ein geeignetes Forschungsprojekt zu finden, da es „keine offiziellen Informationen“ gäbe. Basierend auf diesen Ergebnissen entwickelten wir eine Online-Umfrage und luden alle rund 4.000 Medizinstudierenden der LMU zur Teilnahme ein.

Die Online-Umfrage bestätigte eindeutig ein Informationsdefizit. Die Studierenden gaben an, sich zum Thema Doktorarbeit nicht „ausreichend von Seiten der Fakultät informiert zu fühlen“ und bewerteten dies mit der Note 4,34 (n=388, SD=1,30) auf einer sechsstufigen Likert-Skala (1=stimme voll zu, 6=stimme überhaupt nicht zu). Sie sahen dies als Ursache für ihre Schwierigkeiten bei der Auswahl eines geeigneten Projektes und schlugen als mögliche Lösung eine Informationsveranstaltung vor.

Evaluation nach 5 Jahren DoktaMed

Die DoktaMed wird seit ihrer Einführung jährlich von mehr als 500 Studierenden besucht. Aus den Evaluationsdaten geht hervor, dass etwa zwei Drittel der Besucher (n=298, 61,0%) mit noch keiner Doktorarbeit begonnen haben und sich durchschnittlich im vierten Semester befinden (Semester=4,22, SD=1,73). Besucher, die bereits an einem Projekt forschen (n=190, 39,0%) studieren im Durchschnitt im neunten Semester (Semester=9,29, SD=2,16).

Laut den Evaluationsergebnissen bewerten die DoktaMed-Besucher die Veranstaltung durchschnittlich mit der Note 2,11 auf einer sechsstufigen Likert-Skala (n=558, SD=1,06, 1=sehr gut und 6=sehr schlecht). Als hilfreichste Komponente nennt die Hälfte der Besucher (n=298, 46,6%) die Stände der Arbeitsgruppen und Institute, gefolgt von den Führungen, den sogenannten DoktaWalks (n=147, 23,0%). Nach dem Besuch der DoktaMed fühlen sich die Studierenden „besser zum Thema Doktorarbeit informiert“ (n=513, Durchschnittsnote=2,31, SD=1,38, mit 1=sehr gut und 6=sehr schlecht). Ferner haben sie ein „besseres Verständnis über die verschiedenen Arten von Doktorarbeiten“ (n=370, Durchschnittsnote=2,00, SD=1,08) und wissen nun „besser, welche Art von Doktorarbeit [sie] gerne machen“ möchten (n=364, Durchschnittsnote=2,23, SD=1,28). Insgesamt halten die Studierenden den Besuch der DoktaMed für eine „sinnvolle Zeitinvestition“ (n=528, Durchschnittsnote=2,30, SD=1,41).

Entsprechend positive Rückmeldungen erhalten wir auch regelmäßig von Professoren und anderen Fakultätsmitgliedern an ihren jeweiligen Ständen.

Dennoch hat die Hälfte der Medizinstudierenden der LMU München bislang keine DoktaMed besucht (n=635, 51,2%). Zu den angegebenen Gründen dafür zählen insbesondere „außeruniversitäre Veranstaltungen“ (28,2%) und „Lernen für Prüfungen“ (26,8%). Etwa ein Viertel der Befragten gab außerdem an, sie hätten die DoktaMed nicht besucht, da sie „bereits an einer Doktorarbeit arbeiten“.


Diskussion

Die Ergebnisse von Umfrage und Evaluationen zeigen eine generelle Zufriedenheit mit der DoktaMed. Jedes Jahr geben die Studierenden in den Evaluationen an, dass sie sich nach dem Besuch der DoktaMed zum Thema Doktorarbeit von Seiten der Fakultät besser informiert fühlen. Die eher informativen Komponenten der Forschungsmesse, nämlich die Stände der verschiedenen Kliniken, Institute und Abteilungen sowie die Führungen entlang der Stände (DoktaWalks) bringen den Studierenden den größten Nutzen. Bezüglich der verschiedenen Arten von Doktorarbeiten haben die DoktaMed-Besucher ein größeres Verständnis und wissen sicherer, welche Form – laborexperimentell, klinisch, rein statistisch oder Versorgungsforschung – sie für sich bevorzugen. Daher sind wir der Meinung, dass die DoktaMed den Studierenden hilft, eine differenziertere Entscheidung bezüglich der Wahl ihrer Doktorarbeit zu treffen. Leider fehlt hierfür bislang noch ein wissenschaftlicher Nachweis.

Trotz allem hat die Hälfte der Studentenschaft der medizinischen Fakultät der LMU München bislang noch keine DoktaMed besucht. In Zukunft soll daher der Veranstaltungstermin besser durchdacht werden, um Kollisionen mit den Hauptlernzeiten vor Klausuren zu vermeiden. Auch sollen mit einem breiteren Informationsangebot zur Karriereplanung mehr bereits aktive Doktoranden zum Besuch der DoktaMed angeregt werden.

Die meisten auf der DoktaMed vorgestellten Promotionsprojekte sind Laborarbeiten – klinische Studien, insbesondere retrospektive Studien, sind deutlich unterrepräsentiert. Solche Projekte werden oft als geringwertig angesehen, was möglicherweise dazu führt, dass den Doktoranden die Vorstellung ihres Projekts auf der DoktaMed unangenehm ist.

Leider sind mit rund 30 teilnehmenden Arbeitsgruppen nur etwa die Hälfte aller Kliniken, Institute und Abteilungen der medizinischen Fakultät der LMU auf der Messe repräsentiert. Ausschlaggebend dürften hierfür vor allem mangelnde Kapazitäten für zusätzliche Doktoranden sowie die fehlende Bereitschaft der wissenschaftlichen Mitarbeiter am Wochenende unbezahlt zu arbeiten sein. Durch die Förderung des Austausches mit Forscherkollegen kann der DoktaMed-Besuch auch für die Fakultätsmitglieder attraktiver und ihr Interesse an einem eigenen Stand gesteigert werden.

Ferner sehen viele Fakultätsmitglieder die DoktaMed kritisch, da sie sich oft mehr finanzielle und ideelle Forschungsförderung durch die Fakultät wünschen und es ihnen daher widerstrebt, sich ihrerseits für die Fakultät einzusetzen. Außerdem wird von (oft älteren) Professoren berichtet, die der Meinung sind, jeder sei seines Glückes eigener Schmied und man solle den Studierenden nicht zu viel Hilfestellung geben.

Um dem Wunsch der Studierenden nach Informationen zum Thema Doktorarbeit während des ganzen Jahres nachzukommen, haben wir auf der Website der DoktaMed zusätzlich eine Datenbank – die DoktaBörse – erstellt, in der die Projektleiter ihre Doktorarbeitsangebote einarbeiten können, sodass Studierende gezielt mit Hilfe von Suchkriterien nach einer passenden Doktorarbeit suchen können (http://doktamed.de/doktaboerse).

Die Rekordzahl von 102 eingereichten Abstracts im Anfangsjahr ist beständig gefallen. Im letzten Jahr waren es nur noch rund 40 Einreichungen. Die Studierenden zu ermutigen, diese Gelegenheit zum Vorstellen ihrer ersten eigenen Daten zu nutzen, bleibt weiterhin eine Herausforderung.

Durch die DoktaMed kann dem Informationsdefizit der Studierenden zum Thema Doktorarbeit entgegengewirkt werden, so dass sie zukünftig besser durchdachte Entscheidungen für oder gegen ein Promotionsprojekt treffen. Dadurch können Ressourcen eingespart und die Qualität der Arbeiten gesteigert werden. Medizinische Fakultäten sollten Veranstaltungen wie die DoktaMed unterstützen und eine Debatte zur Verbesserung von studentischen Forschungsprojekten anstoßen. An der LMU München sollte die DoktaMed Bestandteil des medizinischen Curriculums werden, damit die CanMEDS-Rolle des Forschers (scholar) weiter gestärkt werden kann. Erste Schritte in diese Richtung sind bereits unternommen worden.


Schlussfolgerung

Aus den Ergebnissen der Bedarfsanalyse und den Evaluationsdaten von fünf Jahren DoktaMed schlussfolgern wir, dass das Gelingen von Promotionsprojekten an medizinischen Fakultäten in Deutschland wesentlich vom Informationstand der Studierenden abhängt. Die Einführung von Informationsveranstaltungen wie der DoktaMed scheinen zumindest ein Schritt in die richtige Richtung zu sein, ohne jedoch die Probleme vollends zu lösen. Bislang können wir nicht sicher sagen, welchen Einfluss die DoktaMed auf die Qualität und die Bedeutung von medizinischen Doktorarbeiten hat. Obwohl viele deutsche Universitäten momentan die studentische Forschung an ihren medizinischen Fakultäten untersuchen sind langfristige Daten zu der Zahl abgebrochener Projekte und der damit verschwendeten Finanzen und Materialien kaum verfügbar [12].

Das Format der Forschungsmesse ist sehr gut auf andere Universitäten und auch auf andere Fachgebiete übertragbar.


Danksagungen

Die Autoren danken an erster Stelle den Studierenden, die jedes Jahr bei der Organisation der DoktaMed helfen. Speziell danken wir dabei Bernadette Bohn, Benedikt Blumberg und Florian Gothe. Besonderer Dank gebührt auch der medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians Universität München für ihren langjährigen starken finanziellen Rückhalt.


Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

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