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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Pamela Emmerling: Ärztliche Kommunikation; Als Erstes heile mit dem Wort ....

Buchbesprechung Ärztliche Kommunikation

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  • corresponding author Anne Simmenroth-Nayda - Georg-August Universität Göttingen, Institut für Allgemeinmedizin, Lehrkoordination, Göttingen, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2015;32(3):Doc26

doi: 10.3205/zma000968, urn:nbn:de:0183-zma0009687

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2015-32/zma000968.shtml

Eingereicht: 5. Dezember 2014
Überarbeitet: 10. März 2015
Angenommen: 10. März 2015
Veröffentlicht: 17. August 2015

© 2015 Simmenroth-Nayda.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Bibliographische Angaben

Pamela Emmerling

Ärztliche Kommunikation; Als Erstes heile mit dem Wort ....

Schattauer Verlag GmbH, Stuttgart

Erscheinungsjahr: 2014; Preis: € 29,99, Seiten: 263

ISBN: 978-3-7945-2974-2


Rezension

Pamela Emmerling ist Pädagogin und Psychotherapeutin und seit vielen Jahren als Coach und Dozentin in medizinischen Zusammenhängen tätig (z.B. Ärztekammern, medizinische Ausbildungsgänge, Beratungstätigkeit in Kliniken und Praxen). Ihr neues Buch „Ärztliche Kommunikation“ ist sowohl für klinisch tätige, als auch für niedergelassene Kollegen geeignet. Das Buch richtet sich nicht explizit an Lehrende im Kontext des Medizinstudiums: Zwar findet z.B. die Methode der Simulationspatienten Erwähnung – wenn auch so formuliert, als seien sie ausschließlich in Berlin im Einsatz – es geht der Autorin aber primär um eine vollständige Sammlung aller Bereiche, die für eine „gute Kommunikation“ im medizinischen Kontext nötig sind, daher bietet das Buch viele Aspekte, die auch außerhalb des Medizinstudiums eingesetzt werden können.

Das Buch ist in Abschnitte gegliedert, die über Grundlagen der Kommunikation und deren Modelle sich zunächst dem Patienten und seinem Verstehens-Horizont, dann dem Arzt mit seinen verschiedenen Rollen und Möglichkeiten, den kommunikativen Herausforderungen im Team und schließlich der „Kommunikation für „Fortgeschrittene“ widmen. Ein sehr ausführliches Inhaltsverzeichnis, gut gegliederte Zwischen-Abschnitte, viele Fallbeispiele, hervorgehobene Kernsätze und gut lesbare Diagramme und Tabellen, ergänzt von einigen wenigen Cartoons, machen das Buch angenehm lesbar.

Es werden sehr viele Kommunikationsmodelle und Strategien vorgestellt – diese Vielfalt kann einerseits verschrecken, anderseits den Leser anregen, sich mit ausgesuchten Modellen eingehender zu beschäftigen oder diese im Unterricht –modifiziert durch Patientenbeispiele oder Rollenspiele – ausführlicher zu behandeln.

Beispielhaft sei z.B. das z.B. „Riemann-Thomann-Modell“ genannt, das den Patienten – aber auch den Arzt – als eine Person zwischen den Polen „Dauer versus Wechsel“ und „Distanz versus Nähe“ darstellt: viele typische Kommunikations- und Verhaltensmuster lassen sich mit Hilfe dieses Modelles aufschlüsseln. Auch die Beispiele aus der Transaktionsanalyse zum „Kind-Ich“, dem „Eltern-Ich“ und dem „Erwachsenen Ich“ können sofort mit Inhalten aus der Praxis besonders für Rollenspiele und Simulationspatienten-Einsätze genutzt werden. Auch spezielle Übungen zum Umformulieren von „Vorwürfen in Wünsche“ (z.B. im Praxisteam) sind vielfältig und sinnvoll für jeden Leser einsetzbar.

Auch das Herausfinden der eigenen „5 Antreiber“ (Perfektionismus, Geschwindigkeit, Anstrengung, Gefallsucht, verhärtetes Selbstbild) mit Hilfe eines psychometrischen Testes ist ein hilfreiches tool, die Selbstreflexion anzuregen. Verzichtbar sind sicherlich alte und wissenschaftlich nicht belegte Modelle wie das von Schulz von Thun.

Auf das Zitieren wissenschaftlicher Fachliteratur wird ganz verzichtet, das Literaturverzeichnis beinhaltet aber umfangreiche Buch-Empfehlungen. Die im Pro-Contra-Stil verfassten kurzen Aussagen am Ende jedes Kapitel von „Dr. No“ und „Dr. Will“ erscheinen redundant und wirken auf den Leser ein wenig wie ein „moralischer Zeigefinger“, was dem gut fundierten Inhalten des restlichen Buches nicht entspricht – darauf könnte in einer folgenden Auflage sicherlich verzichtet werden.

Auch wenn sie dem Prüfen von kommunikativen Kompetenzen mit Hilfe von Simulation nicht so positiv gegenübersteht (“Ein Teil der Energie geht in das Wissen um die Simulation“), schafft es die Autorin, die heutigen Rahmenbedingungen von Arzt-Patienten-Gesprächen (Zeitmangel, Kosten- und Erfolgsdruck) explizit einzubeziehen und nicht unmögliches, sondern realistisches zu fordern: mit kleinen Dingen bei sich selber beginnen, den einen oder andern „Trick“ anwenden oder einfach: mehr zuhören als reden! Insgesamt ein umfangreiches, aber lohnenswertes Buch für alle, die selber klinisch tätig sind oder soziale und kommunikative Kompetenzen im Medizinkontext lehren.


Interessenkonflikt

Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel hat.