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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Rastislav Pjontek, Florian Scheibe, Julia Tabatabai (Hrsg.): Heidelberger Standarduntersuchung

Buchbesprechung Körperliche Untersuchung

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  • corresponding author Florian Recker - Rheinische-Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2015;32(2):Doc13

doi: 10.3205/zma000955, urn:nbn:de:0183-zma0009559

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2015-32/zma000955.shtml

Eingereicht: 22. Oktober 2014
Überarbeitet: 9. Dezember 2014
Angenommen: 9. Dezember 2014
Veröffentlicht: 13. Mai 2015

© 2015 Recker.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Bibliographische Angaben

Rastislav Pjontek, Florian Scheibe, Julia Tabatabai (Hrsg.)

Heidelberger Standarduntersuchung: Handlungsanweisung zur Durchführung der körperlichen Untersuchung, 2. Auflage

HeiCuMed, Heidelberg

Erscheinungsjahr: 2013, Preis: € 29,99, Seite: 403

ISBN: 978-3-00-045957-3


Rezesion

„Aus einem Fehler, der aus nicht Wissen resultiert, kommen zehn Fehler, die durch nicht Hinschauen gemacht werden“ (J.A. Lindsay).

Dieses Hinsehen stellt die Grundpfeiler der ärztlichen Profession dar. Sir William Osler nannte es einen der „Grundsätze der Praxis“ und fügte hinzu, dass „die ganze Kunst der Medizin in der Beobachtung liege“ [1]. Die Einführung der Perkussion durch Auenbrugger im Jahre 1761 und die Erfindung des Stethoskops durch Laënnec im Jahre 1819, half den Ärzten des 19. Jahrhunderts anatomische und pathophysiologische Befunde zu diagnostizieren. Dieser diagnostische Fortschritt führte zu einer Abkehr von der bisherigen Praxis der Bader.

In Zeiten, in denen immer neuere invasive oder nicht-invasive diagnostische Mittel eingesetzt werden, muss im klinischen Alltag die Bedeutung der körperlichen Untersuchung hervorgehoben werden. Wer mit den „eigenen Händen weit kommt, kann gelassener und selbstsicherer im medizinischen Alltag sein“. Grade die körperliche Untersuchung legt die Basis für jede ärztliche Tätigkeit. Sie vermeidet medizinische Odysseen und leitet auf einem Königsweg zur richtigen Diagnose.

Ferner stellt die körperliche Untersuchung ein wichtiges medizinisches Ritual zur Stärkung der Arzt-Patienten-Beziehung dar und kann so weitere heilbringende Effekte mit sich bringen, wohingegen eine schlecht durchgeführte Untersuchung diese Beziehung zerstören kann. Studien deuten darauf hin, dass sowohl Kontext, Schauplatz als auch die Qualität der körperlichen Untersuchung mit neurologischen Veränderungen des Patienten verbunden werden kann [2].

Vor diesem Hintergrund ist es sehr erfreulich, dass sich das Werk „Heidelberger Standarduntersuchung“ (Medizinische Fakultät Heidelberg, HeiCuMed) diesem wichtigen Thema widmet und das praktische Erlernen dieser essenziellen Techniken im Hauptfokus hat. Gerade zu Beginn des Studiums ist häufig eine große Diskrepanz zwischen Theorie und praktischen Fertigkeiten vorzufinden. Die Autoren dieses Werkes, welche selber sowohl Medizinstudenten als auch Ärzte sind, bieten in drei Abschnitten einen hervorragenden Überblick über die klinischen Untersuchungsmethoden in allen Fachdisziplinen.

Im ersten Abschnitt wird der Leser in die klinische Basisuntersuchung eingewiesen, wobei auch die entsprechenden Rahmenbedingungen einer solchen Untersuchung und das ärztliche Verhalten nicht außer Acht gelassen werden. Neben wichtigen Grundtechniken wird unter anderem auf die Anamnese eingegangen. Ein kompletter Untersuchungsablauf steht hierbei direkt am Anfang des Buches. Die Untersuchungsabschnitte werden durch passende Bilder unterstützt. Eine farbkodierte Legende erlaubt eine Verweisung auf Fallstricke, Pathologien, Scores und Tipps, die in dem jeweiligen Untersuchungsabschnitt klinisch relevant sind.

Der zweite Abschnitt des Buches widmet sich Techniken in Untersuchungssituationen verschiedener klinischer Disziplinen, angefangen von der pädiatrischen Untersuchung über HNO-Techniken bis hin zur Leichenschau. Insbesondere werden hier die Kapitel mit beeindruckenden pathologischen Fotos und Skizzen bereichert, sodass der Leser von der Schwanenhalsdeformität (S.212) bis hin zu Differentialdiagnosen der Aphasie (S. 264) rundum geschult wird.

Der letzte Teil des Buches beinhaltet ein anatomisches Inhaltsverzeichnis mit direkten Verlinkungen zwischen den anatomischen Regionen, entsprechenden Untersuchungen und verschiedenen klinisch-wichtigen Scores und Skalas wie dem APGAR-Score, Tanner-Stadien oder dem geriatrischen Assessment.

Das Autorenteam hat sich an dieser Stelle bewusst für eine Creative Commons Lizenz entschieden, sodass die Inhalte auch im Unterricht frei verwendet werden dürfen. Gerade für Medizinstudenten kann dieses Werk als perfektes Kompendium und Arbeitsbuch empfohlen werden, da es als vollständige „interdisziplinäre Handlungsanweisung zur Durchführung der körperlichen Untersuchung“ dient. Es leitet den Leser durch alle wichtigen Untersuchungsschritte und verdeutlicht Pathologien, die in dem jeweiligen Untersuchungsbefund auftreten können. Ergänzt und bereichert wird dies durch den Zugang zu einem online Portal mit Lehrvideos.

Die “Heidelberger Standarduntersuchung“ stellt somit ein perfektes Nachschlagewerk dar, welches im studentischen und ärztlichen Alltag unterstützend herangezogen werden kann.


Interessenkonflikt

Der Autor erklärt, dass er keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel hat.


Literatur

1.
Silverman ME, Murray Jock T, Bryan CS. The Quotable Osler. Philadelphia: American College of Physicians; 2007. S.99.
2.
Verghese A, Brady E, Kapur CC, Horwitz RI. The bedside evaluation: ritual and reason. Ann Intern Med. 2011;155(8):550-553. DOI: 10.7326/0003-4819-155-8-201110180-00013 Externer Link