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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Implementierung der Lehre im Querschnittsbereich Palliativmedizin (QB13) an der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Artikel – Projektbericht Humanmedizin

  • author Christian Schulz - Heinrich-Heine-Universität, Medizinische Fakultät, Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, Düsseldorf, Deutschland; Department of Psychiatry, Harvard Medical School and Department of Psychosocial Oncology and Palliative Care, Dana Farber Cancer Institute, USA; Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinisches Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Düsseldorf, Deutschland
  • author Ursula Wenzel-Meyburg - Heinrich-Heine-Universität, Medizinische Fakultät, Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • corresponding author André Karger - Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinisches Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Düsseldorf, Deutschland
  • Alexandra Scherg - Heinrich-Heine-Universität, Medizinische Fakultät, Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • author Jürgen in der Schmitten - Universitätsklinikum Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin Düsseldorf, Deutschland
  • author Thorsten Trapp - Universitätsklinikum Düsseldorf, Institut für Transplantationsdiagnostik und Zelltherapeutika und Klinisches Ethikkomitee, Düsseldorf, Deutschland
  • author Andreas Paling - Universitätsklinikum Düsseldorf, Katholische Klinikseelsorge, Düsseldorf, Deutschland
  • author Simone Bakus - Universitätsklinikum Düsseldorf, Evangelische Klinikseelsorge, Düsseldorf, Deutschland
  • author Gesa Schatte - Heinrich-Heine-Universität, Medizinische Fakultät, Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • author Eva Rudolf - Heinrich-Heine-Universität, Medizinische Fakultät, Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • author Ulrich Decking - Heinrich-Heine-Universität, Studiendekanat der Medizinischen Fakultät, Düsseldorf, Deutschland
  • author Stephanie Ritz-Timme - Heinrich-Heine-Universität, Medizinische Fakultät, Institut für Rechtsmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • author Matthias Grünewald - Universitätsklinikum Düsseldorf, Bildungszentrum, Düsseldorf, Deutschland
  • Andrea Schmitz - Heinrich-Heine-Universität, Medizinische Fakultät, Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, Düsseldorf, Deutschland; Heinrich-Heine-Universität, Medizinische Fakultät, Klinik für Anästhesiologie, Düsseldorf, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2015;32(1):Doc6

doi: 10.3205/zma000948, urn:nbn:de:0183-zma0009488

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2015-32/zma000948.shtml

Eingereicht: 17. Juni 2014
Überarbeitet: 3. November 2014
Angenommen: 1. Dezember 2014
Veröffentlicht: 11. Februar 2015

© 2015 Schulz et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Einleitung: Im Rahmen der Novellierung der Ärztlichen Approbationsordnung (ÄAppO) im Jahr 2009 fand die Palliativmedizin als 13. Querschnittsbereich (QB 13) Eingang in die ärztliche Ausbildung als Pflichtlehr- und Prüfungsfach. Die Implementierung des neuen QB stellt nach wie vor Medizinische Fakultäten vor große Herausforderungen. Geringe Lehrressourcen und nur geringe Zahlen von Patienten stehen einer hohen Anzahl von Studierenden gegenüber. Neben der Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten liegt in der Lehre der Palliativmedizin auch eine besondere Herausforderung in der Vermittlung einer ärztlichen Haltung gegenüber unheilbar erkrankten und sterbenden Menschen und deren Angehörigen.

Projektbeschreibung: Vor diesem Hintergrund wurde an der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität und dem Universitätsklinikum Düsseldorf ein evidenzbasiertes longitudinales Curriculum systematisch nach dem Kern-Zyklus [1] entwickelt und teilweise bereits implementiert sowie durch die Studierenden im Pilotprojekt evaluiert. Innovative Lehrmethoden (Virtuelle Schauspielpatienten, eLearning-Kurse, interprofessionelle Lehre und reflexive Selbstentwicklungsgruppe) wurden mit dem Ziel eingesetzt, palliativmedizinische Kernkompetenzen interdisziplinär und interprofessionell im klinischen Kontext zu vermitteln.

Ergebnisse: Das gesamte in diesem Prozess entwickelte Curriculum Palliativmedizin (60 UE) wird nach einer nahezu 5-jährigen Entwicklungsphase ab dem Wintersemester 2014/2015 erstmalig in vollem Umfang durchgeführt. Die vorangestellten Pilotphasen wurden erfolgreich abgeschlossen. Bisher liegen Evaluationsergebnisse der Pilotierungsphasen (n=26), des Teilprojektes eLearning in der Palliativmedizin (n=518) und dem Blended-Learning Wahlpflichtfach „Kommunikation mit Sterbenden“ (n=12) vor.

Schlussfolgerung: Alle durchgeführten Schritte und entwickelten Programme stehen anderen Fakultäten zur Umsetzung frei zugänglich zur Verfügung (Open Access-Verfahren). Die eingesetzten Lehrkomponenten (Spielfilm, eLearning-Module, interprofessionelle Lehre, reflexive Selbstentwicklungsgruppe) und deren Evaluation sollen einen Beitrag zur evidenzbasierten Entwicklung palliativmedizinischer Curricula in Deutschland leisten.

Schlüsselwörter: Querschnittsbereich, QB13, Curriculum Palliativmedizin, interprofessionelle Lehre, Virtuelle Schauspielpatienten, eLearning, Selbstentwicklungsgruppe, Haltungsentwicklung


Einleitung

Die Aufnahme des QB13 in die Approbationsordnung wurde mit dem Gesetzentwurf zur Regelung des Assistenzpflegebedarfs im Krankenhaus im Juli 2009 durch den Bundestag geregelt [2]. Die Entwicklung von palliativmedizinischen Lehrstrukturen fiel an der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit einer grundsätzlichen Neuausrichtung der medizinischen Ausbildung zu einem Modellstudiengang zusammen.

Auf internationaler Ebene wurden ein Mangel an Konsistenz der palliativmedizinischen Lehrinhalte und -methoden mit einem Fokus auf Wissen und Fertigkeiten anstatt auf Haltungsentwicklung sowie ein Mangel an formaler Evaluation [3], [4] festgestellt. Horowitz hat aktuell in einer Analyse der US-amerikanischen Undergraduate Palliative Care Ausbildung (UPCE) eine Diskrepanz zwischen der wahrgenommenen Notwendigkeit für den Unterricht von Palliative Care-Kompetenzen und dem aktuellen Umsetzungsniveau aufgezeigt [5]. Zwei systematische Literaturrecherchen aus den USA und Großbritannien bestätigen diese Beobachtung [6], [7]. Die Europäische und Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (EAPC und DGP) haben dieses Problem aufgegriffen und Empfehlungen für ein Curriculum in Palliativmedizin ausgearbeitet [8]. Im „White Paper“ (2013) der EAPC [9], [10] werden 10 interdisziplinäre und interprofessionelle Kernkompetenzen vorgestellt, die sich auf die wichtigsten Prinzipien in der Palliativmedizin beziehen. Mit diesem Positionspapier wird für einheitliche Standards und konsentierte Normen in der Hospiz- und Palliativversorgung in Europa plädiert.

Zwei Umfragen aus 2010 und 2012 zum Stand der palliativmedizinischen Lehre an allen deutschen medizinischen Fakultäten bestätigen die internationalen Befunde zur Heterogenität palliativmedizinischer Lehrangebote [11], [12]. Dieses Ergebnis ist von Bedeutung für die Ausbildungsqualität und Kompetenzentwicklung der Studierenden. Eine qualitative Studie in Großbritannien mit jungen Ärzten im ersten Jahr nach ihrem Studium zeigt auf, dass die Vorbereitung während des Studiums nur unzureichend stattgefunden hat und die Lernbedürfnisse der Studierenden nicht erfüllt wurden [13]. In einer Fragebogenstudie mit 318 Studierenden an bundesdeutschen Universitäten äußerten die Befragten nur begrenztes Selbstvertrauen hinsichtlich ihres palliativmedizinischen Basiswissens [14]; über 80% der Studierenden fühlen sich demnach unsicher bis sehr unsicher, wenn es um die Mitteilung von Therapiezieländerungen in palliative Richtung oder die Begleitung terminal erkrankter Patienten geht.

Eine wesentliche Herausforderung in der Entwicklung palliativmedizinischer Lehre stellt die Diskrepanz zwischen der hohen Anzahl der Studierenden, den vorhandenen Lehrressourcen sowie den klinisch und ethisch vertretbaren direkten Patientenkontakten dar [15]. Die gesetzlichen Zeitvorgaben drängen die Medizinischen Fakultäten in Deutschland zu einer raschen Implementierung palliativmedizinischer Lehre. Die hier vorgestellten innovativen Lehrmethoden (Spielfilm, eLearning-Module, interprofessionelle Lehre und reflexive Selbstentwicklungsgruppe) dienen als Ansatz, um den genannten Herausforderungen zu begegnen. Die Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität stellt alle entwickelten Formate per Open Access für Lehrende [http://www.dfg.de/dfg_magazin/forschungspolitik_standpunkte_perspektiven/ Zugriff am 03.02.2014] zur Verfügung. Der hier vorliegende Artikel beschreibt den Entwicklungs-, Implementierungs- und Evaluationsprozess des Curriculums Palliativmedizin an der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf unter besonderer Berücksichtigung der eingesetzten Lehrkonzepte.


Projektbeschreibung

Das Curriculum Palliativmedizin an der Heinrich-Heine-Universität

Die Inhalte des Curriculums Palliativmedizin wurden im Modellstudiengang Medizin, der im WS 2013/14 startete, longitudinal im Umfang von ca. 60 Unterrichtseinheiten verankert (1 UE=45 Min.; Pflichtcurriculum 39 UE, Wahlcurriculum 21 UE). Bei der Entwicklung des Curriculums wurden verschiedene innovative und evidenzbasierte Lehrformate verwendet.

Im 1. Studienjahr begegnen die Studierenden der Palliativmedizin erstmalig innerhalb einer Ringvorlesung, in der verschiedene medizinische Fachdisziplinen vorgestellt werden. Zusätzlich wird der Präparierkurs der makroskopischen Anatomie um ein freiwilliges psychosoziales Begleitseminar „Vom Präpariertisch zum Krankenbett“ in Kooperation zwischen dem Zentrum für Anatomie, dem Institut für Medizinische Soziologie und dem Institut für Geschichte der Medizin unter Beteiligung der Palliativmedizin ergänzt (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).

Ein im Curriculum wiederkehrendes didaktisches Element stellt der Einsatz von Virtuellen Simulierten Patienten (VSP) dar. Bei VSP wird an die etablierte didaktische Methode des Simulations-Patienten-Kontaktes (SPK) [16] angeknüpft. Tan et al. beschreiben die Nützlichkeit von Virtuellen Patienten zur Vermittlung von mehr Erfahrung mit Palliativpatienten in der medizinischen Ausbildung [17]. Anhand einer Fallvignette wurde der Spielfilm „Ich sehe Dich“ (kostenloser Download unter http://mediathek.hhu.de/watch/82df7ebb-1b15-43ac-bee0-7a6e931b69dd) produziert http://www.facebook.com/pallifilm Zugriff am 11.02.2014], [http://www.n-tv.de/wissen/Dem-Tod-und-dem-Sterben-ins-Auge-sehen-article12628346.html Zugriff am 15.04.2014], in dem der modellhafte Wochenverlauf einer Patientin und ihrer Angehörigen auf einer Palliativstation dargestellt wird (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]). Dabei wurde auf die verschiedenen Lernziele des zugrundeliegenden Lernzielkatalogs fokussiert (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]). Der Spielfilm (ca. 45 Minuten lang) soll emotionale Eindrücke ermöglichen, die später in der Lehrveranstaltung als Diskussionsgrundlage oder als Einstieg in den jeweiligen Themenblock dienen können. Die Lehre mit VSP schafft die Möglichkeit, schwerkranke Menschen und deren Angehörige im Modell zu erleben. Gleichzeitig wird über Modelllernen und Distanzlernen die Auseinandersetzung mit den schwierigen Themen "Tod und Sterben" ermöglicht.

Im 4. Studienjahr wird den Studierenden ein eLearning-Kurs „Basiswissen Palliativmedizin“ im Umfang von 10 Unterrichtseinheiten (UE) zur Verfügung gestellt [18], [http://mediathek.hhu.de/watch/427905c8-00ff-46a2-9968-0a26ec0ae868. Die technische Realisierung erfolgte über die Casus-Lernplattform®. Der angebotene eLearning-Kurs baut auf systematischer Didaktikforschung auf und verwendet insbesondere lernfördernde Elemente (emotionale Aktivierung, Erfolgserleben, kurzfristige Anwenderwiederholungen), um das sensible Thema zu lehren [19]. Im eLearning-Kurs dient der Einsatz von VSP als zentrales didaktisches Element [http://www.facebook.com/pallifilm Zugriff am 11.02.2014], [http://www.n-tv.de/wissen/Dem-Tod-und-dem-Sterben-ins-Auge-sehen-article12628346.html Zugriff am 15.04.2014]. Daneben werden digitale Vorlesungen, Fallvignetten und reflexive Lernfragen mit Expertenantworten eingesetzt. Eine Wissensüberprüfung am Ende der Module bereitet auf eine Abschlussprüfung vor. Diese erfolge bis zum SS 2014 mittels MC-Klausur, wodurch die Medizinstudierenden (n=348 im SS 2013 und n=228 im WS 13/14) den erforderlichen Leistungsnachweis Palliativmedizin in QB13 erwerben konnten.

Im 5. Studienjahr werden seit dem Wintersemester 2014/15 die Lerninhalte im Studienblock „Grenzsituationen ärztlichen Handelns und Notfälle“ im Umfang von 24 Unterrichtseinheiten vermittelt (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Dadurch kann der Leistungsnachweis Palliativmedizin nun erst zu diesem Zeitpunkt durch eine anschließende MC-Klausur erworben werden. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf der fachlichen Wissensvermittlung anhand von fallbezogenen Seminaren sowie der praktischen Übung von palliativmedizinischen Kommunikationssituationen im Simulations-Patienten-Kontakt (SPK).

Ebenfalls im 5. Studienjahr wird das Wahlpflichtfach „Kommunikation mit Sterbenden und ihren Angehörigen“ im Blended-Learning Verfahren angeboten [20] (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Das Lehrformat basiert auf einem evaluierten Konzept für die palliativmedizinische Ausbildung [4]. In einer ersten Phase erhalten die Studierenden in acht eLearning Modulen (interaktive Inhalte, wöchentliches Chatforum) eine Einführung in die psychologischen, ethischen, sozialen und spirituellen Grundlagen der Kommunikation mit schwerkranken Menschen. In der zweiten Phase finden die persönlichen Begegnungen zwischen Studierendem und Patient statt. In der abschließenden dritten Phase werden die Erfahrungen in moderierten Kleingruppen reflektiert. Über die positiven Effekte des Seminars auf das Selbstwirksamkeitsempfinden der Studierenden haben Schulz et al. berichtet [4]. Seit 2010 sind qualitative Interviews von teilnehmenden Patienten publiziert worden, die zeigen, dass Patienten häufig bereit dazu sind, von Studierenden befragt zu werden und dass sie aktives Zuhören, sowie konkrete Nachfragen zu den Themen Sterben und Tod erwarten [15].

Im Wahlpflichtfach „Intensivkurs Palliativmedizin“ (siehe Abbildung 3 [Abb. 3]) wurde an jedem Tagesabschluss eine moderierte halbstündige reflexive Selbstentwicklungsgruppe durchgeführt (siehe Abbildung 3 [Abb. 3]). Mit dieser von einem Psychotherapeuten moderierten Methode sollte den Studierenden eine Möglichkeit geboten werden, eigene Einstellungen zu den behandelten Themen, insbesondere dem persönlichen Umgang mit Sterben und Tod, zu reflektieren und emotionale Erfahrungen zu integrieren. Aus der Forschung ist bekannt, dass in der Lehre häufig Gelegenheiten und Freiräume fehlen, um Erlebnisse und emotionale Reaktionen nach zu besprechen [21]. Gleichzeitig konnte gezeigt werden, dass gezielte Interventionen zur Reflektion und Verarbeitung starker Emotionen im Zusammenhang mit palliativmedizinischen Erfahrungen von den Teilnehmern als hilfreich und notwendig erachtet werden [22], [23]. Eine longitudinal angelegte qualitative Untersuchung der Teilnehmererfahrung zur reflexiven Selbstentwicklungsgruppe wird derzeit durchgeführt.

Ein weiteres zentrales didaktisches Element liegt in Anlehnung an die Empfehlungen der EACP [8] in der Interdisziplinarität und Interprofessionalität des Lehrkonzeptes, welches in dieser Form auch bereits an anderen Universitäten verwirklicht wurde [24], [4]. Die an unserem Konzept beteiligten Professionen und Disziplinen sind in Abbildung 4 dargestellt (siehe Abbildung 3 [Abb. 3]).

Implementierungsprozess nach Kern

Mit dem Einsatz der evidenzbasierten Systematik zur Entwicklung medizinischer Curricula nach Kern [1] wurde versucht, eine optimale Verzahnung von Fachdisziplinen unter Vermeidung von Redundanzen zu erzielen. Die Entwicklung des Curriculums Palliativmedizin erfolgte in sechs Schritten (siehe Abbildung 4 [Abb. 4]; Ethikvotum Studiennummer 4726 der Ethikkommission der Heinrich-Heine-Universität).

Die Implementierung des palliativmedizinischen Curriculums wurde in einem 3-stufigen Verfahren durchgeführt. In der ersten und zweiten Pilotphase wurde jeweils ein Wahlpflichtfach „Intensivseminar Palliativmedizin“ mit 10 Lehrmodulen vorgesehen (siehe Abbildung 3 [Abb. 3]). In der 3. Phase wurden nach Evaluation neun Lehrmodule aus dem Wahlpflichtfach in das Gesamtcurriculum überführt (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).


Ergebnisse

Entsprechend der durchgeführten Bedarfsanalyse wurden an der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf bis zur Novellierung der Ärztlichen Approbationsordnung palliativmedizinische Lehrinhalte nur in Ausschnitten und nur vereinzelt von verschiedenen Fächern unterrichtet (Ergebnisse aus Platzgründen hier nicht dargestellt). Als Konsequenz hat sich an der Medizinischen Fakultät und dem Universitätsklinikum Düsseldorf 2009 eine interprofessionelle, interdisziplinäre Arbeitsgruppe gebildet (AG Lehre Curriculum Palliativmedizin), die sich seitdem 4 x pro Jahr trifft. Neben dem Studiendekanat der Medizinischen Fakultät und dem Interdisziplinären Zentrum für Palliativmedizin (IZP) gehören Vertreter folgender Institutionen zu der Arbeitsgruppe: Klinik für Hämatologie, Onkologie und Klinische Immunologie, Klinik für Anästhesiologie, Institut für Allgemeinmedizin, Klinisches Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Institut für Rechtsfragen in der Medizin, Bildungszentrum des UKD, Vertreter der Pflege, Vertreter der Medizinstudierenden und Vertreter der Seelsorge.

Als Arbeitsgrundlage für die aus diesem Ergebnis resultierenden Prozessschritte des Kern-Zyklus wurde ein Lernzielkatalog in einem interprofessionellen Expertenpanel (4 Sitzungen) erarbeitet (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]). 110 Lernziele wurden 5 Domänen, jeweils auf den 3 Lernzielebenen Wissen, Fertigkeit und Haltung, zugeordnet: Symptomkontrolle, Interaktion, Multiprofessionalität, Ethik/Recht/Gesellschaft, Selbstreflektion (der Lernzielkatalog ist auf Anfrage bei den Autoren erhältlich).

Das gesamte in diesem Prozess entwickelte Curriculum Palliativmedizin (60 UE) wird nach einer nahezu 5-jährigen Entwicklungsphase ab dem Wintersemester 2014/2015 erstmalig in vollem Umfang durchgeführt. Die vorangestellten Pilotphasen wurden erfolgreich abgeschlossen. Bisher liegen Evaluationsergebnisse der Pilotierungsphasen, des Teilprojektes eLearning in der Palliativmedizin und dem Blended-Learning Wahlpflichtfach „Kommunikation mit Sterbenden“ vor (siehe Übersicht über das Curriculum Palliativmedizin, siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).

Der eLearning-Kurs Palliativmedizin wurde im SS 2013 von den Studierenden mit der Gesamtnote 1,9 (MW; n=300, SD=0,9) und im WS 13/14 mit der Gesamtnote 1,7 (MW; n=218, SD=0,7) bewertet. Das Pilot-Wahlpflichtfach „Intensivseminar Palliativmedizin“ wurde im WS 12/13 von den Studierenden (n=15) auf einer 6-stufigen Likert-Skala im Median mit der Note 1,3 (Range 1-2) bewertet. Das 2. Pilot-Wahlpflichtfach wurde im SS 2013 von den Studierenden (n=11) mit gleichem Fragebogeninstrument im Median mit der Note 1,0 evaluiert. In den qualitativen Rückmeldungen der Studierenden (Freitextantworten) wurde insbesondere im eLearning-Kurs das Bedürfnis nach direkter Erfahrung im Patientenkontakt artikuliert. Die Evaluationsergebnisse wurden in einem Audit mit der Arbeitsgruppe Curriculum Palliativmedizin diskutiert und führten zur Implementierung des Wahlpflichtfachs „Kommunikation mit Sterbenden“. Hier wurden die Wünsche der Studierenden nach Angeboten von Praktika und realen Gesprächen mit sterbenden Patienten und ihren Angehörigen umgesetzt. In der Pilotkohorte SS 2014 wurde das neue Wahlpflichtfach von den teilnehmenden Studierenden mit einer globalen Gesamtnote von 1,4 (MW; n=12, SD=0,5) bewertet.


Diskussion

An der medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität und dem Universitätsklinikum Düsseldorf wurde entlang des Kern-Zyklus ein 60 Unterrichtsstunden umfassendes Curriculum Palliativmedizin entwickelt, teilweise implementiert und in Pilotstudien evaluiert. In der Folge werden strukturelle, methodische und ergebnisbezogene Aspekte des Projektes diskutiert.

Strukturelle Ebene

Eine Reihe von Herausforderungen beeinflussen die aktuellen Curriculumentwicklungsprozesse an deutschen Fakultäten. Das geringe Lehrdeputat, das an den meisten Fakultäten für den QB 13 zur Verfügung steht, stellt ein Problem dar. Insbesondere an Fakultäten ohne eigenen Lehrstuhl erschwert dies den reibungslosen Implementierungsprozess [25]. Zudem ist die Änderung der ÄAppO „stundenneutral“ umzusetzen, womit die in der Approbationsordnung vorgesehene Gesamtstundenzahl für die Fächer und Querschnittsbereiche des zweiten Studienabschnittes zwar nicht erhöht, aber inhaltlich komplexer wird. Die Gesamtbelastung für die Studierenden nimmt durch neue Querschnittsbereiche und auch damit verbundene zusätzliche Prüfungen weiter zu. Demgegenüber stehen die Wünsche der Studierenden, die die AG Palliativmedizin der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd) [26] ermittelt hat. Die Studierenden wünschen mehr Patientenkontakt, mehr Raum für den Umgang mit eigenen Emotionen und für das Erlernen von Wegen, mit den Wünschen der Patienten umzugehen. Die infrastrukturellen Voraussetzungen zur Umsetzung der Vorgaben der neuen ÄAppO divergieren zwischen den einzelnen bundesdeutschen Fakultäten erheblich [25]. In einer Umfrage aus dem Jahr 2012 an allen medizinischen Fakultäten spiegeln sich die Bemühungen um eine qualitativ hochwertige Lehre im Hinblick auf die Betreuung schwerst- und sterbenskranker Menschen wider. Die Erhebung zeigt auch, dass der Grad der verpflichtenden Lehrveranstaltungen an Standorten mit eigenständigem Lehrstuhl deutlich höher ist [11].

An der Heinrich-Heine-Universität wurde die Implementierung des QB13 zeitgleich mit der grundlegenden Umstellung des Medizinstudiums auf einen Modellstudiengang realisiert. Diese Situation bot die Chance, neue palliativmedizinische Lehrkonzepte im allgemeinen Änderungsprozess zu verankern und Synergien mit anderen Fachbereichen besser nutzbar zu machen. Allerdings blieb trotz dieser strukturellen Maßnahmen eine Diskrepanz zwischen vorhandenen Ressourcen, möglichen Patientenkontakten und der Gesamtzahl der Studierenden bestehen, die nur auf der Ebene der Lehrkonzepte gelöst werden konnte. Da die Entwicklung unseres Curriculums mit großem zeitlichen, personellen und finanzielle Aufwand verbunden war (Filmproduktion, Entwicklung des eLearnings u.a.), hat sich die Arbeitsgruppe dazu entschlossen, alle im Düsseldorfer Curriculum etablierten Konzepte und Lehreinheiten für interessierte Institutionen zur Verfügung zu stellen (open access; Zugriff über die Autoren möglich).

Methodenebene

Entsprechend der WHO-Definition für Palliative Care und den Vorgaben des EAPC White Papers wurde das Curriculum von Anfang an in einer interprofessionellen Arbeitsgruppe entwickelt und gelehrt. Die Evaluation des interprofessionellen Ansatzes einer palliativmedizinischen Zusatzweiterbildung zeigt auf, dass der gemeinsame Unterricht verschiedener Professionen von den Teilnehmenden als sehr wichtig erachtet wurde [27]. Just et al. fanden in einem deutschen Lehrprojekt einen moderaten Effekt von interprofessioneller palliativmedizinischer Lehre auf den interprofessionellen Kommunikationsstil [28]. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass interprofessionelle Lehre einen Einfluss auf die Qualität der Patientenversorgung haben kann, zum Beispiel durch die Verbesserung der Teamfähigkeit [29].

Das gesamte Curriculum Palliativmedizin wurde modular konzipiert und in Unterrichtseinheiten von je 90-180 Minuten gelehrt. Dieses Vorgehen ermöglicht einen flexiblen Einsatz von „Lehrbausteinen“ bei sich stetig verändernden Rahmenbedingungen. Außerdem können Curricula so schrittweise aufgebaut werden, was für Fakultäten mit schwierigen Rahmenbedingungen oder stärkerer Unterstützung für sukzessive Lösungen hilfreich sein könnte. Dass auch einzelne und kurze Lehrmodule signifikante Effekte auf die Selbsteinschätzung der Kenntnisse von Studierenden, ihr Selbstvertrauen sowie auf die Haltung gegenüber sterbenden Patienten und ihren Angehörigen und auf das Interesse an der Palliativmedizin haben, haben Weber et al. in ihrer Evaluationsstudie eines 90-Minuten-Lehrmoduls in der Palliativmedizin belegt [30].

Eine Hauptstrategie zur Bewältigung der großen Anzahl von Studierenden ist der Einsatz von eLearning und Blended-Learning-Verfahren im neuen Curriculum. Der Einsatz von eLearning ist eine interessante Möglichkeit, um insbesondere palliativmedizinische Fertigkeiten und Haltungen zu lehren [20]. Durch den Einsatz von virtuellen Fallvignetten kann ethischen Bedenken gegenüber der Einbindung von hoch vulnerablen Patienten entsprochen werden. Gleichzeitig kann eine sichere Lernumgebung zum Umgang mit Sterben und Tod generiert werden, die auch in anderen Bildungseinrichtungen und –zusammenhängen genutzt werden kann [31]. Darüber hinaus können Situationen realistisch dargestellt und bearbeitet werden (Sterbephase, Rituale nach dem Tod, familiäre Konflikte), die klassischen Lehrformaten nicht zugänglich wären [18]. Kavanaugh bestätigt durch Evaluationen der Studierenden den Erfolg des Blended-Learning-Ansatzes im Vergleich zu traditionellen face-to-face-Ansätzen in der palliativmedizinischen Lehre [32]. Auch Ruiz et al. sehen Evidenz für Wirksamkeit und Akzeptanz von eLearning in der medizinischen Ausbildung, vor allem im Blended-Learning-Ansatz in Verbindung mit traditionellen Lehrveranstaltungen [33]. Insbesondere die nachgelagerte Diskussion über vorab online-bearbeitete Fallbeispiele führt nach Kim et al. dazu, dass Studierende von den Dozenten lernen, wie vorhandene Ressourcen genutzt, wie kritische Fragen gestellt und Lösungsvorschläge evidenzbasiert gerechtfertigt werden können [34].

ELearning benötigt eine ausreichende und stabile technische Unterstützung, die strukturell vorgehalten werden muss. Zum Beispiel müssen eLearning-Kursinhalte von unterschiedlichen mobilen Endgeräten aus nutzbar sein. Die neuen Technologien schaffen mehr Mobilität, aber auch mehr technische Anforderungen, die ohne ausreichenden Support schnell zur Frustration führen. Das mobile Lernen (M-Learning) ergänzt altbewährte Lernformen in Bildung und beruflicher Aus- und Weiterbildung. Lernende greifen mittels mobiler Endgeräte über Lern-Apps oder Browser zu jeder Zeit auf Lerninhalte zu und eigenen sich so spezifisches Fachwissen gezielt an. Die Möglichkeit, an jedem beliebigen Ort und zu jeder beliebigen Zeit zu lernen, wird im Zusammenhang mit Open-Access-Ansätzen zunehmend populärer und auch für die Palliativmedizin wichtig.

Auch für die Einbindung von Social Media in die Lehre liegen erste Erfahrungen vor [35], [36]. Neill et al. fanden heraus, dass bei einer großen Notfallmedizin-Konferenz eine hohe Aktivität der Teilnehmer in der Produktion von „Tweets“ bezüglich des klinischen konferenzbezogenen Materials stattfand. Diese Aktivität wurde vor allem durch eine relativ kleine Anzahl von Teilnehmern geführt. Es entwickelte sich daraus jedoch eine signifikante erweiterte Verbreitung der Kongressinhalte auf Personenkreise, die nicht direkt an der Konferenz teilnehmen konnten [34]. Das Entwicklungspotential für digitale Lehrformate ist bei weitem nicht erschöpft. In den nächsten Jahren erwarten wir eine Vielzahl neuer methodischer Ansätze in diesem Bereich.

Nach unserem Kenntnisstand wird mit der reflexiven Selbstentwicklungsgruppe (angelehnt an das Balintgruppen-Konzept) erstmalig eine strukturierte, longitudinale Lehrintervention zur Selbstreflexion in deutschen Palliativmedizincurricula beschrieben. Aus der Literatur ist bekannt, dass insbesondere die ersten im Studium erlebten Sterbe- und Todeserfahrungen rollenbildend für Medizinstudierende sind [37]. Ob die Medizinstudierenden von der Reflektion ihrer Einstellungen in der moderierten Selbstentwicklungsgruppe profitieren, ist Teil weiterer Untersuchungen. Studierende mit nicht emotionszentrierter Persönlichkeit zeigen mehr Schwierigkeiten, bestimmte Fachkompetenzen zu verinnerlichen, und zeigen mehr Widerstand gegen eine Änderung ihrer Einstellung. Ein Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und der Bereitschaft von Medizinstudierenden, ihre Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern, wurde von Molinuevo & Torrubia bereits belegt [38].

Ergebnisebene

Der gesamte traditionelle Evaluationsprozess des Curriculums wird durch eine umfassende Lehrevaluation auf seine Auswirkungen überprüft (Kompetenz- und Haltungsentwicklung, Lehrerfahrung und Langzeiteffekt). Neben der Standardevaluation für Seminare (Akzeptanz, Dozentenbewertung, Gesamtbewertung), werden Veränderungen in der Selbsteinschätzung der Medizinstudierenden zu ihrer Selbstwirksamkeit und ihrem Kompetenzempfinden in Bezug auf die Therapie und Begleitung von sterbenden Menschen erhoben. Erste Ergebnisse aus der Pilotstudie des Mixed-Methods-Ansatz werden separat publiziert [39]. Ob eine positive Selbsteinschätzung zu einer verbesserten klinischen Versorgung von sterbenden Patienten führt, ist noch nicht ausreichend erforscht [40]. Hierin liegt eine wichtige Aufgabe für die palliativmedizinische Lehrforschung [41].

Palliativmedizinische Ausbildung muss sich letztlich an der langfristig entwickelten klinischen Kompetenz der beteiligten Medizinstudierenden messen lassen (klinischer Endpunkt). Hierfür ist es wichtig, in der palliativmedizinischen Lehre nicht nur auf Wissen und Fertigkeiten zu fokussieren, sondern insbesondere auf Interventionen zur Haltungsentwicklung zu achten. Die Lehrforschung zur Differenzierung der Auswirkungen von Einzelbausteinen des Curriculums ist eine wichtige Aufgabe für die nächsten Jahre. Weiterhin sollte eine Evaluation von komplexen Interventionen wie diesem Curriculum einem strukturierten Stufenformat folgen, damit fundierte und methodisch korrekte Aussagen zur Wirksamkeit von Lehrkonzepten getroffen werden können [4]. Insbesondere der Nachweis von Kompetenzentwicklung durch geeignete Lehrformate wird in der Literatur intensiv diskutiert [41]. Das an unserer Fakultät aus Zeitgründen zunächst eingesetzte Multiple-Choice-Prüfungsformat für den QB13 soll im nächsten Schritt durch ein Mini-CEX-Format ergänzt werden [41]. Eine evidenzbasierte und nachvollziehbare Entwicklung von Prüfungsformaten bildet die Grundlage für eine Vergleichbarkeit von Assessment-Ergebnissen unterschiedlicher Fakultäten und Lehrkonzepte [4], [6], [7]. Die Arbeitsgruppe Bildung der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) hat hierfür organisatorische Strukturen entwickelt.

Limitationen der Studie

Der hier vorgestellte Entwicklungs-, Implementierungs- und Evaluationsprozess eines palliativmedizinischen Curriculums weist verschiedene relevante Limitationen auf. Zunächst müssen wir feststellen, dass der gesamte Entwicklungsprozess mit einem hohen Ressourcen- und Personalaufwand verbunden war. Insbesondere für die Entwicklung der neuen Lehrkonzepte und die Produktion des Lehrfilms konnten die entstandenen Kosten auch durch eine maßgebliche Unterstützung durch die der Fakultät und des Studiendekanats alleine nicht gedeckt werden. Allerdings hat auch hier die von Anfang an breit und interprofessionell angelegte Zusammenarbeit einen wesentlichen Einfluss auf den Erfolg des gemeinsamen Projektes gehabt.

Die sehr guten Evaluationsergebnisse unserer Pilotstudien unterliegen verschiedenen systematischen Einflussfaktoren. Bei den Teilnehmern des Wahlpflichtfaches handelt es sich um eine vor-selektierte, nicht-repräsentative Stichprobe von Studierenden. Es ist davon auszugehen, dass nur solche Studierende an den fakultativen Angeboten teilnahmen, die auch eine intrinsisch hohe Motivation zur Teilnahme hatten. Des Weiteren könnte ein verzerrender Faktor durch die starke Kontrastierung des neuen Palliativcurriculums zum traditionellen Curriculum an der Medizinischen Fakultät entstanden sein. Bisher spielte patienten-naher Unterricht eine untergeordnete Rolle in der medizinischen Ausbildung, die nun aber durch die Umstellung auf den Modellstudiengang maßgeblich ins Zentrum der Lehre rückt. Hierdurch könnten sich die positiven Evaluationen in der Zukunft normalisieren bzw. relativ abschwächen, da sie kein Alleinstellungsmerkmal der palliativmedizinischen Lehre mehr wären.


Schlussfolgerung

Die Entwicklung palliativmedizinischer, curricularer Lehre für den QB13 ist aufwendig und benötigt Zeit, wenn ein evidenzbasiertes und strukturiertes Vorgehen gewählt wird. Allerdings führen die Ergebnisse zu großer Akzeptanz bei den Studierenden und den teilnehmenden Patienten und ihren Angehörigen. ELearning, Blended-Learning-Ansätze und interprofessionelle Lehrkonzepte bieten sowohl eine Möglichkeit zum Umgang mit großen Studierendenzahlen als auch die Option, Haltungsprägung in der Palliativmedizin darzustellen. In der nun folgenden Erhaltungsphase wird es an unserer Fakultät wichtig sein, die Qualität und Kontinuität der Lehre aufrecht zu erhalten und die einzelnen Komponenten durch strukturierte Lehrforschung auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen.


Danksagung

Die Autoren danken allen Studierenden für ihre Teilnahme an der Evaluation und Manuela Schatz für die englische Übersetzung. Die Entwicklung des Curriculums wurde durch den Lehrförderfond und dem eLearning-Förderfonds der Heinrich-Heine-Universität, aus Studienbeiträgen der Studierenden und Spendengelder des Interdisziplinären Zentrums für Palliativmedizin gefördert.


Interessenkonflikt

Dr. Christian Schulz ist Ko-Sprecher des Fachreferates Evaluation und Begleitforschung der AG Bildung in der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin. Die Autoren erklären, dass sie keine weiteren Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


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