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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Web 2.0 und soziale Netzwerke

Leitartikel Medizin

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  • corresponding author Jan P. Ehlers - Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, E-Learning-Beratung, Hannover, Deutschland; Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Kompetenzzentrum E-Learning, Didaktik und Ausbildungsforschung der Tiermedizin, Hannover, Deutschland
  • author Kai Sostmann - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Dieter Scheffner Fachzentrum für medizinische Hochschullehre und evidenzbasierte Ausbildungsforschung, Prodekanat für Studium und Lehre, Kompetenzbereich E-Learning, Berlin, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2013;30(1):Doc15

doi: 10.3205/zma000858, urn:nbn:de:0183-zma0008588

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2013-30/zma000858.shtml

Eingereicht: 4. Februar 2013
Überarbeitet: 5. Februar 2013
Angenommen: 7. Februar 2013
Veröffentlicht: 21. Februar 2013

© 2013 Ehlers et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Leitartikel

Als der Begriff Web 2.0 von Scott Dietzen und Eric Knorr 2003 zum ersten Mal erwähnt und dann 2005 durch den Artikel „What is Web 2.0“ von Tim O´Reilly weltweit bekannt wurde, war thematisch zunächst eine „business revolution“ des WorldwideWeb gemeint [4], [6].

Diese Weiterentwicklung zu einem „Mitmach-Internet“ ermöglichte durch die neu entstandenen Onlinewerkzeuge praktisch jedem Teilnehmer die einfache, schnelle und meist kostenlose Erstellung und den Austausch von Medien, so wie deren Kommentierung (insgesamt als „user-generated-content" bezeichnet). Beschleunigend wirkten auf die Etablierung dieser neuen Technologien die fast ubiquitären Zugangsmöglichkeiten ins Netz mit Hilfe der neuen Generation von mobilen Endgeräten wie Smartphones oder Tabletrechnern.

Im Bereich des elektronisch unterstützten Lernens wurde schnell von E-Learning 2.0 gesprochen und die bis daher instruktiven, formalen Lernprogramme durch konstruktivistische, oftmals informelle Lernumgebungen ergänzt [3].

Die ständig fortlaufenden Entwicklungsprozesse von gemeinschaftlich durch weltweit unabhängig voneinander agierender Anwendergruppen entstehender Beiträge unterschiedlicher Gütekriterien, lassen sich am Beispiel der vielleicht bekanntesten Web 2.0-Anwendung, der Wikipedia verdeutlichen [2], [5], [7]. Zu Beginn ihrer Entstehung war diese gemeinsam von einer breiten Gemeinschaft von Nutzern geschriebene Enzyklopädie vor allem durch Internet- und medien-nahe Themen mit qualitativ hochwertigen Fachartikeln besetzt. Medizinische Themen wurden inhaltlich nicht annähernd den fachlichen Qualitätsansprüchen gerecht und beinhalteten zum Teil abenteuerliche Einträge. Experten haben diesen Mangel als Aufgabe erkannt und alleine oder mit Studierendengruppen durch viele fachlich fundierte, evidenzbasierte Beiträge Abhilfe geschaffen, so dass Wikipedia in einer Untersuchung von Nature sogar an die renommierte Encyclopedia Britannica herankam [1].

Viele von uns nutzen Web2.0-Applikationen und soziale Medien für die Lehre oder die Arbeit: wir kommunizieren mit Studierenden und Kolleginnen und Kollegen synchron durch kostenlose Online-Konferenzsysteme oder einen der vielen Kurznachrichtendienste, erstellen kollaborativ Inhalte in Wikis oder Filesharing-Angeboten, schreiben eigene Blogs, bleiben beruflich oder privat mit anderen über soziale Netzwerke wie Facebook, Xing, Linkedin oder Researchgate in Verbindung oder nutzen eine der vielen anderen neuen Möglichkeiten (Eine Zusammenstellung der unzähligen Werkzeuge findet sich hier: http://www.go2web20.net).

Im Jahr 2011 war das Thema Web 2.0 Ausgangspunkt für die Frage, ob die GMA in sozialen Netzwerken aktiv werden sollte. Sehr schnell kam im Vorstand die Frage auf, welche Kompetenzen die GMA in diesem Bereich besitzt und ob wir uns im Rahmen der Ausbildungsforschung mit diesem Thema ausreichend auseinandersetzen. Diese Fragen sollten mit einem Themenheft beantwortet werden, das Sie nun in den Händen halten. Dieser Band zeigt Ihnen das breite Spektrum auf, das die Human-, Zahn- und Tiermedizin im deutschsprachigen Raum mit den Themen rund um Web 2.0 und Soziale Medien besetzen.

Sie finden in diesem Themenheft neben dem Literaturüberblick zur Nutzung sozialer Medien in der medizinischen Ausbildung, Forschungsarbeiten aus allen Bereichen der Medizin zur Nutzung sozialer Netzwerke, Wikis oder Blogs, zur Entwicklung von Taxonomien und Leitlinien mit Web 2.0 Applikationen, Einsatzmöglichkeiten von Lernprogrammen, Erwartungen und Kompetenzen von Studierenden sowie Auswirkungen auf das Curriculum. Abgerundet wird dieses Themenheft durch Projektarbeiten über den Einsatz von Smartphones, das Simulatorennetzwerk, ein Online-Magazin und ein Diskussionsforum.

Die Pressemeldung der ZB Med zum Forschungsverbund Science 2.0 betont abschließend nochmal die anhaltende Relevanz dieses Themas.

Damit ist die Frage der Vorstandssitzung aus 2011 nicht nur beantwortet, jetzt ist die GMA auch auf Facebook (GMA - Gesellschaft für Medizinische Ausbildung) und Twitter (@GMAaktuell) aktiv und wartet darauf, dass Sie sich insbesondere nach der Lektüre dieser Ausgabe noch intensiver miteinander vernetzen werden.


Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

1.
Giles J. Special Report: Internet Encyclopedias go Head to Head. Nature. 2005;438(7070):900-901. DOI: 10.1038/438900a Externer Link
2.
Hammerwöhner R, Fuchs KP, Kattenbeck M, Sax C. Qualität der Wikipedia. Eine vergleichende Studie. In: Osswald A, Stempfhuber M, Wolff C (Hrsg). Open Innovation. Neue Perspektiven im Kontext von Information und Wissen. Proceedings des 10. Internationalen Symposiums Informationswissenschaften. Konstanz: UVK; 2007. S.77-90.
3.
Kerres M. Potenziale von Web 2.0 nutzen. In: Hohenstein A, Wilbers K (Hrsg). Handbuch E-Learning. München: DWD; 2006.
4.
Knorr E. The Year of Web Services. Framingham/MA: CIO; 2003. S.90. Zugänglich unter/available from: http://www.cio.com/article/32050/2004_The_Year_of_Web_Services Externer Link
5.
Lorenz A. Beurteilung der Qualität zahnmedizinischer Einträge in Wikipedia - ein Vergleich mit zahnmedizinischer Fachliteratur. Diss. med. Freiburg: Universität Freiburg; 2009.
6.
O'Reilly T. What Is Web 2.0? Köln: O'Reilly Verlag; 2005. Zugänglich unter/available from: http://www.oreilly.de/artikel/web20.html Externer Link
7.
Thierbach P. Wikipedia: Weisheit der Vielen oder digitaler Maoismus? München: GRIN Verlag; 2010.