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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Wie nutzen deutsche Tiermedizinerinnen und Tiermediziner soziale Netzwerke? Eine Untersuchung am Beispiel des tiermedizinischen Netzwerks „NOVICE“

Forschungsarbeit Veterinärmedizin

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  • author Elisabeth Schaper - Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, E-Learning-Abteilung, Hannover, Deutschland
  • author Neil D. Forrest - Royal Veterinary College, London, United Kingdom
  • author Andrea Tipold - Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Vizepräsidentin für Lehre, Hannover, Deutschland
  • corresponding author Jan P. Ehlers - Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, E-Learning-Abteilung, FTA für Informatik und Dokumentation, Hannover, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2013;30(1):Doc12

doi: 10.3205/zma000855, urn:nbn:de:0183-zma0008552

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2013-30/zma000855.shtml

Eingereicht: 23. April 2012
Überarbeitet: 5. September 2012
Angenommen: 10. Oktober 2012
Veröffentlicht: 21. Februar 2013

© 2013 Schaper et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Zusammenfassung

Zielsetzung: NOVICE (Network Of Veterinary ICt in Education, http://www.noviceproject.eu) ist ein soziales professionelles online-Netzwerk für Tiermediziner, Dozierende und Studierende der Tiermedizin sowie für E-Learning-Berater bzw. Didaktiker der veterinärmedizinischen Bildungsstätten.

In dieser Arbeit sollte untersucht werden, wie die Akzeptanz bei deutschen Tierärzten, Dozierenden und Studierenden der Veterinärmedizin sowie E-Learning-Beauftragten für ein fachspezifisches Netzwerk ist, welche Anforderungen durch die Nutzer an soziale online-Netzwerke gestellt werden, wie der Umgang mit Web 2.0-Werkzeugen [21], [30] erfolgt und welches Potential ein berufsspezifisches Netzwerk bieten könnte.

Methodik: Die Untersuchung erfolgte mittels Datenanalyse durch die Datenbank der Elgg-Plattform sowie zusätzlich mit google analytics. Jährliche Fokusgruppenbefragungen und Einzelinterviews wurden durchgeführt, um eine Akzeptanzanalyse der Netzwerk-Nutzer vorzunehmen.

Ergebnisse: In NOVICE haben sich zwischen dem 01. September 2010 und 21. März 2012 1961 Mitglieder aus 73 Ländern registriert, dabei hat Deutschland mit 565 Nutzern (28,81%) den größten Anteil. In diesem Zeitraum kamen auch die meisten Einzelbesuche der Webseite aus Deutschland. Insgesamt sind im Netzwerk 24,83% aller Mitglieder und 19,22% der deutschen Mitglieder aktiv. In Bezug auf das Geschlecht befinden sich sowohl in Hinblick auf alle Mitglieder als auch auf die deutschen Mitglieder deutlich mehr Frauen als Männer in NOVICE. Die am häufigsten verwendeten Web 2.0-Werkzeuge sind das Versenden von Chat- und Email-Nachrichten sowie das Schreiben von Wiki- und Diskussionsbeiträgen. Aus den Fokusgruppenbefragungen ging hervor, dass von den Befragten in der Regel auch andere online-communities in Anspruch genommen werden, die aktiven Mitglieder mehr Web 2.0-Werkzeuge nutzen als in anderen Netzwerken, während die passiven Mitglieder in allen Netzwerken eher zurückhaltend sind. Über ein eigenes berufsständisches Netzwerk zu verfügen, begrüßten alle Teilnehmer der Befragung und sahen darin ein großes Potential für die Veterinärmedizin.

Schlussfolgerung: Die Entwicklung des Netzwerkes sowie die Zahl der Mitglieder sind in diesem Zeitraum durchaus positiv zu bewerten. Bisher liegt der inhaltliche Fokus der Beiträge dem Namen des Netzwerkes (Network Of Veterinary ICt in Education) entsprechend auf der durch E-Learning unterstützten veterinärmedizinischen Lehre. Für die Weiterentwicklung des Netzwerkes wäre ein Zuwachs der Mitgliederzahl jedoch wünschenswert, damit in anderen veterinärmedizinischen Fachgebieten ebenfalls hochwertiger Informationsaustausch und informelles Lernen stattfinden können.

Schlüsselwörter: Veterinärmedizin, Web 2.0, Lebenslanges Lernen, Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT)


Einleitung

Form und Häufigkeit der Internetnutzung haben sich in den letzten Jahren sehr verändert. Es werden Inhalte nicht nur konsumiert, sondern auch vermehrt mitgestaltet [14]. Menschen nutzen das Internet, um möglichst schnell und einfach an Informationen zu kommen oder Kontakte zu Freunden zu pflegen. Das Internet wird aber auch verwendet, um Textdateien, Fotos oder Videos hochzuladen und anderen Personen zugänglich zu machen [24]. Laut statistischem Bundesamt nutzten 2010 75% der Personen, die älter als 10 Jahre sind, in Deutschland das Internet, wobei die Nutzung auch insbesondere bei älteren Personen zugenommen hat [10]. Diese Zahlen werden durch Van Eimeren und Frees [38] mit der Aussage bestätigt, dass rund 52 Millionen Deutsche (73,3%) online sind, wobei der Zuwachs hinsichtlich der Internetnutzung vor allem von den über 60-Jährigen ausgeht.

Die Nutzung des Internets ist bei Veterinärmedizinern deutlich höher ausgeprägt als beim Bundesdurchschnitt. Bei einer Umfrage im Jahr 2006, an der sich 212 Tiermediziner beteiligt haben, gaben bereits 96,9% der Befragten an, über einen Personal Computer (PC) und davon 97,3% über eine Internetverbindung zu verfügen [11]. In einer weiteren Befragung im Jahr 2009, bei der 1776 Tiermediziner verschiedener Altersgruppen und Studierende der Veterinärmedizin allerdings online teilgenommen haben, gaben 94% der Befragten an, das Internet insbesondere zu Kommunikationszwecken zu nutzen [23].

Seit 2003 gibt es soziale online-Netzwerke wie beispielsweise Facebook [22], Xing [13] oder StudiVZ [12]. Soziale online-Netzwerke unterscheiden sich als webbasierte Dienste von Foren vor allem durch die Möglichkeit der Nutzer ein persönliches Profil zu erstellen, Kontakte zu anderen Nutzern anzulegen und diese Verbindungen öffentlich zu machen [4]. Solche Netzwerke haben in den letzen Jahren weltweit einen deutlichen Mitgliederzuwachs erfahren und auch in Deutschland werden diese immer mehr genutzt [15], [27]. Auch berufsbezogene Netzwerke beziehungsweise Foren sind durchaus etabliert und gewinnen zunehmend an Bedeutung. Im Hinblick auf die Veterinärmedizin gibt es im deutschsprachigen Raum verschiedene Portale: z.B. http://www.tiermedizin.de/public/index.htm, http://www.vetbizz.eu/, http://foren4vet.de/forum/forum.php [39].

Aufbau eines sozialen Netzwerkes

Das Projekt NOVICE (http://www.noviceproject.eu) wird durch das EU-Programm „LifeLong Learning“ gefördert, das unter anderem das Ziel verfolgt, eine stärkere Verknüpfung und Vernetzung von Lerngemeinschaften sowie die Steigerung von Kreativität und Innovation zu unterstützen. NOVICE wurde durch fünf europäische tiermedizinische Bildungsstätten gegründet [3]:

1.
Faculteit Diergeneeskunde, Universiteit Utrecht, Niederlande
2.
Stiftung Tierärztliche Hochschule, Hannover, Deutschland
3.
The Royal Veterinary College, London, Großbritannien
4.
Szent István Egyetem, Budapest, Ungarn
5.
Facultatea De Medicina Veterinara, Bukarest, Rumänien

Mit NOVICE ist ein veterinärmedizinisches soziales Netzwerk entstanden, das sich von den anderen durch einen inhaltlichen Fokus auf die tiermedizinische Lehre und Ausbildung unterscheidet. Es soll gleichzeitig als berufsgruppenspezifisches, kostenloses Netzwerk die Zusammenarbeit von Tiermedizinern jeder Berufsausrichtung, Studierenden der Veterinärmedizin sowie E-Learning-Beauftragen der veterinärmedizinischen Bildungsstätten unterstützen. Die Ziele des Projektes sind zum einen, die Nutzung von Web 2.0-Werkzeugen in der tiermedizinischen Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie dem lebenslangen Lernen zu fördern und dadurch Tiermediziner mit dem Einsatz von Web 2.0-Werkzeugen vertraut zu machen. Zum anderen kann durch das Netzwerk NOVICE ein internationaler Dialog und Informationsaustausch realisiert werden. Tiermediziner haben hier die Möglichkeit, weltweit Kontakte mit Kollegen zu knüpfen. Die Nutzung der Informationstechnologie sowie das informelle, webbasierte Lernen sollen zu einer Verbesserung der tierärztlichen Leistungen führen.

Eine Beteiligung von Industrieunternehmen sowie Werbebanner für veterinärmedizinische oder andere Produkte sind in diesem Netzwerk nicht vorhanden und für die Zukunft auch nicht vorgesehen. Die Administration und Pflege des Netzwerkes obliegen keiner externen Firma, sondern diese Aufgaben werden von den Administratoren (in der Regel Veterinärmediziner sowie einem IT-Spezialisten) der fünf veterinärmedizinischen Bildungseinrichtungen wahrgenommen. NOVICE ist ein geschlossenes Netzwerk, das nur dem oben genannten Nutzerkreis zugänglich ist und nicht durch Dritte manipuliert und analysiert werden kann, so dass die Integrität bewahrt wird.

In NOVICE ist es möglich, verschiedene Web 2.0-Werkzeuge anzuwenden und den sicheren Umgang mit ihnen zu lernen (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]). Durch den Einsatz dieser Web 2.0-Werkzeuge kann eine individuelle Gestaltung der eigenen Lernumgebung geschaffen werden [2].

In NOVICE wird zusätzlich ein weiteres Angebot in Form von Online-Meetings (webinare) bereitgestellt [26]. Wer teilnehmen möchte, kann sich über den Zugangslink in einen virtuellen Klassenraum einloggen, in dem Dozierende live Vorträge halten, die die Zuhörer hören und sehen können. Die Zuhörer haben die Möglichkeit sich per Textchat oder Audioverbindung an Diskussionen zu beteiligen (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, anhand des NOVICE-Projektes die Akzeptanz eines internetbasierten, sozialen, fachspezifischen Netzwerkes für die kollegiale Kommunikation und das informelle Lernen bei deutschen Tierärztinnen und Tierärzten, E-Learning-Beauftragten der veterinärmedizinischen Hochschuleinrichtungen sowie Studierenden der Tiermedizin zu ermitteln. Neben der Analyse der Akzeptanz und der tatsächlichen Nutzung des Netzwerkes NOVICE sollte untersucht und dargelegt werden, welche Anforderungen durch diese Nutzer an soziale online-Netzwerke gestellt werden. Gleichzeitig sollten dabei die Nutzungsarten und –häufigkeiten von Web 2.0-Werkzeugen dokumentiert und die Fragestellung diskutiert werden, welches Potential ein berufsspezifisches Netzwerk bieten könnte. Als Hypothese für diese Arbeit wurde aufgestellt, dass die Nutzung eines sozialen Netzwerkes und die Nutzung von Web 2.0-Werkzeugen die Kommunikation sowie das informelle Lernen in der internationalen tiermedizinischen Gemeinschaft stärken.


Methodik

Datenerhebung über die Netzwerknutzung

NOVICE ist mit Hilfe der Open Source Software „Elgg“ erstellt worden [32]. Die Datenanalyse für diese Untersuchung erfolgte direkt anhand der Datenbank der Elgg-Plattform sowie zusätzlich mit google analytics (unter Nutzung eines Disclaimers und aktiver Zustimmung jedes Mitglieds). Während die Elgg-Datenbank die Nutzerdaten sowie den Einsatz der Werkzeuge (z.B. Blogs oder Diskussionsforen) aufzeichnet, erfasst google analytics beispielsweise, wie viel Zeit die Nutzenden auf der NOVICE-Webseite verbracht haben, wie viele Seiten aufgerufen worden sind, aus welchen Ländern die Besucher kamen, welcher Internetbrowser dabei genutzt wurde oder welche Suchbegriffe gewählt wurden, um auf die NOVICE-Webseite zu gelangen.

Der Zeitraum der Datenerhebung für die vorliegende Untersuchung beträgt 569 Tage, vom Start des Online-Netzwerkes am 1. September 2010 bis zum 21. März 2012.

Akzeptanzanalyse unter den NOVICE-Nutzenden

Um die persönlichen Anforderungen der Nutzer an soziale Netzwerke sowie die Kritikpunkte zu erfassen, wurden jährliche Fokusgruppenbefragungen oder Einzelinterviews vorgenommen [8], [9]. Die Befragungen wurden in Form von leitfadengestützten Fokusgruppen oder Einzelinterviews mit einer Dauer von circa 30 Minuten von jedem Projektpartner auf nationaler Ebene im gleichen Zeitraum durchgeführt und anschließend international im Rahmen einer Inhaltsanalyse ausgewertet. Ziel der Fokusgruppenbefragung war, herauszufinden, wie sich die Tiermediziner in anderen sozialen Netzwerken bewegen, welche Vorteile sie in diesen Netzwerken sehen, was sie sich von einem berufsbezogenen, sozialen Netzwerk wünschen und wie sie prinzipiell Netzwerke bewerten. Im Jahr 2010 handelte es sich bei der in Deutschland durchgeführten Fokusgruppenbefragung um zwei Gruppen mit insgesamt 23 (15 Studierende, 8 Tiermediziner) und 2011, nach zehn Monaten Laufzeit des Portals, um vier Kleingruppen mit insgesamt 20 Teilnehmern (jeweils 5 in NOVICE aktive und passive Studierende und Tiermediziner). Hier wurden weiterhin die Vor- und Nachteile sowie Wünsche an NOVICE im Vergleich zu anderen sozialen Netzwerken erfragt. Die Fokusgruppen wurden aufgezeichnet und danach von zwei Personen pro Land getrennt geclustert und ausgewertet. Die hier vorgestellten Ergebnisse beziehen sich allein auf die vorgenommenen Befragungen in Deutschland.

Des Weiteren wurden landesweit alle NOVICE-Mitglieder aus den fünf Projektpartnerländern gebeten, an einer Online-Umfrage teilzunehmen. Das im Projektplan vorgegebene Ziel waren 50 beantwortete Fragebögen pro Projektpartner. Dieser Fragebogen wurde von mehr als 270 Mitgliedern ausgefüllt und beinhaltet 34 Fragen zur Internetnutzung sowie zur individuellen Verwendung von NOVICE.

Alle Daten aus diesen Untersuchungen werden anonym und vertraulich nach der EU-Datenschutzrichtlinie 95/46/EG behandelt und dienen der Projektevaluierung. Sie sind von den Befragten für Präsentationen und Veröffentlichungen im Rahmen des Projektes freigegeben worden. Dieses Vorgehen wurde von den Ethikkommissionen bzw. Datenschutzverantwortlichen der teilnehmenden Universitäten bestätigt.


Ergebnisse

Mitgliederstruktur

Seit dem 1. September 2010 ist das Netzwerk online. Bis zum 21. März 2012 haben sich bei NOVICE insgesamt 1961 Mitglieder aus 73 Ländern (siehe Tabelle 2 [Tab. 2]) registriert, davon 565 Mitglieder aus Deutschland (28,81%).

Der Verlauf der Mitgliederzahlen in NOVICE über den Zeitraum vom 02.08.2010 (Beginn der Testphase, in der sich Nutzer aus den Projektpartnerländer anmelden konnten) bis zum 02.03.2012 zeigt Abbildung 2 [Abb. 2].

Bei der NOVICE-Registrierung muss prinzipiell eine Zuordnung zu einer Berufsgruppe erfolgen. Eine Mehrfachauswahl ist nicht möglich (siehe Abbildung 3 [Abb. 3]).

Die Gruppe der Veterinary Educationalists, ist mit 448 Personen vertreten, 55 (12,28%) davon stammen aus Deutschland. Von 582 praktizierenden Tierärzten („Veterinarian“), kommen 219 Mitglieder (37,63%) aus Deutschland. Studierende der Veterinärmedizin aus Deutschland sind 277 (32,10%) von den insgesamt 863 Studierenden. Die kleinste Gruppe mit 68 Personen und 14 aus Deutschland (20,59%) wird durch die „ICT Educationalists“ gebildet.

Es gibt 120 offene und geschlossene themenbezogene Diskussionsgruppen, in denen die Kommunikation vorwiegend in englischer Sprache erfolgt. In einigen Diskussionsgruppen werden auch Muttersprachen der Projektpartner (niederländisch, ungarisch, deutsch) eingesetzt.

Insgesamt sind 1142 Frauen (58,24%) sowie 628 Männer (32,02%) in NOVICE Mitglied. Weitere 191 Mitglieder (9,74%) haben keine Angabe zu ihrem Geschlecht gemacht. Aus Deutschland hingegen stammen 373 (66,02%) Frauen und 115 (20,35%) Männer sowie 77 (13,63%) Personen ohne Angaben (siehe Abbildung 4 [Abb. 4]).

Mitgliederherkunft aus Deutschland

Von den NOVICE-Mitgliedern haben 386 (68,32%) Hannover als Studienort angegeben, 52 (9,20%) Berlin, 22 (3,89%) Leipzig, 41 (7,26%) Gießen und 47 (8,32%) München. Bei 17 (3,01%) Personen konnte der Studienort bei der Analyse nicht erfasst werden.

Im analysierten Zeitraum konnten 50.855 Besuche der NOVICE-Webseite aus 112 Ländern erfasst werden, von denen die meisten Besuche (12.626, 24,83%) aus Deutschland kamen (siehe Abbildung 5 [Abb. 5]).

Einsatz von Web 2.0-Werkzeugen

Es wurden insgesamt im untersuchten Zeitraum 13.575 Beiträge verfasst, davon 4124 (30,38%) aus Deutschland. Dabei wurden als Werkzeuge in NOVICE vor allem der Chat, Diskussionsforen, Wikis und interne Mails genutzt (siehe Abbildung 6 [Abb. 6]).

Aktive Mitglieder

Nicht alle Mitglieder in NOVICE beteiligen sich sichtbar aktiv im Netzwerk. Beiträge haben bisher 487 Mitglieder (24,83%) aus 43 Ländern verfasst und zwar waren dies 177 (20,51%) Veterinary Students, 142 (31,70%) Veterinary Educationalists, 137 (23,54%) Veterinarians und 31 (45,59%) ICT Educationalists. In Deutschland gibt es in diesem Zeitraum 108 aktive Mitglieder (19,22% der deutschen Mitglieder). Im Vergleich dazu sind 26,62% der Mitglieder aus Großbritannien und 41,64% der Niederländer aktiv. Ein Mitglied wird als „aktiv“ gewertet, wenn es mindestens einen Beitrag selbst verfasst hat.

Fokusgruppenbefragung im Frühjahr 2010

Die erste Fokusgruppenbefragung wurde im Jahr 2010 durchgeführt, als NOVICE noch nicht online war. Die Befragung der Studierenden ergab, dass diese in verschiedenen sozialen Netzwerken Mitglied sind (z.B. facebook, Foren4vet, StudiVZ, MySpace) und hier auch fachspezifischen, veterinärmedizinischen Gruppen angehören. Sie sahen in diesen Netzwerken unter anderem die Möglichkeit, Zugriff auf fachliche und organisatorische Informationen zu haben, studienbezogenes gemeinsames Lernen und Austausch von Lernmaterialien durchzuführen sowie Kontakt zwischen Bekannten und Freunden aufrechtzuerhalten. Als Beitrittsgrund wurde jedoch auch „Zeitvertreib“ genannt. Die Nutzung von Netzwerken wurde als einfach, bequem und zeitsparend empfunden. Als Hürde oder Schwierigkeit in Bezug auf eine Teilnahme an sozialen Netzwerken wurden beispielsweise unterschiedliche Vorkenntnisse der Mitglieder (in Interessengruppen), die mangelnde Sicherheit, die Nichtüberprüfbarkeit von Aussagen, Interessenkonflikte, komplizierte Web-Werkzeuge, entstehende Kosten, das Sich-Registrieren-müssen sowie die Veröffentlichung der persönlichen Daten angesehen.

Auf die Frage, welche Unterstützung für eine erfolgreiche Teilnahme sich die Studierenden in Bezug auf ein veterinärmedizinisches online-Netzwerk wünschen, nannten diese, dass sie einen Zugriff auf Lernmaterialien und andere Ressourcen bekommen, gute Such- und Wahlmöglichkeiten haben, fachspezifische Gruppen und kompetente Tutoren gewünscht sind und dass wichtige Themen beispielsweise als Wiki bereitgestellt werden.

Die acht Tierärztinnen und Tierärzte kamen aus unterschiedlichen tiermedizinischen Tätigkeitsbereichen. Auch sie waren Mitglieder in online-Gemeinschaften wie Foren4Vet, Xing, facebook, tiermedizin.de, Skype, Linkedin oder VIN. Ihre Mitgliedschaft in diesen Netzwerken erfolgte, um Kontakte zu Kollegen oder Freunden zu halten, einer Gemeinschaft zugehörig zu sein, fachspezifische Informationen zu erhalten, etwas über Öffentlichkeitsarbeit zu erfahren, auch an nicht-veterinärmedizinischen Diskussionen teilzunehmen und Informationen über Stellenangebote zu bekommen. Die Gründe, um anderen Netzwerken nicht beizutreten, waren beispielsweise anfallende Kosten, Zeitmangel, sprachliche Hürden, zu wenig Inhalte in den Diskussionen bzw. zu wenig Experten, die sich an den Diskussionen beteiligen. Des Weiteren wurden eine geringe Aktivität bei den Diskussionen, aufwendige Registrierungen, die Profilerstellung und der Umfang an persönlichen Passwörtern als nachteilig empfunden.

Als unterstützende Maßnahmen für eine Teilnahme in einer professionellen online-Gemeinschaft wünschten sich die befragten Tierärztinnen und Tierärzte ein leichtes Registrierungsverfahren, eine gute Navigation innerhalb der Plattform mit einer Anleitung für die ersten Schritte, FAQs (Frequently Asked Questions), kompetente Moderatoren, schnelle Reaktionen auf Beiträge, deutliche Nutzen und Vorteile einer Mitgliedschaft, evidenzbasierte Inhalte, Beiträge in deutscher Sprache sowie die Möglichkeit direkt mit einzelnen Personen innerhalb des Netzwerkes zu kommunizieren.

Fokusgruppenbefragung im Frühjahr 2011

Bei der Fokusgruppenbefragung im Frühjahr 2011, nachdem NOVICE bereits mehr als ein halbes Jahr online war, wurden jeweils 10 aktive und 10 nicht aktive Mitglieder mit jeweils fünf Tiermedizinern und fünf Studierenden zu ihrer Mitgliedschaft in NOVICE und zu ihrem Verhältnis zu anderen sozialen Netzwerken befragt. Die aktiven Mitglieder lesen und schreiben Beiträge in NOVICE und nutzen dabei verschiedene Web 2.0-Werkzeuge, während die inaktiven Mitglieder selten im Netzwerk sind und gelegentlich Beiträge lesen, aber keine eigenen verfassen.

Sowohl die aktiven als auch die inaktiven Mitglieder nutzten in der Regel auch andere soziale Netzwerke wie beispielsweise StudiVZ, Facebook, Twitter, Xing, Stayfriends und Foren. Hierbei wurden auch veterinärmedizinische Fachthemen diskutiert (Foren4vet, tiermedizin.de) oder Inhalte abgerufen (WikiVet). Sowohl die aktiven als auch die inaktiven Mitglieder aus der Fokusgruppenbefragung beteiligten sich an diesen Netzwerken eher verhalten. Teilweise schrieben sie Beiträge, chatteten oder luden Dateien hoch. In NOVICE wurden von den aktiven Mitgliedern neben dem Lesen und Schreiben von Diskussionsbeiträgen Web 2.0-Werkzeuge wie Chat, Blog, Mikroblog und Wiki genutzt. Die inaktiven Mitglieder gaben an, keine Zeit oder keinen Bedarf zu haben, um im Netzwerk aktiv zu werden.

Vorteile, die die Befragten durch ihre Mitgliedschaft in anderen Netzwerken sahen, sind insbesondere das Aufrechterhalten von Kontakten sowie der Austausch von Informationen und der schnelle Zugriff auf Neuigkeiten. In Bezug auf NOVICE bewerteten sowohl die aktiven als auch die inaktiven Mitglieder positiv, dass mit NOVICE erstmalig ein fachspezifisches und nur für einen geschlossenen Nutzerkreis zugängliches Netzwerk geschaffen worden ist, in dem man die Möglichkeit hat, neue nationale und internationale Kontakte zu schließen sowie einen Fachdialog unter Kollegen zu führen. Vorteilhaft wurden auch der schnelle Informationsfluss und die „familiäre Atmosphäre“ gesehen. Viele der inaktiven Mitglieder gaben bei der Befragung jedoch an, dass sie bisher diese Vorteile für sich nicht genutzt haben.

Allgemein nachteilig bewerteten die Befragten an sozialen Netzwerken den möglichen Datenmissbrauch, die Öffentlichkeit der eigenen Person sowie der eigenen geäußerten Meinung und die Möglichkeit, dass man unerwünschte Kontakte zu anderen Personen bekommen könnte. Auch die Gefahr des Internet-Mobbings, der zusätzliche Zeitaufwand und die zum Teil anfallenden Kosten stellten Kritikpunkte dar. Weiterhin wurde negativ bewertet, dass Relevanz und Richtigkeit von erhaltenen Informationen oft schwer einzuschätzen war.

Nachteilig an NOVICE wurde von einigen der Befragten der Zeitaufwand empfunden, der nötig war, wenn man regelmäßig online sein möchte, um sich in NOVICE aktiv zu beteiligen. Einige hatten Probleme, sich im Netzwerk zurechtzufinden und beschrieben die Strukturierung als unübersichtlich. Außerdem bestanden auch hier Bedenken, dass der Schutz der persönlichen Daten in NOVICE nicht gegeben sein könnte. Negativ wurde zu diesem Zeitpunkt auch die noch relativ geringe Mitgliederzahl (unter 1000) sowie die mangelnde Zahl von Experten in einigen Fachgebieten bewertet.

Als Unterstützung, um sich in einem online-Netzwerk für Tiermediziner zurechtzufinden, wurden beispielsweise FAQs oder eine Anleitung mit „Ersten Schritten“ gewünscht. Auf die Frage, ob NOVICE diese Unterstützung bietet, war die Resonanz sehr gegensätzlich. Einige der Befragten fanden sich nicht einfach zurecht und benötigen bessere Strukturen, während die anderen überhaupt keine Probleme hatten und mit der Navigation und Struktur sehr zufrieden waren. Positiv wurde bewertet, dass bei entstehenden Fragen das NOVICE-Administratorteam sehr hilfsbereit war. Gravierende technische Probleme bei der Nutzung von NOVICE (z.B. beim Einloggen) wurden nicht genannt.


Diskussion

Die Nutzung von PCs und des Internets ist heutzutage selbstverständlich geworden und in das tägliche Leben integriert. Insbesondere junge Menschen sind damit aufgewachsen und nutzen beides als Werkzeuge der vorhandenen Infrastruktur für ihre Aktivitäten [36]. Schulmeister [31] resümiert, „dass…die neuen Medien…bei Jugendlichen lediglich in die eigene Lebenswelt inkorporiert werden, nicht aber die Einstellungen, Sehnsüchte und Wünsche prägen“.

Soziale online-Netzwerke haben sich zu einem in der Regel kostenlosen Massenmedium entwickelt [15]. Auch das hier untersuchte, tiermedizinische Netzwerk NOVICE zeigte sowohl in Deutschland als auch international ein deutliches Wachstum. Durchschnittlich beträgt der monatliche Mitgliederzuwachs 100 Personen. Dieser Trend zeigt sich auch bei der deutschen Bevölkerung, wo der Anteil der Internetnutzer mit Profil in einer „Social Community“ von 2010 zu 2011 von 39% auf 43% stieg [1].

Die Verteilung der NOVICE-Mitglieder nach Geschlecht entspricht der Tierärzteschaft in Deutschland [5]. Die Überrepräsentation der Studierenden und Universitätsangehörigen könnte sich aus dem universitären Ursprung des Projektes erklären. Beeinflusst wird diese Verteilung in Bezug auf die Mitgliederstruktur sicherlich auch durch zeitliche, sprachliche oder technische Hürden, wie sie bei den Fokusgruppenbefragungen beschrieben worden sind. Die Teilnahme der TiHo Hannover im Projektteam sorgte ebenfalls für einen starken Anteil von TiHo-Alumni. In Hinblick auf die Gesamttierärzteschaft von mehr als 36.000 Tiermedizinerinnen und Tiermedizinern in Deutschland [5] ist der Mitgliederanteil in NOVICE bisher noch sehr gering.

Einen kritischen Blick sollte man jedoch immer auf die Inhalte und Struktur sozialer online-Netzwerke bewahren. Jakob Nielsen [29] hat das 90-9-1-Prinzip (siehe Abbildung 7 [Abb. 7]) in Bezug auf die Nutzung von Netzwerken („online-Communities“) aufgestellt. Demnach sind 90% der Netzwerknutzer „Lurkers“, das heißt Beobachter, die ausschließlich lesen und selbst keine Inhalte verfassen. Ungefähr 9% der Nutzer sind „Intermittent Contributors“, also Teilnehmer, die gelegentlich aktiv im Netzwerk mitwirken, wobei NIELSEN diese Aktivität nicht genau definiert. Nur 1% der Mitglieder, die sogenannten „Heavy Contributors“ sind Nutzer, die ständig aktiv sind und die meisten (90%) Beiträge erstellen. Das 90-9-1-Prinzip ist als Näherungswert zu verstehen, stellt aber das Teilnahme-Ungleichgewicht in online-Communities dar, denn nur wenige Nutzer verfassen 90% der Inhalte.

Im Vergleich dazu stellt sich NOVICE mit einer höheren Aktivität besser dar. Insgesamt sind in diesem Netzwerk immerhin 24,83% der Mitglieder mehr oder weniger aktiv und nur 75,17% der Mitglieder sind passiv, das heißt sie lesen Beiträge oder sind nur im Netzwerk angemeldet. Eine detaillierte Einteilung in „Intermittent Contributors“ und „Heavy Contributors“ war aufgrund der Form der Datenerhebung für NOVICE nicht möglich. Deutsche Mitglieder liegen mit 19,22% aktiven Nutzern unter dem Mittel von 24,83%. Ursachen hierfür können eine sprachliche Hürde oder die Mitgliederstruktur sein. Die Mitglieder aus Deutschland sind zu einem hohen Anteil Studierende der Veterinärmedizin (32,10%) oder Tiermediziner (37,63%), weniger oft wird als Primärtätigkeit „E-Learning-Beauftragte“ (20,59%) bzw. „Dozierende der Veterinärmedizin“ (12,28%) angegeben. Doppelnennungen sind bei der Registrierung nicht möglich. Sowohl Studierende als auch Tiermediziner haben eventuell weniger Interesse an Diskussionen, die bisher vielfach thematisch ihren Fokus auf die hochschulbezogene Lehre gerichtet haben.

Betrachtet man im Allgemeinen das Nutzungsverhalten im Internet, so fällt auf, dass Internetnutzer trotz vorhandener Web 2.0-Werkzeuge, immer noch lieber Inhalte konsumieren als diese selbst zu gestalten. Die Bedingungen des Web 1.0 dominieren im Grunde weiterhin das World Wide Web. In einer Studie zum Medienverhalten deutscher Jugendlicher wurde festgestellt, dass ein Viertel der Nutzer eigene Inhalte beispielsweise durch das Einstellen von Foto- und Videodateien oder durch das Verfassen von Blogeinträgen erstellt, während 75% Internetinhalte passiv nutzen [18]. Laut Busemann und Gscheidle [7], die die Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie ausgewertet haben, sind nur ein Drittel der Internetnutzer an einer aktiven Mitwirkung im World Wide Web interessiert.

Auch wenn die Möglichkeiten des Web 2.0 von vielen Internetnutzern noch nicht ausgenutzt werden, bietet es trotzdem für die Veterinärmedizin ein großes Potential. Digitale Technologien ermöglichen ein hochwertiges Angebot von Foto-, Audio- oder Videodateien. Diese können als Lehrmaterial in das Internet gestellt werden, gehen nicht verloren und können immer wieder aufgerufen werden. In der universitären/klinischen Lehre ist man dadurch nicht auf „passende Patienten“ angewiesen, um spezifische Krankheitssymptome zu präsentieren. Durch das Web 2.0 konnten sich auch veterinärmedizinische Nachschlagewerke wie „Vetipedia“ (http://www.vetipedia.org) aus Deutschland oder „WikiVet“ (http://www.wikivet.net/) aus Großbritannien etablieren. Aus den Fokusgruppenbefragungen geht hervor, dass insbesondere die Studierenden der Veterinärmedizin mit dem Umgang mit PCs, Internet sowie dem Einsatz von Web 2.0-Werkzeugen vertraut sind und man davon ausgehen kann, dass langfristig die Verwendung von Web 2.0-Werkzeugen zunehmen wird, auch wenn einige technische Hürden und Schwierigkeiten bei der Nutzung durch die befragten Personen auftraten [9]. Dies wird durch die Ergebnisse der nationalen Fokusgruppenbefragung bestätigt. Viele sind bereits Mitglied in anderen online-Gemeinschaften, nutzen auch hier Web 2.0-Werkzeuge und sehen in NOVICE den Vorteil, dass hiermit ein berufsbezogenes Netzwerk geschaffen worden ist, indem ein internationaler Fachdialog möglich ist. Technische Hürden und Schwierigkeiten, den Überblick über Funktionen im Netzwerk zu erhalten, sollen durch Änderungen und Ergänzungen durch die NOVICE-Administratoren beseitigt werden.

Web 2.0-Inhalte spielen bereits eine erhebliche Rolle bei der Informationssuche sowohl für klinische Entscheidungen als auch bei der medizinischen Ausbildung [16] und das Web 2.0 wird eine immer größere Bedeutung in der medizinischen Aus-, Fort- und Weiterbildung gewinnen [19], [20]. Auch die tiermedizinische Lehre hat in den letzten zwei Jahrzehnten von der Informations- und Kommunikationstechnologie mit den einhergehenden neuen Lehrmethoden und -möglichkeiten profitiert und wird auch in Zukunft eng mit den Veränderungen des Internets verknüpft sein [33], [34], [35]. Nicht nur die webbasierte interaktive Zusammenarbeit zwischen Studierenden und Dozierenden der Veterinärmedizin sowie praktizierenden Tierärzten wird an Bedeutung gewinnen, sondern auch das gemeinsame internationale Vorgehen in Bezug auf die Kontrolle der Tierproduktion und Lebensmittelsicherheit oder den Umgang mit Tierseuchen und Zoonosen [35].

Burrell [6] spricht von einem großen Potential, das das Web 2.0 für die klinische Praxis bietet. Im „Social Networking“ sieht er die Chance, dass Experten der Humanmedizin gemeinsam auch auf internationaler Ebene zusammenarbeiten. Viele „Social Networking“- Anwendungen bieten sich an, um Wissen auszutauschen und zu bündeln und soziale Kontakte und Diskussionen zwischen Kollegen zu ermöglichen. So nennt er beispielsweise „Flickr“ für gemeinsame Bilddatenbanken, „Facebook“ für gemeinsame Interessengruppen, „Delicious“ als Social-Bookmarking-Dienst für den Austausch von interessanten Hyperlinks, googledocs für das gemeinsame Verfassen von Textdokumenten oder „Youtube“ für den Austausch von Podcasts. Eine Darstellung über Risiken und Vorteile von „Online-professionell Networks“ für Humanmediziner zeigen Hyman et al. [17] auf. Bei vorsichtigem und bewusstem Einsatz eines geschlossenen, berufsspezifischen Netzwerkes überwiegen die Chancen. Allerdings ist das ständige, kritische Hinterfragen der Sicherheit und Öffentlichkeit, wie auch in den NOVICE-Fokusgruppen bemerkt, ein Anzeichen von medienkompetentem Verhalten [37].

NOVICE vereint die von Burrell [6] genannten Web 2.0-Werkzeuge in einem von den Nutzenden gut akzeptierten Netzwerk. Um gemeinsam zu arbeiten, sind im Grunde keine anderen „Social Networking“-Anwendungen notwendig. Dieses Potential muss noch weiter ausgeschöpft werden. Der globalisierte Handel und Verkehr und die damit verbundene Einschleppung Vektor-getragener Infektionserreger, die globale Erwärmung und die daraus resultierende Etablierung exotischer Vektoren [28], die Tierproduktion sowie die Lebensmittelproduktion stellen eine Herausforderung für die Tiergesundheit und die öffentliche Gesundheit dar und erfordern eine internationale Zusammenarbeit im großen Maßstab und die Entwicklung gemeinsamer Strategien. Für diese Aufgaben bietet sich das veterinärmedizinische Netzwerk NOVICE als interessantes Medium und Werkzeug an. Zurzeit ist NOVICE sowohl bei der deutschen als auch der internationalen Tierärzteschaft wenig bekannt. Sollte sich dies in Zukunft ändern und etabliert sich dieses Netzwerk als Teil der kommunikativen Infrastruktur, der selbstverständlich genutzt und in die Arbeit integriert ist, besteht die Aussicht, dass internationale Dialoge, die Wahrnehmung gemeinschaftlicher Interessen, das gemeinsame Wissensmanagement sowie eine internationale Zusammenarbeit realisiert werden können.


Schlussfolgerung

Die Entwicklung des Netzwerkes sowie die Zahl der Mitglieder sind in diesem Zeitraum positiv aber kritisch zu bewerten. Die Akzeptanz eines internetbasierten, sozialen Netzwerkes für die kollegiale Kommunikation und das informelle Lernen ist prinzipiell bei Tiermediziner, Dozierenden und Studierenden der Veterinärmedizin vorhanden. Mit der aktuellen Mitgliederzahl ist jedoch die „kritische Masse“ [25] noch nicht erreicht, mit der sich im Netzwerk eine eigene Dynamik entwickelt. Die Projektpartner müssen zurzeit noch Unterstützung leisten, zum einen um Diskussionen zu fördern und zum anderen um Mitglieder mit dem Netzwerk vertraut zu machen. Dies erfolgt beispielsweise durch die Einladung von Mitgliedern in für sie inhaltlich interessante Gruppen, in denen sie sich aufgrund ihrer Erfahrungen und Kenntnissen an Diskussionen beteiligen können. Bisher liegt der inhaltliche Fokus der Beiträge dem Namen des Netzwerkes (Network Of Veterinary ICt in Education) entsprechend auf der durch E-Learning unterstützten veterinärmedizinischen Lehre und hier stellt sich die Entwicklung des Netzwerkes durchaus positiv dar. Internationale Experten aus diesem Bereich sind in diesem Netzwerk zahlreich vertreten und beteiligen sich an der Diskussion und dem Fachdialog. Für die Weiterentwicklung des Netzwerkes wäre ein Zuwachs der Mitgliederzahl jedoch wünschenswert, damit in anderen veterinärmedizinischen Fachgebieten ebenfalls hochwertiger Informationsaustausch und informelles Lernen stattfinden können.

Für die Zukunft könnte eine internationale Vernetzung die Zusammenarbeit hinsichtlich Tiergesundheit, Tierseuchenbekämpfung und Lebensmittelsicherheit sowie den damit verbundenen Verbraucherschutz unterstützen.


Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

1.
ARD/ZDF Pressestelle. ARD/ZDF-Onlinestudie. Frankfurt: ZDF; 2011. Zugänglich unter/Available from: http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/index.php?id=325 Externer Link
2.
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