gms | German Medical Science

GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Ars legendi-Preis des Stifterverbandes für exzellente Hochschullehre 2006: HRK und Stifterverband stellen erste Ars legendi-Preisträger vor

Ankündigung Humanmedizin

Suche in Medline nach

  • author Jan Rathjen - Hochschulrektorenkonferenz, Bonn, Deutschland Externer Link
  • corresponding author Bettina Jorzik - Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Programmleitung Studienreform, Akademischer Nachwuchs, Essen, Deutschland Externer Link

GMS Z Med Ausbild 2006;23(2):Doc28

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/journals/zma/2006-23/zma000247.shtml

Eingereicht: 9. Mai 2006
Veröffentlicht: 15. Mai 2006

© 2006 Rathjen et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Pressemitteilung

Die ersten Träger des neu geschaffenen Ars legendi-Preises des Stifterverbandes für exzellente Hochschullehre sind Privatdozentin Dr. Sigrid Harendza von der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg und Prof. Dr. Reinhard Putz von der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Preisträger erhielten die Auszeichnung am 04. Mai im Rahmen der Jahresversammlung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Greifswald. Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft vergibt den mit 50.000 Euro dotierten Preis von 2006 an jährlich auf Vorschlag der HRK. Den Anfang macht in diesem Jahr das Fach Medizin.

"Wir wollen mit diesem Preis gemeinsam ein starkes Zeichen dafür setzen, dass erstklassige Lehre für Hochschulen die gleiche Bedeutung haben muss wie Spitzenleistung in der Forschung", erklärte der stellvertretende Generalsekretär des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, Dr. Volker Meyer-Guckel. "Mit Sigrid Harendza und Reinhard Putz werden zwei herausragende Persönlichkeiten ausgezeichnet, die dieses Ziel in besonderer und jeweils ganz eigener Weise verkörpern", ergänzte der Vorsitzende der Jury, HRK-Vizepräsident Prof. Dr. Helmut Ruppert.

Dr. Sigrid Harendza habe die Jury durch ihre sehr tief greifende Wirkung in der Hamburger Fakultät beindruckt. Sie habe sich als Lehrende intensiv weitergebildet und mit ihrem Fachwissen einen Prozess der Organisationsentwicklung in der Fakultät in Gang gesetzt, der nachhaltig gute Lehre sichern werde. Prof. Reinhard Putz habe sich über inzwischen mehrere Jahrzehnte neben der eigenen Lehre um die Weiterbildung von Hochschullehrern verdient gemacht. Vor allem aber habe er mit großer Beharrlichkeit das Thema der guten und professionellen Lehre in die Fachdisziplin hineingetragen. Die dynamische und breite Entwicklung in der medizinischen Hochschullehre in den letzten Jahren sei ganz wesentlich auch sein Verdienst.

Die Expertenjury aus Medizinern, Medizindidaktikern, Hochschuldidaktikern und Studierenden hat die Entscheidung einmütig getroffen. Kriterien waren neben der eigenen hervorragenden Lehre der Bewerber auch die innovative und nachhaltige Wirkung auf die gesamte Fakultät und in die gesamte Fachdisziplin. Das Feld bestand aus 50 Kandidatinnen und Kandidaten, die von Fakultäten und Fachschaften vorgeschlagen worden waren; auch Eigenbewerbungen waren zulässig.

Ansprechpartner:

Michael Sonnabend, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Tel.: 0201/8401-181, michael.sonnabend@stifterverband.de

Susanne Schilden, Hochschulrektorenkonferenz, Tel.: 0228/877-152, presse@hrk.de


Prof. Dr. Reinhard Putz

Kommentar der Jury:

Prof. Putz ist neben seinen umfangreichen Verdiensten als Wissenschaftler seit vielen Jahren ein exzellenter und begeisternder Hochschullehrer. Gerade für die Ausbildung von Ärzten, die nach seinem Dafürhalten berufs- und forschungsbezogen sein muss, hält er professionelle Lehre für unabdingbar. Seine erste Ausbildung als Volksschullehrer hat seine sensible Haltung zu Fragen der Lehre sicher mitgeprägt. Ungeachtet der hohen Studierendenzahlen an seiner Hochschule wird er von den Studierenden als Lehrender, aber auch als Ansprechpartner sehr geschätzt. Er nutzt ihr Feedback, um seine Lehre weiterzuentwickeln.

Früh hat Prof. Putz erkannt, dass gute Lehre eine Aufgabe ist, die über die einzelne Person hinausweist: Seit langem schon initiiert er beispielgebende Weiterbildung für Lehrende und führt sie zum Teil auch selbst durch, inzwischen auch an anderen Hochschulen im In- und Ausland. Gemeinsam mit anderen hat er ein neues Medizincurriculum und neue Lehr- und Prüfungsformen entwickelt und sich in der Ausbildungsforschung engagiert.

Vor allem aber hat er mit großer Beharrlichkeit das Thema der guten und professionellen Lehre in die gesamte Fachdisziplin hineingetragen. Es ist ganz wesentlich ihm zu verdanken, dass sich die medizinische Hochschullehre in Deutschland in den letzten Jahren so breit und dynamisch entwickelt. Dies gilt auch ganz aktuelle für die Einrichtung des ersten deutschen Masterstudiengangs für Medical Education (MME) an der Universität Heidelberg, der auf seine Initiative zurückgeht.

Angaben zum Lebenslauf:

Geboren: 05. August 1942, Innsbruck

1956-1961: Bundeslehrerbildungsanstalt, Innsbruck

1962-1968: Studium der Medizin, Universität Innsbruck

1968: Promotion, Universität Innsbruck

1968-1972: Universitätsassistent, Anatomisches Institut Innsbruck

1976: Ernennung zum Oberarzt

1979: Erteilung der Lehrbefähigung als Universitäts-Dozent für Anatomie

1979: Facharzt für Anatomie

1982-1989: ord. Professor (Direktor) Lehrstuhl III, Anatomisches Institut Freiburg

1983-1988: Geschäftsführender Direktor des Anatomischen Instituts Freiburg

seit 1989: ord. Professor (Vorstand) Lehrstuhl I, Anatomie, München

1995-1998: Geschäftsführender Vorstand der Anatomischen Anstalt München

seit 2003: Prorektor der Ludwig-Maximilians-Universität München


PD Dr. Sigrid Harendza, MME (Bern)

Bewertung der Jury:

Frau Dr. Harendza beeindruckt durch die sehr tief greifende und stimulierende Wirkung, die sie - trotz gewachsener traditioneller Strukturen - in der Hamburger Medizinischen Fakultät entfaltet hat. Sie hat sich als Lehrende intensiv professionalisiert und schöpft aus didaktischem Fachwissen, das sie sich unter anderem in einem weiterbildenden Master of Medical Education (MME) angeeignet hat.

Auf dieser Basis konnte sie in ihrer eigenen Lehre, aber auch in der Studienreform in der gesamten Fakultät starke eigene Akzente setzen. Dort hat sie nicht nur die Entwicklung eines neuen Curriculums nach medizindidaktischen Gesichtspunkten geleitet. Sie hat gleichzeitig mit viel Umsicht einen beispielhaften Prozess der Organisationsentwicklung in Gang gesetzt, der der Lehre einen ganz neuen Stellenwert verschaffft. Dieser Prozess schließt Weiterbildungsmaßnahmen für Lehrende ein, die sie in Kooperation mit anderen Hochschulen organisiert. Damit hat sie in der Fakultät stabile Strukturen für gute Lehre geschaffen, die die Qualität nachhaltig sichern werden. Über Publikationen und als Dozentin für Projektmanagement im MME an der Universität Heidelberg gibt sie ihre Kenntnisse weiter.

Parallel zu ihrem außergewöhnlichen Engagement in der Lehre ist die Fachärztin für innere Medizin weiterhin aktive Wissenschaftlerin und hat sich 2003 in diesem Gebiet habilitiert. Sie zeigt zukunftsweisend und beispielgebend, wie sich eine Hochschullehrerin mindestens gleichgewichtig in den Bereichen Lehre und Forschung profiliert.

Angaben zum Lebenslauf:

Geboren: 27. August 1965, Köln-Lindenthal

1984-1991: Studium der Humanmedizin in Frankfurt/Main

06.02.1992: Promotion, Universität Frankfurt/Main

1992: Carl Oehlemannpreis (Promotionspreis des Landes Hessen)

1/93-12/94: Postdoktorandenstipendium der DFG, University of California, Department of Nephrology, San Francisco, USA

seit 1/95: Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Innere Medizin, III. Medizinische Klinik

09.02.2000: Facharztprüfung für Innere Medizin

1/01-8/03: Assistentin des Prodekans für Lehre, Fachbereich Medizin, Universität Hamburg

2/02-12/03 Master of Medical Education (MME), Universität Bern

03.03.2003: Habilitation für Innere Medizin, Universität Hamburg

seit 7/04: Oberärztin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Innere Medizin, III. Medizinische Klinik

seit 19.04.2006: Prodekanin für Lehre, Medizinische Fakultät, Hamburg


Mitglieder der Jury

Professor Dr. Dr. h.c. Helmut Ruppert (Vorsitzender, ohne Stimmrecht), Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz für Lehre, Studium und studentische Angelegenheiten

Dr. Volker Meyer-Guckel (Co-Vorsitzender, ohne Stimmrecht), Stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft

Professor Dr. med. Eckhart Hahn, Universität Erlangen-Nürnberg, Vorsitzender der Gesellschaft für Mediznische Ausbildung (GMA)

Professor Dr. Dr. h.c. Gebhard von Jagow, Johann-Wolfgang-Goethe Universität Frankfurt/Main, Vorsitzender des Medzinischen Fakultätentages

Jonas Johannink, Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V.

Professor Dr. Dr. h.c. Dietrich Niethammer, Wissenschaftskolleg zu Berlin, ehem. Mitglied des Wissenschaftsrates, ehem. Vorsitzender des Ausschusses Medzin des Wissenschaftsrates

Dr. Lambert Schuwirth, Universiteit Maastricht, Department of Educational Development and Research

Vanessa Wennekes, Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V.

Professor Dr. Dr. h.c. Johannes Wildt, Hochschuldidaktisches Zentrum der Universität Dortmund, Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Hochschuldidaktik e.V.


Ausschreibungstext

Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) loben erstmals den "Ars legendi-Preis für exzellente Hochschullehre" aus. Der Preis wird jährlich alternierend in verschiedenen Disziplinen bzw. Fächergruppen verliehen, im Jahr 2006 im Fach Medizin.

Der Preis soll die besondere Bedeutung der Hochschullehre für die Ausbildung des akademischen Nachwuchses sichtbar machen und einen karrierewirksamen Anreiz schaffen, sich in der Hochschullehre zu engagieren und sie über den eigenen Wirkungsbereich hinaus zu fördern. Gleichzeitig soll die Qualität der Lehre als ein zentrales Exzellenzkriterium für Spitzenhochschulen etabliert und als strategisches Ziel des Qualitätsmanagements der Hochschulen profiliert werden.

Der Preis wird für herausragende und innovative Leistungen in Lehre, Prüfung, Beratung und Betreuung an Hochschulen verliehen, insbesondere für

1. die Entwicklung, Implementierung und Durchführung von Curricula oder curricularen Elementen (Modulen, Lehrveranstaltungen);

2. die Entwicklung und den erfolgreichen Einsatz von Lehr- und Lernmaterialien;

3. die Entwicklung und Implementierung innovativer Prüfungsmethoden;

4. die Entwicklung und Umsetzung neuartiger Beratungs- und Betreuungskonzepte;

5. sonstige Maßnahmen zur Verbesserung von Studium und Lehre (z. B. in der Qualitätssicherung).

Zur Konkretisierung der Kriterien und Verfahrensmodalitäten im Fach Medizin haben der Stifterverband und die Hochschulrektorenkonferenz einen Workshop mit Fach- und Studierendenvertretern veranstaltet. Danach sollte der Preisträger / die Preisträgerin möglichst viele der folgenden Kriterien erfüllen:

- Die Lehre (Lehrveranstaltungen, Prüfungen, Beratung und Betreuung) ist von herausragender Qualität und findet besondere Anerkennung von Studierenden und Kollegen. Sie ist studierendenzentriert, praxisnah und forschungsbezogen. Sie wird durch Lehrmaterialien und Medien unterstützt.

- Die Lehre ist innovativ und hat über den eigenen Wirkungskreis hinaus Impulse für die Weiterentwicklung der Lehre und die Studienreform gegeben (Lokal, national oder sogar international). Lehrinnovationen sind auf andere Fächer oder Hochschulen übertragen worden.

- Der Preisträger / die Preisträgerin zeichnet sich durch hohe Professionalität in der Lehre aus. Er/sie verfügt über hochschul-/medizindidaktisches Know-how und bildet sich regelmäßig weiter. Lehrveranstaltungen und Prüfungen werden unter Berücksichtigung von Erkenntnissen der Lehr-/Lernforschung im Sinne einer evidenz-basierten Lehre durchgeführt. Zur Qualitätssicherung und -entwicklung werden Perspektiven Dritter genutzt, insbesondere der Studierenden. Er/sie arbeitet im Team und beteiligt sich an der Ausbildungsforschung.

- Der Preisträger / die Preisträgerin engagiert sich nachhaltig und erfolgreich für gute Lehre. Er/sie setzt sich in den relevanten Gremien für Lehr- und lernförderliche Rahmenbedingungen ein und beteiligt sich als Multiplikator/in an hochschul-/medizindidaktischer Fortbildung. Er/sie wirbt Drittmittel für die Lehre ein.

- Der Preisträger / die Preisträgerin ist ausgewiesene/r Wissenschaftler/in. Er/sie ist innerhalb der eigenen Disziplin, aber auch interdisziplinär vernetzt. Seine/ihre Lehre ist forschungsbezogen.

Die Bewerbung erfolgt auf Vorschlag der Fakultäten oder Fachschaften im Fach Medizin; auch Eigenbewerbung sind zulässig. Für Vorschläge seitens der Fakultäten und Fachschaften sowie für Eigenbewerbungen gibt es jeweils spezifische Formulare. Bitte verwenden Sie für Ihren Vorschlag bzw. Ihre Bewerbung das entsprechende Formular und fügen die dort genannten Anlagen bei.

Die Unterlagen sind per Post in zehn Exemplaren bis zum 13. Februar 2006 einzureichen bei der Hochschulrektorenkonferenz, Referat B1, Ahrstraße 39, 53175 Bonn. Es gilt das Datum des Poststempels.

Über die Vergabe des Preises entscheidet eine Jury aus Experten der Lehre in der Medizin, Studierenden und Hochschulvertretern.

Der Preis wird im Rahmen der Jahresversammlung der HRK am 4. Mai 2006 in Greifswald übergaben.