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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Konzeption und Erfahrungen mit dem deutschen Master of Medical Education (MME)-Studiengang des medizinischen Fakultätentages (MFT) an der Medizinischen Fakultät Heidelberg

Nachricht Humanmedizin

  • author Martin R Fischer - Ludwig-Maximilian-Universität München, Medizinische Klinik - Innenstadt, Schwerpunkt Medizindidaktik, München, Deutschland
  • author Jana Jünger - Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Klinik fü Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin, Standort Neuenheim, Heidelberg, Deutschland
  • author Roman Duelli - Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät, Studiendekanat, Heidelberg, Deutschland
  • author Reinhard Putz - Ludwig-Maximilians-Universität München, Anatomische Anstalt, München, Deutschland
  • corresponding author Franz Resch - Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät, Studiendekanat, Heidelberg, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2006;23(2):Doc26

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/journals/zma/2006-23/zma000245.shtml

Eingereicht: 9. Mai 2006
Veröffentlicht: 15. Mai 2006

© 2006 Fischer et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Einführung und Zielsetzung

Auf Initiative des medizinischen Fakultätentages (MFT) und Dank der finanziellen Förderung durch den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und die Heinz-Nixdorf-Stiftung, konnte zum WS 04/05 der zweijährige berufsbegleitende Aufbaustudiengang "Master of Medical Education (MME)" an der Medizinischen Fakultät Heidelberg etabliert werden. Die Zielsetzungen des interdisziplinären Studienganges umfassen

- eine Erhöhung der Qualität der Lehre,

- ein Professionalisierung der medizinischen Ausbildung,

- die Qualifizierung von Multiplikatoren und Führungspersonen an medizi-nischen Fakultäten,

- eine Förderung des bundesweiten Austausches in der medizinischen Ausbildung und

- die Förderung hochwertiger Ausbildungsforschung.


Stand der Umsetzung

Die Einrichtung des Studienganges "Master of Medical Education" erfolgte am 7. September 2004 an der Medizinischen Fakultät Heidelberg.

Der Studiengang wird unter zentraler Leitung durch die Medizinische Fakultät Heidelberg derzeit gemeinsam mit sieben weiteren medizinischen Fakultäten ausgerichtet (neben Heidelberg, Berlin, Dresden, Essen, Köln, München (LMU), Münster, Tübingen).

Zur Abklärung aller Fragen, die im Zusammenhang mit der Organisation und Durchführung des Studiengangs entstehen, einschließlich der Fragen der Weiterentwicklung und der Reform des Studienganges, bilden die Kooperationspartner einen gemeinsamen Ausschuss.

Der gemeinsame Ausschuss wird durch einen Vertreter des MFT geleitet. Mitglieder sind der zentrale Leiter des Studienganges in Heidelberg, der Präsident des Medizinischen Fakultätentages, je ein Mitglied der beteiligten Fakultäten und ein Studierender des Studienganges (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).


Grundideen des MME

Im gesamten Curriculumsentwicklungsprozess wurde großer Wert darauf gelegt, folgende Grundideen umzusetzen:

- Interfakultäre Ausrichtung

- Gemeinsame Curriculumsentwicklung

- Multiperspektivische Vermittlung der Lehrinhalte

- Aufeinander aufbauende Module (Lernspirale)

- Vernetzung der Module (Longitudinalmodul).

An der Durchführung dieses neuen interdisziplinären Studienganges sind acht besonders qualifizierte Fakultäten beteiligt, aus denen die Modulleiter 1 - 8 stammen (München, Tübingen, Essen/Münster, Berlin, Heidelberg, Dresden und Köln). Um den interfakultären, multiperspektivischen Ansatz zu verwirklichen, werden in den jeweils einwöchigen Präsenzmodulen drei Dozenten aus verschiedenen Fakultäten in ein Team eingebunden. Von den an der Ausrichtung des Studienganges beteiligten Dozenten sind über 80% selbst MME-Absolventen einer ausländischen Universität. Zusätzlich werden Lehrpersonen aus dem benachbarten Ausland wie z. B. aus Rotterdam, Maastricht oder Bern in die Modulteams mit einbezogen, um deren internationale Sichtweise zu nutzen.

In einer gemeinsamen Klausurtagung im Mai 2005 erarbeiteten die Modulleiter und -dozenten die detaillierten Lernziele, Lerninhalte und Lernmethoden des Curriculums. Dadurch sollte eine homogene Struktur des Curriculums sichergestellt werden. Durch die inhaltliche Vernetzung der einzelnen Beiträge und die klare Abstimmung der Modulinhalte aufeinander wird eine einfache Aneinanderreihung der Module der einzelnen Fakultäten vermieden (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]). Redundanz tritt nur dann auf, wenn sie von den Modulleitern als Wiederholung der Lerninhalte gezielt eingeplant wurde.

Ein grundlegendes Element des MME-Curriculums ist eine schlüssige vertikale Inhaltsstrukturierung, die das Prinzip der aufeinander aufbauenden Module verfolgt, wobei Lehr- und Lernformen sich von Modul 1 bis 8 aufeinander aufbauend methodisch-didaktisch entwickeln (Lernspirale). Dazu ergänzend verbindet ein Longitudinalmodul die einzelnen Module miteinander und sichert sowohl die inhaltliche Verzahnung des Studienganges als auch die kontinuierliche Betreuung der Teilnehmer. Zur Vernetzung der Module tragen im Wesentlichen longitudinale Elemente wie Kommunikation und Gruppenentwicklung sowie die in jedem Modul stattfindende Betrachtung der lokalen Lehrsituation bei. Soziale Aktivitäten, für die sich die lokalen Mitglieder des Dozententeams und die Modulleiter verantwortlich zeigen, verstärken diese Intention. Die Förderung der Ausbildungsforschung durch den MME wird durch die kontinuierliche modul-übergreifende Betreuung der Projekt- und Masterarbeitserstellung unterstützt.

Seit dem Frühjahr 2005 steht den Teilnehmern und den Dozenten die elektronische Lernplattform Athena zur Verfügung, die an der Medizinischen Fakultät Heidelberg etabliert ist. In diesem Kurs- und Inhaltsmanagement-System ist für den Studiengang im System eine Online-Community angelegt, zu der ein geschlossener Nutzerkreis mit registrierten Teilnehmern Zugang hat. Das Athena-E-Learning-Portal hat als Zielsetzung eine transparente und mobile Informationsübermittlung und dient als Online-Diskussionsforum zum direkten Feedback zwischen Dozenten und Teilnehmern des Studienganges. Darüber hinaus wird den Teilnehmern der Zugriff auf Online-Kursmaterialien ermöglicht.

Seit Frühjahr 2005 ist der MME-Studiengang mit einer eigenen Webseite unter dem Link http://www.mme-de.de im Internet vertreten.


Ausblick

Insgesamt ist der MME-Studiengang sowohl von den beteiligten Fakultäten als auch von den Teilnehmern sehr positiv aufgenommen worden. Bei der Vorstellung des Studienganges auf der Hochschulrektorenkonferenz im Oktober 2005 in Bonn als auch bei der Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) im November 2005 in Münster bestand ein sehr großes Interesse am neuen Aufbaustudiengang, dessen Konzeption und Umsetzung äußerst positive Resonanz fand. Der 1. Jahrgang wird das Studium am 30.09.2006 beenden.

Für den zweiten Jahrgang 2005/2007 wurden 25 Teilnehmer von 17 Fakultäten nominiert. Davon erhielten 19 Teilnehmer ein Stipendium zugesprochen, sechs Teilnehmer finanzieren das Studium selbst.

Nach eingehender Prüfung des Zulassungsausschusses, der sich aus fünf Mitgliedern der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg zusammensetzt, werden für den Jahrgang 2006/2008 25 Teilnehmer ausgewählt.

Die Bewerbung für den dritten Jahrgang 2006/2008 des MME-Studienganges endet mit Ausschlussfrist zum 15. Juli 2006.


Danksagung

Dr. Thomas Böker/Heidelberg, Prof. Peter Dieter/Dresden, Dr. Götz Fabry/Freiburg, Dr. Waltraud Georg/Berlin, Prof. Eckhart Hahn/Erlangen, PD Dr. Sigrid Harendza/ Hamburg, Prof. Stefan Herzig/Köln, Dr. Matthias Hofer/Düsseldorf, Erika Irniger/Bern, Dr. Martina Kadmon/Heidelberg, Prof. Volker Köllner/Homburg, Dr. René Krebs/Bern, Dr. Maria Lammerding-Köppel/Tübingen, Prof. Martin Lischka/Wien, Dr. Bernhard Marschall/Münster, Prof. Reinhard Nippert/Münster, Dr. Dino Carl Novak/Köln, Dr. Kai Schnabel/Berlin, Prof. Henk Schmidt/Rotterdam, PD Dr. Dirk Sommerfeldt/Hamburg, Dr. Barbara Stadelmann/Bern, Dr. Ingeborg Stahr/Essen, Prof. Thorsten Steiner/Heidelberg, Dr. Margret Tiebel/Dresden, Prof. Christian Waydhas/Essen, Bettina Jorzik/Stifterverband, Prof. Gebhard von Jagow/ MFT Frankfurt, Prof. Hans-Günther Sonntag/Heidelberg, Liane Feßler-Asgeirsson/Heidelberg.


Anmerkung

Die Autoren Martin R. Fischer und Jana Jünger haben in gleicher Weise zu dieser Arbeit beigetragen.