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15. Internationales SkillsLab Symposium 2021

18.03. - 20.03.2021, online

Cognitive Load, Klischees und Stereotype: Überarbeitung und Modernisierung von Rollenbeschreibungen für Simulationspersonen

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Julia Freytag - Charité Universitätsmedizin Berlin, Team Spezielle Lehrformate, Simulationspatientenprogramm, Berlin, Deutschland
  • Susanne Lück - Charité Universitätsmedizin Berlin, Team Spezielle Lehrformate, Simulationspatientenprogramm, Berlin, Deutschland
  • Peter Eberz - Charité Universitätsmedizin Berlin, Team Spezielle Lehrformate, Simulationspatientenprogramm, Berlin, Deutschland
  • Rolf Kienle - Charité Universitätsmedizin Berlin, Team Spezielle Lehrformate, KIT-Bereich, Berlin, Deutschland

15. Internationales SkillsLab Symposium 2021. sine loco [digital], 18.-20.03.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocP1.1

doi: 10.3205/21isls01, urn:nbn:de:0183-21isls015

Published: March 11, 2022

© 2022 Freytag et al.
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Einleitung: Im Kommunikationscurriculum der Charité sind Simulationspersonen (SP) wesentlicher Bestandteil – innerhalb der 102 Unterrichtseinheiten sind 20 SP-Gespräche integriert [1]. Rückmeldungen von Studierenden, SP und Dozierenden, Veränderungen durch medizinischen Fortschritt, aber auch gesellschaftlicher Wandel machen eine regelmäßige Überarbeitung der SP-Rollen nötig. Daher begannen wir 2019 mit einer großangelegten Überarbeitung der SP-Rollen unseres Curriculums.

Vorgehen: Auf Basis von Rückmeldungen und Beobachtungen aus Hospitationen sammelten wir Themen zur Überarbeitung und prüften, ob auch aus theoretischer Sicht Begründungen für diese Änderungen vorliegen. Folgende Themen wurden schließlich bei der Überarbeitung bedacht:

  • Überprüfung des Cognitive Load: Die Cognitive Load Theory geht davon aus, dass Lernen eine kognitive Belastung in mehreren Bereichen darstellt. Ist diese Belastung insgesamt zu hoch, wird das Lernen beeinträchtigt [2]. In Bezug auf die Rollen stand ein strenger Abgleich des Rolleninhalts mit den Lernzielen im Vordergrund, besonders im Hinblick auf Charaktereigenschaften der Figur, die den Schwierigkeitsgrad erhöhen oder Hintergrundgeschichten, die bei Studierenden den Eindruck erwecken, in jedem SP-Fall gebe es ein zu lüftendes Geheimnis.
  • Genderaspekte: Die Reflexion von eigenen Klischees und Vorurteilen ist im NKLM als Lernziel aufgeführt [http://www.nklm.de]. Wir prüften ob und inwiefern in den Rollen Geschlechterklischees reproduziert werden.
  • Stereotypisierung: Gruppen, wie Homosexuelle oder Anhänger*innen einer Glaubensrichtung werden oft nur in Verbindung mit bestimmten Problemen präsentiert. Ziel war es, dass diese Gruppen auch losgelöst von mit ihnen assoziierten Problemen im Curriculum auftauchen.

Bearbeitet wurden die Rollen von drei Mitarbeiter*innen des SP-Programms mit Expertise im Bereich Rollenentwicklung und -training. Die aktualisierten Versionen wurden vom 3er-Team inklusive einer weiteren Person (Verantwortlicher des Kommunikationscurriculums) in einer Gruppendiskussion besprochen und – nach Ergänzungen – konsentiert.

Ergebnis und Erfahrungen: Aktuell sind 16 Rollen bereits überarbeitet, 5 davon im Team konsentiert. Die SP nehmen die überarbeiteten Rollen positiv auf, eine Befragung der Dozierenden und Studierenden ist zum Semesterende geplant. Abseits der durchgeführten Modernisierung fällt auf, dass zur besseren Abbildung der Gesellschaft Themen wie z.B. Migration oder Transgeschlechtlichkeit fehlen – hier ist jedoch auch die limitierte Verfügbarkeit von passenden Personen im SP-Pool ein Problem.

Schlussfolgerung: Eine regelmäßige Überarbeitung der SP-Rollen ist zeitintensiv, aber notwendig, um Rückmeldungen, sowie den gesellschaftlichen und medizinischen Wandel zu berücksichtigen und die Anforderungen an zukünftige Ärzt*innen realistisch abzubilden. Wir möchten mit diesem Beitrag unsere Erfahrungen aus diesem Prozess teilen, andere SP-Verantwortlichen anregen und mit ihnen in Austausch treten.


Literatur

1.
Charité - Universitätsmedizin Berlin, Prodekanat für Lehre. Referenzhandbuch Kommunikation, Interaktion und Teamarbeit. Berlin: Charité; 2019.
2.
Plass JL, Moreno R, Brünken R, editors. Cognitive Load Theory. Cambridge: University Press; 2010.