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Bedeutung des Akademisierungsgrads der Teilnehmenden (Pflegeauszubildende/Pflegestudierende) für die Wahrnehmung interprofessioneller Zusammenarbeit – Vergleich der Evaluation einer rehabiliationsbezogenen Lehrveranstaltung durch alle beteiligten Berufsgruppen
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Published: | September 11, 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Vor dem Hintergrund wachsender rehabilitativer Versorgungsanforderungen wurde an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ein interprofessionelles Lehrmodul (IPL) „Reha- und Entlassmanagement“ entwickelt, evaluiert und implementiert [1]. Nach Durchgängen mit Pflege- und Physiotherapieauszubildenden sowie Medizinstudierenden wurde das Modul 2022 erstmals mit Studierenden der Evidenzbasierten Pflege (B.Sc.) statt Pflegeauszubildenden durchgeführt. Es stellt sich die Frage, welchen Einfluss die geänderte Zusammensetzung auf die Wahrnehmung der interprofessionellen Zusammenarbeit seitens der Berufsgruppen hatte.
Methoden: Nach jedem Durchgang wurde das Modul durch die Teilnehmenden mittels eines eigens entwickelten Fragebogens evaluiert. Für die vorliegende Analyse wurden ausgewählte Items zu Kommunikation und interprofessioneller Zusammenarbeit sowie die Gesamtbewertung der Lehrveranstaltung (Schulnote) gruppiert nach Berufsgruppe und Zeitpunkt (vor1/während2 der Änderung) ausgewertet und die Mittelwerte mittels t-Test verglichen.
Ergebnisse: Es wurden Evaluationen von 141 Teilnehmenden berücksichtigt (49 Medizinstudierende, 45 Auszubildende der Physiotherapie, 25 Pflegeauszubildende, 22 Pflegestudierende) (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]).
Die Pflegestudierenden stimmten eher der Aussage zu, dass ein „wechselseitiger informativer Austausch“ stattgefunden habe. Die Zustimmung zu „wertschätzender Kommunikation unter den Berufsgruppen„ war unter den Auszubildenden etwas höher. Bei den anderen Berufsgruppen stieg in der neuen Zusammensetzung mit den Pflegestudierenden die Wahrnehmung eines informativen wechselseitigen Austauschs. Beide Berufsgruppen (Physiotherapie, Medizin) stimmten (tendenziell) stärker zu, dass sich die „Haltung zum interprofessionellen Team positiv verändert/bestätigt„ hatte. Zudem stimmten die Medizinstudierenden eher einer wechselseitigen wertschätzenden Kommunikation zu.
Die Gesamtbewertung der IPL war bei Pflegestudierenden besser als bei Pflegeauszubildenden. Bei den Medizinstudierenden zeigt sich ebenfalls die Tendenz höherer Noten in der neuen Zusammensetzung, während bei Physiotherapieauszubildenden die Gesamtnote vergleichbar war.
Diskussion: Studierende der Pflege waren insgesamt zufriedener mit der IPL, was sich in einer positiveren Gruppendynamik spiegeln könnte. Vermutlich spielen hierbei der Zeitpunkt der IPL sowie die Integration in das Curriculum, Vorerfahrungen mit interprofessioneller Lehre und möglicherweise ein anderes Berufsverständnis eine Rolle. Insgesamt nahmen alle Berufsgruppen einen besseren Austausch wahr, Teilnehmende der Physiotherapie und Medizin gaben eher eine positiv veränderte Haltung an.
Take Home Message: Bei Einbezug von Studierenden der Pflege statt Auszubildenden in IPL nehmen alle Teilnehmenden einen besseren Austausch wahr und die Zufriedenheit der studierenden Teilnehmenden stieg.
Literatur
- 1.
- Retznik L, Haucke E, Schmidt E, Mau W. „Dass man mal sieht, wie es eigentlich sein sollte.“ Konzeption, Pilotierung und Evaluation eines interprofessionellen rehabilitationsbezogenen Moduls für die Medizin, Pflege und Physiotherapie [“That One Can See How it is Supposed tob e.” Conception, Piloting and Evaluation of an Interprofessional Rehabiliation – Related Module for the Training Courses in Medicine, Nursing, and Physiotherapy]. Rehabilitation. 2023;62(3):174-185. DOI: 10.1055/a-1930-5782