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Phoniatrisch-pädaudiologische Aspekte 2020

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

26.09.2020, digital

Stimmlippenschwingungen bei Phonation bei halb verschlossenen Resonanzsystemen

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Marie-Anne Kainz - Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie, Hals-Nasen-Ohrenklinik, Ludwig-Maximilian-Universität München, München, Deutschland
  • Liudmila Kuranova - Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie, Hals-Nasen-Ohrenklinik, Ludwig-Maximilian-Universität München, München, Deutschland
  • Marie Köberlein - Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie, Hals-Nasen-Ohrenklinik, Ludwig-Maximilian-Universität München, München, Deutschland; Institut für Musikermedizin, Universitätsklinik Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • Marco Guzman - Department of Communication Sciences and Disorders, Universidad de los Andes, Santiago, Chile
  • Anne Maria Laukkanen - Speech and Voice Research Laboratory, Faculty of Social Sciences, Tampere University, Tampere, Finland
  • Michael Döllinger - Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie, Hals-Nasen-Ohrenklinik, Universitätsklinikum Erlangen, FAU Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland
  • Bernhard Richter - Institut für Musikermedizin, Universitätsklinik Freiburg, Medizinische Fakultät Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • Matthias Echternach - Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie, Hals-Nasen-Ohrenklinik, Ludwig-Maximilian-Universität München, München, Deutschland

Phoniatrisch-pädaudiologische Aspekte 2020. sine loco [digital], 26.-26.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc09

doi: 10.3205/20dgpp09, urn:nbn:de:0183-20dgpp096

Published: November 2, 2020

© 2020 Kainz et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Phonationen mit Halbverschluss des Vokaltraktes (semi-occluded vocal tract excercises, SOVTE) werden häufig in der Stimmtherapie eingesetzt. Welche Einflüsse diese Übungen auf die Stimmlippenschwingungsfähigkeit aufweisen, ist bis jetzt noch nicht genügend verstanden.

Material und Methoden: 6 stimmgesunde Probanden wurden aufgefordert, den Laut /i/ (Grundfrequenz Männer: 125 Hz, Frauen: 250 Hz, angenehme Lautstärke,) in einen Strohhalm, unter Zungenrollen und in einen Schlauch, der 5 cm unterhalb der Wasseroberfläche endete (Wasser-Widerstandstherapie, WRT), zu phonieren. Während aller Phonationsbedingungen wurden Hochgeschwindigkeitsaufnahmen, Elektroglottographie- (EGG) und Audio-Signale aufgenommen. Aus den Hochgeschwindigkeitsaufnahmen wurde die glottale Flächenfunktion (GAW) abgeleitet und verschiedene Parameter daraus berechnet.

Ergebnisse: Bei der Phonation in einem Strohhalm und während einer WRT war die Lautstärke im Vergleich zu den anderen Phonationskonditionen niedriger. Die Grundfrequenz war während der WRT höher. Der Jitter war in allen drei Signalen beim Zungenrollen, in der GAW und im EGG-Signal während der Phonation in einem Strohhalm und im Audio-Signal während einer WRT höher. Der Offenquotient zeigte interindividuelle Unterschiede. Beim Übergang der Phonation des Lautes /i/ in die WRT zeigte sich in der GAW, dass nur zwei Probanden die Phonation unterbrachen, während die meisten den Ton aushielten. Bei allen Probanden ließ sich die Blasenbildung in der GAW nachweisen.

Diskussion: Einerseits veränderte sich die Lautstärke in Abhängigkeit der Mundöffnung, andererseits die Grundfrequenz in Abhängigkeit des Luftwiderstandes. Das Zungenrollen führte zu einer Erhöhung der Pertubation durch die ausgelösten Bewegungen am Epilarynx und durch die Überstimulation der Stimmlippenschwingungen durch die Bildung einer Zweitfrequenz. Bei allen Phonationskonditionen konnten regelmäßige Stimmlippenschwingungen und keine großen Seitenunterschiede im Sinne einer Änderung der Lateralität beobachtet werden. Dies kann auf die Tatsache zurückgeführt werden, dass die Probanden keine organischen Auffälligkeiten aufwiesen.


Text

Hintergrund

Phonationen mit Halbverschluss des Vokaltraktes (semi-occluded vocal tract excercises, SOVTE) werden häufig in der Stimmtherapie eingesetzt. Welche Einflüsse diese Übungen auf die Stimmlippenschwingungsfähigkeit aufweisen, ist bis jetzt noch nicht genügend verstanden.

Material und Methoden

6 stimmgesunde Probanden wurden aufgefordert, den Laut /i/ (Grundfrequenz Männer: 125 Hz, Frauen: 250 Hz, angenehme Lautstärke,) in einen Strohhalm, unter Zungenrollen und in einen Schlauch, der 5 cm unterhalb der Wasseroberfläche endete (Wasser-Widerstandstherapie, WRT), zu phonieren. Während aller Phonationsbedingungen wurden Hochgeschwindigkeitsaufnahmen, Elektroglottographie- (EGG) und Audio-Signale aufgenommen. Aus den Hochgeschwindigkeitsaufnahmen wurde die glottale Flächenfunktion (GAW) abgeleitet und verschiedene Parameter daraus berechnet.

Ergebnisse

Bei der Phonation in einem Strohhalm und während einer WRT war die Lautstärke im Vergleich zu den anderen Phonationskonditionen niedriger. Die Grundfrequenz war während der WRT höher. Der Jitter war in allen drei Signalen beim Zungenrollen, in der GAW und im EGG-Signal während der Phonation in einem Strohhalm und im Audio-Signal während einer WRT höher. Der Offenquotient zeigte interindividuelle Unterschiede. Beim Übergang der Phonation des Lautes /i/ in die WRT zeigte sich in der GAW, dass nur zwei Probanden die Phonation unterbrachen, während die meisten den Ton aushielten. Bei allen Probanden ließ sich die Blasenbildung in der GAW nachweisen.

Diskussion

Einerseits veränderte sich die Lautstärke in Abhängigkeit der Mundöffnung, andererseits die Grundfrequenz in Abhängigkeit des Luftwiderstandes. Das Zungenrollen führte zu einer Erhöhung der Pertubation durch die ausgelösten Bewegungen am Epilarynx und durch die Überstimulation der Stimmlippenschwingungen durch die Bildung einer Zweitfrequenz. Bei allen Phonationskonditionen konnten regelmäßige Stimmlippenschwingungen und keine großen Seitenunterschiede im Sinne einer Änderung der Lateralität beobachtet werden. Dies kann auf die Tatsache zurückgeführt werden, dass die Probanden keine organischen Auffälligkeiten aufwiesen.