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23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

03.09. - 04.09.2020, Cologne (online conference)

Ist eine ‚Leermessung‘ eines Cochlea-Implantats vor der Implantation erforderlich, unnötig oder schädlich?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Uwe Baumann - Klinikum der Goethe-Universität Frankfurt, HNO/Audiologische Akustik, Frankfurt, Deutschland
  • Monika Körtje - Klinikum der Goethe-Universität Frankfurt, HNO/Audiologische Akustik, Frankfurt, Deutschland
  • Timo Stöver - Klinikum der Goethe-Universität Frankfurt, HNO/Audiologische Akustik, Frankfurt, Deutschland
  • Silke Helbig - Klinikum der Goethe-Universität Frankfurt, HNO/Audiologische Akustik, Frankfurt, Deutschland
  • Martin Leinung - Klinikum der Goethe-Universität Frankfurt, HNO/Audiologische Akustik, Frankfurt, Deutschland
  • Tobias Weißgerber - Klinikum der Goethe-Universität Frankfurt, HNO/Audiologische Akustik, Frankfurt, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 03.-04.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc197

doi: 10.3205/20dga197, urn:nbn:de:0183-20dga1970

Published: September 3, 2020

© 2020 Baumann et al.
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Text

Einleitung: Die Cochlea-Implantat-Operation setzt die Verwendung eines technisch fehlerfreien Implantats voraus. Bei der CI-Operation besteht daher die Möglichkeit, eine Funktionsprüfung des Geräts vor der Implantation durchzuführen. Neben einer visuellen Prüfung kann auch eine ‚Leermessung‘ dazu dienen, mögliche technische Defekte, wie Kurzschlüsse oder offene Kanäle, zu erkennen oder die generelle Integrität der bidirektionalen Datenübertragung zu überprüfen. Im Fall eines technischen Defekts könnte somit das Implantat verworfen und ein Backup-Implantat verwendet werden. Die hier vorgestellte Untersuchung sollte feststellen, ob der Ressourcenaufwand einer intraoperativen ‚Leermessung‘ gerechtfertigt ist, da die Herstellung der Implantate bereits sehr hohen Qualitätskontrollen unterliegt und Fehlfunktionen nicht zu erwarten sind.

Methode: Retrospektive Studie, Analyse der intraoperativen Leermessungen seit 2010, CI-Versorgungen aller der Implantat-Modelle der Hersteller COCHLEAR (Macquarie, Australien), MED-EL (Innsbruck, Österreich), Advanced Bionics (Valencia, U.S.A.) und Oticon (Smorum, Dänemark). Bei der intraoperativen Implantat-Leermessung wird das Elektroden-Array samt Implantat in eine sterile NaCl-Lösung getaucht. Nach Verbindung mit der durch einen Video-Endoskop-Schutz ummantelten CI-Spule erfolgt eine telemetrische Messung der Elektrodenwiderstände. Es wurde untersucht, ob und wie häufig bei Leermessungen Auffälligkeiten beobachtet wurden. Zusätzlich wurde anhand der Überprüfungsprotokolle der verworfenen Implantate ermittelt, ob die intraoperativ festgestellten Auffälligkeiten durch die Untersuchung des Herstellers bestätigt werden konnten.

Ergebnisse: Insgesamt wurden bei N = 15 von 1.908 (0,78%) der eingesetzten Implantate anhand der Leermessung Funktionsstörungen angezeigt. Durch die Implantat-Untersuchung des Herstellers wurde die Funktionsstörung in N = 13 Fällen (86,7 %) bestätigt. Neben Störungen der Elektrodenimpedanzen wurden aus anderen Ursachen weitere 9 Implantate verworfen und ein Backup-Implantat genutzt. Die Rate der Auffälligkeit hing vom Hersteller bzw. Implantat-Typ ab.

Schlussfolgerung: Der Nachweis von Störungen der Elektrodenimpedanz konnte durch intraoperative Leermessungen bestätigt werden. Die Häufigkeit ist insgesamt sehr niedrig. Trotz strenger Qualitätssicherungsmaßnahmen der Hersteller sind Defekte aber nachweisbar. In den betroffenen Fällen wurde ein Ersatzimplantat verwendet. Hierzu sollte berücksichtigt werden, dass eine bereits zum Zeitpunkt der Implantation nachweisbare Fehlfunktion einzelner Elektrodenkontakte als ein möglicher Hinweis für weitere zukünftig zu erwartende Fehlfunktionen des Implantats zu betrachten ist.

Fazit: Die Durchführung einer Leermessung vor dem Einsetzen des Cochlea-Implantats erscheint sinnvoll und sollte daher als eine Maßnahme zur Qualitätssicherung erwogen werden.