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23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

03.09. - 04.09.2020, Cologne (online conference)

Die Lösung eines alten Problems: zur Signifikanz von Änderungen im Tonschwellenaudiogramm

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Lisa Marie Steffens - University of Bremen, Center for Cognitive Sciences, Bremen, Germany
  • Thomas Steffens - Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 03.-04.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc194

doi: 10.3205/20dga194, urn:nbn:de:0183-20dga1942

Published: September 3, 2020

© 2020 Steffens et al.
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Die Frage, ob sich zwei Hörschwellenmessungen signifikant unterscheiden, spielt für die klinische Diagnostik und Wirksamkeitsbeurteilung von hörverbessernden Maßnahmen, die Begutachtung des Gehörs und die arbeitsmedizinische Gehörvorsorge eine zentrale Rolle. Ebenfalls leiten sich wichtige gesetzliche Regelungen zur Gehörvorsorge aus Erkenntnissen zu individuellen Hörschwellenveränderungen durch Lärm ab. In diesen Zusammenhängen ist es erstaunlich, dass bisher keine Signifikanzgrenzwerte für Hörschwellendifferenzen (dHS) veröffentlicht wurden um diese wichtigen Entscheidungen zu objektivieren. In einer aktuellen Arbeit wurden nun erstmals Grenzwerte zur Lösung dieses alten Problems veröffentlicht [1].

Hörschwellenmessungen unterliegen wie alle psychoakustischen Messungen zufälligen und systematischen Schwankungen. Zufällige Ergebnisschwankungen sind typischerweise normalverteilt und können bei mehrfachen Messungen mit der Standardabweichung der Test-Retest-Differenz quantitativ erfasst werden. Bei wiederholten Einzelmessungen, z. B. vor und nach einer gehörverändernden Maßnahme oder auch beim Vergleich zwischen unterschiedlichen Testfrequenzen in derselben Untersuchung, können damit Wahrscheinlichkeiten dafür angegeben werden, ob sich eine Hörschwelle gegenüber der Vergleichsmessung entweder signifikant verändert hat oder ob beobachtete dHS zufallsbedingt sind.

Zur Prüfung auf signifikante dHS eignet sich eine gerichtete, einseitige Hypothesenprüfung, bei der a priori festgelegt wird, mit welcher Zufallswahrscheinlichkeit (pz) entweder eine Verbesserung oder Verschlechterung eintreten kann. Für signifikante, nicht zufallsbedingte dHS, die nur auf jeweils einer Seite der Dichtefunktion der Werteverteilung der dHS liegen, wird als typisches Signifikanzkriterium eine pz ≤ 0,05 angenommen.

Besteht a priori keine ausreichende Kenntnis über die Richtung der Abweichung oder sollten grundsätzlich beide Arten der Veränderung (Verbesserung und Verschlechterung) betrachtet werden, eignet sich eine ungerichtete Hypothesenprüfung. Hier trennt das Signifikanzkriterium von pz ≤ 0,05 auf jeder Seite 2,5% der nicht mehr zufälligen Werte ab, sodass die Grenzwerte der dHS für zufällige Schwellenveränderungen bei beidseitiger Testung größer sind als bei der einseitigen Hypothesenprüfung [2].

In dieser Arbeite werden Wahrscheinlichkeitstabellen mit Zufallswahrscheinlichkeiten für die drei klinisch relevanten Fragestellungen vorgestellt:

1.
Zufallswahrscheinlichkeiten für Hörschwellenabweichungen in einer einzelnen Messfrequenz (Einzelereignis-Wahrscheinlichkeit).
2.
Zufallswahrscheinlichkeiten für Hörschwellenabweichungen in mehreren Messfrequenzen. Mehrere zufällige unabhängige dHS bei beliebigen verschiedenen Frequenzen. Mehrere zufällige dHS bei benachbarten (verbundenen) Frequenzen.
3.
Zufallswahrscheinlichkeit für ein einzelnes bestimmtes Muster von dHS bei bestimmten Frequenzen in der beobachteten Höhe.

Literatur

1.
Steffens T, Steffens LM. Zur Signifikanz von Abweichungen der Hörschwellen im Tonschwellenaudiogramm [Significance of deviations in hearing thresholds in pure-tone audiograms]. HNO. 2020;68(7):517-525. DOI: 10.1007/s00106-019-00748-5 External link
2.
Bortz J, Schuster C. Statistik für Human- und Sozialwissenschaftler. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag; 2010.