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23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

03.09. - 04.09.2020, Cologne (online conference)

Zusammenhang von Theory of Mind und Sprachkompetenz bei Kindern mit Cochlea-Implantaten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Vanessa Hoffmann - HFH Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • Thorsten Burger - Katholische Hochschule Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • Manfred Hintermair - Pädagogische Hochschule Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • Fabian Overlach - Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • Stefanie Kröger - Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 03.-04.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc191

doi: 10.3205/20dga191, urn:nbn:de:0183-20dga1912

Published: September 3, 2020

© 2020 Hoffmann et al.
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Text

Einleitung: Der Begriff Theory of Mind (ToM) beschreibt die Fähigkeit, sich selbst und anderen mentale Zustände zuzuschreiben und so Verhalten zu erklären oder vorherzusagen [1]. Studien legen nahe, dass die ToM sowohl sprachassoziiert ist als auch mit anderen psychosozialen Fähigkeiten korreliert [2]. Zudem weisen Befunde darauf hin, dass Kinder mit Hörschädigungen in ihrer ToM-Entwicklung verzögert sind. Für den deutschsprachigen Raum liegen nur wenige Studien zu der Entwicklung der ToM bei CI-versorgten Kindern vor.

Methode: Im Rahmen einer querschnittlich angelegten Gruppenstudie wurden die ToM-Leistungen von N = 21 Kindern mit CI und einem durchschnittlichem Lebensalter von 4;2 Jahren (J) (SD = 0,8; 3;0 – 5;5 J) und einer mittleren CI-Tragedauer von 2;3 J (SD = 1) untersucht und die Daten mit einer gut Kontrollgruppe von 20 gut hörenden Kindern mit einem Durchschnittsalter von 4;7 J (SD = 0,9; 3;0 – 5;9 J.) verglichen. 7 hierarchisch gegliederte Aufgaben zur Erfassung der ToM-Leistungen (in Anlehnung an Peterson, Wellman & Liu, [3]) wurden möglichst sprachfrei in eine Spielhandlung eingebunden und damit an die Bedürfnisse der Zielgruppe adaptiert. Zur Untersuchung von relevanten Zusammenhängen wurden soziodemographische Daten und sprachliche Kompetenzen (Teilbereiche der Patholinguistischen Entwicklungsdiagnostik bei Sprachentwicklungsstörungen, PDSS) erfasst.

Ergebnisse: Die CI-versorgten Kinder zeigten im Vergleich zu den gut hörenden Kindern signifikant (p = 0,01) schlechtere Leistungen in den ToM-Testungen (Durchschnittswert von 4,5; SD = 0,1) als die gut hörenden Kinder (Durchschnittswert von 5,7; SD = 0,125). Im Gesamtgruppenvergleich ließen sich signifikante Zusammenhänge zwischen den ToM-Leistungen und dem Lebensalter (r = 0,68; p < 0,01) sowie dem Sprachstand (Prozentrang (PR) bezogen auf PDSS-Nomen mit r = 0,04 (p = 0,01) und PR bezogen auf PDSS-Verben mit r = 0,39 (p = 0,02)) nachweisen.

Schlussfolgerungen: Die gut hörenden Kinder zeigen signifikant bessere Resultate in ihren ToM-Leistungen als die CI-versorgten Kinder. Das Lebensalter und die sprachlichen Kompetenzen stellen entscheidende Einflussfaktoren dar. Aufgrund der Bedeutung der ToM für die Gesamtentwicklung eines Kindes erscheint es vor dem Hintergrund bereits vorliegender Ergebnisse angezeigt, ToM-Kompetenzen spezifisch für CI-Kinder zu fördern.


Literatur

1.
Astington JW. Wie Kinder das Denken entdecken. München: Reinhardt; 2000.
2.
Holmer E, Heimann M, Rudner M. Theory of Mind and Reading Comprehension in Deaf and Hard-of-Hearing Signing Children. Front Psychol. 2016;7:854. Published 2016 Jun 7. DOI: 10.3389/fpsyg.2016.00854 External link
3.
Peterson CC, Wellman HM, Liu D. Steps in theory-of-mind development for children with deafness or autism. Child Dev. 2005;76(2):502-517. DOI: 10.1111/j.1467-8624.2005.00859.x External link