gms | German Medical Science

23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

03.09. - 04.09.2020, Cologne (online conference)

Sprachverstehen mit Cochlea-Implantat: Einfluss von kortikaler Plastizität und kognitiven Fähigkeiten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Anna Weglage - Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
  • Verena Müller - Uniklinik Köln, Universität zu Köln, Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Köln, Deutschland
  • Natalie Leschinski - Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
  • Martin Walger - Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
  • Ruth Lang-Roth - Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
  • Hartmut Meister - Jean-Uhrmacher-Institut für klinische HNO-Forschung, Köln, Deutschland
  • Barbara Streicher - Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
  • Pascale Sandmann - Uniklinik Köln, Köln, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 03.-04.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc174

doi: 10.3205/20dga174, urn:nbn:de:0183-20dga1744

Published: September 3, 2020

© 2020 Weglage et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Bei Patienten mit einem Cochlea-Implantat (CI) zeigt sich eine hohe Variabilität im Versorgungsergebnis. Frühere Ergebnisse lassen vermuten, dass diese Variabilität zumindest teilweise auf Unterschiede hinsichtlich demographischer, audiologischer und Implantat-spezifischer Faktoren zurückzuführen ist [1]. Die laufende prospektive Längsschnittstudie untersucht, ob die zusätzliche Berücksichtigung von kognitiven Fähigkeiten (z.B. Arbeitsgedächtnis) und kortikaler Plastizität (ereigniskorrelierte Potenziale) mehr Variabilität im Sprachverstehen bei CI-Patienten erklären kann und ob sie eine bessere Prognose des CI-Versorgungsergebnisses auf Basis vor der Implantation erhobener Daten erlaubt.

Methoden: CI-Patienten und Normalhörende werden an drei Messzeitpunkten untersucht. Die Messungen finden bei CI-Patienten einmal vor der Implantation und 5 Wochen bzw. 6 Monate nach der Implantation statt. Bei den verwendeten Messverfahren handelt es sich um neuropsychologische Tests, Ton- und Sprachaudiometrie, sowie Elektroenzephalographie (EEG). Während der EEG-Messung werden den Probanden zweisilbige Wörter entweder nur auditiv, nur visuell oder audiovisuell präsentiert. Bei den visuellen Reizen handelt es sich um eine Lippenbewegung ohne Ton, die durch eine computerbasierte Animation (Artikulationsmodell MASSY; [2], [3]) artikuliert wird. Zusätzlich werden in einer Kontrollbedingung statische Gesichter präsentiert.

Ergebnisse: Die ersten Ergebnisse von Normalhörenden zeigen schnellere Reaktionszeiten und höhere Trefferquoten für die auditive und audiovisuelle Bedingung im Vergleich zur visuellen Bedingung. Außerdem sind Anzeichen für die audiovisuelle Integration zu beobachten, da die kortikal-evozierten Potenziale größere Amplituden des N1-P2-Komplexes für die rein auditive als für die audiovisuelle Bedingung zeigen.

Schlussfolgerungen: Weitere Datenerhebungen und Analysen werden zeigen, ob CI-Patienten – im Vergleich zu Normalhörenden – aufgrund der besseren Lippenlesefähigkeit eine höhere Leistung in der visuellen Bedingung und einen stärkeren audiovisuellen Benefit zeigen, und ob sich diese Unterschiede in den ereigniskorrelierten Potenzialen widerspiegeln.


Literatur

1.
Lazard DS, Vincent C, Venail F, et al. Pre-, per- and postoperative factors affecting performance of postlinguistically deaf adults using cochlear implants: a new conceptual model over time. PLoS One. 2012;7(11):e48739. DOI: 10.1371/journal.pone.0048739 External link
2.
Fagel S, Clemens C. An articulation model for audiovisual speech synthesis - Determination, adjustment, evaluation. Speech Communication. 2004;44(1–4 SPEC. ISS.): 141–154. DOI: 10.1016/j.specom.2004.10.006 External link
3.
Schreitmüller S, Frenken M, Bentz L, Ortmann M, Walger M, Meister H. Validating a Method to Assess Lipreading, Audiovisual Gain, and Integration During Speech Reception With Cochlear-Implanted and Normal-Hearing Subjects Using a Talking Head. Ear Hear. 2018;39(3):503-516. DOI: 10.1097/AUD.0000000000000502 External link