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23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

03.09. - 04.09.2020, Cologne (online conference)

Vergleichbarkeit intra- und postoperativ ermittelter Schwellen objektiver Messmethoden bei Cochlea-Implantat-Patienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Astrid Klinge-Strahl - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • Jenny Blum - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • Franziska Hinrichs - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • Nicola Strenzke - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • Dirk Beutner - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 03.-04.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc171

doi: 10.3205/20dga171, urn:nbn:de:0183-20dga1717

Published: September 3, 2020

© 2020 Klinge-Strahl et al.
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Text

Fragestellung: Im Rahmen der Versorgung mit Cochleaimplantaten sind die häufigsten verwendeten objektiven Messverfahren die elektrisch evozierte Stapediusreflexmessung (ESRT) und die Summenaktionspotentialmessung (ECAP). Eine relevante Zielgröße ist die Erregungsschwelle. Studien zeigen, dass sich die postoperativ von den intraoperativ ermittelten Schwellen unterscheiden. Des Weiteren herrscht Uneinigkeit darüber, inwiefern die ermittelten ESRT- bzw. ECAP-Schwellen zur Anpassung der Cochleaimplantate genutzt werden können. In dieser retrospektiven Datenauswertung wurden die Unterschiede zwischen intra- und postoperativ ermittelten ESRT- und ECAP-Schwellen genauer untersucht. In unserer Datenauswertung gehen wir unter anderem auch der Frage nach, inwiefern ein Vergleich intra- zu postoperativer Einzelschwellen Rückschlüsse von intraoperativ ermittelten ESRT-Schwellen auf postoperative Schwellen zulässt.

Methoden: In dieser retrospektiven Analyse wurden 200 Datensätze von Patienten unserer Klinik (Erwachsene und Kinder) eingeschlossen, denen entweder ein Implantat von Cochlear oder von MED-EL implantiert wurde. Die postoperativen Messungen stammen aus der Erstanpassungsphase der ersten sechs Monate nach Implantation. Folgende objektive Messmethoden wurden in die statistische Auswertung mit einbezogen: intra- und postoperative Impedanz-, ECAP- und ESRT-Messungen. Für eine weiterführende Analyse wurden nur Datensätze ausgewählt, bei denen für dieselben Elektroden intra- und postoperative Datenwerte vorhanden waren. In dieser Untergruppe der Datensätze wurde die Beziehung der intra- zu den postoperativ ermittelten Schwellen innerhalb eines intraop-postop-Paares einer Elektrode ausgewertet.

Ergebnisse: Die postoperativen Impedanzen waren im Mittel 1.6 ± 4.3 kOhm (MED-EL) bzw. 1.3 ± 3.4 kOhm (Cochlear) höher als intraoperativ. Die ECAP Messungen zeigten im Mittel um 3.5 ± 5.1 nC (MED-EL) bzw. 1.9 ± 2.9 nC (Cochlear) höhere intraoperative Schwellen. Intraoperativ waren die Stapediusreflexschwellen im Mittel 4.6 ± 5.6 nC (MED-EL) bzw. 2.6 ± 4.6 nC (Cochlear) höher als die postoperativ ermittelten Schwellen. Ein Vergleich zwischen den intra- und postoperativen ESRT-Schwellen eines Datenpaares zeigt eine signifikante positive Abhängigkeit der Differenz zwischen intra- und postoperativen Schwellen von der Höhe der intraoperativ ermittelten ESRT-Schwellen (p < 0.001, r² = 0.49). Je höher die intraoperativen Schwellen, umso größer werden die Differenzen zwischen postoperativen und intraoperativen Schwellen. Der Schnittpunkt der Regressionsgeraden mit delta = 0 liegt bei 15 nC, d.h. um diesen Wert herum unterscheiden sich intra- und postoperative Schwellen nicht signifikant.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass intraoperative ESRT-Schwellen auch geeignet sind für die Anpassung von Cochleaimplantaten, jedoch weisen unsere Daten darauf hin, dass ein mit unserem linearen Modell abgeschätzter Korrekturfaktor angewendet werden sollte.