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Nutzung intra- und postoperativer elektrisch evozierter Stapediusreflexschwellen zur CI-Anpassung
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Published: | September 3, 2020 |
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Einleitung: Das Sprachverstehen mit Cochlea Implantat ist in starkem Maße von der Ermittlung individueller Einstellungsparameter, die in einer sogenannten Map resultieren, abhängig. Dies geschieht in der Regel durch subjektive Lautheitsangaben, z.B. dem Maximum Comfort Level. Die objektivierbare Ermittlung dieser Maps ist besonders hilfreich bei Patienten, die keine adäquate Rückmeldung zur Lautheit ihres Höreindrucks geben können, bietet aber auch grundsätzlich die Möglichkeit bereits performante Einstellungen zu verifizieren und weniger performante zu optimieren. Die Nutzung der postoperativen Stapediusreflexschwelle ist dafür ein geeignetes Mittel [1]. Die Korrelation zwischen intra- (intrESRT) und postoperativer (postESRT) elektrischer Stapediusreflexschwelle und dem Maximum Comfort Level (MCL) wird in der Literatur weiterhin aktuell diskutiert [2]. Vor allem die direkte Auswirkung auf das individuelle Sprachverstehen ist von großer Relevanz.
Material und Methoden: 30 Patienten, die mindestens 12 Monate mit einem Cochlea Implantat der Firma MedEl versorgt sind, wurden bis zum aktuellen Zeitpunkt in diese prospektive Studie einbezogen. Intraoperative und postoperative Stapediusreflexschwellen sowie postoperative MCL Angaben wurde erhoben und deskriptiv und interferenzstatistisch analysiert. Intraoperative Reflexschwellen wurden durch ein Mikroskop bei Abgabe eines 500 ms langen Stimulationsreizes auf Einzelkanalebene bei 2.000 Pulsen pro Sekunde optisch registriert. Postoperativ wurde diese Einzelkanalstimulation ebenfalls mit 500ms langem Reiz bei aktuell verwendeter Stimulationsrate durchgeführt und der Reflex impedanzaudiometrisch registriert. Die subjektiv ermittelten MCL Werte wurden in einem Zeitraum von bis zu 2 Monaten vor der Reflexmessung ermittelt.
Ergebnisse: Die erhobenen Daten intrESRT, postESRT und MCL lassen sich patientenspezifisch nach ihrer Lage zueinander bewerten. Intraoperative Reflexschwellen können sowohl deutlich über als auch unter den postoperativen liegen, und ebenso deutlich bzw. weniger von den subjektiv bestimmten MCL Werten abweichen. Ohne Betrachtung der sprachaudiometrischen Konsequenz lassen sich beim Vergleich von subjektiven MCL-Maps vs. postESRT-Maps alle Lagebeziehungen beobachten. Bei ca. der Hälfte der Patienten führte dies zur keiner wesentlichen Einstellungsänderung aufgrund der postoperativen Reflexmessung. Bei ca. einem Viertel wurden die Stimulationslevel deutlich angehoben und beim verbleibenden Viertel deutlich gesenkt.
Diskussion: Vor allem die interferenzstatistische Auswertung der Daten ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen, jedoch kann bereits zum jetzigen Zeitpunkt aus den deskriptiven Abschätzungen und vor allem auch auf Einzelfallebene ein deutlicher sprachaudiometrischer Benefit durch die Einstellung auf Basis der postoperativen Stapediusreflexmessung gezeigt werden.
Literatur
- 1.
- Stephan K, Welzl-Müller K. Post-operative stapedius reflex tests with simultaneous loudness scaling in patients supplied with cochlear implants. Audiology. 2000;39(1):13-18. DOI: 10.3109/00206090009073049
- 2.
- Hoth S, Herisanu I, Praetorius M. Objektive Maße bei der Anpassung der Prozessoren von Cochleaimplantatsystemen : Nutzung von Diskriminationsfunktionen und Betrachtung von Elektrodenprofilen [Objective measures for setting the processors of cochlear implant systems : Use of discrimination functions and consideration of electrode profiles]. HNO. 2016;64(12):870-9. DOI: 10.1007/s00106-016-0281-0