gms | German Medical Science

Einleitung: Patienten mit asymmetrischem Hörverlust haben meist Schwierigkeiten Schallquellen im Raum zu lokalisieren. Die Ursache liegt in der gestörten binauralen Verarbeitung, weil die Schallreize von beiden Ohren unterschiedlich an die neuralen Strukturen übertragen werden. Bei hochgradigem asymmetrischen Hörverlust werden Patienten häufig mit einer Kombination von Hörgerät (HG) und Cochlea Implantat(CI) versorgt. Diese bimodale Versorgung führt zu einer Verbesserung des binauralen Hörens, die aber hinsichtlich dem Richtungshören im Vergleich zu Normalhörenden und bilateralen CI-Trägern eingeschränkt ist. Eine mögliche Ursache könnte in einer früheren Anregung des Hörnervs durch elektrische Stimulation über CI im Vergleich zur akustischen Stimulation über HG liegen [1], [2]. Ziel der vorliegenden Studie war es zu untersuchen ob diese zeitlichen Unterschiede einen Einfluss auf das Richtungshören zeigen.

Methode: Die Studiengruppe umfasste 10 Patienten mit asymmetrischem Hörverlust, welche bimodal mit einem Hörgerät und einem Cochlea Implantat versorgt waren. Die Richtungshörtests wurden in einem reflexionsarmen Raum mit einem Lautsprecherfeld von sieben Lautsprechen in der vorderen Halbebene durchgeführt. Die zeitliche Abstimmung von HG und CI erfolgte durch Verzögerung des Eingangssignals am CI-Sprachprozessor, da die Signalverarbeitung im HG zu einer zeitlich verzögerten Anregung am Hörnerv führt. Zur Festlegung der erforderlichen Verzögerungszeit wurde zunächst die Geräte spezifische Verarbeitungszeit im HG in einer Messbox ermittelt. Die Verarbeitungszeit des CI-Sprachprozessors wurde in der Folge um diesen ermittelten Wert im Bereich von ±1 ms und ±2 ms variiert. Lokalisationstests wurden unter diesen 5 Bedingungen bei allen Patienten durchgeführt und mit der Referenzbedingung Alltagssituation, d.h. ohne Zeitverzögerung, verglichen.

Ergebnisse: Die Zeitverzögerung der elektrischen Stimulation über CI zeigte insgesamt einen signifikanten Einfluss auf das Richtungshörvermögen dieser Patientengruppe. In der Alltagssituation mit bimodaler Versorgung erreichten die Patienten einen Winkelfehler von 40° (Medianwert). In allen der 5 Testbedingungen mit Zeitverzögerung erreichten die Patienten im Mittel geringere Winkelfehler mit Werten von 32 – 36°. Insgesamt erwies sich bei der untersuchten Patientengruppe als eher klein bei gleichzeitig hoher interindividueller Streuung. Dennoch erscheint die zeitliche Abstimmung der Stimulation von HG und CI eine sinnvolle Möglichkeit zur Optimierung der bimodalen Versorgung.