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23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

03.09. - 04.09.2020, Cologne (online conference)

Einfluss der Störgeräuschsituation auf das Sprachverstehen und die Höranstrengung von Cochlea-Implantatnutzern

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Anja Eichenauer - Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Uwe Baumann - Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Tobias Weißgerber - Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 03.-04.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc135

doi: 10.3205/20dga135, urn:nbn:de:0183-20dga1359

Published: September 3, 2020

© 2020 Eichenauer et al.
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Text

Einleitung: Das Sprachverstehen in komplexen Hörsituationen mit mehreren Störgeräuschquellen und Nachhall stellt eine besondere Schwierigkeit für Nutzer von Cochlea-Implantaten (CIs) dar. Zusätzlich leiden CI-Träger häufig unter Erschöpfung als Folge einer erhöhten Höranstrengung. Das Ziel dieser Studie war, das Sprachverstehen und gleichzeitig die Höranstrengung von CI-Nutzern in komplexen Störgeräuschen und im Nachhall zu untersuchen.

Methode: Die Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS) im Störgeräusch wurde für verschiedene Störgeräuschkonditionen im Freifeld und im Nachhall (Raumsimulation eines Klassenraums) bestimmt. Die Schalldarbietung erfolgte über ein Wiedergabesystem mit 128 Lautsprechern in der Horizontalebene. Zur gleichzeitigen Prüfung der subjektiv empfundenen Höranstrengung wurde eine mit dem Oldenburger Satztest verknüpfte Variante von ACALES (Adaptive Categorical Listening Effort Scaling) verwendet. An der Studie nahmen CI-Nutzer mit dem Sprachprozessor Cochlear CP1000 sowie eine Kontrollgruppe von Normalhörenden (NH) teil.

Ergebnisse: In einer Kondition im Freifeld mit 2 amplituden-modulierten Störgeräuschquellen im hinteren Halbraum betrug die SVS in der NH-Gruppe -20,2 dB SNR. Bei gleichen Störgeräuschpositionen im Nachhall verschlechterte sich die SVS auf -14,3 dB SNR. In ersten Messungen mit bilateralen CI-Nutzern wurde im Freifeld eine SVS von -4,7 dB SNR und im Nachhall eine SVS von 0,9 dB SNR erreicht.

Es zeigte sich ein signifikanter Einfluss der Störgeräuschkondition auf die Höranstrengung. Im Freifeld wurde die Höranstrengung bei 0 dB SNR in der NH-Gruppe als wenig anstrengend bewertet, während im Nachhall die Bewertung mittelgradig anstrengend war. Die CI-Nutzer bewerteten die Höranstrengung bei 0 dB SNR als deutlich anstrengend (Freifeld) bzw. sehr anstrengend bis extrem anstrengend (Nachhall).

Schlussfolgerung: Sprachverstehen und Höranstrengung sind abhängig von den räumlichen Bedingungen und der Raumakustik. Es zeigte sich, dass Nachhall nicht nur zu einer deutlichen Verschlechterung der SVS führt, sondern gleichzeitig die Höranstrengung erhöht. In komplexen Störgeräuschsituationen ist das Sprachverstehen der CI-Träger im Vergleich zur NH-Gruppe sowohl im FF, als auch im Nachhall um bis zu 15 dB verringert. Gleichzeitig ist zu sehen, dass CI-Träger unter einer erhöhten Höranstrengung leiden. Nachhall führt dazu, dass CI-Träger permanent unter einer sehr hohen Höranstrengung stehen. Die Ermittlung der Höranstrengung stellt eine sinnvolle Ergänzung zum reinen Sprachtest dar, um das Hören von CI-Trägern im Alltag besser bewerten zu können.