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23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

03.09. - 04.09.2020, Cologne (online conference)

Zur subjektiven Vertikalen nach Cochlea-Implantation und simultaner Cochleosacculotomie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Justus Ilgner - RWTH Aachen University, Aachen, Germany
  • Thien An Duong Dinh - RWTH Aachen University, Aachen, Germany
  • Florian Christov - RWTH Aachen University, Aachen, Germany
  • Martin Westhofen - RWTH Aachen University, Aachen, Germany

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 03.-04.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc106

doi: 10.3205/20dga106, urn:nbn:de:0183-20dga1063

Published: September 3, 2020

© 2020 Ilgner et al.
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Text

Einleitung: Die subjektive Vertikale gilt nach gegenwärtigem Kenntnisstand als ein Ausdruck der Funktion der Macula utriculi. Patienten mit fortgeschrittenen Stadien eines M. Menière weisen neben einer hochgradigen sensorischen Schwerhörigkeit eine hochgradige labyrinthäre Funktionsstörung auf, die sich häufig zuerst an den Maculaorganen manifestiert. Wir untersuchten nach Ausschaltung der Labyrinthfunktion einer Seite, in wie weit sich die subjektive Vertikale unter der überschwelligen Stimulation durch ein Cochlea-Implantat auf der operierten Seite ändert.

Methoden: In einem 6jährigen Zeitraum führten wir an 32 Patienten (21 m, 11 w) eine Cochleosacculotomie zur Ausschaltung des Labyrinths bei geringer Restfunktion im Rahmen eines fortgeschrittenen M. Menière durch. 23 Patienten erhielten ipsilateral im selben Eingriff ein Cochlea-Implantat. Im Zeitraum 4 Wochen bis 2,5 Jahre nach Cochlea-Implantation bestimmten wir die subjektive Vertikale im Audiometrieraum unter einer lichtabschließenden Brille mit LCD- Bildschirmen bei überschwellig stimulierendem Cochlea-Implantat und in dessen ausgeschaltetem Zustand.

Ergebnisse: 29 von 32 Patienten berichteten postoperativ über keine weiteren Drehschwindelanfälle als Zeichen eines aktiven M. Menière. Bei 2 von 20 Patienten (10%) war die Abweichung der subjektiven Vertikalen nach Cochleosacculotomie kleiner als präoperativ, bei 18 Patienten (90%) größer oder gleich. Für die Funktionsuntersuchung der subjektiven Vertikalen unter CI-Stimulation standen 15 Patienten zur Verfügung. Von diesen war die Abweichung der subjektiven Vertikalen bei 9 (60%) mit eingeschaltetem CI kleiner als mit ausgeschaltetem CI, bei 3 (20%) gleich und bei weiteren 3 (20%) größer.

Schlussfolgerungen: Eine verbesserte räumliche Orientierung durch binaurales Hören bei ein- oder beidseitiger CI-Versorgung ist bereits bekannt. In dieser Arbeit schalteten wir jedoch durch die Messung in der Audiometriekabine und durch Fokussierung auf visuelle Informationen auditiv-räumliche Orientierungshilfen nach Möglichkeit aus. Es ergeben sich erste Hinweise auf eine Mit-Stimulation der Macula utriculi bei operativ funktionslosem Labyrinthorgan.


Literatur

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