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23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

03.09. - 04.09.2020, Cologne (online conference)

Einfluss des elektronischen Rauschunterdrückungsalgorithmus SoftVoice auf die Verständlichkeit von Sprache mit niedrigem Pegel

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Thomas Steffens - Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • Steven Marcrum - Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 03.-04.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc058

doi: 10.3205/20dga058, urn:nbn:de:0183-20dga0583

Published: September 3, 2020

© 2020 Steffens et al.
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Die Beurteilung der Wirkung einer CI-Versorgung zur Verbesserung der Sprachverständlichkeit in Ruhe bezieht sich in der Regel auf Sprache mit moderatem Pegel im Bereich zwischen 50-70 dB SPL. Deren Validität begründet sich aus den Pegelmessungen von Gesprächen mit normalem Sprechaufwand (Vocal effort) in 1 m Entfernung zum Sprecher. Im Alltag treten allerdings häufig relevante Situationen auf, bei denen Sprache mit deutlich geringeren Pegeln zu hören ist. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn die Entfernung zum Sprecher mehr als 1 m beträgt oder wenn die Sprachquelle (z.B. beim Fernsehen) nicht die dominante Schallquelle sein soll. Die Verständlichkeit von Low-Level-Sprache mit niedrigem Pegel zwischen 40 – 50 dB SPL ist bisher wenig beachtet worden, obwohl gerade auch für die kindliche Sprachentwicklung das zufällige Hören der Sprache von entfernten Sprechern einen signifikanten Beitrag zur Sprachentwicklung leistet. Für die Nutzung von Low-Level-Sprache ist vor allem ein ausreichend großes Signal-Rausch-Verhältnis notwendig. Selbst in ausreichend ruhiger Umgebung kann schon das Eigenrauschen der Soundprozessoren die Hörbarkeit und Verständlichkeit einschränken. Die Ziele dieser Studie waren einerseits, den Einfluss des Advanced Bionics SoftVoice Algorithmus zur elektronischen Rauschunterdrückung auf die Verständlichkeit von Low-Level-Sprache bei erwachsenen Cochlea-Implantaten zu untersuchen. Andererseits wurde evaluiert, ob die Wirkung von SoftVoice von der Einstellung der T-Level abhängig ist.

Methode: Bei 20 erwachsenen CI-Patienten wurden vier Kombinationen mit SoftVoice und unterschiedlicher T-Level-Einstellung erstellt:

1.
SoftVoice aus - T-Level bei 10% M-Level
2.
SoftVoice aus - T-Level individuell eingestellt
3.
SoftVoice ein - T-Level bei 10% M-Level
4.
SoftVoice ein- T-Level individuell eingestellt

Die sprachaudiometrische Prüfung erfolgte im Hinblick auf die Sprachverständlichkeit mit dem Freiburger Einsilbertest und im Hinblick auf das Sprachverstehen der alltagstypischen fließenden Sprache mit dem Oldenburger Satztest (OLSA). Zur Vermeidung des Einflusses unzureichendem Trainings mit dem OLSA wurden vorab jeweils 60 Trainingssätze bei normalem Sprachpegel absolviert. Die Low-Level-Sprache wurde mit 45 dB SPL präsentiert und deren Ergebnisse mit denen mit normallauter Sprache bei 65 dB SPL verglichen.

Resultate: Mit SoftVoice konnte für Low-Level-Sprache eine signifikante Verbesserung der Sprachverständlichkeit von Einsilbern und des Sprachverstehens von Sätzen gegenüber der Hörsituation ohne SoftVoice erzielt werden. Für normallaute Sprache hatte SoftVoice keinen Effekt. Die maximale Verbesserung wurde mit individuell eingestellten T-Werten erzielt.

Schlussfolgerung: SoftVoice kann einen signifikanten Beitrag zur Nutzung von Low-Level-Sprache leisten und damit auch das zufällige Hören leiser Sprache für die Sprachentwicklung von kleinen Kindern verbessern.


Literatur

1.
Zirn S, Arndt S, Aschendorff A, Wesarg T. Interaural stimulation timing in single sided deaf cochlear implant users. Hear Res. 2015;328:148-156. DOI: 10.1016/j.heares.2015.08.010 External link
2.
Seebacher J, Franke-Trieger A, Weichbold V, Zorowka P, Stephan K. Improved interaural timing of acoustic nerve stimulation affects sound localization in single-sided deaf cochlear implant users. Hear Res. 2019;371:19-27. DOI: 10.1016/j.heares.2018.10.015 External link