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Einfluss von zeitlicher Feinstruktur auf das räumliche Hörvermögen von bilateralen Cochlea-Implantatträgern
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Published: | September 3, 2020 |
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Fragestellung: Der Sonnet™ CI Audioprozessor (Med-EL, Österreich) bietet eine Einstellung zur Erhaltung der zeitlichen Feinstruktur eines Audiosignals. Das Ziel dieser prospektiven Vergleichsstudie war es, den theoretischen Nutzen einer Feinstruktur erhaltenden Codierungsstrategie (FS4) mittels interauralen Zeitdifferenzen (ITD) Tests festzustellen und in einen Kontext zur Lokalisations-, Diskriminierungs- und Trackingfähigkeit von realen Schallquellen im Freifeld zu setzen.
Methoden: An der Studie nahmen 12 gut performende bilaterale CI-Träger, sowie 12 normalhörende Probanden teil. Die Studie war in 2 Sitzungen unterteilt, welche durch eine 2-wöchige Eingewöhnungszeit in die jeweilige Codierungsstrategie getrennt waren (single-blinded). Vor jeder Sitzung wurde der SSQ Fragebogen von den Teilnehmern ausgefüllt1. Der dichotische ITD-Test wurde für rosa Rauschen und zwei 250Hz Sinus Töne mit unterschiedlichen Anstiegs- und Abfallzeiten durchgeführt. Um den Schwellwert für die ITD Wahrnehmung verschiedener Stimuli zu messen, wurde ein 2-alternative choice Verfahren unter Anwendung einer 2 down 1 up-Regel verwendet2. Mit der gleichen Methodik wurde auch der Minimum Audible Angle (MAA) im Freifeld an 8 Positionen, also im Abstand von 45°, gemessen. Das statische Lokalisationsvermögen im Freifeld wurde mit 12 Lautsprechern getestet, die in einer Winkelauflösung von 30° ausgerichtet waren. Wie auch beim MAA bestanden die Stimuli aus rosa Rauschen mit 200ms Länge. Die Trackingfähigkeit von einer sich bewegenden Schallquelle, welche kontinuierlich rosa Rauschen abspielte, wurde anhand zweier Bewegungstrajektorien getestet (T1: 900° mit 1 Richtungsänderung; T2: 2070° mit 32 Richtungsänderungen).
Ergebnisse: Bezüglich der ITD Schwellwerte, profitierten die Probanden signifikant von der FS4-Codierungsstrategie mit einem über die Stimuli gemittelten Wert von 985μs im Vergleich zu 1329μs mit der HDCIS Strategie. Für den RMSE in der statischen Lokalisierung (exklusive FBCs) sowie des MAAs im Freifeld, konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Strategien festgestellt werden (FS4: RMSE = 36.9°, MAA = 20.8° und HDCIS: RMSE = 36.3°, MAA = 19.0°). Einschluss der FBCs in den RMSE führte zu keiner Änderung des Signifikanzniveaus. Bei der Trackingfähigkeit wurde ein signifikant geringerer RMSE für die HDCIS Strategie in der Trajektorie T1 gemessen. Für die Trajektorie T2, wurde jedoch kein signifikanter Unterschied beobachtet. Ebenso konnte keine Präferenz zwischen den Codierungsstrategien anhand der Auswertung der SSQs1 festgestellt werden.
Schlussfolgerungen: Unsere Daten zur ITD Schwellwertbestimmung legen nahe, dass die Wahrnehmung zeitlicher Feinstruktur nur mit der FS4-Codierstrategie möglich war. Die Auswertung der SSQ Fragebögen1 sowie die Ergebnisse zum räumlichen Hörvermögen im Freifeld, zeigten jedoch keinen signifikanten Unterschied zwischen beiden Codierungsstrategien.
Literatur
- 1.
- Gatehouse S, Noble W. The Speech, Spatial and Qualities of Hearing Scale (SSQ). Int J Audiol. 2004 Feb;43(2):85-99. DOI: 10.1080/14992020400050014
- 2.
- Shen Y, Dai W, Richards VM. A MATLAB toolbox for the efficient estimation of the psychometric function using the updated maximum-likelihood adaptive procedure. Behav Res Methods. 2015 Mar;47(1):13-26. DOI: 10.3758/s13428-014-0450-6