gms | German Medical Science

23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

03.09. - 04.09.2020, Cologne (online conference)

Neue Aspekte der Sprachaudiometrie

Meeting Abstract

Search Medline for

  • presenting/speaker Thomas Steffens - Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Köln, 03.-04.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc027

doi: 10.3205/20dga027, urn:nbn:de:0183-20dga0275

Published: September 3, 2020

© 2020 Steffens.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Der Sprachaudiometrie kommt einerseits wegen ihrer hohen ökologischen Validität und andererseits, weil die Beeinträchtigung des Sprachverstehens in sozialen Kommunikationssituationen die häufigste und schwerwiegendste Klage von Hörgeschädigten ist, eine besondere Bedeutung zu. Im Kontext des Begriffes Präzisionsaudiometrie stehen hier zwei Bereiche: Einerseits die quantitative Präzision der Testergebnisse und andererseits die methodische Präzision im Sinne einer validen, zielgerichteten Untersuchung der subjektiven Problematik der Patienten, insbesondere im Hinblick auf testrelevante Begleiterkrankungen.

Zur Diskussion der quantitativen Präzision werden neue, aktuelle Erkenntnisse zur Messgenauigkeit prominenter Sprachtests wie dem Freiburger Einsilbertest und zur Sensitivität und Spezifität von geschlossenen Testverfahren vorgestellt. Insbesondere werden die exakte, mathematisch korrekte Berücksichtigung der Ratewahrscheinlichkeit und die damit mögliche Erweiterung der Ergebnisinterpretation dargestellt.

Die Aspekte der methodischen Präzision beginnen mit der Präzision der Terminologie. Eine präzise Unterscheidung zwischen den Begriffen Sprachverständlichkeit und Sprachverstehen unter den Aspekten der neurophysiologischen Signalverarbeitung im auditorischen System und den selektiven Beiträgen der unterschiedlichen Verarbeitungsstufen zum Testergebnis fördert die Präzision und Validität bei der Auswahl sprachaudiometrischer Tests. Gleichzeitig werden damit zusätzliche Informationen zur Interpretation der Testergebnisse geliefert. Der unscharfe, vieldimensionale Begriff des Sprachverständnisses ist hierzu völlig ungeeignet und sollte unbedingt vermieden werden. Ein weiterer Aspekt ergibt sich bei hochbetagten Senioren durch die höhere Inzidenz von neurologischen Erkrankungen. Hier leidet die Validität der Testergebnisse von traditionellen offenen Verfahren, die auf Nachsprechen beruhen, z. B. bei Parkinson-Patienten an den Einschränkungen der Artikulation und Stimmstärke. Auch bei verlangsamten kognitiven Prozessen ist im Fehlerfall nicht immer ausreichend unterscheidbar, ob eine Hörstörung oder eine zu schnelle Messfolge die Fehlerursache ist. In diesen Fällen empfiehlt sich die Anwendung von geschlossenen Testverfahren ohne Nachsprechen, die Mehrfachpräsentation von Testwörtern (z. B. Dreinsilbertest) oder der Wechsel zu pädaudiometrischen Testmethoden.