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22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 09.03.2019, Heidelberg

Einfluss der Mikrofon-Richtwirkung auf das Lokalisationsvermögen und den Minimum Audible Angle in der Horizontalebene mit bilateraler Cochlea-Implantat-Versorgung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Tim Fischer - Inselspital Bern, Hearing Research Laboratory, Abteilung HNO, Kopf- und Halschirurgie, Bern, Schweiz
  • Christoph Schmid - Inselspital Bern, Abteilung HNO, Kopf- und Halschirurgie, Bern, Schweiz
  • Martin Kompis - Inselspital Bern, Abteilung HNO, Kopf- und Halschirurgie, Bern, Schweiz
  • Georgios Mantokoudis - ARTORG Center for Biomedical Engineering Research, Inselspital Bern, Hearing Research Laboratory, Abteilung HNO, Kopf- und Halschirurgie, Bern, Schweiz
  • Marco Caversaccio - ARTORG Center for Biomedical Engineering Research, Inselspital Bern, Hearing Research Laboratory, Abteilung HNO, Kopf- und Halschirurgie, Bern, Schweiz
  • Wilhelm Wimmer - ARTORG Center for Biomedical Engineering Research, Inselspital Bern, Hearing Research Laboratory, Abteilung HNO, Kopf- und Halschirurgie, Bern, Schweiz

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Heidelberg, 06.-09.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc143

doi: 10.3205/19dga143, urn:nbn:de:0183-19dga1430

Published: November 28, 2019

© 2019 Fischer et al.
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Text

Fragestellung: Der Sonnet™ CI Audioprozessor (Med-EL, Österreich) bietet eine Einstellung zur Imitation der natürlichen Richtwirkung der Pinna (Natural Mode, NM). Das Ziel dieser noch laufenden prospektiven Vergleichsstudie ist es, die Auswirkung des NM auf das Lokalisationsvermögen und den Minimum Audible Angle (MAA) in der Horizontalebene bei bilateralen CI Trägern zu evaluieren. Des Weiteren soll untersucht werden, ob die Anzahl von Front-Back Confusions (FBCs) durch den NM verringert werden kann.

Methoden: Bisher wurden 9 gut performende bilaterale CI Träger (Sprachverstehen bei Freiburger Einsilbern > 75%), sowie 12 normalhörende Probanden (NH) (LL Schwellen ≤ 15 dB HL zwischen 0.5 und 4 kHz) eingeschlossen. Das Lokalisationsvermögen wird mit 12 Lautsprechern getestet, die in einer horizontalen kreisförmigen Anordnung in 1,2 m Höhe mit einem Radius von 1 m und einer Winkelauflösung von 30° ausgerichtet sind. Insgesamt 36 Stimuli (rosa Rauschen, 200-ms, Lautstärke 60-70 dB SPL) werden in zufälliger Reihenfolge gleichverteilt über die Lautsprecher abgespielt. Die Lautsprecher sind für die Probanden nicht sichtbar. Nach jedem Stimulus können die Probanden mittels eines Touchpads die vermutete Richtung des Stimulus angeben (in 1° Schritten). Das Lokalisationsvermögen wird mittels Mean Absolute Error (MAE, in °) und Anzahl der FBCs gemessen. Der MAA wird ebenfalls im oben beschriebenem kreisförmigem Aufbau von vorne (0°) und hinten (180°), sowie rechts (90°) und links (270°) gemessen. Es werden 3 Lautsprecher verwendet, deren Position je nach aktuell zu messender Schwelle angepasst wird. Zur Bestimmung des MAA wird eine "Two-alternative forced choice" (2AFC) mit einer 2 down / 1 up Regel als psychometrisches Verfahren verwendet. Die Schrittweite wird mittels einer "Updated-Maximum-Likelihood" Schätzung bestimmt1. Insgesamt werden 24 Stimuli pro Richtung gemessen. Die Stimuli bestehen aus rosa Rauschen von 200-ms-Dauer (65 dB SPL) mit einem Intra-Stimulus-Abstand von 1 s. Die Testreihenfolgen sind für alle Tests systematisch variiert, wobei die jeweilige Einstellung den Probanden nicht bekannt ist.

Ergebnisse: Der MAE (inklusive FBCs) verbesserte sich von 50.5° im omnidirektionalen Modus (OM) auf 38.3° mit NM (p<.01). Der MAE-Referenzwert der NH Gruppe liegt bei 10.4°. Die durchschnittliche Anzahl der FBCs reduzierte sich von 9 (OM) auf 6 (NM, p=.06). Auch nach Ausschluss der FBCs von der Fehlerrechnung konnte eine Verbesserung des MAE zwischen OM (34.6°) und NM (28.3°) gezeigt werden, allerdings nicht statistisch signifikant (p=.20). Bei der NH Gruppe änderte sich aufgrund der geringen Anzahl von FBCs (durchschnittlich 0.3) der MAE nach Ausschluss der FBCs kaum (10.0°). Beim MAA konnten bei den Messungen von vorne (OM: 4.4° vs. NM: 4.3°, p=.86; NH: 1.2°) oder hinten (OM: 6.5° vs. NM: 8.7°, p=.57; NH: 2.6°) keine grossen Unterschiede festgestellt werden. Im Gegensatz dazu verbesserte der NM den MAA auf der rechten Seite (OM: 71.8°, NM: 38.0°, p=.03; NH: 6.5°) und der linken Seite (OM: 79.3°, NM: 42.0°, p<.01; NH: 7.5°) stark.

Schlussfolgerungen: Unsere Daten legen nahe, dass die Pinna-imitierende Mikrofon-Richtwirkung das Lokalisationsvermögen von bilateral implantierten CI Trägern durch eine Verringerung von FBCs und eine Verbesserung der MAA auf den Seiten verbessern kann.


Literatur

1.
Shen Y, Dai W, Richards VM. A MATLAB toolbox for the efficient estimation of the psychometric function using the updated maximum-likelihood adaptive procedure. Behav Res Methods. 2015 Mar;47(1):13-26. DOI: 10.3758/s13428-014-0450-6 External link