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22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 09.03.2019, Heidelberg

Objektivierung der eingeschränkten Sprachwahrnehmung bei Störgeräusch: Eine EEG-Studie mit CI-Patienten und Normalhörenden

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Pascale Sandmann - Uniklinik Köln, HNO-Klinik, Köln, Deutschland
  • Majid Bader - Uniklinik Köln, HNO-Klinik, Köln, Deutschland
  • Martin Walger - Uniklinik Köln, HNO-Klinik, Köln, Deutschland
  • Hartmut Meister - Universität zu Köln, Jean-Uhrmacher-Institut für klinische HNO-Forschung, Köln, Deutschland
  • Ruth Lang-Roth - Uniklinik Köln, HNO-Klinik, Köln, Deutschland
  • Anja Hahne - Technische Universität Dresden, Cochlear Implant Center, Dresden, Deutschland
  • Verena Müller - Uniklinik Köln, HNO-Klinik, Köln, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Heidelberg, 06.-09.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc139

doi: 10.3205/19dga139, urn:nbn:de:0183-19dga1393

Published: November 28, 2019

© 2019 Sandmann et al.
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Einleitung: Frühere Studien zeigen, dass ältere CI-Patienten und ältere Normalhörende im Vergleich zu jüngeren eine schlechtere Sprachverständlichkeit bei Hintergrundrauschen aufweisen (Lenarz et al., 2012; Meister et al., 2013). Um besser zu verstehen, wie das Alter und die CI-Versorgung das Sprachverstehen beeinflussen, wird in der aktuellen Studie die kortikale Sprachverarbeitung ohne und mit Störgeräusch bei jüngeren und älteren Normalhörenden sowie CI-Patienten miteinander verglichen.

Methoden: Normalhörenden und CI-Patienten (jung: 23-40 Jahre; alt: 61-78 Jahre) werden unilateral Sätze präsentiert, bei denen das finale Verb entweder kongruent ist (=inhaltlich sinnhafte Aussage) oder eine semantische Verletzung darstellt (=inhaltlich unsinnige Aussage). Die Probanden antworten mit einem entsprechenden Tastendruck. Die Satzaufgabe erfolgt sowohl ohne als auch mit stationärem Störgeräusch (ICRA, 10 dB Signal-Rausch-Abstand). Mit Hilfe der Elektroenzephalographie (EEG) werden die evozierten kortikalen Potenziale (EKP) abgeleitet. Bei der EKP-Datenanalyse erfolgt die Evaluation der sensorischen (N1 und P2) und der lexiko-semantischen (d.h. höher-kognitiven) Sprachverarbeitung (N400) getrennt.

Ergebnisse: Die ersten Ergebnisse zeigen für ältere Normalhörende und ältere CI-Träger ein schlechteres Sprachverstehen bei Sätzen mit im Vergleich zu Sätzen ohne Störgeräusch. Das Hintergrundrauschen beeinflusst auch die kortikale Sprachverarbeitung und führt zu einer verlängerten Latenz (N1, P2) und einer reduzierten Amplitude (P2) der sensorischen EKPs. Bezüglich der lexiko-semantischen Sprachverarbeitung zeigen die älteren CI-Patienten – aber nicht die älteren Normalhörenden – eine Reduktion der N400-Amplitude bei Sätzen mit im Vergleich zu Sätzen ohne Störgeräusch.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen, dass bei älteren CI-Patienten und älteren Normalhörenden die Einschränkung der Sprachwahrnehmung durch Störgeräusch mit Hilfe von EKPs objektiviert werden kann. Hintergrundrauschen beeinflusst die sensorische und auch die höher-kognitive Sprachverarbeitung. Die Reduktion der N400-Amplitude weist auf eine erhöhte kognitive Belastung bei CI-Patienten hin, die sich bei schwierigen Reizbedingungen besonders stark auswirkt und welche die verfügbaren kognitiven Ressourcen für die (automatisierte) Vorhersage von Satzendungen limitiert. Es gilt nun weiter aufzuzeigen, wie stark die Sprachverarbeitung durch das Alter und durch kognitive Faktoren (wie z.B. Arbeitsgedächtnis) beeinflusst wird.