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22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 09.03.2019, Heidelberg

Frühe Anpassung von Cochlea-Implantaten im Vergleich zur Standardeinheilungsphase

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Stefanie Bruschke - HNO-Uniklinikum Frankfurt a.M., Frankfurt a. M., Deutschland
  • Timo Stöver - HNO-Uniklinikum Frankfurt a.M., Frankfurt a. M., Deutschland
  • Uwe Baumann - HNO-Uniklinikum Frankfurt a.M., Frankfurt a. M., Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Heidelberg, 06.-09.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc093

doi: 10.3205/19dga093, urn:nbn:de:0183-19dga0932

Published: November 28, 2019

© 2019 Bruschke et al.
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Die HNO-Universitätsklinik Frankfurt möchte Cochlea-Implantat Patienten die Möglichkeit einer frühen Erstanpassung des Prozessors anbieten (Early Fitting, "Frühe Anpassung"). Bislang wurde der Prozessor 4-5 Wochen nach der Operation aktiviert, damit der Einheilungsprozess sicher beendet wird. Durch die Weiterentwicklung der Operationstechniken und –Instrumente stellt sich heute die durch den Hautschnitt entstehende Wunde kleiner dar und verheilt schneller. Dies ermöglicht es, den Sprachprozessor bei gegebenen Voraussetzungen bereits 2-4 Tage nach der Operation erstmals zu aktivieren und das Gerät noch während des stationären Aufenthaltes zu verwenden. Im Rahmen einer prospektiven Studie wurde das Verfahren der "Frühen Anpassung" mit dem Verfahren der konventionellen Anpassung nach 4-5 Wochen verglichen. Dabei wurden sowohl technische Parameter, wie Magnetstärke und Elektrodenimpedanz, medizinische Parameter (z.B. Wundheilung) als auch audiologische Aspekte, wie die Entwicklung des Sprachverstehens untersucht. Erste Daten dieser Studie mit einem kleineren Patientenkollektiv wurden bereits gezeigt [1], folgend werden die Ergebnisse nach Abschluss der Patientenrekrutierung dargestellt.

Die "Frühe Anpassung" des Prozessors entspricht dem Vorgehen bei der konventionellen Anpassung: Nach der Überprüfung der Implantatfunktion werden die Comfortable (C)- und Threshold (T)-Level gemäß subjektiver Angaben eingestellt. Darüber hinaus wurde im Rahmen der hier vorgestellten Studie zur "Frühen Anpassung" ein Fragebogen an den Patienten, Audiologen und HNO-Arzt ausgehändigt. Dieser wurde ebenfalls jeweils bei den Anpassterminen zur 3-, 6-, und 12- Monatsvisite ausgefüllt. Der audiologische Fragebogen erfasst technische Aspekte wie beispielsweise die Implantatfunktion. Im Patientenfragebogen wird u.a. die subjektive Zufriedenheit evaluiert. Im HNO-Fragebogen werden medizinische Vorkommnisse wie Wundheilungsprobleme dokumentiert.

Die Daten der früh angepassten Gruppe (n = 72) wurden mit einer Kontrollgruppe (n = 65) verglichen, die nach der Standardeinheilungsphase erstangepasst wurden. Die "Frühe Anpassung" konnte bei 70 von 72 Patienten nach 3,9 Tagen (Mittelwert) durchgeführt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass bei der "Frühen Anpassung" oft ein stärkerer Magnet verwendet werden muss, als nach dem konventionellen Einheilungszeitraum. Das Tragen des Prozessors auf der frischen Wunde hat keinen Einfluss auf den Wundheilungsprozess und bereitet den meisten Patienten keine zusätzlichen Schmerzen. Beide Patientengruppen zeigen eine vergleichbare Entwicklung des Sprachverstehens im untersuchten Zeitraum. Im Vergleich zur früh angepassten Gruppe konnte bei der Kontrollgruppe ein Anstieg der Impedanzen zwischen Operation und Erstanpassung beobachtet werden. Dieser Anstieg sinkt jedoch kurz nach Aktivierung des Prozessors wieder auf das Niveau der intraoperativen Messungen zurück. Die "Frühe Anpassung" verkürzt den Zeitraum zwischen Implantation und Erstanpassung im Mittel um 24 Tage. Durch eine schnellere Inbetriebnahme des Hörimplantats können Patienten so bereits früher erste Höreindrücke sammeln und zeitnah mit der Hörrehabilitation beginnen.


Literatur

1.
Günther S, Baumann U, Stöver T. Early Fitting in Cochlear Implantation: Benefits and Limits. Otol Neurotol. 2018 04;39(4):e250-e256. DOI: 10.1097/MAO.0000000000001745 External link