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22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 09.03.2019, Heidelberg

Evidenzen zur Sprachtherapie bei Kindern mit Hörstörungen

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Vanessa Hoffmann - HFH Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • Rainer Schönweiler - UKSH Lübeck, Phoniatrie und Pädaudiologie, Lübeck, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Heidelberg, 06.-09.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc088

doi: 10.3205/19dga088, urn:nbn:de:0183-19dga0881

Published: November 28, 2019

© 2019 Hoffmann et al.
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Hintergrund: Schwerhörigkeiten gehören zu den häufigsten Ursachen nicht-umschriebener/nicht-spezifischer Sprachentwicklungsstörungen (***Leitlinie Diagnostik). Für diese Sprachentwicklungsstörungen wurden sowohl weltweit und als auch im deutschsprachigen Raum fachpädagogische Förderangebote und spezielle medizinische Sprachtherapiemethoden entwickelt, die als auditiv-verbale Therapieansätze bekannt geworden sind. Bei der Verwendung als "Heilmittel" sind in Deutschland dieselben evidenzbasierten Kriterien anzulegen wie für andere medizinische Therapien. Um zu prüfen, ob sie den Anforderungen genügen, wurde im Rahmen der Entwicklung einer neuen S2k-Leitlinie "Therapie von Sprachentwicklungsstörungen" ein systematischer Review durchgeführt. Die S2k-Therapieleitlinie wird fedeführend von der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e.V. (DGPP) in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ) und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) erstellt (Veröffentlichung voraussichtlich 2020). Ziel des Teilprojektes "Sprachtherapie zur Behandlung von Sprachentwicklungs­störungen durch permanente Schwerhörigkeiten" war es, medizinische Sprachtherapie­verfahren mit Methoden der evidenzbasierten Medizin auf ihre Wirksamkeit hin zu untersuchen.

Methodik: Für die Bewertung von Maßnahmen zur Verbesserung der Therapie von Sprachentwicklungsstörungen bei Hörstörungen wurde eine systematische Literatursuche durchgeführt. 12 Studien wurden eingeschlossen. Für jede eingeschlossene Studie wurde ein Evidenzgrad als Maß ihrer Qualität festgelegt ([1], [2]). Die Klassifikation der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlich medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) soll mittels Expertenbewertung und strukturierter Konsensfindung sowie einer für den Adressatenkreis repräsentativen Entwicklungsgruppe erzielt werden.

Ergebnisse: Die Audioverbale Therapie (AVT) ist die einzige Therapiemethode, die evidenzbasiert nachweisen kann, bei schwerhörenden Kindern verschiedene sprachliche Ebenen zu verbessern. Allerdings ist die AVT eine für American English entwickelte standardisierte Methode, für die eine Zertifizierung erworben werden muss. Eine Anwendung für die deutsche Sprache wurde bisher noch nicht entwickelt. Daher ist die Methode für Klientele, die Deutsch als Familiensprache verwenden, d.h. für Klientele im Gültigkeitsbereich dieser Leitlinie, noch nicht anwendbar.

Schlussfolgerungen: Die AVT ist eine für American English entwickelte standardisierte Methode, für die eine Zertifizierung erworben werden muss. Die Entwicklung einer Version für die deutsche Sprache sollte so schnell wie möglich in Angriff genommen werden.


Literatur

1.
SIGN Guidelines. An introduction to SIGN methodology for the development of evidence-based clinical guidelines. SIGN publication 39. Edinburgh: Scottish Intercollegiate Network; 1999. Available from: www.sign.ak.uk.
2.
American Psychiatric Association. Practice guideline for the treatment of patients with substance use disorders: alcohol, cocaine, opioids. Am J Psychiatry. 1995 Nov;152(11 Suppl):1-59. DOI: 10.1176/ajp.152.11.1 External link