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22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 09.03.2019, Heidelberg

CI-Träger der 1. und 2. Generation

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Annette Leonhardt - LMU München, München, Deutschland
  • Stefanie Fiocchetta - LMU München, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Heidelberg, 06.-09.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc063

doi: 10.3205/19dga063, urn:nbn:de:0183-19dga0630

Published: November 28, 2019

© 2019 Leonhardt et al.
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Als sich in den 80er Jahren die ersten Personen auf Grund ihrer Ertaubung oder hochgradigen Hörschädigung mit einem Cochlea Implantat versorgen ließen, handelte es sich um Erwachsene, die seit vielen Jahren ertaubt oder hochgradig schwerhörig waren. Sie entschieden sich für eine Implantation, ohne auf Langzeitstudien oder auch nur Erfahrungen anderer zurückgreifen zu können. Was war ihre Motivation für eine CI-Versorgung? Welche Erfahrungen machten sie (z.B. vom sozialen Umfeld) vor und nach der Implantation? Wie schätzen sie heute ihre Entscheidung von damals ein? Da nicht wenige der CI-Träger der 1. Generation inzwischen altersbedingt nicht mehr berufstätig sind, wurde auch der Frage nachgegangen, wie deren kommunikative Situation heute ist.

Diese Fragestellungen wurden im Rahmen von Fallstudien untersucht, indem CI-Träger der 1. Generation (Implantation vor 1990) und der 2. Generation (Implantation 1990-1995) durch leitfadengestützte Interviews befragt wurden.

Im Ergebnis zeigt sich, dass für die Personen, die sich als erste implantieren ließen, der psychosoziale Leidensdruck (vor allem auf Grund der bestehenden Kommunikationsbehinderung) so hoch war, dass dieser das ausschlaggebende Motiv für die Versorgung war. Durchgängig schilderten sie ihre Situation vor der CI-Versorgung als so belastend, dass sie das Wagnis mit dem Argument "ich hatte nichts zu verlieren" eingingen. Nachrangig kam Interesse am technischen und wissenschaftlichen Fortschritt hinzu. Nach der CI-Versorgung eröffneten sich für einige von ihnen neue berufliche Perspektiven. Das basierte jedoch weniger auf der CI-Versorgung "an sich" als vielmehr aus dem neu geschöpften Lebensmut, dem gewonnenen Selbstbewusstsein und sich erweiternder Selbstständigkeit.

Der genannte Personenkreis sieht sich als Pioniere der CI-Versorgung. Als weiteres Studienergebnis zeichnet sich ab, dass später (nach 1995) versorgte Personen eine kritischere Haltung zum CI einnehmen. Auf Grund der deutlich kürzeren Dauer der Ertaubung bzw. des hochgradigen Hörverlustes war ihr Leidensdruck geringer und ihre Erwartungshaltung ist deutlich höher. Zudem profitieren sie vom Angebot der Selbsthilfe aus dem Kreis Betroffener (z.B. über die DCIG).

Eine Langfassung des Beitrags erhalten Sie hier:

https://www.dga-ev.com/fileadmin/dga2019/site/data/final/0004.pdf