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22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 09.03.2019, Heidelberg

Evaluation eines Russischen Sprachverständlichkeitstests – erste Ergebnisse

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Britta Frenzel - Cochlear Implant Centrum Berlin-Brandenburg, Berlin, Deutschland
  • Parwis Mir-Salim - Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Hörzentrum Berlin, Berlin, Deutschland
  • Silvia Schicktanz - Cochlear Implant Centrum Berlin-Brandenburg, Berlin, Deutschland
  • Klaus Berger - Cochlear Implant Centrum Berlin-Brandenburg, Berlin, Deutschland
  • Oliver Dziemba - Universitätsmedizin Greifswald, Audiologische Abteilung, Greifswald, Deutschland
  • Lisa Sonntag - HTWK Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Alexander Müller - Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Hörzentrum Berlin, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Heidelberg, 06.-09.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc058

doi: 10.3205/19dga058, urn:nbn:de:0183-19dga0588

Published: November 28, 2019

© 2019 Frenzel et al.
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Text

Hintergrund: Im CIC Berlin-Brandenburg betreue ich viele russischsprachige CI-Träger und ihre Familien. Um die CI-Versorgung post-operativ zu evaluieren, benötigen wir zusätzlich zur Begleitung der individuellen Entwicklung ton- und sprachaudiometrische Verfahren. Für die russische Sprache steht uns derzeit nur der russische Matrix-Test zur Verfügung. Zu sprachaudiometrischen Verfahren, die in der Russischen Föderation verwendet werden, haben wir leider bisher keinen Zugang.

Nach dem Vorbild des Freiburger Sprachverständlichkeitstests wurde ein russischer Sprachverständlichkeitstest (RSIT) entwickelt. Orientiert an den DIN EN ISO 8253-3-Normen (2012) für die Erstellung eines sprachaudiometrischen Tests entstanden jeweils zehn Testlisten russischer Zahlen und Einsilber.

Diese Testlisten des RSIT wurden im Rahmen einer prospektiven Studie – orientiert an der DIN EN ISO 8253-3 (2012) – mit normalhörenden russischsprachigen Erwachsenen evaluiert.

Ziele der Studie waren, anhand der Testergebnisse der Probanden die russischen Testlisten hinsichtlich ihrer phonemischen und perzeptiven Ausgewogenheit zu evaluieren, für die russischen Zahlen und Einsilber die Sprachverständlichkeitsschwelle L50 in Ruhe zu ermitteln, eine Bezugskurve des Sprachverstehens bei unterschiedlichen Sprachpegeln zu erstellen, die Test-Retest-Reliabilität zu bestimmen und diese Ergebnisse mit den vorliegenden Ergebnissen für den Freiburger Sprachverständlichkeitstest zu vergleichen.

Material und Methoden: In der prospektiven Studie wurden die phonemische und perzeptive Ausgewogenheit der Testlisten sowie die Test-Retest-Reliabilität untersucht. Eine Bezugskurve des Sprach­verstehens wurde erstellt und die Sprachverständlichkeitsschwelle in Ruhe L50 ermittelt.

An der prospektiven Studie nahmen 45 normal hörende russische Muttersprachler im Alter von 15,8 - 53,1 Jahren teil. Alle Testlisten wurden ihnen in unterschiedlicher Reihenfolge mit verschiedenen Sprachpegeln über Kopfhörer auf dem besseren Ohr darge­boten. Jede Testliste wurde jedem Probanden nur einmal angeboten, um Trainingseffekte auszuschließen. Die Antworten der Probanden wurden protokolliert und in Bezug auf die phonemi­sche und perzeptive Ausgewogenheit der Testlisten analysiert.

Erste Ergebnisse: Die Zahlen- und Einsilberlisten können als phonemisch und perzeptiv (fast) ausgewogen gelten.

Bei den russischen Einsilbern wurden die geringsten Abweichungen für 40-60 % Sprachverstehen gefunden (0.2-1.4 dB, Ø 0.6 dB).

Die Bezugskurven des Sprachverstehens in Ruhe für die russischen Zahlen- und Einsilberlisten, weisen eine steile Diskriminationskurve auf.

Aufgrund der geringen Anzahl von Retests können wir nur vorläufige Ergebnisse zur Test-Retest-Reliabilität des RSIT vorstellen. Wir fanden nur geringe Abweichungen der Messergebnisse im Test und Retest (±1 dB). Für die russischen Zahlen waren die Sprachpegel im Retest um 0,4 bis 0,6 dB geringer. Die Sprachpegel für 50 % Sprachverstehen der deutschen (Freiburger Sprachverständlichkeitstest) und russischen Einsilber (RSIT) lagen nah beieinander.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Evaluation des RSIT legen nahe, dass dieses audiometrische Werkzeug so schnell und leicht durchzuführen ist wie der Freiburger Sprachverständlichkeitstest und uns bei der Diagnostik von Hörschädigungen sowie der Evaluation einer Hörgeräte- oder CI-Versorgung russischer Muttersprachler helfen wird. Die Testlisten des RSIT sind phonemisch und perzeptiv (fast) ausgewogen. Kritikpunkte betreffen die Messgenauig­keit und die steilen Diskriminationskurven des Sprachverstehens. Hier ist weitere Forschung nötig.