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Elterliches Belastungserleben im Zusammenhang mit der Diagnose Hörschädigung
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Published: | November 28, 2019 |
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Die Diagnose einer Hörschädigung trifft Eltern ohne familiäre Vorbelastung meist unvorbereitet und stellt einen Risikofaktor erhöhten elterlichen Stresserlebens dar. Lag das Diagnosealter für angeborene Hörschädigungen früher bei 21 bis 47 Monaten, wird eine Hörbehinderung heute, durch die Einführung des Universellen Neugeborenen Hörscreenings vor knapp 10 Jahren, im Mittel innerhalb der ersten sechs Lebensmonate diagnostiziert [1].
Psychosozial betrachtet bedeutet dies für die Eltern eine Behinderungsverarbeitung zu einem deutlich früheren und anderen entwicklungs- und beziehungspsychologischen Zeitpunkt. Fraglich ist, wie sich diese Veränderungen auf das Belastungserleben von Eltern auswirken, welche zusätzlichen Faktoren den Coping-Prozess möglicherweise beeinflussen und inwieweit dieser für die kindliche Entwicklung von Relevanz ist.
Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass sich eine frühere Diagnose und Versorgung in Kombination mit der zeitnahen Etablierung einer als qualitätsvoll erlebten familienorientierten Frühförderung positiv auf den Prozess der Behinderungsverarbeitung auswirken [2], [3]. Neben sozialen Ressourcen sind im Bereich der personalen Ressourcen nach neuen Untersuchungen insbesondere die Höhe des elterlichen Selbstwirksamkeitserlebens und das Zutrauen in die eigenen Kompetenzen für das familiäre Wohlbefinden bedeutsam [3], [4]. Sensitivität und Responsivität der Eltern hängen von der Qualität dieses Verarbeitungsprozesses ab und beeinflussen über die Eltern-Kind-Interaktion die kindlichen Entwicklungsfortschritte im sprachlichen und sozial-emotionalen Bereich [5], [6].
Zur Stärkung elterlicher Kompetenzen und Gestaltung guter Ausgangsbedingungen kindlicher Entwicklung sind Ressourcen-, Bedürfnis- und Empowermentorientierung zentrale Arbeitsprinzipien der Hörgeschädigtenpädagogik, die zeitnah zur Diagnosestellung im Rahmen der familienorientierten Frühförderung ihre Umsetzung erfahren müssen.
Eine Langfassung des Beitrags erhalten Sie hier:
https://www.dga-ev.com/fileadmin/dga2019/site/data/final/0024.pdf
Literatur
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- Nennstiel-Ratzel U, Brockow I, Söhl K, Zirngibl A, am Zehnhoff-Dinnesen A, Matulat P et al. Endbericht zur Evaluation des Neugeborenen-Hörscreenings 2011/2012. Oberschleißheim: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit; 2017.
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- Hintermair M. Parental resources, parental stress, and socioemotional development of deaf and hard of hearing children. J Deaf Stud Deaf Educ. 2006;11(4):493-513. DOI: 10.1093/deafed/enl005