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Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien – größte Medizinbibliothek Österreichs: Hybridbibliothek als Zukunftskonzept
University Library of the Medical University Vienna – largest Medical Library of Austria: Hybrid Library as a concept for the future
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Published: | December 17, 2009 |
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Zusammenfassung
Die heutige Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien wurde 1986 als Fakultätsbibliothek der Universität Wien gegründet und fungiert seit damals als größte Medizinbibliothek Österreichs. Die Hauptbibliothek befindet sich im Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien (Universitätskliniken). Zwischen 1994 und 2003 wurde sie die Österreichische Zentralbibliothek für Medizin. Seit 2004 ist sie als Universitätsbibliothek der neu gegründeten Medizinischen Universität Wien für die Literatur- und Informationsversorgung von 8500 Studierenden, 1800 Forschern und 1600 Ärzten zuständig.
Im Beitrag wird zunächst die Teilnahme der Universitätsbibliothek an Projekten des Österreichischen Bibliothekenverbundes und an der Kooperation E-Medien Österreich dargestellt. Beschrieben werden auch Angebote und Nutzung der Digitalen Bibliothek (Fachdatenbanken, elektronische Zeitschriften, Dokumentenlieferdienst, elektronische Bücher), sowie Website und Van Swieten Blog als Informations- und Kommunikationsinstrumente der Universitätsbibliothek.
Es folgt die Vorstellung der Angebote der traditionellen Bibliothek, bestehend aus der Klinischen Bibliothek, einer Lehrbuchsammlung und einem Studentenlesesaal. Informiert wird über die an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin untergebrachten wertvollen medizinhistorischen Altbestände und über die aktuellen Maßnahmen zur Digitalisierung der vorhandenen Zettelkataloge.
Die Beiträge der Universitätsbibliothek zum Medizin Curriculum Wien, das Angebot an Schulungen und Führungen, die Informationsvermittlungsstelle und die Maßnahmen zur Ausbildung, für Praktika und Projekte werden im Abschnitt über die Teaching Library beschrieben.
Vorgestellt werden auch die Spezifika der Universitätsbibliothek. Sie beteiligt sich aktiv an den internationalen Projekten subito und E-Books on Demand, betreibt ein PDA-Portal und nutzt als erste Bibliothek in Österreich die LinkOut-Funktion von PubMed. Die Universitätsbibliothek betreibt seit 2007 ein Projekt zur Wiedergutmachung (NS-Provenienzforschung) und ein ambitioniertes Weblog-Projekt zur Erinnerung an die 1938 von der damaligen Medizinischen Fakultät der Universität Wien vertriebenen Professoren. Im letzten Abschnitt werden jene Abschnitte aus dem aktuellen Entwicklungsplan der Medizinischen Universität Wien vorgestellt, in denen die zukünftige Entwicklung der Universitätsbibliothek skizziert wird. Vervollständigt wird der Beitrag um Kennzahlen, Kontaktadressen und eine ausführliche Bibliographie zur Entwicklung der Bibliothek.
Abstract
The today’s Medical University Library was established as Faculty Library of the Vienna University Library in 1986 and serves till now as the largest Medical Library in Austria. The Main Library is located in the Vienna General Hospital (University hospitals). During 1994 and 2003 it became the Austrian Central Library for Medicine. Since 2004 University Library of the newly founded Medical University of Vienna supplies literature and information for 8500 Students, 1800 scientists and 1600 doctors.
The article describes the Library’s participation on projects of the Austrian Library Consortium and the Austrian Cooperation for E-media. It specifies the offers and use of the digital library (professional databases, electronic journals, document delivery, e-books) but also the website and the “Van Swieten”-Blog which are the information and communication platforms of the University Library.
The next part shows the supply of traditional library which consists of the Clinical Library, the Textbook Collection and the Students Reading Room. We report also on the Library for the History of Medicine, their precious medical historical holdings and their current activities connected with the digitalization of the card index.
The library’s activities to the “Medizin Curriculum Wien”, trainings and tours are told in the chapter about the Teaching Library but also the Information Retrieval Service and the activities due to training, placement and projects of librarians.
Another part speaks about the special activities in international projects like “subito”, “E-books on demand” and a gateway for PDAs. The Medical University Library was the first Austrian library who used the LinkOut function of PubMed. The library works on a project of “Wiedergutmachung” (NS-Provenienzforschung) and a very ambitious Weblog for the remembrance of the displaced professors at the medical faculty of the University of Vienna in 1938.
The last chapter presents a development plan of the prospective activities of the University Library.
To complete the essay the characteristic factors, addresses and an extensive bibliography about the development of the library is added.
1 Funktion und Entwicklung der Universitätsbibliothek der Med Uni Wien
Medizinische Universität Wien
Die Medizinische Universität Wien (Abbildung 1 [Abb. 1]), die größte medizinische Einrichtung in Österreich, zählt zu den bedeutendsten Spitzenforschungsinstitutionen Europas und stellt außerdem das gesamte Ärztepersonal für Europas größtes Krankenhaus, das Allgemeine Krankenhaus der Stadt Wien (Universitätskliniken).
An der Medizinischen Universität Wien sind 5000 Mitarbeiter beschäftigt, davon 1800 Forscher und 1600 Ärzte. In 31 Universitätskliniken werden jährlich 95.000 Patienten stationär behandelt, 45.000 Operationen durchgeführt und 500.000 Menschen in den Ambulanzen erstversorgt.
Das Studienangebot an der Medizinischen Universität Wien, einer der wichtigsten Ausbildungsstätten für Mediziner im zentraleuropäischen Raum, gliedert sich in Diplomstudien für Humanmedizin bzw. Zahnmedizin, ein Masterstudium Medizinische Information, 13 PhD-Programme, ein Doktoratsstudium der Angewandten Medizinischen Wissenschaften sowie 13 postgraduale Universitätslehrgänge. Dieses Studienangebot, das von 2367 Lehrenden und 10 Lehrkrankenhäusern getragen wird, nutzen 10.094 Studierende.
Die Medizinische Universität Wien betreibt vier Forschungscluster (Allergologie – Immunologie – Infektiologie; Krebsforschung – Onkologie; Neurowissenschaften und psychiatrisch-psychosoziale Wissenschaften; Vaskuläre Medizin) sowie sechs klinische Schwerpunktprogramme (Basic Sciences – Diagnostics – Imaging; Organversagen – Organersatz – Transplantationen; Intensivmedizin; Stoffwechsel- und Ernährungsmedizin; Public Health; Muskuloskeletale Erkrankungen). Der hohe Standard in der Forschung wird durch die beachtliche Zahl der jährlichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen belegt. Im Zeitraum 2005 bis 2008 wurden mehr als 35.000 Studien in Fachzeitschriften publiziert.
Funktion der Universitätsbibliothek
Die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien (Abbildung 2 [Abb. 2], Abbildung 3 [Abb. 3]), die sich in die Hauptbibliothek im Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien (Universitätskliniken) sowie in zwei Zweigbibliotheken für Zahnmedizin bzw. Geschichte der Medizin gliedert, ist eine Dienstleistungseinrichtung der Medizinischen Universität Wien.
Hauptaufgabe der Universitätsbibliothek ist die koordinierte Beschaffung, Erschließung und Bereitstellung von medizinischer Fachliteratur. Ihre Ressourcen und Services stehen allen Studierenden sowie den Mitarbeitern der Medizinischen Universität Wien, aber auch der Öffentlichkeit, zur Verfügung.
Prägnant lautet das Mission Statement der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien: „Als Dienstleistungseinrichtung der Medizinischen Universität Wien orientieren wir unser Angebot an den Bedürfnissen unserer Kunden und an den strategischen Zielen der Medizinischen Universität Wien.
Wir bieten Ihnen:
- den größten medizinischen Medienbestand Österreichs sowohl aktuell als auch historisch;
- eine effiziente Versorgung mit wissenschaftlicher Literatur und Information aus Medizin und ihren Grenzgebieten;
- weltweit vernetzte elektronische Information und den Einsatz zukunftsweisender Technik, die Maßstäbe setzt.
Unsere Bibliothek will stets zu den initiativen und innovativen Medizinbibliotheken Europas gehören.“
Um diesem Anspruch gerecht werden zu können, verfolgt die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien das Ziel, das innovative Konzept der Hybridbibliothek zu realisieren, das weltweit von großen Bibliotheken verfolgt wird. Dabei liegt die große Herausforderung darin, zwei Handlungsleitlinien zu entwickeln bzw. zu forcieren. Einerseits gilt es, die digitale Bibliothek zügig weiterzuentwickeln und Ressourcen und Services verstärkt online anzubieten, andererseits aber auch jene Bereiche der traditionellen Bibliothek – in Ergänzung zu den Angeboten der digitalen Bibliothek – zu bewahren. Aktuell forciert die Universitätsbibliothek die Integration von Web 2.0-Tools in ihre Services. (Abbildung 4 [Abb. 4])
Historische Entwicklung der Universitätsbibliothek der Med Uni Wien
Als am 1. Januar 2004 das Universitätsgesetz 2002, das den bundesstaatlichen Universitäten in Österreich größtmögliche Autonomie und Selbstverwaltung überantwortet hat, in Kraft getreten ist, wurden die drei bisher den Universitäten Graz, Innsbruck und Wien untergeordneten medizinischen Fakultäten als eigenständige Medizinische Universitäten errichtet. Mit diesem Datum wurde die 1994 begründete Zentralbibliothek für Medizin in Wien, die im Jahr 2000 in Österreichische Zentralbibliothek für Medizin umbenannt worden war, als Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien zugeordnet. Vorgängerinstitution der Zentralbibliothek war wiederum die 1986 errichtete Fakultätsbibliothek für Medizin an der Universität Wien.
Zeittafel: (Tabelle 1 [Tab. 1])
Unabhängig von den jeweiligen organisatorischen Rahmenbedingungen entwickelte sich die nunmehrige Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, die derzeit über einen Bestand von 803.265 Monografien und Zeitschriftenbänden verfügt, in den letzten zwei Jahrzehnten zur größten medizinischen Fachbibliothek in Österreich. Ihr Aufgabenspektrum reicht von Inkunabeln in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin bis zu den modernen elektronischen Medien. (Abbildung 5 [Abb. 5])
Bibliotheksindex – BIX
Mit der Zielsetzung, ihre Leistungsfähigkeit in einem internationalen Benchmark für Bibliotheken zu evaluieren, beteiligt sich die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien seit 2006 regelmäßig am Bibliotheksindex (BIX). Diesem länderübergreifenden Leistungsvergleich in den Kriterien Angebote, Nutzung, Effizienz und Entwicklung stellen sich bereits mehr als 80 wissenschaftliche Bibliotheken. 2009 konnte die Universitätsbibliothek in ihrer Vergleichsgruppe beim Kriterium Effizienz den beachtenswerten 2. Rang erreichen; sie wurde dafür mit der BIX-Top 5-Leistungsplakette ausgezeichnet.
(Abbildung 6 [Abb. 6])
2 Teilnahme am Österreichischen Bibliothekenverbund
Verbund- und Lokalkataloge
Die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien ist eine der großen Teilnehmerbibliotheken am Österreichischen Bibliothekenverbund, an dem sich die Bibliotheken sämtlicher staatlicher Universitäten sowie zahlreicher weiterer öffentlicher und privater Institutionen beteiligen.
Sowohl im Verbund- als auch im Lokalsystem kommt das Bibliotheksverwaltungssystem Aleph 500 (Version 18.01) zum Einsatz. Mit Stichtag 31. Dezember 2008 verzeichnete der Verbundkatalog 186.900 Exemplardaten für Monografien und Zeitschriftenbände der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien. Online erfasst sind sämtliche Neuzugänge der Bibliothek seit 1988 sowie selektiv ausgewählte ältere Bestände, die retrokatalogisiert wurden. Die Retrokatalogisierung wird, entsprechend den jeweils vorhandenen personellen Ressourcen, laufend fortgesetzt.
Lokal an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien werden neben dem Gesamtkatalog eine Reihe von lokalen Teilkatalogen erstellt, u.a. Teilkatalog Medizin Curriculum Wien (Lehrbuchsammlung), Teilkatalog Elektronische Medien, Teilkatalog Zeitschriften, Teilkatalog Österreichische Medizinische Publikationen, Teilkatalog Hochschulschriften, Teilkatalog Normen. (Abbildung 7 [Abb. 7])
Van Swieten-Repositorium – e-DOC
Die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien beteiligt sich als eine von neun wissenschaftlichen Bibliotheken an e-DOC, einem Service der Österreichischen Bibliothekenverbund GmbH (OBVSG) zur Anreicherung des Verbundkataloges mit elektronischen Objekten (Inhaltsverzeichnisse, Abstracts, Volltextdokumente). Mit Stichtag 31. Dezember 2008 waren insgesamt 6503 Objekte der Universitätsbibliothek in e-DOC nachgewiesen. In Kooperation mit der OBVSG wird das Angebot für e-DOC-Nutzer laufend verbessert. Zuletzt wurden neben den Inhaltsverzeichnissen der Hochschulschriften (2827 Objekte) und der elektronischen Bücher des Springer-Verlages (3267 Objekte) auch lokale Sammlungen der Medizinischen Universität Wien (409 Objekte) in e-DOC erfasst, in denen im Volltext recherchiert werden kann.
Für das Van Swieten-Repositorium (Abbildung 8 [Abb. 8]), den Dokumentenserver der Universitätsbibliothek, wurde 2008 die Oberfläche an die lokalen Sammlungen angepasst. Damit wird den Mitarbeitern der Medizinischen Universität Wien die Möglichkeit geboten, Objekte einzubringen. In Zusammenarbeit mit der OBVSG wurde für die unterschiedlichen Materialien ein jeweils eigens zugeschnittener Arbeitsablauf entwickelt und nach einer Testphase etabliert.
Dissertationsdatenbank und elektronische Hochschulschriften
In der vom Österreichischen Bibliothekenverbund in Zusammenarbeit mit den österreichischen Universitätsbibliotheken erstellten österreichischen Dissertationsdatenbank wurden mit Stichtag 31. Dezember 2008 insgesamt 2778 Hochschulschriften der Medizinischen Universität Wien (Diplomarbeiten und Dissertationen) nachgewiesen.
2008 wurden erstmals auch Dissertationen und Diplomarbeiten, die von Studierenden auf freiwilliger Basis zur Verfügung gestellt worden sind, in das Van Swieten-Repositorium der Universitätsbibliothek eingebracht. Mit Stichtag 31. Dezember 2008 waren 97 elektronische Dissertationen und Diplomarbeiten im Volltext im Repositorium verfügbar.
Kooperation E-Medien Österreich
Die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien ist Mitglied in der Kooperation E-Medien Österreich, deren Geschäftsstelle 2008 von der Universität Graz an die OBVSG transferiert worden ist. Die Kooperation zählt 48 Mitglieder, darunter alle großen österreichischen Universitätsbibliotheken.
In Form von landesweiten Konsortien werden wichtige Datenbanken (u.a. Web of Knowledge) und elektronische Zeitschriftenpakete (u.a.: Blackwell, Elsevier, Nature Publishing Group, Springer, Thieme, Wolters Kluwer) lizenziert bzw. angekauft. Aufgrund der konsortialen Erwerbung können einerseits deutliche Preisreduktionen gegenüber Einzelabschlüssen erzielt werden, andererseits wird durch die Kooperation eine beachtliche Erweiterung des Angebots, insbesondere an elektronischen Zeitschriften, möglich.
3 Angebote der digitalen Bibliothek
Medizinische Fachdatenbanken
Seit 2007 nutzt die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien das Datenbankinformationssystem (DBIS), eine von 221 Bibliotheken kooperativ betriebene Datenbankenplattform, die einen schnellen, strukturierten und einheitlichen Zugang zu Fachdatenbanken bietet. (Abbildung 9 [Abb. 9])
Auf die ca. 200 medizinischen Fachdatenbanken, die in DBIS erfasst sind, wurde 2008 insgesamt 47.718 Mal zugegriffen. Nicht eingerechnet sind hierbei die zahlreichen Recherchen, die etwa über Bookmarks gestartet werden.
Unter den lizenzierten Datenbanken am stärksten genutzt wurden 2008 Web of Knowledge mit dem Evaluierungstool Journal Citation Reports, Scopus, die weltweit größte Datenbank für Naturwissenschaften, Technik, Medizin und Sozialwissenschaften, sowie die medizinrelevanten Ovid-Datenbanken von Wolters Kluwer (Medline, Embase, PsyndexPlus, Psyclit, PascalBiomed).
Das Datenbankenangebot wurde 2008 nach einer erfolgreich verlaufenen Teststellung um Faculty of 1000 erweitert. Die Auswahl der Beiträge erfolgt in einem post-publication peer review-Verfahren. Ein Journal Club, bestehend aus 2665 renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftern, benennt, kommentiert und bewertet besonders wichtige und interessante Publikationen des jeweiligen Fachgebietes. (Abbildung 10 [Abb. 10])
Elektronische Zeitschriften
Seit 2000 kooperiert die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien bzw. ihre Vorgängerinstitution mit der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB), eine von 524 Bibliotheken kooperativ betriebene Zeitschriftenplattform.
2008 verzeichnete die Medizinische Universität Wien insgesamt 206.925 Zugriffe. Die EZB-Statistik berücksichtigt allerdings nur Zugriffe auf Zeitschriftentitelebene, nicht aber Zugriffe auf mehrere Artikel innerhalb einer Zeitschrift, die im Rahmen eines einzigen Rechercheeinstiegs durchgeführt werden. In der EZB-Statistik nicht erfasst werden auch Nutzungen von Zeitschriften, die via Bookmarks oder im Zuge einer Datenbankrecherche, etwa in PubMed, verursacht werden.
Zur verbesserten Erfassung von Nutzungsdaten hat die Universitätsbibliothek ScholarlyStats lizenziert. Mit diesem plattformübergreifenden Statistiktool ist eine genormte Erfassung der Nutzungsfülle, zumindest bei den meisten großen Zeitschriftenplattformen, realisierbar. Die Auswertung ergab für 2008 die beeindruckende Anzahl von 863.412 Artikeln, die im Volltext von Angehörigen und Studierenden der Medizinischen Universität Wien herunter geladen wurden (Tabelle 2 [Tab. 2]). Allerdings ist bei diesem Wert zu berücksichtigen, dass die Zeitschriften etlicher Verlage (u.a. Thieme) derzeit in ScholarlyStats nicht erfasst werden. Das Angebot an elektronischen Zeitschriften wurde kontinuierlich ausgebaut. Eine besonders bemerkenswerte Erweiterung erfuhr das elektronische Fachzeitschriftenangebot durch die Lizenzierung des gesamten Archivs von Nature (bestehend aus fünf Top-Zeitschriften), das in Kooperation mit mehr als 20 österreichischen Universitäten, Forschungs- und Bildungseinrichtungen erworben werden konnte. Somit besteht ein dauerhaftes Zugriffsrecht auf die elektronische Ausgabe dieses bedeutenden Journals ab Heft 1 aus 1869. (Abbildung 11 [Abb. 11])
Dokumentenlieferdienst und Fernleihe
Nicht an der Universitätsbibliothek vorhandene Literatur wird im Rahmen des elektronischen Dokumentenlieferdienstes und der Fernleihe besorgt (3863 Aufträge). Der Dokumentenlieferdienst konnte 2008 aus ihrem eigenen Bestand 8205 Literaturanfragen positiv erledigen.
Elektronische Bücher
Der Schwerpunkt des Angebots an elektronischen Büchern, die seit 2006 verstärkt angeschafft werden, liegt bei den Anforderungen für die Studierenden. Neben Pschyrembel Premium, Thieme eBook Library sowie McGraw-Hill’s AccessMedicine wurden auch E-Books von Elsevier (Urban & Fischer), diverse Pakete von Springer sowie von Wolters Kluwer (Ovid‘s 5-minutesconsult) lizenziert. Elektronische Bücher werden, soweit von den Verlagen angeboten, mit Archivrechten erworben. Sofern der dauerhafte Zugriff auf diese Medien gewährleistet ist, werden sie auch im Onlinekatalog erfasst. Um eine rasche Recherchemöglichkeit für die von der Universitätsbibliothek angebotenen elektronischen Bücher anbieten zu können, wurde ergänzend dazu ein laufend aktualisiertes Tool erstellt, in dem die Benutzer nach Titelstichworten recherchieren können.
Derzeit umfasst das Angebot der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien ca. 3400 elektronische Bücher. Darunter befinden sich auch etliche wichtige Lehrbücher, die nunmehr in idealer Weise die umfangreiche Sammlung gedruckter Lehrbücher der Universitätsbibliothek ergänzen. Auf Basis von Web 2.0-Technologie wird derzeit an der Entwicklung einer Virtuellen Lehrbuchsammlung gearbeitet, die, soweit vorhanden und lizenziert, E-Books und Table of Contents aller gedruckten Lehrbücher auf einer gemeinsamen Plattform anbieten wird. Zugleich werden Studierende die Möglichkeit haben, Kommentare bei den einzelnen nachgewiesenen Titel anzubringen.
Remote Access & WLAN
Sowohl Wissenschaftlern als auch Studierenden der Medizinischen Universität Wien stehen sämtliche Online-Ressourcen der Universitätsbibliothek via Remote Access jederzeit vom persönlichen Arbeitsplatz, von zu Hause aus, zur Verfügung. Benutzer, die mit dem eigenen Laptop in die Universitätsbibliothek kommen, können durch den vom Rechenzentrum der Medizinischen Universität Wien (ITSC) eingerichteten WLAN-Zugang auf die Datenbanken sowie auf die elektronischen Zeitschriften und Bücher der Universitätsbibliothek zugreifen.
Website
Das Internetportal der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien ermöglicht eine optimale Darstellung und Nutzung der Angebote der Hybridbibliothek (Abbildung 12 [Abb. 12]).
Bei der Neugestaltung der Website der Universitätsbibliothek 2006 wurde ein besonderes Augenmerk auf die übersichtliche und nutzerfreundliche Strukturierung gelegt. Mit drei spezifischen Portalen für Wissenschaftler, Studierende und allgemeine Nutzer wurden maßgeschneiderte Zugänge mit Informationen für die jeweilige Benutzergruppe verwirklicht. Auf der Startseite befindet sich die Quicklinkleiste, über die rasch auf das umfangreiche Angebot und die Serviceleistungen der Universitätsbibliothek zugegriffen werden kann.
Das Design der Website spiegelt den Auftrag, als innovatives Servicezentrum für Literatur- und Informationsversorgung der Medizinischen Universität Wien zu fungieren, wider. Der Webauftritt entspricht der Barrierefreiheit und ist damit auch für sehbehinderte User geeignet.
Für Konzeption und Darstellung der Website gab es viel positives Feedback von Nutzern und die ausgezeichnete Akzeptanz zeigt sich auch in der hohen Zahl von 604.197 virtuellen Besuchen auf der Bibliothekswebsite für 2008.
Van Swieten Blog
Seit der Neustrukturierung der Website 2006 nutzt die Universitätsbibliothek als erste österreichische Universitätsbibliothek mit dem Van Swieten Blog: Informationen der Universitätsbibliothek der Med Uni Wien ein Weblog als modernes und zeitgemäßes Informations- und Kommunikationsinstrument (Web 2.0). In bisher mehr als 750 Weblog-Beiträgen wurde über neu lizenzierte elektronische Zeitschriften bzw. elektronische Bücher, über Neuigkeiten am Datenbankensektor, über Fortbildungs- und Schulungsveranstaltungen, über Ausstellungen und innovative Projekte der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien informiert. Publiziert werden auch Gastbeiträge sowie Feedback-Beiträge von Benutzern bzw. Praktikanten der Universitätsbibliothek.
Mit RSS steht ein Instrument zur Verfügung, mit dem die Informationen auch gezielt an die potentiell Interessierten gerichtet werden können und die Meldungen des Blogs in Suchmaschinen, wie etwa Google, sehr prominent platziert werden. Die Titel der jeweils aktuellen Einträge werden auch auf der Startseite der Website angezeigt.
Seit 2009 nutzt die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien als neuen Informations- und Kommunikationskanal Micro-Blogging; ein eigener Twitter-Dienst der Bibliothek wurde eingerichtet. (Abbildung 13 [Abb. 13])
4 Angebote der traditionellen Bibliothek
Klinische Bibliothek
Der Sammelschwerpunkt der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien liegt auf Literatur aus den Fächern Human- und Zahnmedizin, Pflege sowie verwandte Fächern und Grenzgebieten, wobei fast ausschließlich deutsch- und englischsprachige Bücher erworben werden. Zur Optimierung der Akquisition wurden seit 2000 Standing Order-Verfahren eingerichtet, wodurch jede neue deutschsprachige medizinische Publikation ausgewählter Verlage unmittelbar nach dem Erscheinen an die Bibliothek geliefert wird. Dieses Bezugsmodell stellt sicher, dass die erfahrungsgemäß sehr stark nachgefragten deutschsprachigen medizinischen Fachbücher der großen Verlage Thieme, Springer, Elsevier Urban & Fischer sowie Facultas vollständig an der Universitätsbibliothek vorhanden sind. Zugleich konnte auch der Beschaffungsvorgang deutlich vereinfacht und verkürzt werden.
Die erworbene Literatur wird in Kooperation im Österreichischen Bibliothekenverbund gemäß den RSWK inhaltlich erschlossen.
Für die systematische Indexierung werden die National Library of Medicine Classification sowie – für nichtmedizinische Literatur – die Library of Congress Classification eingesetzt. Gemäß diesen Klassifikationsschemata ist die aktuelle Literatur im Freihandbereich auch angeordnet. Ältere Literatur ist nach dem Numerus Currens–System, das sich an den jeweiligen Inventarnummern orientiert, in einem Freihandmagazin aufgestellt.
Für die Zeitschriften wurde eine sehr benutzernahe Aufstellung gewählt. In der überwiegenden Zahl der Fälle wird anhand eines bibliografischen Zitats Literatur gesucht und nicht unterschieden in aktuelles Heft bzw. gebundene Einheit. Sowohl gebundene Zeitschriftenbände als auch ungebundene Zeitschriftenhefte sind daher in einer gemeinsamen und strikt alphabetischen Reihenfolge angeordnet.
Im Rahmen einer monatlich wechselnden Buchausstellung wird jeweils eine Auswahl des Neuzugangs im Bereich des Infodesks in der Klinischen Bibliothek präsentiert. Die ausgestellten Bücher können vorgemerkt und zu Beginn des Folgemonats entlehnt werden. Dieses für österreichische Universitätsbibliotheken einzigartige Service bietet die Möglichkeit, sich einen vollständigen und topaktuellen Überblick über die neuesten medizinischen Lehr- und Fachbücher zu verschaffen. (Abbildung 14 [Abb. 14])
Lehrbuchsammlung
Zur Unterstützung der Anforderungen des Medizin Curriculum Wien wird die Lehrbuchsammlung laufend, entsprechend den aktuellen Studienanforderungen, erweitert. Zum Jahresende 2008 bestand sie aus 14.500 Bänden, wobei für einige essentielle Titel bis zu 350 Exemplare vorhanden sind.
Ein großer Anteil der 2008 durchgeführten 191.749 Ausleihen bzw. Verlängerungen (Entlehnfrist: 60 Tage), die von 8465 aktiven Ausleihern durchgeführt worden sind, entfiel auf die Studierenden.
Öffnungszeiten
Mit der Erweiterung der Öffnungszeiten in der Hauptbibliothek (Klinische Bibliothek) seit November 2008 wurde einem wesentlichen Wunsch vieler Benutzer Rechnung getragen. Von Montag bis Freitag hat die Bibliothek nunmehr von 8.00 bis 20.00 Uhr geöffnet (früher: 9.00 bis 20.00 Uhr), an Samstagen von 9.00 bis 17.00 Uhr (früher: 9.00 bis 13.00 Uhr); während der gesamten Öffnungszeit – 68 Stunden pro Woche – steht ausgebildetes Bibliothekspersonal für Anfragen von Benutzern zur Verfügung.
Darüber hinaus betreibt die Universitätsbibliothek seit Jahren als besonderes Service für die Studierenden einen Studentenlesesaal, der täglich zwischen Montag und Sonntag von 9.00 bis 24.00 Uhr geöffnet ist und sich enormer Beliebtheit bei den Studierenden erfreut. Ermöglicht wurde dieses für österreichische Universitäten einmalige Service durch die Finanzierung eines externen Wachdienstes, der mit der Durchführung von Kontrollgängen sowie mit dem Sperrdienst beauftragt wurde.
Hauptbibliothek und Studentenlesesaal wurden 2008 von 836.198 Personen frequentiert. (Abbildung 15 [Abb. 15])
Historische Bestände der Universitätsbibliothek der Med Uni Wien
Die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien verfügt über bedeutende Bestände an medizinhistorischer Literatur. Besonders bemerkenswert ist die Josephinische Bibliothek. Sie bildet mit ihren über 7500 Titeln (ca. 11.500 Bände) den historischen Kern der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin. Ursprünglich wurde sie als Lehrbibliothek für die von Kaiser Joseph II. begründete medizinisch-chirurgische Akademie in dem nach ihm benannten Josephinum eingerichtet. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf der Literatur der Medizin und der angrenzenden Gebiete aus dem 17. und 18. Jahrhundert, weil diese Bücher die Grundlage für den medizinischen Unterricht gebildet haben. Vertreten sind sämtliche Gebiete der Medizin, besonders Anatomie, Chirurgie und Innere Medizin, aber auch Botanik, Zoologie, Mineralogie, Astrologie und Alchemie. Weiters finden sich auch zahlreiche Werke über Geburtshilfe und Gynäkologie, eine große Abteilung pharmakologischer Werke und, wie in einer Lehrbibliothek für auszubildende Militärärzte nicht anders zu erwarten, Schriften zum Militärsanitätswesen, epidemiologische Monografien sowie Schriften zur Veterinärmedizin, insbesondere zur Pferdeheilkunde. Als älteste Werke sind zwanzig vor dem Jahr 1520 erschienene Inkunabeln und Frühdrucke anzuführen, darunter als ältestes Buch ein Werk über die Pest (Bologna 1478).
Die Josephinische Bibliothek wurde mit Mitteln des Welcome Trusts (London) in den Jahren 1962 bis 1965 erstmals systematisch in einem Katalog erfasst, der 2009 digitalisiert und OCR-gelesen wurde. Sie ist in einem eigenen Bibliotheksraum untergebracht.
Als Sondersammlung besonders bemerkenswert ist auch die sogenannte Obersteiner-Bibliothek, die 1905 von Heinrich Obersteiner dem von ihm 1882 gegründeten Neurologischen Institut geschenkt wurde. Die sich heute aus ca. 87.000 bibliografischen Einheiten zusammensetzende Spezialbibliothek ist durch einen von Heinrich Obersteiner bis um das Jahr 1920 geführten Sachkatalog in Zettelform erschlossen.
Neben der Josephinischen Bibliothek und der Obersteiner-Bibliothek befinden sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin weitere bedeutende medizinhistorische Bestände. Noch heute erhält die Bibliothek weitere Zuwächse, welche von den Kliniken und Instituten der Medizinischen Universität Wien bzw. von den Krankenanstalten der Stadt Wien ausgeschieden werden. In die Bibliothek eingebracht wurden auch zahlreiche private Ärztebibliotheken. Besonders bemerkenswerte Bestandserweiterungen betreffen die Bibliothek des Internisten Hermann Nothnagel, die Dauerleihgabe des Altbestandes der Bibliothek der Gesellschaft der Ärzte (1976 bzw. 2003: ca. 26.000 Monographien und 731 Zeitschriften), der Nachlass des indischen Arztes Om Parkasch (1988, ca. 8000 Bände), die „Max & Margareta Wolf Memorial Library“ (1996, ca. 2000 Bände). In ihrer Gesamtheit bilden diese Bestände den für das medizinhistorische Arbeiten unentbehrlichen Quellenapparat. Aber auch für nationale und internationale Ausstellungen werden laufend Bücher als Exponate zur Verfügung gestellt.
Weil diese Bestände bisher nur in einem Autoren- bzw. Schlagwortkatalog in Zettelform erschlossen waren, wird derzeit in Kooperation mit der Abteilung für Digitalisierung und elektronische Archivierung der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol an der Digitalisierung dieses Katalogs gearbeitet.
Auf Basis eines Web 2.0-Tools wird für Nutzer die Möglichkeit bestehen, den automatisch erkannten Volltext online zu korrigieren bzw. nachzutragen und damit zur Qualitätsverbesserung dieses wichtigen Nachweises für medizinhistorische Literatur beizutragen. (Abbildung 16 [Abb. 16])
5 Teaching Library
Medizin Curriculum Wien
Mit der Vorlesung „Universitätsbibliothek – ein moderner Informations- und Forschungspartner“ in Block 1 („Gesunde und kranke Menschen“) für sämtliche Studienanfänger eines Jahrganges, sowie mit einer Lehrveranstaltung im Kleingruppenunterricht (48 Kleingruppe zu je 15 Personen) zum Thema „Vom Zitat zum Volltext“ in SSM1/Block 7 („Wissenschaft und Medizin“) ist die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien im Medizin Curriculum Wien integriert (Abbildung 17 [Abb. 17]).
Ergänzend dazu bietet die Universitätsbibliothek die Lehrveranstaltung „Dipl Diss Coaching“ einmal pro Monat als Workshop für Dissertanten und Diplomanden an.
Schulungen und Führungen
Für die Ausbildung im Bereich der medizintechnischen Dienste und des Bereiches Gesundheits- und Krankenpflege wurden eigene Kursmodule etabliert, die jährlich von mehr als 1000 Studierenden besucht werden. Weiters gibt es für den Bereich der Datenbanken zwei Standardschulungsangebote. Der Workshop „Thematisches Suchen in medizinischen Datenbanken der Universitätsbibliothek (OVID Suchplattform)“ behandelt Medline, Embase, etc. und vermittelt Wissen über die betreffenden Datenbankeninhalte, die Suchoberfläche, Suchmöglichkeiten und Thesaurus.
Im Workshop „Medline für Fortgeschrittene“ werden Informationen zur Thesaurussuche und den Subheadings vermittelt sowie Vor- und Nachteile der Nutzung von Medline (Ovid) bzw. von PubMed erläutert. (Abbildung 18 [Abb. 18])
Informationsvermittlungsstelle
Die Informationsvermittlungsstelle stellt bei Bedarf Informationen aus internationalen Datenbanken aus allen Teilbereichen der Medizin zur Verfügung. In enger Abstimmung mit dem Nutzer wird ein passendes Suchprofil erstellt, die Ergebnisse werden bewertet, ausgewählt und entsprechend dem Rechercheauftrag aufbereitet. Vermittelt werden Literaturzitate, Abstracts, Referenzen, toxikologische Daten, systematische Reviews, Arzneimittelinformationen und Patienteninformationen.
Bei Bedarf werden auch Daueraufträge (SDI) eingerichtet sowie Zitationsanalysen durchgeführt. (Abbildung 19 [Abb. 19])
Ausbildung, Praktika und Projekte
Für sämtliche Mitarbeiter des höheren und gehobenen Dienstes an der Universitätsbibliothek ist die Absolvierung des Grundlehrganges des Universitätslehrgangs „Library and Information Studies“ verpflichtend.
An der Medizinischen Universität Wien ist zwar kein eigener Universitätslehrgang eingerichtet, die Universitätsbibliothek bietet aber laufend Praktika im Ausmaß von einer Woche bis zu drei Monaten für interessierte Teilnehmer des Universitätslehrgangs „Library and Information Studies “ der Österreichischen Nationalbibliothek bzw. der Universität Wien sowie anderer fachlich einschlägiger Ausbildungen für Bibliotheks-, Informations- und Dokumentationswesen an. (Abbildung 20 [Abb. 20])
Bewährt haben sich in diesem Zusammenhang Ausbildungsprojekte, die an Teilnehmer des Universitätslehrganges vergeben und von Mitarbeitern der Bibliothek betreut werden (Tabelle 3 [Tab. 3]).
6 Spezifika der Universitätsbibliothek der Med Uni Wien
Zur Erweiterung und Optimierung der Bibliotheksangebote engagiert sich die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien laufend in Projekten, in denen auch die ganze Bandbreite der Hybridbibliothek, die auf gedruckte und elektronische Bestände aufbaut, sichtbar wird. Aus diesen Projekten, die zum Teil auch in Kooperation betrieben werden, sind in den letzten Jahren bereits einige wichtige Innovationen für die Nutzer der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien entstanden. (Abbildung 21 [Abb. 21])
Subito-Lieferbibliothek
Seit 2001 beteiligt sich die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien bzw. ihre Vorgängerorganisation, die Österreichische Zentralbibliothek für Medizin, an subito, dem größten europäischen Literaturlieferdienst, an dem insgesamt 35 Institutionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv mitarbeiten, darunter die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin in Köln, die Staatsbibliothek zu Berlin, die Bayerische Staatsbibliothek München und die ETH-Bibliothek Zürich.
EOD – E-Books on Demand
Die in den letzten Jahren an der Universitätsbibliothek aufgebaute subito-Infrastruktur sowie die im Bereich der Digitalisierung entwickelte Expertise waren ausschlaggebend für die Entscheidung, dem Netzwerk E-Books on Demand (EOD) beizutreten. Seit September 2009 ist die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien eine von 23 Bibliotheken aus zehn Ländern, die gemeinsam ein Digitalisierungsservice auf europäischer Ebene anbieten. Für Interessenten besteht die Möglichkeit, Bücher und Zeitschriften der beteiligten Bibliotheken zwischen 1550 und 1930 einfach und kostengünstig zu bestellen, wobei sowohl Digitalisate (Faksimile) als auch eine OCR-gelesene Version erstellt werden. Neben der Erfüllung von konkreten Kundenwünschen nach älterer Literatur liegt ein Ziel des Projektes im Aufbau einer europäischen digitalen Bibliothek, bestehend aus einer Vielzahl an Büchern und Zeitschriften in digitaler Form.
PDA-Portal
Nachdem zuvor in einer Online-Befragung Wünsche und Vorschläge erhoben worden sind, wurde 2007 ein PDA-Portal an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien eingerichtet. Das Angebot an PDA-Software wurde mittlerweile auf einige kommerzielle kostenpflichtige PDA-Produkte (amiPDA-Vidal, Pschyrembel, Dynamed) beschränkt. Mit Symbian S60 steht der Pschyrembel nunmehr neben Palm und Windows Mobile für insgesamt drei Betriebssysteme zur Verfügung, und kann somit auch von SmartPhones-Besitzern genutzt werden. 328 Mediziner und Studierende nutzten 2008 die Hilfestellung der Universitätsbibliothek beim PDA-Einsatz.
Das an der Medizinischen Universität Wien betriebene PDA-Projekt ist einzigartig in Österreich. Damit kann die Universitätsbibliothek nun ihren Benutzern einige wichtige medizinische Informationsquellen, im besten Sinne des Wortes, in die Hand geben.
Pubmed & LinkOut
Die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien bietet seit Sommer 2009 als erste Bibliothek in Österreich einen direkten Link aus PubMed, der bedeutendsten medizinischen Literaturdatenbank, zu den an der Universitätsbibliothek vorhandenen Print-Zeitschriften. Wurde Link-Out, der Linkresolver in PubMed, schon bisher genutzt, um vom bibliografischen Datensatz zum lizenzierten Volltext zu verlinken, so können Nutzer nun auch zu den Bestandsinformationen der benötigten gedruckten Ausgabe einer Zeitschrift gelangen, sofern diese an der Bibliothek vorhanden ist. Die Entscheidung zur Nutzung dieses Tools fiel nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass es in Österreich bisher keine Nationallizenzen für Zeitschriften-Backfiles gibt, zugleich aber Studien eindrucksvoll belegen, dass bis zu 20% der Nutzung auf ältere Zeitschriftenartikel entfällt. Bisher konnten ca. 350.000 Print-Artikel in PubMed integriert werden.
Buchausstellungen & weitere PR-Aktivitäten
- Neben der traditionellen monatlich wechselnden Buchausstellung in der Hauptbibliothek, in der jeweils eine Auswahl des Neuzugangs der Fachbücher präsentiert wird, werden laufend zusätzliche Themenausstellungen angeboten (z.B.: Fußball und Medizin, Travel Medicine, Gender Medicine, Charles Darwin, Medizinische Kinderbücher, Musik & Medizin).
- Die Universitätsbibliothek beteiligt sich auch regelmäßig bei „Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek“, dem größten Literaturfestival des Landes. 2008 wurden zwei Präsentationen („Aus der Werkstatt von Provenienzforschern“, „Mobil lesen: Die medizinische Bibliothek in der Jackentasche“) sowie eine Buchausstellung durchgeführt.
- Weiters unterstützt die Universitätsbibliothek auch regelmäßig die jährlich durchgeführte Initiative des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung für die Wahl des besten wissenschaftlichen Sachbuches.
- Zum Van Swieten-Blog ist am 01.10.2009 eine Sondermarke erschienen (Abbildung 22 [Abb. 22]).
Provenienzforschung
Ein auch für die Öffentlichkeit sehr wichtiges Projekt, das seit Mai 2007 von der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien betrieben wird, ist der Provenienzforschung gewidmet (Abbildung 23 [Abb. 23]). Ziel dieses Projektes ist die Dokumentation der zwischen 1938 und 1945 vom nationalsozialistischen Regime geraubten Bücher und deren Erwerbungen durch medizinische Klinik- und Institutsbibliotheken in Wien sowie deren Restituierung an die rechtmäßigen Besitzer bzw. deren Erben.
Bis Ende 2008 wurden an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin ca. 80.000 Bände per Autopsie am Bibliotheksregal überprüft. Davon wurden ca. 1800 Bände als bedenklich erworben eruiert. Als definitiv geraubt bzw. restitutionsfähig bewertet wurden bisher 215 Signaturen (252 Bücher). Die ersten Restituierungen sollen gegen Jahresende 2009 durchgeführt werden.
Sonderblog-Serie „Vertrieben 1938“
Die Sonderblog-Serie „Vertrieben 1938“, wurde mit dem Ziel gestartet, aus einer bibliotheksspezifischen Perspektive die „Erinnerungsarbeit“ der Medizinischen Universität Wien zu unterstützen. Zwischen 11. März und 13. November 2008 wurde im Van Swieten Blog der Universitätsbibliothek täglich einer der 176 von der damaligen Medizinischen Fakultät der Universität Wien vertriebenen Professoren und Dozenten vorgestellt. Der Fokus des Bibliotheksprojektes liegt in der Bereitstellung von gescannten Biografien aus einer Dissertation im Van Swieten-Repositorium und in der Retrokatalogisierung der an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin vorhandenen Publikationen von und über die 1938 von der Universität Wien entlassenen Hochschullehrer. Die einzelnen Blog-Beiträge beinhalten auch Hinweise auf Bilder und Dokumente aus dem Bildarchiv und der Handschriftensammlung der Medizinischen Universität Wien sowie Links zu relevanten und im Internet frei zugänglichen Online-Dokumenten mit Informationen über die vertriebenen Professoren und Dozenten. Die Sonderblog-Serie besteht bereits aus über 185 Beiträgen und wird laufend erweitert.
Zwischen Dezember 2008 und Juni 2009 wurde eine begleitende Ausstellung veranstaltet, die im Lesesaal der Universitätsbibliothek besichtigt werden konnte und die auf über 300 Laufmetern die Erinnerungsarbeit eindrucksvoll verbildlicht hat (Abbildung 24 [Abb. 24]).
Das rege Interesse, welches durch die 214.802 Zugriffe (zwischen März 2008 und November 2009) überzeugend belegt wird, unterstreicht die Bedeutung und bildet die Motivation zur Fortführung dieses Projektes (Abbildung 25 [Abb. 25]).
Seit November 2009 werden die veröffentlichten Beiträge über Professoren und Dozenten, die 1938 von der Medizinischen Fakultät der Universität Wien durch das NS-Regime vertrieben worden sind, laufend um bibliometrische Analysen der jeweiligen wissenschaftlichen Publikationen erweitert. Dieser Beitrag der Erinnerungsarbeit soll veranschaulichen, welche bedeutende Forschungsleistung Wissenschaftler, die aus ihrer Heimat Wien vertrieben worden sind, im Exil zu leisten im Stande waren.
7 Perspektive der Universitätsbibliothek - Entwicklungsplan der Med Uni Wien
Die von der Medizinischen Universität Wien für die Universitätsbibliothek gewünschten zukünftigen Entwicklungsschritte sind im aktuellen Entwicklungsplan der Medizinischen Universität Wien festgeschrieben (Mitteilungsblatt der Medizinischen Universität Wien: Studienjahr 2008/2009, ausgegeben am 30.4.2009, 13. Stück, Nr. 20: Organisation - Entwicklungsplan der Medizinischen Universität Wien (Version 2.0). Genehmigung durch den Universitätsrat am 21. April 2009.)
Im ersten Teil des Entwicklungsplans, der die "Darstellung der Universität" zum Thema hat, werden die aktuellen Aufgaben der Universitätsbibliothek wie folgt beschrieben (im Abschnitt „Leistungsbereiche“ unter „Dienstleistungen nach außen“, Seite 15):
Die mit fachspezifischer Beratung und Betreuung verbundene Dienstleistungstätigkeit der Bibliothek nach außen, d.h. für alle Personen, die medizinisch-wissenschaftliche Informationen benötigen, liegt in folgenden Aufgabenbereichen:
- Beschaffung und Aufschließung von Literatur;
- Versorgung mit gedruckten und elektronischen Zeitschriften;
- Sacherschließung von Literatur und sonstiger Informationsträger durch Beschlagwortung und Systematisierung im Bibliothekssystem ALEPH und als Fachaufstellung im Lesesaal;
- Formalerfassung von Literatur und sonstigen Informationsträgern (Titelaufnahme);
- Entlehnbetrieb;
- Fernleihe: Annahme und Klassifikation von Bestellaufträgen, Beschaffung von angeforderten Zeitschriftenartikeln und Medien; Einscannen bzw. Kopieren der gewünschten Literatur aus eigenen Beständen, Bestellen aus anderen Bibliotheken im In- und Ausland bzw. über elektronische Lieferdienste – unter Inkludierung der Zweigbibliotheken "Geschichte der Medizin" und "Zahnmedizin".
Zu finden sind diese Leistungen auf der Homepage der Bibliothek:
http://www.meduniwien.ac.at/index.php?id=17
Im zweiten Teil des aktuellen Entwicklungsplans, der der "Entwicklung der Universität" gewidmet ist, werden folgende Entwicklungsschritte für die Universitätsbibliothek festgelegt (im Abschnitt über "Dienstleistungen", Seite 59-60):
Die Universitätsbibliothek der MUW wird weiterhin eine effiziente Versorgung mit wissenschaftlicher Literatur und Information aus dem Fach Medizin und ihren angrenzenden Fachgebieten bieten. Durch den Einsatz zukunftsweisender Technik und durch die Teilnahme in nationalen und internationalen Kooperationen entwickelt sie sich zunehmend zur Digitalen Bibliothek und zählt zu den initiativen und innovativen Medizinbibliotheken in Europa.
Entwicklungsziele:
- sukzessive Ausweitung der elektronischen Bereitstellung von Literatur, Optimierung der Literaturversorgung für Lehre, Studium und Forschung durch Nutzung neuer Medien;
- zunehmende Vernetzung der elektronischen Informationen und Nutzung von Innovationen auf dem Gebiet der Bibliotheks- und Informationsinfrastruktur;
- Archivierung und Bereitstellung elektronischer Hochschulschriften (Document Repository);
- Sicherung und Entwicklung der medizinhistorischen Bestände (Archivierung und Digitalisierung).
(Abbildung 26 [Abb. 26])
9 Kontakt
- Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien (Universitätskliniken)
Währinger Gürtel 18-20, A-1097 Wien
Tel.: +43 1 40160 26026
Fax: +43 1 40160 926001
E-Mail: bibliothek@meduniwien.ac.at
Website: http://ub.meduniwien.ac.at
- Zweigbibliothek für Zahnmedizin
Währingerstraße 25a, A-1090 Wien
Tel.: +43 1 4277 605 40
Fax: +43 1 4277 605 41
- Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin
Währingerstraße 25, A-1090 Wien
Tel.: +43 1 4277 605 30
Fax: +43 1 4277 9634
(Abbildung 27 [Abb. 27])
10 Literatur über die Universitätsbibliothek der Med Uni Wien
Allgemeine Darstellungen über die Universitätsbibliothek der Med Uni Wien
Literaturverzeichnis Nr. 1-15
Fachbeiträge zu einzelnen Aspekten der Universitätsbibliothek der Med Uni Wien
Literaturverzeichnis Nr. 16-50
Universitäre Abschlussarbeiten zu einzelnen Aspekten der Universitätsbibliothek der Med Uni Wien
Literaturverzeichnis Nr. 51-54
Literatur
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