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Effektivität und Toxizitäten der verschiedenen Erstlinien-Kombinationstherapien des metastasierten Nierenzellkarzinoms im klinischen Alltag
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Veröffentlicht: | 20. Juni 2023 |
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Einleitung: Die bevorzugte Erstlinien-Therapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms (mRCC) stellt eine kombinierte Immuntherapie mit Ipilimumab und Nivolumab oder eine Kombination aus Immuntherapie und Tyrosinkinase-Inhibition (IO/TKI) dar. In einer retrospektiven Analyse wurde die Effektivität und Verträglichkeit der verschiedenen Kombinationstherapien im klinischen Alltag untersucht.
Methode: In der retrospektiven, monozentrischen Studie wurden die klinischen Daten der Erstlinien-Kombinationstherapie Ipilimumab und Nivolumab (Ipi/Nivo), Pembrolizumab/Lenvatinib (Pem/Len) sowie Pembrolizumab/Axitinib (Pem/Ax) von einem Nicht-Studienkollektiv des Klinikums rechts der Isar der TU München von September 2017 bis Februar 2023 analysiert. Folgende Parameter wurden ausgewertet: Ansprechrate (RR), Krankheitskontrollrate (DCR), radiographisch progressionsfreies Überleben (rPFS), Gesamtüberleben (OS), Toxizitäten (AE) nach CTCAE-Graden, hochdosierte Kortikosteroid-Therapie > 40 mg/Tag und Therapieabbruchrate.
Ergebnisse: Es wurden 52 mRCC-Patienten (Ipi/Nivo n=33, Pem/Ax n=11, Pem/Len n=8) mit einem medianen Alter von 63 bis 66 Jahren, dominant klarzelliger Histologie (81%) und ECOG PS-Status 0–1 (98%) über ein medianes Follow-up von 5 Monaten (Mo.) (IO/TKI IQR 4–12) bzw. 13 Mo. (Ipi/Nivo IQR 6–19) eingeschlossen. Einteilung nach IMDC-Risikogruppe: günstig Ipi/Nivo (6%) und IO/TKI (32%), intermediär Ipi/Nivo (85%) und (IO/TKI) 42%, schlecht Ipi/Nivo (9%) und IO/TKI (26%). In allen 3 Gruppen war am häufigsten eine pulmonale (70–100%) gefolgt von einer lymphogenen Metastasierung (50–70%) zu finden. Die Kombination Pem/Len erzielte die höchste RR mit 75% und CR mit 13%. Dem gegenüber hatten Patienten mit Ipi/Nivo die höchste 12-Mo.-OS Rate mit 76%. Patienten mit toxizitätsbedingten Therapieabbrüchen unter Ipi/Nivo zeigten ebenso eine hohe 12-Mo.-OS Rate mit 90% (Tab. [Tab. 1]). AEs aller Grade traten zu 64% (Ipi/Nivo) und 89% (IO/TKI) auf; AEs Grad 3/4 zu 36% (Ipi/Nivo) und 58% (IO/TKI). Während bei Ipi/Nivo am häufigsten eine Pneumonitis (24%) gefolgt von Hepatitis und Dermatitis (jeweils 21%) auftrat, verursachte Pem/Ax eine Hepatitis (45%), Stomatitis und Nephritis (jeweils 18%) bzw. Pem/Len eine Stomatitis (37,5%) und arterielle Hypertonie (25%). Einsatz von hochdosierten Kortikosteroiden erfolgte bei 52% mit Ipi/Nivo, 45% mit Pem/Ax und 12,5% mit Pem/Len. 33% der Ipi/Nivo-Patienten und 27% der Pem/Ax-Patienten mussten die Therapie toxizitätsbedingt abbrechen, hingegen keine Therapieabbrüche unter Pem/Len.
Schlussfolgerung: Im Nicht-Studienkollektiv für Pem/Len wird die höchste Ansprechrate aller Kombinationen mit dem günstigsten Toxizitätsprofil erreicht, wohingegen Ipi/Nivo einen anhaltenden Therapieeffekt erzielen konnte.