gms | German Medical Science

63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

21.-24.06.2023, Reutlingen

Effektivität und Toxizitäten der verschiedenen Erstlinien-Kombinationstherapien des metastasierten Nierenzellkarzinoms im klinischen Alltag

Meeting Abstract

  • Clemens Mühle - Poliklinik und Klinik für Urologie
  • M. Retz - Poliklinik und Klinik für Urologie
  • R. Tauber - Poliklinik und Klinik für Urologie
  • J. Gschwend - Poliklinik und Klinik für Urologie
  • F. Kirchhoff - Poliklinik und Klinik für Urologie

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Reutlingen, 21.-24.06.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV7.7

doi: 10.3205/23swdgu066, urn:nbn:de:0183-23swdgu0663

Published: June 20, 2023

© 2023 Mühle et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Die bevorzugte Erstlinien-Therapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms (mRCC) stellt eine kombinierte Immuntherapie mit Ipilimumab und Nivolumab oder eine Kombination aus Immuntherapie und Tyrosinkinase-Inhibition (IO/TKI) dar. In einer retrospektiven Analyse wurde die Effektivität und Verträglichkeit der verschiedenen Kombinationstherapien im klinischen Alltag untersucht.

Methode: In der retrospektiven, monozentrischen Studie wurden die klinischen Daten der Erstlinien-Kombinationstherapie Ipilimumab und Nivolumab (Ipi/Nivo), Pembrolizumab/Lenvatinib (Pem/Len) sowie Pembrolizumab/Axitinib (Pem/Ax) von einem Nicht-Studienkollektiv des Klinikums rechts der Isar der TU München von September 2017 bis Februar 2023 analysiert. Folgende Parameter wurden ausgewertet: Ansprechrate (RR), Krankheitskontrollrate (DCR), radiographisch progressionsfreies Überleben (rPFS), Gesamtüberleben (OS), Toxizitäten (AE) nach CTCAE-Graden, hochdosierte Kortikosteroid-Therapie > 40 mg/Tag und Therapieabbruchrate.

Ergebnisse: Es wurden 52 mRCC-Patienten (Ipi/Nivo n=33, Pem/Ax n=11, Pem/Len n=8) mit einem medianen Alter von 63 bis 66 Jahren, dominant klarzelliger Histologie (81%) und ECOG PS-Status 0–1 (98%) über ein medianes Follow-up von 5 Monaten (Mo.) (IO/TKI IQR 4–12) bzw. 13 Mo. (Ipi/Nivo IQR 6–19) eingeschlossen. Einteilung nach IMDC-Risikogruppe: günstig Ipi/Nivo (6%) und IO/TKI (32%), intermediär Ipi/Nivo (85%) und (IO/TKI) 42%, schlecht Ipi/Nivo (9%) und IO/TKI (26%). In allen 3 Gruppen war am häufigsten eine pulmonale (70–100%) gefolgt von einer lymphogenen Metastasierung (50–70%) zu finden. Die Kombination Pem/Len erzielte die höchste RR mit 75% und CR mit 13%. Dem gegenüber hatten Patienten mit Ipi/Nivo die höchste 12-Mo.-OS Rate mit 76%. Patienten mit toxizitätsbedingten Therapieabbrüchen unter Ipi/Nivo zeigten ebenso eine hohe 12-Mo.-OS Rate mit 90% (Tab. [Tab. 1]). AEs aller Grade traten zu 64% (Ipi/Nivo) und 89% (IO/TKI) auf; AEs Grad 3/4 zu 36% (Ipi/Nivo) und 58% (IO/TKI). Während bei Ipi/Nivo am häufigsten eine Pneumonitis (24%) gefolgt von Hepatitis und Dermatitis (jeweils 21%) auftrat, verursachte Pem/Ax eine Hepatitis (45%), Stomatitis und Nephritis (jeweils 18%) bzw. Pem/Len eine Stomatitis (37,5%) und arterielle Hypertonie (25%). Einsatz von hochdosierten Kortikosteroiden erfolgte bei 52% mit Ipi/Nivo, 45% mit Pem/Ax und 12,5% mit Pem/Len. 33% der Ipi/Nivo-Patienten und 27% der Pem/Ax-Patienten mussten die Therapie toxizitätsbedingt abbrechen, hingegen keine Therapieabbrüche unter Pem/Len.

Schlussfolgerung: Im Nicht-Studienkollektiv für Pem/Len wird die höchste Ansprechrate aller Kombinationen mit dem günstigsten Toxizitätsprofil erreicht, wohingegen Ipi/Nivo einen anhaltenden Therapieeffekt erzielen konnte.