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Beeinflusst eine beschleunigungsinduzierte reversible cerebrale Durchblutungsstörung das menschliche Hören?
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Veröffentlicht: | 15. April 2013 |
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Einleitung: Die Ätiologie des Hörsturzes ist weiterhin umstritten. Cerebrale Durchblutungsstörungen werden als eine mögliche Ursache für Innenohrdysfunktionen diskutiert.
Methode: In der vorliegenden Studie wurden 63 gesunde männliche Probanden kopfwärts gerichteten, stufenweise ansteigenden Beschleunigungen (+Gz) ausgesetzt, um die cerebrale Durchblutung zu reduzieren. Dazu absolvierten sie in der Humanzentrifuge des Flugmedizinischen Instituts der Luftwaffe in Königsbrück vier Fahrten bis max. +4,0 Gz, bei denen DPOAE-Messungen (1,5 kHz; 2,0 kHz) und eine Tympanometrie erfolgten. Um durchblutungsbedingte von mechanischen Effekten auf das Hören besser unterscheiden zu können, wurden die Fahrten mit und ohne Anti-G-Hose durchgeführt. Mittels Photoplethysmographie wurde die Durchblutung an Stirn und Nase gemessen.
Ergebnisse: Mit zunehmender Beschleunigung kam es zu einer signifikanten Minderung der DPOAE und der Amplitude der Tympanometrie (p<0,05). Eine lineare Korrelation zwischen DPOAE- und Amplitudenänderungen im Tympanogramm war nicht nachweisbar. Die durch die Anti-G-Schutzhose hervorgerufene Verbesserung der Durchblutung hatte keinen signifikanten Einfluss auf die verminderte Innenohr- und Mittelohrfunktion. Die Änderung der Durchblutung korrelierte vereinzelt mit DPOAE-Änderungen und war am Stirnsensor besser zu detektieren als an der Nase.
Schlussfolgerungen: Neben den bekannten durchblutungsbedingten Sehstörungen (tunnel vision, grey out) bis hin zur beschleunigungsinduzierten Bewusstlosigkeit (G-LOC) wurden mögliche reversible Innen- und Mittelohrfunktionsstörungen bei +Gz-Beschleunigung erstmalig nachgewiesen. Außer einer perfusionsbedingten Verschlechterung der Innenohrfunktion sind dabei auch akustische und mechanische Ursachen zu diskutieren.
Unterstützt durch: Bundeswehr – Flugmedizinisches Institut der Luftwaffe
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.