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Studieneingangstest im Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH.) – Erweiterung des Auswahlverfahrens der Mediziner um sozialkommunikative Fähigkeiten
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Veröffentlicht: | 14. September 2022 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Eine positive und tragfähige Ärzt*in-Patient*in-Beziehung (APB) ist von Bedeutung für die Gesundheitsversorgung, den Genesungsverlauf, die Therapiezufriedenheit und Adhärenz von Patient*innen. Erfolgreiche und vertrauensvolle APBs setzen bei Ärzt*innen grundlegende sozialkommunikative Fähigkeiten voraus. Dies sollte bereits in Studienauswahlverfahren berücksichtigt werden. In diesem Projekt wird ein Verfahren zur Erfassung der interpersonellen Kompetenz von Studienbewerber*innen entwickelt, pilotiert und evaluiert. Ziel ist der Einsatz des Verfahrens zur Erweiterung des Bewerbungsverfahrens.
Methoden: Die Bewertung der sozialkommunikativen Kompetenz erfolgt im zu überprüfenden Verfahren „Interaktionelle Kompetenzen – Medizin“ (IK-M) auf Basis von Verhaltensbeobachtungen im Rahmen Multipler Mini Interviews (MMI). Das IK-M wurde basierend auf einem gut validierten, international zum Einsatz kommenden Instrument zur Bewertung von Eltern-Kind Interaktionen (Emotional Availability Scales [1]) entwickelt. Bewertet werden im IK-M Sensitivität, Strukturierung, Grenzwahrung und Wohlwollen. Das IK-M wird in drei Kohorten von Medizinstudierenden (2019: N=35, 2020: N=75, 2021: N=70) auf seine Validität und Gütekriterien hin überprüft. Über die Kohorten hinweg wurde das Testverfahren weiterentwickelt.
Ergebnisse:
- Konstruktvalidität: Vorläufige Daten (Kohorte 2021) zeigen signifikante Korrelationen zwischen der interpersonellen Kompetenz erhoben mit dem IK-M und Strategischer Emotionaler Intelligenz in einem Leistungstest, Sozialkompetenzen und emotionsbezogenen Fähigkeiten im Selbstbericht, sowie einer positiveren Bewertung der APB durch die Schauspielpatient*innen.
- Akzeptanz: Die Studienteilnehmer*innen selber bewerten das Verfahren überwiegend positiv (Note 1,8).
- Fairness: Teilnehmerinnen erreichen signifikant höhere Werte auf der Skala Sensitivität als Teilnehmer. Es gibt keine Alterseffekte.
- Divergente Validität: Es zeigt sich kein Zusammenhang zwischen dem IK-M und anderen Auswahlkriterien (Abiturnote, Test für Medizinische Studiengänge). Teilnehmer*innen die mind. ein halbes Jahr im Gesundheitswesen beschäftigt waren, erreichen signifikant höhere Werte im IK-M. In der Kohorte 2020 zeigte sich eine Generalisierbarkeit von .60 und eine Interraterreliabilität von .59.
Diskussion: Das IK-M scheint sozialkommunikative Fähigkeiten von Medizinstudierenden valide abzubilden. In Follow-up-Erhebungen soll die prädiktive Validität untersucht werden, z.B. anhand von Studienleistungen in Prüfungen der ärztlichen Kommunikationsfähigkeit. Ebenso von Bedeutung ist die inkrementelle Validität, d.h. die prognostische Fähigkeit des IK-M hinsichtlich des Erfolgs in Studium und Beruf über andere Auswahlkriterien hinaus.
Take Home Message: MMI-basierte Bewertungsverfahren sozialer Kompetenz stellen einen vielversprechenden Ansatz zur Medizinstudierendenauswahl dar.
Literatur
- 1.
- Biringen Z, Fuchs A, Herpertz S, Biringen E. Compassion in a Doctor-Patient Relationship: Objectively Measuring Compassionate Behavior Using the Emotional Availability (EA) Scales. OBM Integr Compliment Med. 2019;4(3):048. DOI: 10.21926/obm.icm.1903048
- 2.
- Boissy A, Windover A, Bokar D, Karafa M, Neuendorf K, Frankel R, Merlino J, Rothberg M. Communication skills training for physicians improves patient satisfaction. J Gen Intern Med. 2016;31(7):755-761. DOI: 10.1007/s11606-016-3597-2
- 3.
- Fuchs A, Biringen Z, Mayer B, Schneider I, Herpertz SC. Interaktionelle Kompetenzen - Medizin (IK-M): Manual zur Evaluation Interaktioneller Kompetenzen von Medizinstudiumsbewerber*innen. 2021.