Artikel
Koordinierte Behandlung der Altersdepression in der Primärversorgung: Ergebnisse der cluster-randomisierten kontrollierten Interventionsstudie GermanIMPACT
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 23. Februar 2017 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund und Fragestellung: Depressionen sind neben Angststörungen die häufigsten psychischen Erkrankungen bei älteren Menschen und mit einer hohen Krankheitslast verbunden. GermanIMPACT ist die deutsche Adaption eines in den USA etablierten Collaborative-Care-Modells zur Verbesserung der hausärztlichen Versorgung depressiver Patienten ab 60 Jahren. Die telefongestützte Intervention beinhaltet primär psychoedukative Elemente, die unter Supervision von geschulten nichtärztlichen Therapiebegleiterinnen durchgeführt werden. Diese Studie prüft, ob die Versorgung nach dem IMPACT-Modell einer üblichen hausärztlichen Versorgung (TAU) überlegen ist.
Methoden: Zwischen Juli 2012 und September 2013 führten die Universitätskliniken Freiburg und Hamburg eine cluster-randomisierte kontrollierte Interventionsstudie mit ortsansässigen Hausarztpraxen durch. Eingeschlossen wurden Patienten mit mittlerer depressiver Symptomatik (Patient Health Questionnaire [PHQ-9-Wert: 10 - 14]). Ausschlusskriterien waren psychiatrische Komorbiditäten, aktuelle Psychotherapie und starke kognitive Einschränkungen. Primärer Endpunkt war der mittlere PHQ-9 Wert nach 12 Monaten. Die statistische Analyse umfasste eine logistische Regression mit gemischten Effekten nach dem Intention to Treat-Prinzip. Zusätzlich wurde die Therapiebegleitung durch die Patienten der Interventionsgruppe deskriptiv evaluiert.
Ergebnisse: 71 Hausarztpraxen schlossen 248 Patienten (IG=139 und KG=109) ein. Der Anteil der Frauen lag bei 77,4% (n=192), das mittlere Alter betrug 71,3 Jahre (±7,6). In der IG betrug der mittlere PHQ-9-Wert zur Baseline 10,7 Punkte und war damit signifikant (p=0,038) höher als in der KG (9,7). Nach einem Jahr zeigten die Patienten der IG im adjustierten Mittel einen geringeren PHQ-9-Wert von 8,1 Punkten, während der Score in der KG bei 9,4 Punkten lag (p=0,009). 25,6% der Patienten der IG befanden sich in Remission (PHQ-9-Wert < 5 Punkte). In der KG betrug dieser Anteil 10,9% der Patienten (p=0,004). Die Zufriedenheit mit der Intervention (Skala 0-4) war sehr hoch (Mittelwert=3,7 [±0,7]).
Schlussfolgerung: Die Intervention zeigt eine signifikante Verbesserung der depressiven Symptomatik und erfuhr eine positive Evaluation durch Patienten. Weitere Analysen müssen die Wirksamkeit in Bezug auf sekundäre Lebensqualität, Angstsymptomatik und die Wirtschaftlichkeit prüfen. Die Einführung des IMPACT-Programms in die Routineversorgung in Deutschland kann signifikante klinische Vorteile für die Patienten bedeuten.