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Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft: 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

09.03. - 11.03.2017, Hamburg

Koordinierte Behandlung der Altersdepression in der Primärversorgung: Ergebnisse der cluster-randomisierten kontrollierten Interventionsstudie GermanIMPACT

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Thomas Kloppe - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Institut für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Sigrid Boczor - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Institut für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Martin Scherer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Institut für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Willhelm Niebling - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwig-Universität Freiburg Lehrbereich Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • Angela Kotterer - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwig-Universität Freiburg Lehrbereich Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • Frederike Bjerregaard - Universitätsklinikum, Freiburg, Deutschland
  • Lars Hölzel - Universitätsklinikum Freiburg Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Freiburg, Deutschland
  • Christiane Bleich - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland
  • Martin Härter - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland
  • Christian Brettschneider - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Hamburg, Deutschland
  • Hans-Helmut König - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Hamburg, Deutschland
  • Iris Wernher - Portland State University Institute on Aging, Portland OR, USA
  • Michael Hüll - Zentrum für Psychiatrie Emmendingen Klinik für Geronto- und Neuropsychiatrie, Emmendingen, Deutschland
  • author Iris Tinsel - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwig-Universität Freiburg Lehrbereich Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland

Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft. 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 09.-11.03.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17ebmV55

doi: 10.3205/17ebm071, urn:nbn:de:0183-17ebm0712

Published: February 23, 2017

© 2017 Kloppe et al.
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Text

Hintergrund und Fragestellung: Depressionen sind neben Angststörungen die häufigsten psychischen Erkrankungen bei älteren Menschen und mit einer hohen Krankheitslast verbunden. GermanIMPACT ist die deutsche Adaption eines in den USA etablierten Collaborative-Care-Modells zur Verbesserung der hausärztlichen Versorgung depressiver Patienten ab 60 Jahren. Die telefongestützte Intervention beinhaltet primär psychoedukative Elemente, die unter Supervision von geschulten nichtärztlichen Therapiebegleiterinnen durchgeführt werden. Diese Studie prüft, ob die Versorgung nach dem IMPACT-Modell einer üblichen hausärztlichen Versorgung (TAU) überlegen ist.

Methoden: Zwischen Juli 2012 und September 2013 führten die Universitätskliniken Freiburg und Hamburg eine cluster-randomisierte kontrollierte Interventionsstudie mit ortsansässigen Hausarztpraxen durch. Eingeschlossen wurden Patienten mit mittlerer depressiver Symptomatik (Patient Health Questionnaire [PHQ-9-Wert: 10 - 14]). Ausschlusskriterien waren psychiatrische Komorbiditäten, aktuelle Psychotherapie und starke kognitive Einschränkungen. Primärer Endpunkt war der mittlere PHQ-9 Wert nach 12 Monaten. Die statistische Analyse umfasste eine logistische Regression mit gemischten Effekten nach dem Intention to Treat-Prinzip. Zusätzlich wurde die Therapiebegleitung durch die Patienten der Interventionsgruppe deskriptiv evaluiert.

Ergebnisse: 71 Hausarztpraxen schlossen 248 Patienten (IG=139 und KG=109) ein. Der Anteil der Frauen lag bei 77,4% (n=192), das mittlere Alter betrug 71,3 Jahre (±7,6). In der IG betrug der mittlere PHQ-9-Wert zur Baseline 10,7 Punkte und war damit signifikant (p=0,038) höher als in der KG (9,7). Nach einem Jahr zeigten die Patienten der IG im adjustierten Mittel einen geringeren PHQ-9-Wert von 8,1 Punkten, während der Score in der KG bei 9,4 Punkten lag (p=0,009). 25,6% der Patienten der IG befanden sich in Remission (PHQ-9-Wert < 5 Punkte). In der KG betrug dieser Anteil 10,9% der Patienten (p=0,004). Die Zufriedenheit mit der Intervention (Skala 0-4) war sehr hoch (Mittelwert=3,7 [±0,7]).

Schlussfolgerung: Die Intervention zeigt eine signifikante Verbesserung der depressiven Symptomatik und erfuhr eine positive Evaluation durch Patienten. Weitere Analysen müssen die Wirksamkeit in Bezug auf sekundäre Lebensqualität, Angstsymptomatik und die Wirtschaftlichkeit prüfen. Die Einführung des IMPACT-Programms in die Routineversorgung in Deutschland kann signifikante klinische Vorteile für die Patienten bedeuten.


Literatur

1.
Wernher I, Bjerregaard F, Tinsel I, Bleich C, Boczor S, Kloppe T, Scherer M, Härter M, Niebling W, König H, Hüll M. Collaborative treatment of late-life depression in primary care (GermanIMPACT): study protocol of a cluster-randomized controlled trial. TRIALS. 2014;15:351.