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Wie werden Pflegeheimbewohner:innen im Vergleich zu pflegebedürftigen Nicht-Pflegeheimbewohner:innen am Lebensende palliativmedizinisch versorgt? Eine GKV-Routinedatenanalyse
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Veröffentlicht: | 30. September 2022 |
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Hintergrund: Das Angebot an Palliativversorgung (PV) wurde in den letzten Jahren verstärkt ausgebaut. PV kann sich positiv auf die Versorgungsqualität am Lebensende auswirken. Bisher liegen jedoch kaum aktuelle Daten vor, wie Pflegeheim- im Vergleich zu Nicht-Pflegeheimbewohner:innen (PHBw/N-PHBw) palliativmedizinisch versorgt werden.
Fragestellung und Zielsetzung: Die Inanspruchnahme von spezialisierter (SAPV) und allgemeiner (AAPV) ambulanter Palliativversorgung im letzten Lebensjahr bei PHBw im Vergleich zu N-PHBw mit Pflegegrad ≥ 1, auch nach Alter und Geschlecht (w/m), soll dargestellt werden. Zudem sollen die so versorgten PHBw und N-PHBw hinsichtlich ausgewählter Outcomes der Versorgung (z.B. Krankenhaus als Sterbeort) verglichen werden.
Methode: Auf Basis von Abrechnungsdaten gesetzlich krankenversicherter Personen in Deutschland (BARMER), die 2019 verstarben (N= 117.436), wird der jeweilige Anteil an Versicherten mit mindestens einmal abgerechneter AAPV-Leistungsziffer bzw. SAPV-Verordnungs-/Leistungsziffer im letzten Lebensjahr ermittelt (alters-/geschlechtsstandardisiert, unadjustiert, vorläufige Ergebnisse). Das Setting umfasst PHBw (n=21.166; 18,0%) und N-PHBw mit einem Pflegegrad ≥ 1 (n=66.562; 56,7%).
Ergebnisse: PHBw (71,4% weiblich); mittleres Alter 86,2 J.) nahmen bundesdurchschnittlich mit einem Anteil von 30,3% AAPV und zu 10,7% SAPV in Anspruch, im Gegensatz zu 29,5% AAPV bzw. 23,8% SAPV bei N-PHBw (50,5% weiblich; mittleres Alter 80,3 J.).
Bei PHBw waren dies hinsichtlich AAPV:
- 65–74 J: w: 30,8%, m: 26,5%
- 75–84 J: w: 29,7%, m: 26,8%
- 85–94 J: w: 31,1%, m: 31,7%
- 95+ J: w: 31,5%, m: 32,7%
Hinsichtlich SAPV:
- 65–74 J: w: 15,7%, m: 12,0%
- 75–84 J: w: 11,7%, m: 11,5%
- 85–94 J: w: 9,8%, m: 11,8%
- 95+ J: w: 8,0%, m: 7,1%
Bei N-PHBw lag die Inanspruchnahme hinsichtlich AAPV bei:
- 65–74 J: w: 35,7%, m: 32,6%
- 75–84 J: w: 29,3%, m: 29,1%
- 85–94 J: w: 25,7%, m: 26,6%
- 95+ J: w: 27,5%, m: 24,7%
Hinsichtlich SAPV:
- 65–74 J: w: 35,8%, m: 32,8%
- 75–84 J: w: 24,8%, m: 23,8%
- 85–94 J: w: 14,9%, m: 16,6%
- 95+ J: w: 10,7%, m: 12,5%
PHBw mit (ausschließlich) AAPV sterben zu 12,1% im Krankenhaus, bei SAPV zu 4,4%, ohne irgendeine Form von PV zu 32,6%. Pflegebedürftige N-PHBw mit (ausschließlich) AAPV zu 34,5%, mit SAPV zu 15,8%, ohne PV zu 57,6%. Weitere Kennzahlen werden zum Kongress präsentiert.
Diskussion: Pflegebedürftige N-PHBw erhalten deskriptiv betrachtet deutlich häufiger SAPV, in Altersklassen ab 75 J. aber weniger AAPV als PHBw. Frauen verzeichnen in beiden Settings und den meisten Altersklassen eine höhere Inanspruchnahme ambulanter PV als Männer. In beiden Settings sterben Menschen unter AAPV bzw. SAPV seltener im Krankenhaus als ohne PV. Der Unterschied zuungunsten von AAPV ggü. SAPV scheint bei N-PHBw jedoch größer als bei PHBw.
Praktische Implikationen: Erstmals liegen detaillierte Zahlen zu Inanspruchnahme und Outcomes ambulanter Palliativversorgung für PHBw sowie pflegebedürftige N-PHBw vor. Zum Kongress werden auf statistischen Tests beruhende Schlussfolgerungen sowie um Kovariaten adjustierte Werte präsentiert.
Appell für die Praxis: Die Palliativversorgung pflegebedürftiger Menschen, die nicht im Pflegeheim leben, sollte zukünftig stärker in den Blick genommen werden.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF19026