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Wenig Evidenz für erhöhte Belohnungssensitivtät bei adipösen Jugendlichen
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Veröffentlicht: | 18. Februar 2016 |
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Hintergrund: Adipositasraten steigen vor allem bei Kindern und Jugendlichen weiter an. Diese Gruppe ist besonders gefährdet da sie schon früh mit einer Nahrungsumgebung konfrontiert ist, die ein Überangebot von schmackhaften und hochkalorischen Nahrungsmitteln bereithält. Trotz intensiver Bemühungen sind bisher kaum nachhaltig gewichtsstabilisierende Diätstrategien verfügbar. Oft werden diese Selbstregulationsschwierigkeiten mit erhöhter Belohnungssensitivtät erklärt, die bisherigen empirischen Befunde sind jedoch uneinheitlich.
Methoden: Wir untersuchten 40 adipöse Jugendliche und 40 geschlechts-, alters- und bildungsparalellisierte gesunde Kontrollprobanden bei der Betrachtung von Nahrungsmittelbildern und Objekten während wir Ereigniskorrelierte Potentiale (EKPs) ableiteten. Weiter erhoben wir Daten zu expliziten (Schmackhaftigkeit und Essenswunsch-Ratings) und impliziten Bewertungen (Impliziter Assoziationsstest) sowie tatsächliches Essen im Labor.
Ergebnisse: Adipöse Jugendliche berichteten über weniger Hungergefühle, bewerteten hochkalorische Nahrungsmittel als weniger schmackhaft und konsumierten auch weniger Nahrung beim Geschmackstest. Weder die EKPs noch die impliziten Assoziationen unterschieden sich zwischen den Gruppen, es traten jedoch variablenspezifische Moderationseffekte auf.
Schlussfolgerung: Insgesamt ist die Ergebnislage nicht mit der Annahme einer generell erhöhten Belohnungssensitivtät vereinbar und ein überzeugendes Moderatoren- oder Subgruppenmodell muss noch gefunden werden.