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27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie
und Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen, Neurootologen und Otologen

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V. und ADANO

19. - 21.03.2025, Göttingen

Kategorisierung und sequentieller Vergleich von Frequenzmodulationen bei Kindern und Jugendlichen mit und ohne ADHS

Meeting Abstract

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  • Anna Groppe - Leibniz-Institut für Neurobiologie Magdeburg, Combinatorial NeuroImaging Core Facility, Magdeburg, Deutschland
  • Kerstin Krauel - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin des Kindes- und Jugendalters, Magdeburg, Deutschland
  • presenting/speaker Nicole Angenstein - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Magdeburg, Deutschland; Leibniz-Institut für Neurobiologie Magdeburg, Combinatorial NeuroImaging Core Facility, Magdeburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V. und ADANO. 27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie und Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen, Neurootologen und Otologen. Göttingen, 19.-21.03.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc094

doi: 10.3205/25dga094, urn:nbn:de:0183-25dga0945

Veröffentlicht: 18. März 2025

© 2025 Groppe et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist gekennzeichnet durch Probleme mit Aufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Eine große Anzahl von Kindern mit ADHS leidet zusätzlich unter Defiziten in der auditorischen Verarbeitung [1]. Dies könnte auf eine veränderte Lateralisierung auditorischer Verarbeitung und Hemisphäreninteraktion in Personen mit ADHS zurückzuführen sein [2], [3], [4]. Mit der vorliegenden Studie wurde getestet, ob sich Kinder und Jugendliche mit und ohne ADHS bei der Lösung von zwei auditorischen Aufgaben unterscheiden, die ein unterschiedliches Maß an Hemisphäreninteraktion erfordern [5], [6].

Methoden: An der Studie nahmen normalhörende Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 16 Jahren mit (n=25) und ohne ADHS (n=27) teil. Als Stimuli wurden linear frequenzmodulierte komplexe Töne (FM) binaural und monaural ohne und mit kontralateralem weißen Rauschen über Kopfhörer präsentiert (84 Töne pro Bedingung; 400 oder 600 ms lang; Blockdesign). Bei der Kategorisierungsaufgabe sollten die Töne anhand der Frequenzmodulationsrichtung kategorisiert werden (aufsteigend vs. absteigend). Von dieser Aufgabe ist bekannt, dass sie vorwiegend im rechten Hörkortex verarbeitet wird [5]. Bei der Vergleichsaufgabe sollten die Töne anhand der Frequenzmodulationsrichtung sequentiell verglichen werden (gleich vs. ungleich). Dabei sind der linke und rechte Hörkortex involviert, weshalb diese Aufgabe eine stärkere Hemisphäreninteraktion erfordert als die Kategorisierungsaufgabe [6]. Zusätzlich wurden grundlegende auditive Fähigkeiten gemessen und ein Reintonaudiogramm erstellt.

Ergebnisse: Bei der Kategorisierungsaufgabe zeigte sich bei allen Stimulationsbedingungen kein Unterschied in der Trefferrate zwischen den Teilnehmenden mit und ohne ADHS (Mann-Whitney-U-Test: p>0,05). Bei der Vergleichsaufgabe waren die Trefferraten der ADHS-Gruppe bei monauraler Tonstimulation sowohl ohne als auch mit kontralateralem Rauschen signifikant geringer als bei der Kontrollgruppe (p≤0,03). Bei beiden Aufgaben unterschieden sich die Reaktionszeiten nicht signifikant zwischen den Gruppen (p>0,05).

Schlussfolgerung: Die ADHS-Gruppe hatte besonders bei der sequentiellen Vergleichsaufgabe Schwierigkeiten. Diese Aufgabe erfordert eine stärkere Hemisphäreninteraktion sowie eine höhere Arbeitsgedächtnisleistung als die Kategorisierungsaufgabe [6]. Daher könnten die Schwierigkeiten bei Personen mit ADHS sowohl auf Veränderungen in der Hemisphäreninteraktion als auch auf Beeinträchtigungen im Arbeitsgedächtnis zurückzuführen sein.

Diese Arbeit wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert (AN 861/6-1).


Literatur

1.
Bailey T. Beyond DSM: the role of auditory processing in attention and its disorders. Appl Neuropsychol Child. 2012;1(2):112-20. DOI: 10.1080/21622965.2012.703890 Externer Link
2.
Hale TS, Loo SK, Zaidel E, Hanada G, Macion J, Smalley SL. Rethinking a right hemisphere deficit in ADHD. J Atten Disord. 2009 Jul;13(1):3-17. DOI: 10.1177/1087054708323005 Externer Link
3.
Serrallach B, Groß C, Bernhofs V, Engelmann D, Benner J, Gündert N, Blatow M, Wengenroth M, Seitz A, Brunner M, Seither S, Parncutt R, Schneider P, Seither-Preisler A. Neural Biomarkers for Dyslexia, ADHD, and ADD in the Auditory Cortex of Children. Front Neurosci. 2016 Jul 15;10:324. DOI: 10.3389/fnins.2016.00324 Externer Link
4.
Serrallach BL, Groß C, Christiner M, Wildermuth S, Schneider P. Neuromorphological and Neurofunctional Correlates of ADHD and ADD in the Auditory Cortex of Adults. Front Neurosci. 2022 May 6;16:850529. DOI: 10.3389/fnins.2022.850529 Externer Link
5.
Behne N, Scheich H, Brechmann A. Contralateral White Noise Selectively Changes Right Human Auditory Cortex Activity Caused by a FM-Direction Task. J Neurophysiol. 2005 Jan;93(1):414-23. DOI: 10.1152/jn.00568.2004 Externer Link
6.
Angenstein N, Brechmann A. Left auditory cortex is involved in pairwise comparisons of the direction of frequency modulated tones. Front Neurosci. 2013 Jul 9;7:115. DOI: 10.3389/fnins.2013.00115 Externer Link