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Welche Bedarfe äußern Hausärzt:innen hinsichtlich der Versorgung von Patient:innen mit chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen? Eine qualitative Bedarfsanalyse im Projekt GESCO
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Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
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Hintergrund: Die Versorgung von Menschen mit chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen unter Opiattherapie führt häufig zu Frustration bei Betroffenen und Behandelnden. Das BMG-geförderte Projekt GESCO widmet sich der Entwicklung und Pilotierung einer geschlechtssensiblen, primärmedizinischen Versorgung dieser Patient:innengruppe. In der ersten Projektphase erfolgt entsprechend des MRC-Frameworks zur Entwicklung komplexer Interventionen eine Bedarfsanalyse unter den Stakeholdern. Dieser Beitrag widmet sich den Hausärzt:innen.
Fragestellung: Welche förderlichen und hinderlichen Faktoren sowie Bedarfe äußern Hausärzt:innen hinsichtlich der Versorgung und kontinuierlichen Begleitung von Patient:innen mit chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen unter Opiat-Langzeittherapie? Wie muss eine Intervention ausgestaltet sein, um den identifizierten Bedarfen gerecht zu werden? Welche geschlechtsspezifischen Aspekte können identifiziert werden?
Methoden: Die Bedarfsanalyse erfolgt mittels qualitativer, leidfadengestützter Interviews sowie einer Fokusgruppe mit Hausärzt:innen. Der Leitfaden wurde auf Basis einer offenen Sammlung mit Patient:innen und Hausärzt:innen entwickelt (SPSS–Methode). Die Einzelinterviews nehmen den persönlichen Umgang mit Patient:innen, vorherrschende Geschlechterstereotype und Wünsche bezüglich der Versorgung in den Blick. In der Fokusgruppe werden Interventionsbestandteile und Machbarkeitskriterien diskutiert. Die Auswertung erfolgt mithilfe der Rapid-Methode, um die Ergebnisse direkt in die Interventionsentwicklung einfließen zu lassen.
Ergebnisse: Die qualitativen Daten zeigen einen Fortbildungsbedarf hinsichtlich geschlechtssensibler Versorgung seitens Hausärzt:innen auf. Eigenes stereotypes Verhalten im Rahmen der Behandlung wird von einigen Befragten bewusst reflektiert, andere negieren einen Einfluss. Mehrfach wurde der Wunsch geäußert, an hausärztlichen Fallkonferenzen oder Qualitätszirkeln für die Behandlung chronischer Schmerzpatient:innen teilzunehmen. Teilweise wurde eine Hinzuziehung weiterer Fachrichtungen (etwa Schmerztherapie) vorgeschlagen. Auch wurde Potential für interprofessionelle Zusammenarbeit innerhalb des Praxisteams gesehen.
Diskussion: Regelmäßiger Austausch unter ärztlichen Kolleg:innen (z.B. Fallkonferenzen), passende Fortbildungsangebote (insbesondere zu geschlechtsbezogenen Aspekten) sowie neuorganisierte Zusammenarbeit innerhalb der Praxen könnten hilfreiche Bestandteile der Intervention sein.
Take Home Message für die Praxis: Unter Hausärzt:innen besteht Bedarf für die Entwicklung einer geschlechtssensiblen Intervention, die (nach erfolgreicher Wirksamkeitsevaluation) einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung von Patient:innen mit chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen unter Opiat-Langzeittherapie leisten kann.